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Perfektionismus bei Hobbyisten und Azubis

 
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Redaktion
Redaktion
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Redaktion

 ·  #1
drüben im Thread für
was man als Goldschmied (-Azubi) nicht lernen kann
schmuck-foren/ftopic14323.html


hat Ulrich das hier geschrieben

Zitat geschrieben von Ulrich Wehpke
Notwendige Voraussetzungen für einen Goldschmiede-Lehrling: (unter anderem)
Ehrgeiz, Perfektionismus.


habe die Aufzählung etwas gekürzt - komplette Aufzählung bitte drüben nachlesen. momentan gehts bei meiner Frage nur um Ehrgeiz und Perfektionismus

meine Frage dazu:

Hobbyisten können sich für Schmuckstücke/Aufgaben prinzipiell ewig Zeit lassen und daher kann man da ggf. auch viel Perfektionismus aufbringen und natürlich auch viel Ehrgeiz.
@Hobbyisten: wie empfindet Ihr das? wie läuft das bei Euch so? wird da am Schmuckstück gebastelt, soweit die eigenen Fertigkeiten das erlauben und dann noch drüber hinaus, indem man versucht, etwas Neues zu lernen, was genau dazu passt und dann wird das Schmucksück nochmal überarbeitet oder macht man einen neuen Versuch?


Azubis haben doch nicht unendlich viel Zeit für die Umsetzung der gestellten Aufgaben.

wo zieht man da eine sinnvolle Grenze zwischen ewig weiter optimieren und einfach das jeweils Bestmögliche rausholen? wie läuft das so im Alltag für Azubis bei der Aufgabenumsetzung?

@Goldschmiede
wie war das für Euch während der Ausbildung: gabs Momente, wo Ihr an einem Schmuckstück/einer Aufgabe gern noch weiter gearbeitet hättet, aber Euch fehlten die Fertigkeiten dazu? oder kommt man während der Ausbildung gar nicht erst so weit, weil man noch keine komplizierteren Augaben bewältigen darf? oder bezieht sich das mit dem Perfektionismus auch schon auf alle kleinen Aufgaben?
Freak
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Freak

 ·  #2
Dann hier mal eine Hobbyisten-Antwort:

Am fertigen Schmuckstück nochmal eins draufsetzen - nein, bei mir nicht. Aber im Laufe der Jahre steigen die Anforderungen an mich selbst und ich wage mich an kompliziertere Dinge und lerne so Neues. Immer schön mit Notizen, was dabei nicht so glatt ging, besser/schlauer gewesen wäre. Selten probiere ich erst mit Kupfer oder Messing. Nachdem ich nichts Bestimmtes fertigen muss, kann ich mir erlauben, dass unterwegs manchmal etwas anderes entsteht als ursprünglich am Plan war. Weil zu schwierig oder doch nicht gefällt oder einfach eine neue Idee aufkam. Dann gibt es noch die Variante dass ich eine Technik an sich versuche, z.B. Treiben, Formfolding, und dann daraus erst eine Brosche, einen Anhänger.. mache.

LG Sylvia
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #3
Zitat
dass ich eine Technik an sich versuche, z.B. Treiben, Formfolding, und dann daraus erst eine Brosche, einen Anhänger.. mache.


So entstehen oft die schönsten Dinge. Und auch Neuheiten. Längst nicht jedes "Überding" wurde geplant. Vielfach stand der (kontrollierte) Zufall Pate.

Ich selbst war immer ein Mittelding zwischen Hobbyist und Profi. Zeit spielte, wenn ich etwas Neues, Interessantes verfolgte, nie auch nur die geringste Rolle. Das hat mir nicht immer nur "schöne" Erfolge eingebracht, aber so ist das mit der Besessenheit: Irgendwann setzt der Verstand aus und statt der Notwendigkeiten geht man seinem Hobby nach. :twisted:
stefanS
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stefanS

