Schmuck-Themen allgemein
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the original beadmakers in Kiffa

 
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #16
Wo es sich jetzt befindet - Forum für Schmuckthemen allgemein - ist doch ok?

Die 3 Jatimperlen wurden ja tatsächlich zwecks Bewertung in das Bewertungforum eingestellt.

@ Steinfroilein: ich würde keinesfalls sagen Modeschmuck, sondern es als Ethnoschmuck bezeichnen.
KIFFA
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KIFFA

 ·  #17
Zitat geschrieben von Silberfrau
Das zeigt auch, wie man es in der Hand rollen kann.

Die modernen, in der Doku hergestellten wirken dagegen gersdezu primitiv. Die alten scheinen mit großer Sorgfalt hergestellt worden zu sein, auch die Formen sind äußerst gleichmäßig ausgerollt. Die neuen wirken auf mich wie Kinderkram.



Hallo "Frau",
schön, dass Dich diese alte und zu großen Teilen verloren gegangene Glasperlentechnik - weltweit einzigartig in dieser Form!! - interessiert. Darüber hinaus hast Du einiges richtig verstanden und das ist gar nicht so einfach. Ich recherchiere dieses Gebiet nun seit 1992 - mit sieben Reisen ins Land - und blicke immer noch nicht zu 100% durch. Das ist im Übrigen der wesesentliche Grund, warum ich mit meinem Buch zum Thema nicht "zu Potte" komme.

Sollte sich in diesem Forum ein ausgefuchster Emallieur befinden, bitte ich um Nachricht - der könnte evt. helfen eine Frage zu beantworten, die der Welt der antiken Glasperlen ansonsten verloren gehen könnte. Ich jedenfalls konnte sie bis heute nicht beantworten - FRUSTRIERENDER ALS FRUSTRIEREND!

Nein - auch im Land selbst habe ich bisher keine Antworten gefunden und das trotz offizieller Aufnahme in die Stammesgruppe der "Ehel Sidi Mahmoud" - jener "Leute" von denen Raymond Mauny - bekannter Professor an der Sorbonne - nach eigenen Recherchen in den 1940-er Jahren behauptete, sie seien die ursprünglichen Erfinder dieser Technik (und der entsprechenden Perlen).

Wenn es hier tatsächlich einen (am besten sehr erfahrenen) "Goldschmied" geben sollte, der sich im weiten Gebiet von Emaille SEHR GUT auskennt, bitte ich DRINGEND um Kontaktaufnahme! Ich muß allerdings sagen, dass nicht nur keine Uni bisher helfen konnte, sondern auch 2 angeschriebenen Emaillieure konnten bisher nicht weiter helfen!

Nein - die Zeichnungen sind nicht von mir (ich wünschte es wäre so). 2012, glaube ich (steht neben der Signatur "SERGIO") besuchte ich mit diesem Maler und Zeichner Mauretanien. Alle Zeichnungen (und ca. 200 weitere) sind von ihm!

In einem Punkt, Steinfräulein, hast Du jedoch etwas falsch verstanden, die Herstellungstechnik betreffend. Auch wenn es so ausehen mag - in der Hand gerollt wird nichts und die Herstellungstechnik insgesamt ist auch in keiner Weise mit "Metal Clay" vergleichbar! Da ich nun aber unsicher bin ob und wo ich das posten kann - wenn überhaupt - lasse ich eine Richtigstellung erst einmal weg und verweise auf den vor Tagen eingestellten Bericht im Parallelforum (ORNAMENT MAGAZIN, 2013).

