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Antike Granatbrosche bei Versand beschädigt- Bitte um Erfahrungen und Reparaturhinweise

 
GranatGast
 
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GranatGast

 ·  #1
Liebe Expert:innen,

zunächst einmal ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und Hilfsbereitschaft. Ich habe das Forum vor einiger Zeit entdeckt und immer wieder bewundert, wie hilfsbereit und freundlich die Forist:innen hier sind. Für eine kurze Einschätzung Ihrerseits wäre ich Ihnen sehr dankbar, da dies meine erste Erfahrung mit Schmuckreparatur (und Schadensfällen bei Paketdienstleistern) ist.

Ich sammele antiken Granatschmuck und habe über einen Privatverkauf eine wirklich schöne Brosche erworben (von Schliff und Motiv her tippe ich auf um 1890, die Steine sind zeittypisch in Tombak gefasst), an der allerdings entgegen der mir zuvor bekannten Bilder der Brosche aus der Verkaufsanzeige ein Stein fehlte. Dieser fand sich glücklicherweise in der Schmuckbox, in die die Brosche für den Versand verpackt war.

Nach Rücksprache mit der Person, die mir die Brosche verkauft hat, saß der Stein vor dem Versand noch fest, was auch angesichts der sorgfältigen Verpackung der Brosche für mich darauf schließen lässt, dass der Schaden auf dem Transportweg durch den Paketdienstleister entstanden sein muss, z.B. durch grobe Behandlung des Päckchens, Fallenlassen etc.
Nun möchte ich den Schaden selbstverständlich melden (versicherter Versand), daher ist meine erste (Teil-)Frage, ob es unter den Forist:innen Erfahrungen mit Schadensersatz nach transportbedingten Beschädigungen bei Schmuck gibt.

Um den Schaden melden zu können, muss ich diesen auf dem Formular des Paketdienstleisters konkret beziffern, weshalb ich in den nächsten Tagen einen Juwelier aufsuchen werde, um die Reparaturkosten zu erfragen.
Da ich vorher noch nie Schmuck in die Reparatur geben musste, wäre ich Ihnen für eine kurze, grobe Einschätzung der Kosten für das Wiedereinsetzen eines ca. 3,5mm breiten ovalen Granats in eine Brosche sehr dankbar, da ich wirklich keine Vorstellung davon habe, was das ungefähr kostet. Leider habe ich aufgrund des geringen Zeitfensters, in dem der Paketdienstleister Schadensmeldungen akzeptiert (von den 7 Tagen entfallen auch noch 3 auf Wochenenden) auch nicht viel Zeit, mich breiter umzuhören.
Es geht mir nicht darum, ein konkretes, schon gar nicht verbindliches Reparaturangebot einzuholen oder etwaige Schätzungen Ihrerseits beim Fachpersonal bei mir vor Ort als Verhandlungsbasis zum Drücken des Preises zu missbrauchen. Ich habe lediglich bisher noch keine Erfahrungen in der Schmuckreparatur gemacht und möchte zunächst einfach einen groben Überblick über mögliche Kosten/Probleme bei der Reparatur/Tips von auf diesem Gebiet erfahrenen Personen etc. erlangen.

Für Ihre Hilfe bedanke ich mich im Voraus und wünsche allen einen angenehmen Sonntag!
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #2
Wenn der Stein einfach nur rausgefallen ist würde ich es als Bagatellschaden erachten, der darüber hinaus nur schwer vorstellbar zu Lasten des Paketdienstleisters einzuordnen ist.
Ansonsten müsste schon eine massive Beschädigung der Verpackung ersichtlich sein, ansonsten: Ein guter hält es aus.
Aber ohne Fotos kann nicht mehr gesagt werden.
GranatGast
 
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GranatGast

 ·  #3
Hallo Silberfrau,

Vielen Dank für die realistische Einschätzung der Situation. Anbei das gewünschte Bild. Ich habe mir Mühe gegeben, leider sind Handykamera und Ringlight nicht unbedingt die professionellsten Tools zur Schmuckfotografie. Der ausgefallene Granat befindet sich in dem Klarsichtbeutel links neben der Brosche.
LG
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Antike Granatbrosche bei Versand beschädigt- Bitte um Erfahrungen und Reparaturhinweise
tatze-1
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tatze-1

 ·  #4
Ich habe das Gefühl, daß es nur eine Frage der Zeit war, daß der Stein rausfällt. So wie es mir scheint, war die äußere Krappe schon etwas aufgebogen, so daß der Stein zwar noch irgendwie in der Fassung gehalten hat, aber durch die Stöße beim Transport endgültig herauskatapultiert wurde. Außerdem sieht die Fassung schon etwas gerupft aus, was die Frage aufwirft, ob die Fassung schon einen unsichtbaren Riß hat, der aufgefedert ist beim Transport (das Foto ist zu dunkel an der Stelle). Die äußere Krappe vom Stein daneben scheint mir auch nicht so 100 % auf den Stein umgelegt zu sein.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #5
Das Wiedereinsetzen ist wenig aufwändig, sofern die Krappe(n) nicht dabei abbricht.
GranatGast
 