 ·  #4
ich denkle mal das bei uns hobbisten erst mal das problem bei dem fehlenden werkzeug und den räumlichkeiten liegt. ich würde mal gerne einen kelch treiben
aber in einer mietwohnung, stundenlag rum hämmern. besser nicht. das selbe problem habe ich mit dem brenner. mietwohnung und einen große campinggasflasche ..... ich weis ich bin ein schisser. aber dafür fackel ich auch nicht meine wohnung ab. ich glaube bei uns hobbisten muss mehr im kopf passieren, alleine um zu einem ergebnis zu kommen, das wir mit unseren begrenzten mitteln hin bekommen. dafür haben wir aber auch in der regel einen vorteil. wie sind nicht " betriebsblind ". wir kommen aus anderen berufen, haben oft einen handwerklichen hintergrund aus einem anderen bereich und können so etwas punkten. ein schreiner oder töpfer wird immer versuchen etwas aus seinem bereich mit in die arbeit einfliessen zu lasssen. ein winzer von der mosel wird zb versuchen den schiefer von seinen weinbergen mit zu verarbeiten. der goldschmied in der regel aber nur " edele " steine.
ich kenne hobbisten, denen können einige goldschmiede das wasser nicht reichen !!!!!!!!!!
http://www.goldleim.de/reliquienkreuz.html
das sind arbeiten von einem hobbisten !!!!!!!!!!!!!!
was mich immer ärgert, ist das es meines wissens keinen wettbewerb gibt wo hobbisten zugelassen sind. der vorteil von hobbisten ist, wir müssen davon nicht leben. wir können uns zeit lassen, uns sitzt kein kunde im nacken und wir können unsere entwürfe gestalten so wie wir wollen , ohne das jemand sagt- ich hätte aber lieber an der stelle ne perle- und man weis genau das sie dort stört.
das ideale, für uns hobbisten, wäre ein alter meister, der einfach eine werkstatt hat in der hobbisten mitarbeiten könnten. - ....meister ich habe da ein problem.... da musste die oder die maschine nehmen - eine art künsterkolonie

gruß
stefan
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #5
tatze-1
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tatze-1

 ·  #6
Künstlerkolonie? :shock: Du hast es geschafft, daß ich sprachlos bin - passiert selten. Das muß ich mir jetzt erst mal auf der Zunge zergehen lassen :roll:
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #7
Hallo Stefan,

aus meiner Sicht fängt das Problem schon viel früher an: Ein Hobbyist versucht seinem Leben einen aktiven, befriedigenden Tätigkeitsbereich zuzufügen. Dieser Ausschnitt allein, ist jedoch nur begrenzt lebensfähig, da ihm, wie Du es bereits deutlich gemacht hast, sehr oft gewisse Grundlagen fehlen.

Damit sind wir beim Thema. Ohne jetzt gleich den alten Epikur zu zitieren, kann man jedoch sagen, dass der Entschluss ein befriedigendes, freudeerfülltes Leben zu führen, besser auf das ganze Leben angewendet werden sollte, statt nur eine isolierte Art von Reparaturfunktion für die falsche und der Not geschuldeten beruflichen Tätigkeit zu sein. Sicherheitsdenken ist beileibe nichts Verwerfliches, aber es bescheidet die persönliche Freiheit, schafft Abhängigkeiten, Unzufriedenheit und begünstigt die Entwicklung von Neurosen.

Mit der Wohnungssituation fängt es an: Statt einen profilneurotischen, egozentrischen Hausmeister zu ertragen, statt die teure Miete einem Vermieter in den Hals zu werfen, sollte man sich (auch wenn es schwer ist) ei eigenes Häuschen mit Garten zulegen, "eigene vier Wände" schaffen.

Zu meinem Leben gehörte immer der handwerkliche Bereich, somit auch eine kleine Werkstatt. Von meiner Art gibt es viele Menschen. Und wenn man gut und erfolgreich seinem Hobby frönt (Vorsicht, es kann sehr leicht zur Besessenheit ausarten! ;) ) dann bleiben die Erfolge nicht aus. Evtl. Erlöse aus der Arbeit werden investiert, die Freizeit ebenfalls, und so wächst das Ganze zwangsläufig.