Keine Ahnung ob neuer Schmuck aus Mauretanien - diese Frage kam von einer anderen Posterin - aus Alpaca hergestellt wird. Das mag sein oder auch nicht - ich habe mich nie für deren neue Produktion interessiert, auch weil sie so viel simpler und....ja, eigentlich auch relativ hässlich ist, im Gegensatz zu den Meisterwerken (in Silber) vergangener Tage - also vor 1950. Spätestens seit der grossen Dürre in den 1970-er Jahren ist in Mauretanien "alles vorbei", die vorher grandiose Schmuckkultur betreffend. Das ist auch der Grund, warum "Kiffa Beads" überhaupt in die Hände von Sammlern gefallen ist. Bisher blieb unerwähnt, das diese Perlen AUSSCHLIESSLICH zum Schmücken des eigenen Körpers (Haare) hergestellt wurden UND NICHT UND NIEMALS ZUM VERKAUF. Gerade das ist ein wesentlicher Grund meines ursprünglichen Interesses gewesen, neben der unfassbaren und bisher nicht genau verstandenen Herstellungstechnik.

Ich würde gerne ein paar dieser alten Beads posten, wenn mir gesagt wird, wo das sein könnte und ob es gewünscht ist in diesem Forum!
Das würde dann auch vielleicht die "angesprochenen" Schmuckdesigner/Goldschmiede überzeugen, etwas in Verbindung mit Gold mit diesen unglaublichen "Perlen" zu fertigen!

j
KIFFA
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KIFFA

 ·  #18
Zitat geschrieben von Silberfrau
@ Steinfroilein: ich würde keinesfalls sagen Modeschmuck, sondern es als Ethnoschmuck bezeichnen.



Es wird tatsächlich unter "ETHNO-SCHMUCK" eingeordnet von den wenigen Museen, die Stücke in ihrem Besitz haben. Auch das "CORNING" in NYC benennt die Spezimen so!

BEIDES IST JEDOCH EINDEUTIG UNRICHTIG (Modeschmuck kommt ja in keiner Weise in Betracht, es sei denn "Steinfroilein" meint die neuen, seit ca. 1990 (übrigens auch in Kiffa) hergestellte Variante, die in ABSOLUT KEINER WEISE vergleichbar ist mit den alten Stücken (und das, obwohl die grundsätzliche Herstellungsweise identisch ist).

Begründung:
Wie bereits kurz gesagt - diese Perlen wurden in tagelanger Klein-, und Fleißarbeit gefertigt. Für die besten Stücke wurden 3-6 Tage benötigt, wie ich durch Interviews mit alten Frauen im Raum Kiffa erfahren habe. Mauretanien, speziell auch der Süden des Landes, war quasi "unbesuchbar" vor 1950 und vor 1900 bestand eine gute Chance sein Leben zu verlieren (wie auch seit 2010 wieder > Al KAIDA) - aufgrund marodierender Gruppen. Für Nichtmuslims war ein Besuch oder eine Durchreise lebensgefährlich. Nachzulesen bei Heinrich Barth (1850) und anderen frühen Afrikareisenden, die isch selbst als Muslim verkleidet und Arabisch sprechend ihres Lebens nie siher sein konnten!

Ergo: Es gab keinen Markt für lokal hergestellte Produkte!

Aber all das ist nicht der eigentlich Grund! Diese Perlen sind keine gewöhnlichen Glasperlen, kein Schmuck - von Modeschmuck ganz abgesehen. Sie sind eine Ode an Gott, sie flehen um Hilfe und Beistand gegen die Unwägbarkeiten des Lebens in der Wüste. Dabei will ich es belassen - das Thema ist viel-viel-viel umfangreicher!

Wäre in den 1970-er Jahren nicht eine Dürre über das Land hereingebrochen, die nur als hier kaum beachtete SUPER-Katastrophe bezeichnet werden kann - NIEMALS!!! hätten die Frauen aus dem Süden - also die Herstellerinnen UND Trägerinnen von "KB", diese sehr intimen und religiösen "Perlen" aufgegeben und verkauft. Ein Akt des schieren Überlebens! Auch das eine lange, eine traurige und doch sehr interessante Geschichte, die hier zu weit führen würde!

j
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #19
Ja, bitte poste hier direkt Bildbeispiele aus deinem Besitz.

Als Emailkoryphäe kann ich dir Edmund Massow empfehlen, der mich gecoacht hat. http://www.emailkunst.de/ Ein sehr netter Ruheständler der sich gerne Zeit nimmt.

