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Perfektionismus bei Hobbyisten und Azubis

 
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Safirus
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Safirus

 ·  #16
Hallo Ulrich, ein Hobby als Ausgleich muß nicht unbedingt sein, weil der eigentliche Beruf keinen Spaß macht. Ich war mit Leib und Seele Lehrer, habe aber selten Ergebnisse meiner Arbeit gesehen( Schüler gehen ab, jedes Jahr andere Kurse etc.)
Mein Hobby hat mir ERGEBNISSE meiner Tätigkeit gezeigt genau wie mein anderes Hobby, die Holzbildhauerei. Hier Versuche ich auch, das Beste zu machen was ich kann. Meinen gegossenen Ring habe ich dreimal wieder eingeschmolzen bis ich ihn für mich gut befunden habe. Das kann nur ein Hobbyist, die Profis hätten schon beim ersten mal Erfolg gehabt. Natürlich streben wir nach Perfektionismus und lassen uns dabei Zeit. Aber, seit ich selber mit Gold und Silber arbeite, weiß ich erst die Arbeiten der Profis zu schätzen.
Gruß Wolfgang
capcuadrate
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capcuadrate

 ·  #17
selbst der Mensch, der glücklich ist im Beruf hat irgendwann mal Feierabend. Jeder Beruf, jede Familie hat ihre Routinen und ein schönes Hobby ist dazu eine gute Ergänzung.

Perfekt ? Gibt es das ? Mein Können hat Grenzen und in denen soll dann etwas auch mal fertig werden. Das werde ich dann auch nicht mehr schlimmverbessern und mich ärgern. Beim nächsten Mal darf es dann aber schon etwas besser werden.

Vieles erlernt sich durch Wiederholung und Übung. Da fehlt es mir dann oft an der nötigen Zeit. Und manches Mal verliert sich dann eine Fertigkeit, die ich eigentlich glaubte drauf zu haben.

Hobby = Spaß haben und dabei soll es bleiben.

Gruß
Cap

Nicht genug, nicht das richtige oder schlechtes Werkzeug sicher ein Thema, zu dem viele etwas schreiben könnten.
Silberschweif
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Silberschweif

 ·  #18
Perfektion, Besessenheit und der Wille zum Wahnsinn stehen bei mir ganz Oben auf der Liste. Ich stecke in jedes Stück mein gesamtes Herzblut vor allem wenn ich neue Dinge probiere. Es gibt aber immer mal solche und solche Tage. An einem Tag an dem ich merke heute klappt es nicht mal einen Barren vernünftig zu gießen lasse ich die Arbeit ruhen und arbeite dafür am nächtest Tag bis tief in die Nacht hinein. Dazu kommt ein ungeheurer Wissensdurst zumal man ja ohne die schulende Meisterhand lernt.
Meine Besessenheit erkennt man schon daran, das ich vor etwa 3 Jahren meinen ersten Ring aus Kupfer gelötet habe und jetzt die ersten selbst feuerverschweißten Mokume Ring am Finger trage.
Perfektion ja aber ein fertiges Stück und hat es auch seinen unperfekten Charme sollte man so belassen sonst macht man in den meisten Fällen mehr kaputt.
Wie oft habe ich es schon gehabt das ich dachte oh der Glanzrand dürfte noch ein klitzekleines Stückchen nachgeschnitten werden und dann gings ganz in die Hose...
Aber wie heißt es so schön Versuch macht kluch
Meinen shop habe ich um das alles zu finanzieren. Um Maschinen anzuschaffen Material zu kaufen usw.
Leben könnte ich davon Momentan aber auf keinen Fall. Das liegt aber warscheinlich auch daran, das ich kaum mit Gold arbeite und die Gewinnspanne dadurch sehr klein ist für Material.

