Edelsteine & Perlen
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Rubine? Oder doch nicht?

 
tatze-1
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tatze-1

 ·  #1
Hallo Ihr Lieben,

ich hätte da mal eine Frage. Vorhin war eine Kundin bei mir, die in Thailand einen Ring aus 750/- WG gekauft hat, der angeblich mit Rubinen besetzt ist. Sie hatte den Ring dabei und mir gezeigt. Die Steine, die da gefaßt waren, sahen für mich alles andere als rubinähnlich aus. Sie hatten eine knallrote Farbe, eher ein gelbstichiges Rot als das blaustichige Rot, das wir allgemein als Rubinfarbe kennen. So vielleicht in diese Richtung hier, allwelche ein

Spinell

ist. In meiner Steinsammlung habe ich einen behandelten Saphir, der eine ähnliche Farbe hat.

Meiner Kundin habe ich gesagt, daß ich es mir kaum vorstellen kann, daß das Rubine in ihrem Ring sind. Die Steine sind auch so blöd in ein Krappenpflaster gefaßt, daß man sich keinen einzelnen Stein rauspicken könnte, um ihn wenigstens mal aufs Refraktometer zu werfen. Ich habe ihr zumindest noch geraten, zu einem Kollegen zu gehen, der Edelsteingutachter ist und das entsprechende Equipment zum prüfen da hat.

Meine Frage ist nun, gibt es Rubine in so einem quietschigen Rot oder ist die Kundin, was ich vermute, betuppt worden? Nach dem Preis von dem Ring habe ich sich nicht gefragt.
Tilo
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Tilo

 ·  #2
weil wir einmal so schön dabei sind: gibt es Geräte, mit denen man an vertieft liegenden Steinen mittels dünnem Tastkopf/-spitze ähnlich der Wärmeleitfähigkeitsmeßgeräte für Diamanttest die Lichtbrechung messen kann?
ein paar qmm im rechten Winkel aufgesetzt?

ich halte es für unwahrscheinlich, daß diese Steine Rubine gennant werden sollten, selbst wenn es vielleicht Korunde sind
wenn überhaupt Korunde
vielleicht sogar statt gebrannt-gefärbt nur angemalt von unten?
tatze-1
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tatze-1

 ·  #3
Zitat geschrieben von Tilo
weil wir einmal so schön dabei sind: gibt es Geräte, mit denen man an vertieft liegenden Steinen mittels dünnem Tastkopf/-spitze ähnlich der Wärmeleitfähigkeitsmeßgeräte für Diamanttest die Lichtbrechung messen kann

so fortschrittlich bin ich dann nun doch nicht in meinem equipment, aber ich hoffe, der kollege ist's ;-)

Zitat
ich halte es für unwahrscheinlich, daß diese Steine Rubine gennant werden sollten, selbst wenn es vielleicht Korunde sind
wenn überhaupt Korunde
vielleicht sogar statt gebrannt-gefärbt nur angemalt von unten?

vielleicht isses ja auch korundgefülltes Glas.

Ich werd's erfahren, denke ich, was es ist. Meine Neugier ist nur zu groß, um auf das Ergebnis zu warten ;-)
Tilo
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Tilo

 ·  #4
ich seh grad, daß ich das als Frage gemeint habe
irgendwie war ich abgelenkt
habs eingefügt
osirisgems
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osirisgems

 ·  #5
Hallo tatze-1,

die Frage ob Rubin oder nicht ist mit einem Fluoreszenzt-Test in Sekunden beantwortet. Geht alternativ aber etwas aufwendiger auch über´s Spektroskop (da gibt es eine ganz charakteristische "Fraunhofersche Linie").