Bei dem von Dir benannten Beispiel, G. G. war es so. Er kommt meines Wissens aus dem KFZ-Bereich und hat sich seine bewundernswerten Fähigkeiten, zunächst als reines Hobby, selbst erarbeitet, anhand uralter Lehrbücher aus klösterlichen Werkstätten. Heute lebt er von seiner erfolgreichen Arbeit und hat einen eingetragenen Betrieb bei der Handwerkskammer. Seinen Traum hat er realisiert. Bei mir ist die Entwicklung ganz ähnlich verlaufen. Nur dass damals die Zeiten noch ganz anders waren und der Zwang zu Meisterprüfung bestand, dem ich mich die ersten 20 Jahre meiner beruflichen Selbständigkeit erfolgreich entzogen habe. Aber das ist ein anders Thema.

Zusammenfassend möchte ich es so ausdrücken: Ein Hobbyist wird erst dann wirklich Erfolg haben, wenn er sein ganzes Leben, seine ganze Existenz als sein Hobby betrachtet, in das er sich von niemand hineinreden lässt, welches er zwar kooperativ, jedoch eigenverantwortlich und kreativ gestaltet.

Am Ende stehen dann vermutlich ein eigenes Anwesen, ein eigener Betrieb, Selbständigkeit, berufliche Aktivität die ein Leben lang andauert, letztendlich: EIN ZUFRIEDENES LEBEN.

Der eigene Hobbyraum, oder die Bastelecke hinter der Tür, sind in diesem Sinne nur die ersten Schwalben eines beginnenden Frühlings. Zwar hat die grundsätzliche Erkenntnis schon stattgefunden, aber man muss sie noch umsetzen. Träume.
AlexDu
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AlexDu

 ·  #8
Ulrich, wenn ich das richtig verstehe, unterstellst Du, dass der Hobbyist mit seiner Hauptbeschäftigung unzufrieden ist. Aber bei vielen ist das ja nicht so, sondern man will eigentlich nur einen Ausgleich haben. Z.B. ist meine Motivation eigentlich nur die Freude was zu schaffen, was mir oder jemand anderem gefällt. Ein Schmuckstück, ein Bild oder sowas in der Art. Ich strebe nicht danach, dass zu meinem Hauptjob zu machen (und bin wahrscheinlich auch zu alt dazu). Die Leute, wie der Künstler in dem Link, sind sicher die Ausnahme.

Zur Ausgangsfrage. Der Hobbyist hat den Vorteil, dass er den Perfektionsgrad selbst definieren kann. Und Zeit ist natürlich auch mehr da, Wenns zum Geburtstag nicht fertig ist, gibt es immer noch ein schönes Weihnachtsgeschenk ab. Und wenn man mal was als Auftrag macht, muß man sich selber halt einschätzen und auch vorher klären, welche Qualität man einhalten kann.
Ich habe schon manche Aktion abgebrochen oder zurückgestellt, weil ich irgendwann gemerkt habe dass dazu meine Werkzeuge oder mein Können nicht ausreichen um meinem Anspruch zu genügen. Ich kann ja später einen neuen Anlauf nehmen.

Beim Profi wird ein hoher Grad an Perfektion in erster Linie vom Kunden erwartet, was nicht heißen soll, dass er an sich selbst keine hohen Ansprüche stellt.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #9
Zitat
Aber bei vielen ist das ja nicht so, sondern man will eigentlich nur einen Ausgleich haben.


Ausgleich wozu? :)

Das ist es ja was ich meine. Einwirklich zufriedenes und ausgefülltes Leben schreit nicht nach Ausgleich. Wozu denn auch? Ausgleich vom Glück: Sich etwas Unglück gönnen?

Zitat
Z.B. ist meine Motivation eigentlich nur die Freude was zu schaffen, was mir oder jemand anderem gefällt. Ein Schmuckstück, ein Bild oder sowas in der Art. Ich strebe nicht danach, dass zu meinem Hauptjob zu machen (und bin wahrscheinlich auch zu alt dazu).


Im Beruf kannst Du so etwas nicht. Aber möchten tust Du es eigentlich schon, auch als Hauptberuf, aber Du hast resigniert, afgegeben: Zu alt.

Zitat
Die Leute, wie der Künstler in dem Link, sind sicher die Ausnahme.


Der steht jedoch noch recht gut im Saft und ist, verglichen mit uns, noch ein junger Spund. ER hat es jedoch gemacht.