Und dann bitte ich dich auch um aufmerksames Lesen der Posts anderer, es ist nicht von Matalclay sondern von Glasclay die Rede, und AUCH zu Metalclay gibt es die grundsätzliche Parallele, dass bein Sinterprozess sich das Material verbindet ohne zu schmelzen.

Das Rollen in der Hand wirkt auf den Zeichnungen eben so. und ist auch technisch gut vorstellbar.

Der Grund für die Qualitätsverschlechterung der aktuellen Beads liegt wohl an der Ungeduld und Bequemlichkeit der heutigen Produzentinnen, Time is Money
KIFFA
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KIFFA

 ·  #20
Zitat geschrieben von Silberfrau
Die zermahlen wohl einfarbige Perlen aus Industrieller Produktion. Anscheinend eher zu bekommen als Glasbrocken und wohl leichter zu zerkleinern, wenn die schon ein Loch haben.



Das stimmt - hauptsächlich wurden alte Glasperlen aus Gablonz zur Herstellung des nötigen, sehr feinen (Emaille?) Glaspulvers benutzt. Das diese bereits Perllöcher hatten, war dabei jedoch unerheblich. Der Hammer ist auch in der Sahara - neben vielem anderen erstaunlich "feinen" Gold-, bzw. Silberschmiedeutensilien und Werkzeugen (der "Mallem", der Silberschmiedin der Sahara wurde seit alters her gefürchtet, aber auch GE-achtet und gleichzeitig VER-achtet. Dieser scheinbare Widerspruch kann erklärt werden und macht Sinn) - ein wichtiges Werkzeug des "Schmieds" (der er auch war - der "Mallem" stellt nicht nur Schmuck, sondern auch Werkzeuge des täglichen Bedarfs her - auch aus Holz und anderen Materialien).

Perlen wurden "schon immer" durch die Sahara transportiert - bereits im Mittelalter - und waren daher leicht verfügbar. Glasbrocken waren hingegen unbekannt. Die Perlen aus Gablonz waren auch deshalb wichtig, weil sich die Herstellerinnen immer auf den gleichen Farbton verlassen konnten, was EXTREM wichtig war für die Künstlerinnen, wie ´sie eigentlich genannt werden sollten (KEINE/R der an anderer Stelle mit ihren Weltklasse-Perlen gezeigten modernen Glasperlen-Künstler ist in der Lage "Kiffa Beads" in alter Qualität nach zu machen. Das haben wiederholte Versuche ergeben).

Neben Massenperlen aus Gablonz (als Rohmaterial) wurde jeder echten Kiffa auch ein kleines bißchen Glaspulver von antiken, sehr geschätzten, sehr teuren und sehr "religiösen" Glasperlen (Typ: MORFIA) beigegeben. Dieser Perlentyp wurde um 800 AD in Fustat (heute Kairo) gefertigt und u.a. vom "HADJ" nach Mekka mit zurück gebracht in die Sahara.

j
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #21
Whow, geht's hier ab, klasse!

Mit "Modeschmuck" meinte ich hier, ob es besser hier ins allgemeine Schmuckforum paßt oder ins Unterforum Modeschmuck (da es ja eigentlich eine Glas-Herstellung ist). Modeschmuck heißt nicht immer billig.

Im Herstellungs(Link) steht ja "modern", aber ich fand die Bilderdoku trotzdem recht spannend. Die, die noch nie gesehen haben, wie sowas funktioniert, können sich anhand 2 Fotos schlecht vorstellen, wie und was. StefanS hat ja auch kaum die Nacht schlafen können, weil er nicht wußte, wie das nun funktioniert. 😉

Ich finde, man sieht von weitem den Unterschied zu den "echten" ursprünglichen Beads und den neu modern/einfach/billig hergestellten.

So, nun möchte ich interessehalber aber trotzdem nachfragen: Ist Ethno-Schmuck Schmuck im Allgemeinen oder ein Trend und daher Oberbegriff Modeschmuck?