Falls ja: Rubin, dann wäre die zweite Frage, ob natürlich oder synthetisch. Dies ist schon etwas aufwendiger, setzt eine gewisse Erfahrung mit Einschlussbildern im Mikroskop voraus. Genrell: Es gibt natürliche, unbehandelte Korunde in dieser Farbe, ob der Name dann Rubin oder Saphir ist, wird unterschiedlich gehandhabt. Problem dabei ist, diese Farbe wird - sofern natürlich - von zwei farbgebenden Elementen verursacht die gegeneinander wirken:

1. Chrom (und meist als zweites farbgebendes Element Titan) ergibt die typische Rubinfarbe ein bläuliche Pinkrot = Taubenblutrot
2. Eisen bewegt die Farbe in ein warmes bis gelbliches Rot.

Ersteres ist ein Rubinmerkmal, zweiteres eher ein Saphirmerkmal, folglich sind Korunde dieser Farbe eine Übergangsform, wobei die exakten Grenzen recht unterschiedlich ausgelegt werden (siehe die alte Diskussion um die Rubine aus Sri Lanka die besser als Saphire anzusehen sind). Es bleibt also bei einem Abwägen.

Eine Hilfe könnte sein, die Intensität der Fluoreszenz zusammen mit der möglichst exakten Fluoreszenzfarbe festzustellen. Da Eisen ein Fluoreszenzkiller ist, geht es bei abnehmender Fluoreszenz mehr in Richtung Saphir.

Ein weiteres mögliches Kriterium ist der Dichroismus. Ist dieser Stein diffusionsbehandelt - was mir gut möglich erscheint von der Farbe her, diese ist typisch dafür - ist ein Dichroismus ausgeschlossen (Umkehrschluss ist aber nicht zulässig!).
Ist ein Dichroismus sichtbar ist er schon mal nicht diffusionsbehandelt (Umkehrschluss ist ebenfalls nicht zulässig!).

Problematischerweise bauen diese Unterscheidungsmöglichkeiten aufeinander auf, so dass diese auch immer im Zusammenhang gesehen werden müssen und sinnigerweise nacheinander ausgetestet werden sollten.

@ Tilo
Es gibt Spotrefraktometer, diese lassen sich aber keinesfalls in dieser Art verwenden, da muss alles sehr exakt ausgerichtet sein, sonst sind die Ergebnisse mehr Kaffeesatzleserei.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #6
vielen Dank, Uli, für Deine Ausführungen. Ich sehe schon, wenn ich mal reich sein sollte, lege ich mir doch noch ein Edelsteinlabor zu.

Zitat geschrieben von osirisgems
die Frage ob Rubin oder nicht ist mit einem Fluoreszenzt-Test in Sekunden beantwortet.

wenn man ein Schwarzlicht da hätte. Ich glaube, daß muß ich mir gelegentlich mal zulegen.

Zitat
1. Chrom (und meist als zweites farbgebendes Element Titan) ergibt die typische Rubinfarbe ein bläuliche Pinkrot = Taubenblutrot
2. Eisen bewegt die Farbe in ein warmes bis gelbliches Rot.

Ersteres ist ein Rubinmerkmal, zweiteres eher ein Saphirmerkmal, folglich sind Korunde dieser Farbe eine Übergangsform, wobei die exakten Grenzen recht unterschiedlich ausgelegt werden

das, was ich gelernt habe, ist, daß nur Rubine Chromgefärbt sind, alles andere dann Saphir ist. Oder doch nicht?

Zitat
Eine Hilfe könnte sein, die Intensität der Fluoreszenz zusammen mit der möglichst exakten Fluoreszenzfarbe festzustellen. Da Eisen ein Fluoreszenzkiller ist, geht es bei abnehmender Fluoreszenz mehr in Richtung Saphir.

da war es wieder, das Problem des fehlenden Schwarzlichtgerätes.

Zitat
Problematischerweise bauen diese Unterscheidungsmöglichkeiten aufeinander auf, so dass diese auch immer im Zusammenhang gesehen werden müssen und sinnigerweise nacheinander ausgetestet werden sollten.

das würde im Umkehrschluß bedeuten, daß die Steine zur genauen Prüfung ausgefaßt werden müßten. Ich werde weiterhin neugierig sein, wie mein Kollege testen wird. Ich werd's berichten.