Zitat
Ich habe schon manche Aktion abgebrochen oder zurückgestellt, weil ich irgendwann gemerkt habe dass dazu meine Werkzeuge oder mein Können nicht ausreichen um meinem Anspruch zu genügen. Ich kann ja später einen neuen Anlauf nehmen


ZUm großen Kummer meiner Frau und meinem übrigen Umfeld: Ich noch nie. Das heißt nun nicht etwa, das ich keine Pläne mehr habe, oder nichts vor hätte. Veiel zu viele. Aber eines steht fest: Wenn ich es erst mal angefangen habe, dann gibt es kein Zurück mehr. Ich kann einfach nicht anders.

Zitat
Beim Profi wird ein hoher Grad an Perfektion in erster Linie vom Kunden erwartet, was nicht heißen soll, dass er an sich selbst keine hohen Ansprüche stellt.


Ich nehme an, Du meinst, dass auch der Hobbyist eine gute Arbeit vollbringen will und dies von sich selbst erwartet. Was das angeht, ganz bestimmt sogar. ch kann da mitreden, denn ich bin der Hobbyist in Persona: Mein ganzes Leben lang habe ich immer nur das gemacht, was mir Freude bereitet hat. Ausnahme: 18 Moanate Bunderwehr.

Aber selbst dahabe ich es geschafftt, dass ich im Prinzip mein eigener Herr wurde. Ich habe eine Tanzkapelle ins Leben gerufen und die Band war sehr oft im Offizierskasino engagiert. Dadurch bin ich dann auch Ordonnanz geworden, was den Trinkgeldeinnahmen sehr förderlich war.
Als ich dann nach einer anstrengenden Nacht im Herbst frierend in die Kaserne kam, es war bereits früher Morgen und saukalt, da habe ich mir zuerst den Buderus-Ölofen reparieren müssen, bevor mir wärmer wurde. Als er dann brannte, es warm war und der Spieß den üblichen Stubendurchgang machte, fand er mich schlafend in der Koje, in einem geheizten Raum vor.

Von dieser Sekunde an, war ich Schirmherr aller Ölöfen in der Kaserne, mit Schlüssel zum Heizölbunker. Da im gesamten Block kein einziger Ofen betriebsbereit war, hatte ich reichlich zu tun. Kompaniedienst gab es für mich nicht mehr, statt dessen wurde ich im Lafe der Zeit immer interessanter für die Dieselfahrer unter den Wehrpflichtigen.

Wenn man den unbändigen Drang zu Freiheit, zur Selbstbestimmung hat, dann bietet sich immer irgendwann eine Möglichkeit, ein Weg. Freilich ist so etwas immer mit einem gewissen Risiko und mit viel persönlichem Einsatz verbunden. Aber ich wäre anders nie glücklich geworden.

Der Spieß jedenfalls, hat sich für unsere Zusammenarbeit generös bedankt. Als ich entlassen wurde, hat er mir mit den Worten:" Da du Gauner, mehr kann ich für dich nicht tun", mein Dienstzeugnis überreicht. Dessen Kernsatz lautete:"Der Funker Ulrich Wehpke (ich hab es geschafft, nie zum Gefreiten befördert zu werden) hat in der Zeit von-bis seine Wehrpflicht abgeleistet. Seine Leistungen waren immer ungenügend und sein Verhältnis zu Vorgesetzten stets gespannt."

Ich bin unserem wirklich tollen Spieß nochheute dankbar, denn diese Beurteilung hat mich vor allen Reserveübungen bewahrt und das Thema Bundeswehr war für mich endgültig abgehakt, da ich kaum zu Hause bereits ausgemustert wurde. :)

off topic ende
AlexDu
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AlexDu

 ·  #10
Zitat geschrieben von Ulrich Wehpke
Ausgleich wozu? :)

Das ist es ja was ich meine. Einwirklich zufriedenes und ausgefülltes Leben schreit nicht nach Ausgleich. Wozu denn auch? Ausgleich vom Glück: Sich etwas Unglück gönnen?

Du hast kein Hobby? Bist komplett glücklich in Deinem Job? Wow.

Zitat

Im Beruf kannst Du so etwas nicht. Aber möchten tust Du es eigentlich schon, auch als Hauptberuf, aber Du hast resigniert, afgegeben: Zu alt.