Mit Parallelforum weiß ich nicht, was gemeint ist, da müßte man schon einen Link dazu verlinken. Würde andere vielleicht auch interessieren.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #22
Ethnoschmuck ist zunächst KEIN Modeschmuck, sondern Schmuck der traditionell in anderen Teilen der Welt getragen wird und oftmals nicht aus Silber oder Gold besteht, aber auch.
Dagegen gibt es aber Modeschmuck im Ethnostil.
Das sind nach meiner Ansicht 2 unterschiedliche Dinge.
KIFFA
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KIFFA

 ·  #23
Zitat geschrieben von steinfroilein
Ich finde, man sieht von weitem den Unterschied zu den "echten" ursprünglichen Beads und den neu modern/einfach/billig hergestellten.

So, nun möchte ich interessehalber aber trotzdem nachfragen: Ist Ethno-Schmuck Schmuck im Allgemeinen oder ein Trend und daher Oberbegriff Modeschmuck?

Mit Parallelforum weiß ich nicht, was gemeint ist, da müßte man schon einen Link dazu verlinken. Würde andere vielleicht auch interessieren.




Ab Seite 56, glaube ich - bitte blättern!
http://ornamentmagazine.epubxp.com/i/104373

Das Titelbild zeigt "KIFFA BEADS" und seine (noch) antike(re)n Vorgänger und Vorbilder - aus der Levante, hauptsächlich Syrien, ca. 800 AD.

Selbstverständlich lassen sich alte (=authentische) KB spielend leicht von den neuen Beads (ab 1990) unterscheiden. Ich war im Übrigen der Erste, der diese neuen Beads dokumentiert hat und "lectures" gegeben habe zu diesem Thema in Santa Fe, NM, USA.

Diese neuen Beads unterscheiden sich nicht nur äußerlich von ihren Vorgänger. Sie sind auch allein zum Broterwerb produziert (Cooperation Nasser, Kiffa), haben also nichts mehr mit "Religion" zu tun. Sie werden zum Verkauf hergestellt - und genau das unterscheidet sie neben vielen anderen Parametern von ihren Vorgängers. Klar sind die hässlich - und wie. Trotzdem werden sie gekauft! Kosten ja auch nur ein paar Ougiya. während die US-Händler 1000% (tausend) 'draufschlagen!

j
KIFFA
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KIFFA

 ·  #24
Zitat geschrieben von Silberfrau
Ethnoschmuck ist zunächst KEIN Modeschmuck, sondern Schmuck der traditionell in anderen Teilen der Welt getragen wird und oftmals nicht aus Silber oder Gold besteht, aber auch.
Dagegen gibt es aber Modeschmuck im Ethnostil.
Das sind nach meiner Ansicht 2 unterschiedliche Dinge.



Das kann man so fast unterschreiben! Anzufügen ist aus meiner Sicht, dass der entscheidende Punkt nicht ist, dass dieser Schmuck in anderen Teilen der Welt getragen wird. Das ist zwar auch richtig, aber eine Brosche aus dem Schwarzwald von 1940 ist für Amis auch "Ethno-Schmuck".

Die Amis sagen "tribal jewelry" dazu und das, finde ich, trifft den Kern besser. Die verwandten Materialien spielen dabei jedoch keine Rolle - eine Halskette (z.B. aus Marokko) aus Bernstein, Amazonite und Koralle ist ebenfalls "Ethno-Schmuck", respektive "tribal jewelry".

Modeschmuck im Ethnostil, wie Du völlig richtig sagst, Silberfroilein, fällt natürlich NICHT darunter - ist halt nur "Modeschmuck", der "tribal jewelry" imitiert.

Ich habe gerade noch einmal gelesen, was Du zu Silber und Gold sagtest - das hatte ich zuerst mißverstanden. Du hast auch hier völlig recht. Er, der Schmuck kann aus Gold und Silber bestehen, muß aber nicht!