Danke Dir noch mal.
osirisgems
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osirisgems

 ·  #7
Zitat geschrieben von tatze-1
vielen Dank, Uli, für Deine Ausführungen. Ich sehe schon, wenn ich mal reich sein sollte, lege ich mir doch noch ein Edelsteinlabor zu.


Die wirst überrascht sein, welch Ergebnisse gerade ohne extrem kostspielige Laborausrüstung möglich sind. Natürlich sind EDX und Raman wunderbare Sachen, für die wenigsten von uns macht sowas aber Sinn.

Das Ziel meiner "Dschungel-Gemmologie" ist, mit relativ einfachen Mitteln, die auch transportabel sind, also fundstellen- und reisetauglich, belastbare Ergebnisse zu bekommen. Und was irgendwo draussen und unterwegs klappt, funktioniert auch zu Hause.

Zitat geschrieben von osirisgems
1. Chrom (und meist als zweites farbgebendes Element Titan) ergibt die typische Rubinfarbe ein bläuliche Pinkrot = Taubenblutrot
2. Eisen bewegt die Farbe in ein warmes bis gelbliches Rot.

Ersteres ist ein Rubinmerkmal, zweiteres eher ein Saphirmerkmal, folglich sind Korunde dieser Farbe eine Übergangsform, wobei die exakten Grenzen recht unterschiedlich ausgelegt werden.


Zitat geschrieben von tatze-1
das, was ich gelernt habe, ist, daß nur Rubine Chromgefärbt sind, alles andere dann Saphir ist. Oder doch nicht?


Das mit Chrom und Rubin ist schon richtig, nur etwas zu stark vereinfacht, denn: auch Saphire können Chrom enthalten. Bitte bedenken, dass es keine scharfe Abgrenzung zwischen Rubin & Saphir gibt. Siehe den Hinweis auf Rubine/Saphire aus Sri Lanka. Es gibt einen Übergangsbereich in dem Korunde beide Merkmale besitzen. Und dieser Mischbereich wird durch abnehmenden Chromgehalt und steigenden Eisengehalt bestimmt. Titan/Rutil (=Titanoxid) können beide enthalten, Rutil ist für die Seide verantwortlich und wird beim Brennen zerstört mit der Folge, dass die Seide verschwindet (Reinheitsverbesserung) und das frei werdende Titan die Farbe in Richtung Blau verschiebt. Bei Rubinen aus Burma ist Titan an dem kühlen Taubenblutrot beteiligt und Rutil an der dort so häufigen Seide.

Zitat geschrieben von tatze-1
das würde im Umkehrschluß bedeuten, daß die Steine zur genauen Prüfung ausgefaßt werden müßten. Ich werde weiterhin neugierig sein, wie mein Kollege testen wird. Ich werd's berichten.


Erstmal langsam, zum Glück müssen die nicht gleich ausgefasst werden. Fluoreszenztests gehen auch gefasst, Spektroskopie oftmals auch, Dichroskopie ebenfalls. Liegt der Stein zu tief in der Fassung macht das Refraktometer halt nicht mit. Das Refraktometer macht aber erst dann Sinn, wenn Fluoreszenz und Dichroskop keine brauchbaren/klaren Ergebnisse liefern. Wenn festgestellt sein sollte, dass es ein Rubin ist, bringt das Refraktometer auch keine zusätzlichen Erkenntnisse. Also langsam, nicht gleich ausfassen, vieles geht auch so.
pezzottait
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pezzottait

 ·  #8
Hab´ich da jetzt etwas überlesen? Vorerst geht es doch einmal zu unterscheiden ob Spinell oder Rubin, oder?
Zum Thema Fluoreszenz gebe ich zu bedenken, dass auch Spinelle eine Fluoreszenz zeigen und so eine gewisse Unsicherheit darstellt.
Für mich wäre das Polariskop vorweg das aussagekräftigste Instrument: Spinell kristallisiert kubisch und sollte am Polariskop nur "dunkel" erscheinen, während Rubin wie für anisotropen Steine typisch "hell-dunkel" zeigen.
Tilo
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Tilo