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GranatGast

 ·  #6
Hallo tatze-1,

vielen Dank für die Einschätzung. Tatsächlich wurde die Brosche an dieser Stelle bereits einmal rückwärtig verstärkt, vielleicht also in diesem Zusammenhang auch schon einmal (nicht ganz fachgerecht?) an der Fassung des Steins gearbeitet, die tatsächlich etwas merkwürdig, um Ihr Wort zu verwenden "gerupft" aussieht. Vermutlich gab es also irgendwann im Laufe ihrer gut 130 Jahre schon einmal eine Beschädigung an dieser Stelle, was ja grundsätzlich nichts Schlimmes ist, so lange die Reparatur ordentlich erfolgt ist (wäre). Leider bekomme ich keine wirklich besseren Bilder hin, auch, weil die Brosche aufgrund ihrer Machart nicht einfach flach hingelegt werden kann, sodass immer irgendwo Schatten entstehen.

Ich habe mich bei dem/der Verkäufer:in erkundigt, laut deren Beschreibung soll der Stein tatsächlich noch fest gewesen sein- das kann ich allerdings eben nicht überprüfen (die Risiken eines Netzkaufs...) Auf den Bildern vor dem Verkauf war jedenfalls nicht zu erkennen, dass es anders gewesen sein sollte, ebensowenig die "gerupfte" Fassung des Steins. Ansonsten macht die Brosche ja einen sehr guten Eindruck. Die von Ihnen angesprochene Krappe sitzt tatsächlich, wie sie soll; da sind wohl eher meine nicht vorhandenen Foto-Künste schuld.

Ihre Erklärung klingt auf jeden Fall plausibel, ich war allerdings zunächst eben äußerst verwundert, dass eine Granatbrosche einen Stein verliert; das ist bei mir zuvor weder beim Tragen noch beim Versand zu mir vorgekommen.
...Das Wiedereinsetzen des Steins sollte aber grundsätzlich möglich sein (wahrscheinlich inkl. Reparatur der "gerupften" Fassung), oder?
LG

(Auch noch mal ganz herzlichen Dank Ihnen, Silberfrau!)
tatze-1
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tatze-1

 ·  #7
Zitat geschrieben von Guestuser

Vermutlich gab es also irgendwann im Laufe ihrer gut 130 Jahre schon einmal eine Beschädigung an dieser Stelle, was ja grundsätzlich nichts Schlimmes ist, so lange die Reparatur ordentlich erfolgt ist (wäre).

Die Arbeit mit Tombak ist nicht immer einfach. Messinglegierungen sind allgemein etwas unkooperativer als Edelmetalllegierungen. Inwieweit bereits an der Fassung gearbeitet wurde, müßte man live sehen.

Zitat
Leider bekomme ich keine wirklich besseren Bilder hin, auch, weil die Brosche aufgrund ihrer Machart nicht einfach flach hingelegt werden kann, sodass immer irgendwo Schatten entstehen.

willkommen in einem der blödesten, undankbarsten und gnadenlosesten Arbeitsbereiche der Fotografie, der Schmuck- und Edelsteinfotografie.

Zitat
Ihre Erklärung klingt auf jeden Fall plausibel, ich war allerdings zunächst eben äußerst verwundert, dass eine Granatbrosche einen Stein verliert; das ist bei mir zuvor weder beim Tragen noch beim Versand zu mir vorgekommen.

man steckt halt nicht drin

Zitat
...Das Wiedereinsetzen des Steins sollte aber grundsätzlich möglich sein (wahrscheinlich inkl. Reparatur der "gerupften" Fassung), oder?

auf jeden Fall. Wie gesagt, die Höhe des Arbeitsaufwands ist am besten abschätzbar, wenn man das Stück live vorliegen hat. Dann kann man auch sehen, ob an der Brosche schon mal woanders repariert wurde und wie.
Tilo
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Tilo

 ·  #8
alter Granatschmuck und festsitzende Steine ist doch ein Widerspruch in sich.
und dafür kann der Paketdienst ganz sicher nichts
war bereits mehrfach erwähnt, aber noch nicht von jedem!

was mich irritiert: der einzelne Granat scheint mir oval, die restlichen Steine im fehlenden bereich rund
und es sieht mir so aus wie 2 Krappen an der Stelle, obwohl an den anderen Rondellen je nur eine Krappe außen ist
ich würd sagen: etwas festdrücken und notfalls mit wenig Sekundenkleber nachhelfen
daran zu löten kann zu Ärger ohne Ende führen
GranatGast
 
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GranatGast

 ·  #9
Haben Sie nochmals vielen Dank für Ihre freundliche, detailierte Einschätzung, tatze-1!