Ethno-Schmuck/Tibal jewelry - das ist vielleicht noch ein Zusatzpunkt, ist oft - speziell wenn teu(r)er - ein "Collectible" und wird weniger - aber natürlich auch - getragen! Ich finde man SOLLTE ihn tragen und nicht nur im Museum oder der eigenen Schmuckkiste verstecken!

j
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #25
Zitat geschrieben von Kiffa
Das kann man so fast unterschreiben! Anzufügen ist aus meiner Sicht, dass der entscheidende Punkt nicht ist, dass dieser Schmuck in anderen Teilen der Welt getragen wird. Das ist zwar auch richtig, aber eine Brosche aus dem Schwarzwald von 1940 ist für Amis auch "Ethno-Schmuck".
Wo liegt das Problem?
Für die Amis ist der Schwarzwald doch tatsächlich ein anderer Teil von der Welt.
Und wie sieht es damit aus: Die Himba sind in den letzten Jahren dazu übergegangen durchaus farbenfrohe Plastikperlen aus Plastikmüll, der nichts kostet, anzufertigen.
Der wird vielleicht so schnell nicht ins Museum finden aber wenigstens wird er getragen.
KIFFA
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KIFFA

 ·  #26
Kein Problem, aber Du sagstest ds Ethno-Schmuck "traditionell in anderen Teilen der Welt getragen" wird. Das bezog sich ja - verdeutlicht durch das Wort "anderen" - offenbar aufs Ausland. Die eigentliche Definition ist aber weniger geografisch zu verstehen, als auf "tribal" im ethnologischen Sinne.

Der hobbymäßig Schmuckinteressierte denkt wohl bei Ethno-Schmuck" - da gebe ich Dir recht - eher an (alten) Schmuck aus Afrika oder Asien, als an Silberbroschen aus Oberbayern, obwohl..., ich finde schon, dass hier "tribal jewelry" durchaus die richtige Bezeichnung wäre!

Modernem Plastikschmuck aus Namibia fehlt der Zeitfaktor, um als Ethno-Schmuck verstanden zu werden. Stammesschmuck, um einmal das dt. Wort zu benutzen, hat immer auch einen traditionellen, alten Bezug zur Lebenswirklichkeit der herstellenden oder tragenden Menschen.

Was anderes:
Stefan hat durchaus einen begründeten Verdacht geäussert, als er sagte er verstehe nicht ganz, was es mit meinen Zeichnungen auf sich hat, in Verbindung mit "KB" und Glas etc.. Hätte nicht gedacht, das es jemandem auffällt, das ich hier nicht ganz korrekt war (aber auch nicht total "daneben"). Wie ich schon mehrfach sagte: Wenn man genau und korrekt sein will was Beschreibungen und Erklärungen angeht, ist es oft mir ein paar Sätzchen nicht getan. Auch nicht mit ein paar irreführenden Zeichnungen, wie im vorliegenden Fall.

Ich denke mein Artikel gibt Aufschluss über die Herstellungstechnik (oder nicht, ich habe ihn schon lange nicht mehr gelesen).

Ich versuch's mal sehr-sehr kurz, was die Chronologie von KB und ihrer Vorgänger und Nachkommen angeht!

ca. 800-1000 AD - islamische KB-Prototypen(Levante etc.)
ca. 1700-1970 - alte Kiffas
ca. 1970 - 2014 - Kiffas aus Kunststoff
ca. 1990 - 2014 - neue Kiffas aus Glas
2000+ - Kiffa-Nachbauten aus Indonesien

Auch viele moderene Schmuckdesigner haben KB aus verschiedenen Materialien nachempfunden! Teilweise sehr interessant!

j
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #27
Das Ornaments Magazine ist ja ein interessantes Druckwerk, gibts aber in Deutschland nicht zu kaufen, oder?
Wie oft erscheint das?
Leider habe ich deinen Bericht nicht lesen können, weil die Scrollerei irgendwie nicht funzt.
Aber die Beads auf dem Foto sind schon toll. Von den neuen aus Steinfroileins Doku durch Welten getrennt. Das liegt an der größeren Sorgfalt und daran, dass Zeit damals keine Rolle gespielt hat. Die Auswahl der Farben ist auch speziell.
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KIFFA

 ·  #28
Das Ornaments Magazine ist ja ein interessantes Druckwerk

YOU BET IT IS! Es heißt "ORNAMENT MAGAZIN" (ohne "s" bei O.)