 ·  #9
geht das (ein) Polariskop an einem Ring mit mehreren dicht gefaßten Steinen anzuwenden?
ist da nicht die Ringschiene im Weg?
osirisgems
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osirisgems

 ·  #10
Es hätte laut Aussage der Kundin ein Rubin sein sollen, woran aber gezweifelt wird. Folglich macht ein Test auf Rubin/Korund erstmal Sinn. Dabei ist der Fluoreszenztest der einfachste und schnellste und liefert Hinweise (oder auch nicht): Orangene bis neonrote Fluoreszenz: Hinweis (kein Beweis!) auf Rubin. Zweiter Schritt: Spektroskop: Erscheint die markante Fraunhofersche Linie am roten Rand: Rubin. Ob Synthese oder natur ist dann unterm Mikroskop festzustellen. Falls natürlich aber behandelt geht´s an´s Eingemachte. Desweiteren können sich Tests in Richtung Beryllium gebrannte Saphire als sinnvoll erweisen (falls sich der Stein als Korund herausstellt, aber das Spektrum nicht eindeutig auf Chrom als Farbursache deutet, Refraktometer fällt in diesem Fall ja leider aus!).

Bei einem gefassten Stein macht das Polariskop aber leider ziemliche Schwierigkeiten da kaum Bewegungsmöglichkeiten (und dann ist da auch noch die Ringschiene ständig im Weg) und ist auch nicht geeignet die Frage zu beantworten, um welchen Stein es sich handelt. Das Polariskop gibt Informationen über das Kristallsystem, innerhalb dieser gibt es aber zahlreiche Möglichkeiten.

Also erstmal den Stein in der Fassung lassen und andere zumal einfachere & eindeutigere Tests durchführen.
Wie bei allen gemmologischen Tests ist es hilfreich sich Schritt für Schritt vorzutasten und im Auschlussverfahren immer mehr eindeutige Eigenschaften festzustellen bzw. auszuschliessen. Mit einzelnen Tests lassen sich meist keine exakten Bestimmungen durchführen. Mit einer aufsteigenden Reihenfolge der Tests geht´s schneller und eindeutiger (in diesem Fall: Fluoreszenz, Spektroskop/(Refraktometer), Mikroskop [nur für Fortgeschrittene], Polariskop falls möglich).

Wenn´s es wirklich nur um die Unterscheidung Korund - Spinell geht, würde ich das Dichroskop nehmen, geht doch viel leichter und schneller.
pezzottait
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pezzottait

 ·  #11
Zitat geschrieben von Tilo
...geht das (ein) Polariskop an einem Ring mit mehreren dicht gefaßten Steinen anzuwenden?
ist da nicht die Ringschiene im Weg?...
Natürlich kann die Ringschiene im Weg sein, solange wir aber kein Foto vom Ring haben, können wir nur mutmaßen.

Zitat geschrieben von osirisgems
...Wenn´s es wirklich nur um die Unterscheidung Korund - Spinell geht, würde ich das Dichroskop nehmen, geht doch viel leichter und schneller....

Zitat geschrieben von osirisgems
...Ein weiteres mögliches Kriterium ist der Dichroismus. Ist dieser Stein diffusionsbehandelt - was mir gut möglich erscheint von der Farbe her, diese ist typisch dafür - ist ein Dichroismus ausgeschlossen...

Auch wenn es, so behaupte ich einmal, leicht und gleich schnell geht, so ist das Ergebnis wie du selber schreibst nicht eindeutig.
Ich würde daher trotzdem mit dem Polariskop beginnen (sofern die Ringschiene nicht im Weg steht) und dann das Dichroskop nehmen, wenn sich am Polariskop ein anisotropes Verhalten zeigt. Spricht das Ergebnis am Polariskop für einen isotropen Stein, spare ich mir das Dichroskop.
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