Jetzt, bist Du aber auf dem Holzweg. Ich hab eigentlich immer das gemacht, was ich gern wollte und auch erreicht. Und das waren im Laufe der Zeit ne Menge Sachen.
Aber ich möchte wirklich kein hauptberuflicher Goldschmied werden. Ist vielleicht für jemanden, der seinen Beruf so gut macht wie Du, schwer vorstellbar.
Es gibt aber auch Goldschmiede mit "artfremden" Hobbies, ich glaube die machen Ihren Beruf trotzdem ganz gern.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #11
Ich habe es immer bereichernd empfunden unterschiedliche Freundeskreise zu pflegen und abwechslungsreich meine Arbeiten und Hobbys zu wählen.
Gestern habe ich mich z.B. mit zwei Ölgemälden und deren Patina beschäftigt nachdem ich auf dem Schiesstand beim Großkaliberschiessen war und etwas geübt hatte.

Das macht den Kopf frei und erweitert den Horizont.

Muss ja nicht jeder so mögen. :roll:
AlexDu
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AlexDu

 ·  #12
Genauso meinte ich das.

[offtopic on]
Ich beschäftige mich auch gerade mit einem Gemälde. Ist zum größten Teil noch weiss. Aber in 100 Jahren kann dann ein Goldschmied auch die Patina bewunden ;-).

Großkaliber? Sind das Kanonen? :D
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #13
stefanS
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stefanS

 ·  #14
hallo ulrich,
du hast recht, ein hobbist muss voll in seinem hobby aufgehen, damit er davon leben kann.
aber , mal ne frage, was macht er bis dahin. bis dahin ist es eine brotlose kunst und er sitzt unter der brücke. bei malern, musikern ok ich denke mal das arbeitsmaterial ist noch erschwinglich. bei goldschmieden sollte er doch wenigstens einen beruf haben der ihn ernährt und von dem er sein silber / gold und steine bezahlen kann. ich kann mich nicht in die fußgängerzone setzten mit einem klapptisch und dann dort Ringe sägen und löten, mit dem hut auf den gehsteig. ich muss eine balance finden zwischen brot verdienen und kreativ sein. ausserdem weis der hobbist auch wo seine grenzen sind.
ich hätte nie einen kreativen beruf ergreifen können, denn kreativ sein auf komando, halte ich für eine der schwersten sachen die es gibt.
ich bin spontan und genauso ist es mit meiner kreativität. wochenlang nichts und dann ärgere ich mich, das der tag nur 24 stunden hat.
ich arbeite seit 30 jahren nun in meinem eigentlichen beruf und das in der forschung und das mit spass. aber zeig mir mal einen arbeiter, handwerker oder angestellten, der nach 30 jahren noch pfeifend, sich auf die brust trommelnt - heute steigern wir das bruttosozialprodukt – singend zur arbeit geht. Es ist schon verdammt lange her das ich so einen kollegen gesehen habe ( schnell kamen die männer mit der habmichliebjacke, die die knöpfe hinten hat )
der arbeitsalltag ist verdammt hart geworden und er wird immer härte. ( oder ich älter ) die arbeit die ich vor 10 jahren noch locker geschafft habe, da fange ich heute schon an zu krebsen. Morgens um 4.30 aufstehen, 5.30 aus dem haus damit man um 6 uhr anfangen kann. Um 16 uhr dann aus der firma und dann liegt da noch der haushalt mit all seinen freuden ( einkaufen, putzen waschen kochen usw ) vor mir. Irgendwann , meine ich , hättest du mal was von deiner besseren hälfte erzählt /geschrieben, also hast du da eine partnerin die dir vielleicht einen gewissen teil der hausarbeit abnimmt, oder mit im geschäft hilft. Sie hält dir den rücken frei, damit du kreativ sein kannst und die arbeiten machen kannst , an denen du so viel spass hast ( bedank dich mal dafür ). So gegen 18 uhr ist dann auch mein tagwerk geschafft. Dann kann könnte ich ganz plötzlich spontan kreativ sein. Könnte, aber in der regel bin ich danach fertig mit gott und der welt und einfach nur noch müde und will meine ruhe haben.
Aber ich kann sicher sein, am 1. Jedes monats habe ich mein gehalt auf dem konto. Ich kann meine krankenkasse bezahlen und mein essen. Es bleibt genügend geld übrig, um auf die inhorgenta zu fahren und dort steine zu kaufen, die ich irgendwann mal ( wohl im rentenalter ) verarbeiten möchte. Ich kann mir den luxus leisten, spontan nach london , genf oder prag zu fliegen um dort eine schmuckausstellung zu besuchen. Alles dinge die ich mir mit sicherheit nicht leisten könnte wenn ich mich als hobbist selbständig machen würde. Wie viele goldschmiede gehen pleite oder melden insolvenz an. Steinfröilein schickt uns ja netterweise die anschriften . das sind gelernt goldschmiede, mit sicherheit auch meister darunter.
du meinst echt, die schmuckwelt hat auf mich ( bzw andere hobbisten ) gewartet. Ich befürchte eher nicht. 95 % der hobbisten würde ich, wenn sie ihr hobby als beruf ausüben gleich zum sozialamt schicken ( ich rechne mich dazu ) 4,99% würde ihr brot verdienen, wären aber noch nicht versichert, und der rest der kann so langsam mal an eine familie denken ( wenn die frau weiter arbeiten geht )
an andere leute geld kommen war schon immer schwer und es wird mit sicherheit auf legalem wege nicht leichter werden.

