Goldschmiedeforum
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Email - Emaillieren

 
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Newbie
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 ·  #1
Wie genau geht das und worin unterscheiden sich Emailtechniken von Früher zur modern Emailkunst heute? Ich habe einige schöne Bilder aber die gehören nicht mir.Darf ich sie trotzdem reinladen?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
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Newbie

 ·  #3
So dolle Bilder kann ich nicht auffahren, bei den Fotos von mir handelt es sich um neue Stücke von verschiedenen Seiten im WWW. Die haben allerdings faszinierende Farbverläufe. Alte Emailkunst unterscheidet sich warscheinlich deutlich von heutigen Techniken.
Kann mir bitte wer etwas zu Herstellungsverfahren und Techniken sagen am besten im Vergleich das wäre echt kool!
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Edmund
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Edmund

 ·  #5
Hallo Hewbie,
um zunächst zu Deiner eigentlichen Frage zu kommen. Grundsätzlich unterscheidet sich die heutigen Emailtechnik nicht von der Technik vor rund 3500 Jahren. (Gräberfund aus Mykene, älteste bekannte Emailarbeit). Immer noch wird eine in der Regel pulverisierte Glasmasse bei Temperaturen über 600 Grad Celsius auf einen Metallträger aufgeschmolzen. Trotzdem sind die Unterschiede gravierend.
Der Reihe nach. Vermutlich wurde das Email zunächst zur farbigen Gestaltung, bzw. als Steinersatz im Schmuck eingesetzt. Das ging jedoch auch nur schrittweise. Manchmal liest man selbst in der Fachliteratur von frühen ägyptischen Emailarbeiten. Meist handelt es sich aber nicht um echte Emailarbeiten, sondern es handelt sich um Inkrustationen. Dabei wird Glas- oder Steinpulver mit Harzen vermischt meist auf Metall ein- oder aufgeschmolzen. Die Temperaturen dürften dabei kaum über rund 100 Grad C gelegen haben. D. h. das Harz schmolz, aber das Glas- bzw. Steinpulver blieb unverändert. Wann man entdeckte, dass man Glaspulver auch direkt auf das Metall aufschmelzen konnte ist nicht bekannt. Ich sage immer scherzhaft: möglicherweise hat ein griechischer oder ägyptischer Goldschmiedelehrling eine solche Harz-Glasmischung im Holzkohlefeuer vergessen, weil ihm die Brotzeit wichtiger war. Dabei wurde das Werkstück so heiß, dass Glas und Metall sich zur ersten echten Emailarbeit verbanden. Und wahrscheinlich hat der Lehrling von seinem Meister erst mal eine kräftige Ohrfeige eingesteckt ehe der Meister erkannte, dass hier etwas Neues entstanden war.
Aber Spaß beiseite und etwas über die Unterschiede zwischen früher und heute.
Bis weit ins 18./19. Jh. musste der Goldschmied sich seine Emails selbst herstellen. Fertige Emailmassen gab es nicht. Zunächst konnte man nur opake, also undurchsichtige Emails in rot und blau herstellen. (Frühe byzantinische und keltische Emailarbeiten) Der Brand der Emailarbeiten erfolgte in Tongefäßen, die im Holzkohlenfeuer erhitzt wurden. Wenn man bedenkt wie empfindlich glühende Emailoberflächen auf Flugasche oder Keramikabplatzungen reagieren, bekommt man noch mehr Hochachtung vor den Leistungen unsere Vorfahren.
Nach einer Phase mit Gasöfen arbeitet der heutige Emailleur mit temperaturgesteuerten Elektroöfen und mit konfektionierten Emails. Die Emails sind heute high-tec Produkte. D. h. der Emailleur kennt die genaue Schmelztemperatur der E’s, ihre Ausdehnungskoeffizienten, ihre Verträglichkeit mit den verschiedenen Metallen usw. Das alles erleichtert die Arbeit natürlich ungemein. Außerdem gibt es heute für fast jeden Anwendungsbereich Spezialemails. Für die Industrie z. B. säurefeste, schlagfeste, selbstleuchtende E’s, Emails von denen sich selbst mit Ölfarben gesprayte Graffiti einfach mit Wasser abwaschen lassen, Emails für Aluminium usw. usw. Der Künstler kann heute wählen zwischen bleihaltigen und bleifreien Emails, transparenten, opaken und opalen, hoch und niedrig schmelzenden und Spezialemails mit denen sich früher unemaillierbare Metalle wie Platin, Messing oder Aluminium problemlos emaillieren lassen. Darüber hinaus gibt es weitere Emailspezialitäten wie Emailmalkreiden, Acrylemails, Flüssigemails, Email-Abziehbilder, Fadenemail, mit Wasser vermalbare Emails, Chemikalien zur nachträglichen Veränderung der Emailoberflächen usw. alles Dinge die zum Teil bis in die 60iger Jahre des 20 Jh. unbekannt waren.
Wenn Du noch mehr über Email erfahren willst, dann klick mal meine HP: http://www.emailkunst.de an. Fast alle Techniken (auch etwas exotische) sind dort mit Wort und Bild erklärt. Auch darfst Du mir gerne weitere Fragen zum Thema Email stellen
Edmund
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Newbie

 ·  #6
Das ist super Edmunt und ich hatte mir deine Seiten gestern angesehen gehabt und dann weg auf eine Verabredung. Ich stehe mit Goldie per e-Mail in Kontakt und er hatte mich auch ermahnt gehabt mich zu melden weil du so eine große Antwort geschrieben gahabt hattest. Echt Kool was du so machst D a n k e Edmunt.
Danke auch an Herrn Butschal für die Bilder die Figuren sind hammermäßig. CU
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Guestuser

 ·  #7
Fensteremail wie geht das? Wie will man etwas in der Luft aufschmelzen?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #8
Auch das geht, entsprechnede Erfahrung voruasgesetzt, ich mache das mit einem Platindraht demihc etwas Email aufgeschmolzen habe und dann flechte ich das Email mit zügigen Bewegungen in einen Rahmen. Durch die Oberflächenspannung bildet sich dann ein Emailfläche.