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gibts aber in Deutschland nicht zu kaufen, oder?

Zu kaufen schon - aber nur im Abo

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Wie oft erscheint das?
4x jährlich - neuerdings, glaube ich sogar 6x

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Leider habe ich deinen Bericht nicht lesen können, weil die Scrollerei irgendwie nicht funzt.

Scrollen...? Oben auf die "Pfeiltaste nach rechts" klicken!

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Aber die Beads auf dem Foto sind schon toll. Von den neuen aus Steinfroileins Doku durch Welten getrennt.

Allerdings

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Das liegt an der größeren Sorgfalt

Daran liegts auch - aber nicht in erster Linie und nur als Folgeerscheinung. Wie gesagt: "Komplizierte Geschichte, das!"

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Zeit damals keine Rolle gespielt hat.
Wie kommst Du darauf...?
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #29
Weil man für so eine 3-4 mal so lange braucht?

Weil es in religiöser Entrückung geschah, auch Meditation genannt?
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KIFFA

 ·  #30
Zitat geschrieben von Silberfrau
Weil man für so eine 3-4 mal so lange braucht?

Weil es in religiöser Entrückung geschah, auch Meditation genannt?



Sherlock Silvergirl II...?

Gut kombiniert, Silver-Mam - Kompliment! Du bist auf jeden Fall auf der richtiger Fährte oder sagen wir besser. Auf einer absolut logischen Fährte. Obwohl sie nicht falsch ist, fehlt das wesentlichste Element!

Was ich noch sagen wollte - wenn das nicht wieder das falsche UF (Unter-Forum) ist - ist auch nur ein kurzer Einwurf. Ich habe mir eben eher zufällig die s.g. TROLLBEADS angesehen und gelesen, dass sie das Stück 28 Euro kosten sollen. Ich will hier keinen madig machen, aber ich bin selbst "Beadmaker" in "Muranotechnik" (die ja auch von den Amis benutzt wird - in Abwandlung auch von den Japanern, auch wenn die KEIN Oxygene benutzen, weil ich sehr schönes Glas so viel weicher ist) - hobbymäßig. Von einer der gesehenen "Lampen-Beads" für unfassbare 28 Euro, könnte ich pro Tag gewiss 50 Stück herstellen - vielleicht auch 100. An Gas, Sauerstoff und Glas würde mich das vielleicht 10 Euro Material kosten. Rechnet mal 8 Arbeitsstunden a 25 Euro dazu, wäre man total bei 210 Euro. Verkaufspreis wäre hingegen 2800 Euro. Einzig die "silbernen" Perllochverstärker (und Verschönerer) wären nicht eingerechnet - Massenware, die nicht viel kosten kann. Ich frage mich wirklich, wer das kauft und was man damit macht! Vom technischen Aspekt sind das ALLES! Anfängerbeads! Shocking!!!