Freue dich doch lieber über uns hobbisten, ulrich. Wir sehen wie viel arbeit in einem stück steckt, erkennen ( vielleicht ) die feinheiten und das beste ist: durch unsere nebentätigkeit ( beruf ) können wir es uns leisten bei goldschmieden ab und zu ein stück zu kaufen

so nun ist meine mittagspause um

gruß
stefan
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #15
Hallo Stefan,

was Du schreibst, erinnert mich in vielen Bereichen an meine Vergangenheit. Die Probleme sind wohl überall die Gleichen. Dass ich mich damals selbständig gemacht habe lag vor allem daran, dass ich keine Bevormundung ertragen habe. Dazu kam eine morgendliche "Aufstehlähmung", die dafür gesorgt hat, dass ich morgens eigentlich immer zu spät erschien. Auch das ist mir auf den Senkel gegangen. Als Industriearbeiter hätte ich auf der ganzen Linie versagt.

Und als ich dann den großen Duftz der wunderbaren Freiheit als Selbständiger eingesogen hatte, machte es mir auf einmal gar nichts mehr aus, jeden Tag 15 Stunden zu werkeln. Mein Einkommen war mehr als erbärmlich aber andererseits habe ich noch nie aufgegeben. Die Blamage meine Initiative abzubrechen, hätte ich nicht ertragen. Beim Finanzamt hat mir mal einer der Beamten mit einem mitleidigen Blick folgende Frage gestellt: Warum machen sie das überhaupt, davon kann doch keiner leben? Ich hab ihm gesagt, dass ich meine Tätigkeit liebe, außerdem auch hoffe, dass es besser wird. Er hat mich ganz komisch angesehen. Das war ein älterer Mann, so etwa kurz vor der Rente.

Irgendwie ging es immer weiter. Ich hab damals alles mögliche gemacht um am Leben zu bleiben. Fußgängerzone, ich hatte auch schon eine Würstchenbude auf dem Flohmarkt, ich hab Schrott gesammelt und Autos repariert. Aber ich bin immer selbständig geblieben.

Wenn Du willst, bezeichne es als meinen ganz eigenen Wahnsinn. Aber nun, nach so vielen Jahren, habe ich immer noch das gleiche Feuer in mir, wie damals, am ersten Tag, als ich Und ich weiß ganz genau, dass dies der richtige Weg für mich war. Ich hab zwar auch manchmal ordentlich Mist gebaut, hab falsche Entscheidungen getroffen, was weiß ich alles. Aber ich konnte mich darüber nur bei mir selbst beklagen und bei niemand sonst hätte ich das gewollt.

Du hast recht, man muss damit früh genug anfangen. Ich gehe sogar noch weiter: Man muss dafür geboren sein.
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