Hallo Tilo,
es geht mir hier nicht um eine Bewertung des Hergangs, sondern die Reparatur des entstandenen Schadens. Bei Ihrer Aussage, dass antiker Granatschmuck generell ein Problem mit losen Steinen hat, widerspreche ich Ihnen respektvoll. Ich trage v.a. meine Granatbroschen regelmäßig (eine aus ca. 1860 hat sogar einen Unfall im ÖPNV 'miterlebt' und unbeschadet überstanden) und kenne derartige Probleme überhaupt nicht. Wenn die Stücke in ihrer Vergangenheit pfleglich behandelt wurden, sitzt auch alles fest.
LG
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #10
tatze-1
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tatze-1

 ·  #11
Zitat geschrieben von Guestuser

Haben Sie nochmals vielen Dank für Ihre freundliche, detailierte Einschätzung, tatze-1!

gern geschehen


Zitat
Wenn die Stücke in ihrer Vergangenheit pfleglich behandelt wurden,

das ist auf jeden Fall eine Komponente, was den Erhalt eines Schmuckstücks oder Geräts betrifft. Restauratoren können ein Lied davon singen und Goldschmiede auch.
GranatGast
 
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GranatGast

 ·  #12
...Achso, das hatte ich ganz vergessen:
die Optik täuscht. Alle als 'Blütenblätter' eingesetzten Steine sind oval, allerdings sind die Blüten nicht gerade, sondern leicht geneigt angebracht (was einen wundervollen Effekt erzeugt wenn Licht auf die Brosche fällt), sodass je nach Perspektive der Eindruck entsteht, die Steine seien rund.

Ich bezweifele, dass ein Laie mit Sekundenkleber das ordentlich hinbekommt, zumal Sekundenkleber auch nicht das historisch gerechte Mittel wäre. Es geht mir keinesfalls darum, den Stein nur irgendwie schnell-schnell wieder einzusetzen, ich möchte das Schmuckstück seiner historischen Form und Qualität getreu erhalten. Das ist mir wichtig.

Ich werde Ihren Hinweis hinsichtlich möglicher Probleme beim Löten aber auf jeden Fall aufgreifen und im Beratungsgeschpräch mit meinem lokalen Fachpersonal ansprechen- danke dafür, Tilo!
tatze-1
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tatze-1

 ·  #13
Zitat geschrieben von Guestuser

ich möchte das Schmuckstück seiner historischen Form und Qualität getreu erhalten. Das ist mir wichtig.

dann empfehle ich dir, einen Restaurator aufzusuchen, wenn du das auch mit historisch korrekten Mitteln repariert haben möchtest. Btw. Klebstoffe gab es auch schon im Historismus. Das waren halt keine Sekunden- oder Epoxidharzkleber, sondern andere Leime. In welcher Gegend wohnt denn die Brosche jetzt?
GranatGast
 
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GranatGast

 ·  #14
...ganz genau- nur ist, soweit ich mich da auskenne (was v.a. bei Klebstoffen nicht besonders ist), das was an Klebern im Historismus verwendet wurde weitaus weniger irreversibel als moderne Klebstoffe. Ab und an sieht man bei Privatverkäufen auch solche "Kleber-Unfälle", bei denen versucht wurde, Steine wieder einzukleben. Wenn so eine DIY-Lösung schiefgeht, sieht das schon sehr traurig aus.

Die Brosche ist in Ostdeutschland in ziemlich guter Reichweite zu allen dortigen Großstädten. :-)
Tilo
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Tilo

 ·  #15
wenn also Sekundenkleber und Punktschweißen wegen zu modern unerwünscht ist, wäre eine historisch korrekte Reparatur aus meiner Sicht, eine Krappe mit Zinn anzulöten
nahezu sämtliche Granate mit den 700 Grad von Silberlot zu belasten, scheint mir viel zu riskant, weil einzelne Granate zerspringen und/oder etliche Oberflächenschäden davontragen können

mein Geschäft ist zwischen Leipzig und Torgau in Eilenburg

in solchen Fällen langer Anfahrt biete ich an, dass ich das sofort in Angriff nehme und die Kunden sich in der Zeit die Stadt ansehen oder/und essen gehn (wobei ich zwischendurch immer von Laufkundschaft unterbrochen werde)
selbst wenn ich da eine Krappe einlöten muss, ist das ja keine große Sache
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