Die Herstellung einer authentischen KB im s.g. "triangular shape" (die gibt es immer nur in duo-chrome Blau (mit weissen Punkten/Augen) in monochrome Rot und dann in polychrome. Diese drei in gleicher Form und Größe werden grundsätzlich als Set getragen. Sie werden in die Haare geflochten und auf Höhe der linken Schläfe getragen (Fotos später). Die fast uni-blauen und einfarbigen Roten sind relativ schnell hergestellt, bzw. schnell(er) mit ihrem ein- und zweifarbigen "Design" überzogen. Diese Herstellung dauert in etwa 3-4 Stunden/Perle. Mittig, also zwischen diesen beiden (der blauen und der roten) wird die Polychrome getragen. Das ist die aufwendigste und heute auch am höchten bezahlte aller KB. Top-Exemplare kosten je nach Zustand zwischen 100 und 300/400 Euro, was maßgeblich vom Aufwand für das DEsign abhängt! Solche Perlen sind sehr-sehr zeitaufwendig herzustellen und brauchen teilweise bis zu einer Woche Arbeitszeit für ein EINZIGES STÜCK. Die Designs sind jedoch sehr unterschiedlich. Alle sind aufwendig - manche halt viel mehr als andere. Weniger als 2 Tage Arbeitszeit ist auch für weniger aufwändige Stücke unbekannt. Die Rede ist hier immer von den alten Perlen - NICHT den ab ca. 1990 hergestellten neuen Beads!

Folgende sechs Formen sind bekannt!

- triangular (3 Typen - rot, blau, bunt)
- rund (viele Typen=Designs)
- lozenge (das ist rautenförmig - 2 Typen - für Armbänder benutzt - rot,
blaue, bunt)
- hemispheric (3 Typen - rot, blau, bunt)
- conical (viele Typen=Designs)
- tubes (viele Designs)

Die Designs kreisen immer wieder um das gleiche Thema und sind immer in den gleichen Farben hergestellt:

blau-weiss-rot-grün/o. schwarz-gelb-rot

Grün und/oder schwarz werden alternierend eingesetzt - nie gemeinsam!

Alle Farben entsprechen typischen Eigenschaften, die sich nach meiner Hypothese bis zu den Ägyptern der Pharaozeit nachweisen, bzw. von ihnen ableiten lassen!

Die zentrale Perle in der Süd-Sahara ist die s.g. "MORFIA" (phon.) - eine seltene und teure Glasperle aus den islamischen Werkstätten von al-Fustat, um 800 AD (Scanlon, 1980). Foto - einer meine Morfias - folgt die Tage.

Diese Glasperle hatte bereit vor 1.200 Jahren einen ERHEBLICHEN Wert in der Sahara, aber auch weit darüber hinaus. Von "billigem Glas", wie heute oft gesagt wird, kann bei Glasperlen ÜBERHAUPT keine Rede sein - im Gegenteil. Auch vor hunderten von Jahren war das nicht anders! Natürlich hatte aber auch nicht jeeede Glasperle erheblichen Wert. Etliche jedoch schon - was an verschiedenen Umständen lag.

Die meisten mauretanische Frauen würden heute noch ihren "Hubby" eintauschen, gegen eine Original-Morfia. Mir wurden Bruchstücke von zerstörten Perlen dieser Art angeboten: für 200 Dollar (2012).

Die heilige Stadt CHINGUETTI - in Zentral-Mauretanien - war seit hunderten Jahren zentraler Sammelplatz für den HADJ nach Mekka und wie Mekka selbst ein bedeutender Handelsplatz. Kein Wunder - kamen doch die Muslime der Welt in Mekka zusammen. Jeder brachte aus seinem Heimatland wertvolle Dinge mit, um sie in Mekka zu verkaufen bzw. zu tauschen. Nirgendwo gab es bessere Koralle (vom Mittelmeer) oder schöneren Bernstein (Himalaya, Afrika oder von der Ostsee - klar, auch der Himalaya-Bernstein ist Ostsee-Bernstein), hochwertigeres Gold oder feinere Silberarbeiten. Durch Geschäfte auf dem Bazaar von Mekka konnten die Pilger die hohen Kosten für den HADJ im besten Fall wieder hereinholen oder minimieren.

Ähnliches galt für den HADJ-Sammelplatz Chinguetti (damals reisten die Pilger ja noch zu Fuß oder per Kamel-Karavane für die Betuchteren). Nach der Rückkehr aus Mekka, wurde in Chinguetti ebenfalls ein Flohmarkt abgehalten, der auch vielleicht damals schon ein Antikmarkt war!