Für mich ist es eine Art Leidenschaft von der ich gern auch leben würde. Vorerst geht es mir da aber wohl eher wie Ulrich früher*g* Vielen Dank übrigens das hat mir großen Mut gemacht :)
Aber aufgeben ist eh keine Option für mich auch wenn ich nach langer Krankheit nun bald wieder in meinem alten Beruf arbeiten darf.
lg
chris
Ziselierhammer
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Ziselierhammer

 ·  #19
@ silberschweif:
und was ist Dein "alter" Beruf?
capcuadrate
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capcuadrate

 ·  #20
ich störe mich immer an dem Begriff Perfekt, weil es diesen Zustand eigentlich nicht gibt. Damit ist bei einem Anspruch diese zu erreichen eigentlich schon Frust programmiert.

Excellente Qualität ist relativ und entspricht eher der Realität.

Hier werden immer wieder excellente Stücke gezeigt. Kritisieren kann man immer alles, denn dank der super Fotos kann man sich das in einer Detailliertheit ansehen, die selbst mit Brille sonst niemand am Objekt wahrnehmen kann.

Viel Spaß beim Werkeln

Cap
Silberschweif
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Silberschweif

 ·  #21
@ Zisellierhammer ich bin gelernter Feinwerkmechaniker ich habe aber sowohl in Indusrie als auch Handwerk gearbeitet Als Programmierer für Laseranlagen ebenso wie als Zerspanungsmechaniker.
Also großfeld Maschinen und Anlagenbau
Edelstein
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Edelstein

 ·  #22
Perfektionismus kann ich gar nicht leiden als Hobbymensch. Da ist mir die Idee und deren Umsetzung wichtiger. Natürlich versuche ich auch handwerklich das Optimum zu erzielen, aber da fehlen schon noch einige Dinge, die man nur kann, wenn man den Beruf richtig gelernt hat - oder unheimlich viel Zeit investiert, die mir aber meistens fehlt. Dafür kommen so manche Zufallsprodukte heraus, über die sich mancher Profi wundert (leider meist nicht reproduzierbar).
Silberschweif
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Silberschweif

 ·  #23
hmm ich denke das ist normal. Ich habe in den seltensten Fällen einen wirklichen Plan oder sogar eine Zeichnung nach der ich arbeite. Die schönsten Dinge entstehen wenn man der Kreativität ihren freien Fluss lässt und viele tolle Ideen kommen ja meist eh erst wenn das Stück schon halb fertig ist geht mir zumindest so.
Perfektionismus kann man ja auch im rahmen seiner Möglichkeiten haben. Ich sehe ein stück als perfekt an wenn es im rahmen meiner Möglichkeiten sowohl handwerklich als auch kreativ perfekt ist.
Ein Stück bekommt ja auch dadurch erst seine seele indem die Aufmerksamkeit und die Leidenschaft des Machers darin einfließen ob jetzt alles zu 100 grade ist oder nicht empfinde ich diese stücke als perfekt.
Wenn du das Stück ansiehst und es ein Lächeln auf deine Lippen zaubert ist es für mich perfekt.
Schmuck aus der Industriellen Fertigung ist oft sehr schön aber hat selten eine Seele je nachdem halt wie sehr der macher sich damit beschäftigt hat.
Vieleicht auch deshalb sind die Leute eher bereit für Schmuck mit Seele mehr Geld auf den Tisch zu legen.
lg
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #24
Perfektionismus, ein Problem für den Einen, eine Herausforderung für den Anderen und für nicht Wenige das Salz in der Suppe, Anspruch an sich selbst. Philip Rosenthal hat einmal formuliert: "Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein." Und Leonardo da vinci schreibt man folgende Äußerung zu, die in die gleiche Richtung zielt:" Ein jämmerlicher Wicht ist der jenige Lehrling, der nicht besser wird als sein Meister".

Ohne den Drang zur Verbesserung, zum Licht, säße die Menschheit vermutlich noch heute auf den Bäumen. Leider ist das einstmals sehr hohe Niveau, mit der Machtergreifung des Christentums gründlich ruiniert worden, doch spätestens mit der Wiederentdeckong der Gedichte von Lukrez durch Poggio, und durch das Wirken der Ital. Humanisten hat sich die Entwicklung umgekehrt und schließlich zur Rainessance geführt.

Voraussetzung für die explosive Entwicklung auf fast allen Gebieten war die Erkenntnis, dass die Menschheit in alter Zeit großartige Dinge vollbracht hatte, dass Geist und Kunst, Handwerl und Philosophie früher einmal viel weiter etwickelt waren. Und genau dort wollte man wieder hin.

Möglich wurde dies durch Freiheit im Geiste, Perfektionierung der Kunst und der handwerklichen Fähigkeiten.

Sicher, es ist nicht jedermanns Sache so lange mit sich selbst zu kämpfen, so lange in Details zu wühlen, zu forschen, zu verbessern, so lange Selbstkritik zu üben bis wieder einmal ein kleiner Fortschritt erielt werden kann, aber es ist auch jedes Mal ein Sieg. Auch ein Sieg über sich selbst.

Der Sinn des Lebens liegt nun mal bei jedem an anderer Stelle. Allerdings sollte ein überzeugter Epikuräer darauf achten, dass das Leben Spaß macht, egal, ob man nun Fünfe grade sein lässt, oder als dies oder das zur Welt gekommen ist. :)
AlexDu
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AlexDu

 ·  #25
Nachdem Ullrich hier zum philosophischen Rundumschlag ausgeholt hat, meine Gegenthese ;-)

Die Menschheit ist von den Bäumen gekommen, weil sie im Prinzip faul ist. Das reicht von der Erfindung des Rades, damit man nicht so schwer tragen muss. Und geht bis zum heutigen Tag. Habe gerade gehört, dass es mittlerweile Rennräder mit Elektromotor gibt (Messe Eurobike).

Das gilt natürlich nicht unbedingt für Künstler, und somit auch Goldschmiede, die ja etwas schaffen, was nicht nützlich sein muss.
Mal mit Perfektionismus (mir fällt da z.B. Michelangelo ein, oder die Goldschmiedearbeiten vergangener Epochen z.B. im grünen Gewölbe in Dresden) oder mal mit, teilweise merkwürdigen, Ideen (dazu fällt mir die schmutzige Badewanne oder ein Müllhaufen in einer Ausstellung ein).

Ich selber strebe wohl nicht unbedingt nach Perfektionismus, im Job zählt sowieso "Time is Money". Im Hobby zählt dann das, manchmal etwas zufällige, Ergebnis. Ansonsten wirds eingeschmolzen, was ja auch Spaß macht ;-)
capcuadrate
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capcuadrate

 ·  #26
Hallo Iher Philosophen,

Ich definiere Perfekt als einen eigentlich nicht erreichbaren Zustand, deshalb bin ich eher für den Begriff excellent.

Wie Ulrich schon anmerkte ist der Antrieb sein Werk kritisch zu betrachten und nach Verbesserung zu streben immer der Motor des Fortschritts. Und wenn ich etwas erfinde, das es mir erlaubt besser zu werden, ist das dann Faulheit ?

Schwierig wird es, wenn Unzufriedenheit über das eigene Wirken zu Frust führt oder aufgegeben wird.

In diesem Sinne

Gruß
Cap

PS ich facettiere fleissig weiter
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #27
Eigentlich gut, dass jeder dieses Thema durch "seine" Brille sieht, so gibt es genug Möglichkeiten für Alle.

@ AlexDu: Schon recht, time is money. Aber: Dieses Zitat wischt den Begriff der Qualität vollkommen unter den Tisch. Es ist ja nicht etwa so, dass Unternehmer ihren Mitarbeitern die dargebotene Zeit bezahlen (auch wenn die Mitarbeiter dies vielleicht gern so hätten ;) ), sondern es muss eine Leistung erbracht werden, damit eine Bezahlung überhaupt erfolgen kann.