Diese Pilger waren teilweise auch Perlenimporteure. Natürlich lohnte es sich nur besonders teure Glasperlen einzuführen (Gewicht + Risiko, denn marodierende Tuaregs lauerten hinter vielen Dünen und Raub und Mord waren an der Tagesordnung - eine Tatsache die sich bis ins 20. Jahrhundert gehalten hat).

Es ist wieder spät - Ihr müßt mir die Wahl meiner Worte bitte nicht auf die Goldwaage legen. 24-Karatsprache ist jetzt nicht mehr drin, zumal ich prinzipiell nichts verbessere und selten editiere. Also eher "Doublé", was ich hier schreibe!

Diese eingeführte MORFIA - ich will mich auch deshalb kurz fassen, weil ich eigentlich ungerne den "Lehrmeister" spiele, der ich ja auch nicht bin und sein kann und will - kam auf diesen Wegen, aber auch auf anderen (marokkanische Kaufleute, die in Karavanen mit bis zu 20.000++ Kamelen die Transsaharareise antraten, um bei "Mansa Musa", dem König von Gana (nicht mit dem heutigen Ghana zu verwechseln) und damals dem reichsten Mann der Erde, Goldstaub einzutauschen. Verschiedene arabische Autoren dieser Zeit (1100-1300 AD - al-Bakri, Yaqut, Ibn Khaldun z.B.) haben Erste-Hand Berichte aus dieser Zeit hinterlassen. Schon damals wurde diese Gebiet bereist und Aufzeichnungen gemacht, die hinterlassen wurden und heute zugänglich sind - spannender als jeder Krimi aus Schweden, soviel kann ich versichern!!!!!!). Diese Marokkaner - auch viele Juden und sogar einige Venizianer darunter. brachten Luxusgüter an die Nordgrenze zu Schwarzafrika (=Südgrenze der Sahara - genau dort liegt "Kiffa") im Tausch gegen Gold und Sklaven, die beiden hauptsächlich gesuchten "Waren". Aber auch vieles-viels Andere aus Afrika fand auf diesem Weg auf die Märkte Europas. Ohne dieses afrikanische Gold, hätte es z.B. keine Goldmünzen gegeben im Maße wie bekannt. Fast 80% des gesamten Goldes (in Form von Goldstaub, nicht Nuggets) erreicht aus dieser Quelle Europa. Selbst die Stadt Solingen hat bereits im Mittelalter von diesem Handel profitiert. Schwertklingen aus der Klingenstadt waren bei den mörderischen Tuareg extrem beliebt (und ich bin in Solingen geboren...!)

So - jezt sind die MORFIAs in der Sahara angekommen - wir schreiben das 9. Jahrhundert. Man kann die eingeführte Menge nur vermuten, aber es können nur einige wenige Tausende gewesen sein - wenn übehaupt so viele!

Schnell wurde die MORFIA zu einer KULTPERLE, die schon damals Höchstpreise (im Tauschhandel) erzielte. Glas ist bekanntlich nicht sehr geduldig. Das fällt auch gerne schon mal runter und...genau, zherspringt in 1000 Teile. Irgendwann wurden diese Perlen im seltener und immer teuerer! Lokale Frauen hatten viel Zeit auf den Wanderungen mit ihren Ziegen- und Kamelherden. Außerdem war man extrem religiös und schätzte alles Schöne eund Bunte - kein Wunder in der farbarmen Sahara!
Die FRauen begannen darüber nachzudenken, wie man diese "MORFIAs" mit den eigenen Händen imitieren konnte!

- Teil-2 folgt, wenn gewünscht -

Kann aber gut sein, das ich erst am Montag wieder dazu komme, da mein Wochenende meistens anderweitig verplant ist. Andererseits "kränkele" ich derzeit mit Fieber u.ä. Sollte ich das Haus nicht verlassen können oder wollen, mache ich - AUF WUNSCH - weiter. Nein, ich will nicht gebeten werden, ich will nur sicher stellen NICHT zu langweilen und Euch was zu erzählen, was keiner wirklich wissen will.

j
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