Leistung gliedert sich aber in Menge, Qualität, Schönheit, Geschwindigkeit und was weiß ich alles noch. Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Ein Mitarbeiter, der eine perfekte Leistung in einen Betrieb einbringt, kann von diesem erheblich besser bezahlt werden, als sein Kollege, der lediglich seine Zeit verkaufen will. Letzterer dürfte nur ein kurzes Gastspiel geben. Zu dieser Sorte wirst Du kaum gehören, auch wenn Du Dir hier den Anschein gibst und mit e-Bikes flirtest! Und wenn Du einmal ganz vorsintflutlich einen Fingerhut benutzen solltest, vrgiss nicht, dass diese Werkzeuge von Goldschmieden geschaffen wurden und über jJahrtausende die Voraussetzung zur Herstellung von Bekleidung waren. Und auch die alten Kreuzritter konnten sich dank der praktischen, die Treue ihrer Auserwählten garantierenden Gürtel beruhigt ins Heilige Land begeben. Und Du sagst, dass die Erzeugnisse der Goldschmiede nicht nützlich sind! :twisted:

@capcuadrate: Dir pflichte ich unumwunden bei: Perfekt ist ein unerreichbares Ideal. Aber eines Tages ....!!!!

Auf jeden Fall reizt es mich immer wieder, mich diesem Ideal zu nähern, oder es wenigstens zu versuchen, oder es mir auch nur einzubilden
:bounce:
capcuadrate
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capcuadrate

 ·  #28
@ Ulrich,

gut, daß es immer Vorbilder gibt, so kann ich meine eigene Leistung beurteilen und sehen, was geht.

Beim Facetieren gibt es Bücher mit dem Thema Money Cut. Also Schliffe, die schnell gehen und sich gut verkaufen. Womit wir bei Alex wären. Einen sauberen Schliff wird der Käufer wollen und soll er auch kriegen halt nicht den superkomplizierten Wettbewerbsschliff.

Das ist doch eine weitere Herausforderung für die Profis, schöne Produkte, die ins Budget der Kunden passen.

Wurde doch neulich deutlich in dem Thread zu Sachas Ringentwurf, wo ein Kunde das Budget hatte, der andere aber Interesse hatte bei einem anderen Budget. ( bitte den ausgearteten Teil hierzu vergessen und nicht aufwärmen).

Ich lese übrigens immer gerne mit, wenn hier kreativ diskutiert wird.

Gruß
Cap
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #29
Die Bandbreite der möglichen Variationen eines Schmuckstückes ist schier unendlich. Beinahe genauso vielfältig stellen sich die Möglichkeiten zur Umsetzung einer diesbezüglichen Idee, oder einer Anforderung dar. Dabei haben wir die Probleme der Technik noch nicht einmal mit einbezogen. Also selbst für anpruchsvolle Geister, ein unerschöpfliches Betätigungsfeld.

Nicht zufällig sind viele unsterbliche Namen der Meschheitsgeschichte eng mit dem Goldschmiedeberuf verbunden. Um nur drei von ihnen zu nennen: Carl Fabergé, Albrecht Dürer, und natürlich auch der große Leonardo da vinci, der das Goldschmiedehandwerk in Florenz erlernte und es bis zum Meister brachte.

Anders als Fabergé, der für die damalige Zeit geradezu Unglaubilches schuf und dabei ein Höchstmaß an Technik einsetzte, haben sowohl Dürer, als auch Da Vinci ihre erlernten Berufe lediglich als Sprungbrett für ihre späteren Tätigkeiten betrachtet.

Während sich Dürer dem gaphischen Gewerbe als Kupferstecher zuwendete, hat Da Vinci die ganze Bandbreite der im Goldschmiedeberuf enthaltenen Bestandteile genutzt und sie mit der ihm eigenen Neugier, seinem Scharfsinn seiner Beobachtungsgabe und hohem technischen Verständnis kombiniert.

Es gibt viele gute Gründe unseren Beruf zu lieben!
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