Sicherer ist folgendes Verfahren:
Gitter aus Gold wird auf ein dünnes Kupferblech aufgelötet. In die Zellen wird Email eingeschmolzen und dann wird das Kupferblech weggeätzt.
Edmund
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Edmund

 ·  #9
Hallo Gast,

es gibt viele Artikel im Netz die sich ausführlich mit den verschiedensten Techniken des Fensteremails oder "plique-a-jour" beschäftigen. Leider vieles nur in Englisch. Aber durch die gute Bebilderung versteht man schon einiges. Man kann sich die Seiten bei Google auch übersetzen lassen, wenn auch die Übersetzung sehr rudimentär ist.
Hier ein paar direkte Links zu Plique-a-your "Kochanleitungen"

http://www.emailkunst.de/fensteremail.htm
Dies ist eine kurze Einführung in deutsch auf meiner HP


Englische Seiten
http://www.glass-on-metal.com/pastart/pliqueajour.htm
http://www.glass-on-metal.com/pastart/mesh_plique.htm
http://www.glass-on-metal.com/pastart/bridging_the_gap.htm
http://www.lapidaryjournal.com/jj/dec02.cfm

Du findest auch eine Reihe Plique-a-jour Arbeiten in der Google Bildersuche.
Viel Spaß und einen unterhaltsamen Sonntag
Edmund
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
Der wichtigste Unterschie zwischen den Emails früherer Zeiten und den modernen Materialien scheint mir der zu sein, dass die Emailleure heute viel älter werden als früher. Ich habe einige Emailleure kekannt, von ihnen ist der älteste 63 Jahre alt geworden. Gestorben sind sie alle an den Folgen der eingeatmeten Mealldämpfe. Von der Degussa gab es sogar ein Email, ein wunderschönes Braun, das uranhaltig war. Ich habe heute noch in einer abgelegenen Ecke eie Dose mit einigen dicken Brocken davon. Aber auch die wunderschönen Blautöne alter Überzüge hatten es "in sich". Das stellt einen heute immer wieder vor größte Probleme, wenn ein passendes Teil zu brennen ist, oder eine Reparatur nötig ist. Die heute üblichen Emails brennen zu hoch und sind in der Farbe nicht zu vergleichen. Aber da ich eine Menge uralter Brocken, teilweise noch aus dem 19ten Jahrhundert, habe kann ich mir meist recht gut helfen.

Gruß, Ulrich
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #11
Edmund
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Edmund

 ·  #12
Hallo Ulrich & Heinrich,

es stimmt, einige schöne Emails sind zu recht vom Markt verschwunden. Vor allem die uran- oder selenhaltigen Emails waren sicher keine Gesundbrunnen. Aber es gibt noch immer sehr gute Emails. Die Firma Hiller in Pforzheim vertreibt immer noch Schauer-Emails, die nach wie vor sehr gut sind, wenn auch einige Farbtöne aus dem Programm genommen werden mußten. Ganz hervorragend für Schmuck sind die japanischen Emails.
Was man heute so auf dem Hobby-Emailmarkt kauft, sind meist bleifreie Emails, die leider nicht immer den hohen Qualitätsansprüchen des Schmuckemails entsprechen. Trotzdem gibt es auch hier schöne Emails von Thompson Enamel USA. Die transparenten Farben von Thompson sind m. E. sehr gut, manche opaken E's wirken etwas trübe und haben nicht den rechten Glanz.
Zum frühen Tod der Emailleure. Da gibt es eine Menge Gegenbeispiele. Alle hier genannten haben ihr ganzes Leben dem Email gewidmet und einige waren u. a. Dozenten an Fachhochschulen: Kurt Hasenohr +1989 wurde 100 Jahre, Walter Lochmüller weit über 80, ebenso Lilli Schulz um nur einige Verstorbenen zu nennen. Mir sind aber auch noch mindestens 6 lebende "ausschließlich" Emailleure bekannt, die heute bereits weit über 80 sind darunter ein Emailchemiker mit über 90 Jahren.
Ich glaube es ist nicht unbedingt das Email oder Emaillieren das die Leute umbringt.
Einen schönen Sonntag
Edmund
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #13
Hallo Edmund,

Es gibt eine ganz tödliche Technik: Für große Teller und Schalen, so etwa ab 40 cm., hat man früher zum Erzielen brillantester Qualitäten reine Unterhitze verwendet. Das ergibt bei den transparent- Emails geradezu unglaubliche Tiefenwirkungen und nadelsichfreie Oberflächen. Dazu wurden offene Flammen verwendet! Nach dem Abbeizen der Rückseite, wurde diese dann im Ofen gebrannt.

Dieses Verfahren ist bei der Verwendung schwermetallhaltiger Bleiglasuren extrem gesundheitsschädlich und ich habe wirklich eine gute Bekannte, die die Werbegeschenke f.d. Duisburger Kupferhütte und auch in früheren Jahren für die Degussa machte, jämmerlich verrecken sehen. Erst wurde sie ganz grau und dann versagten der Reihe nach die Organe. Das war überhaupt nicht gut. Schwermetallvergiftung.

Die Leute die Du angeführt hast, haben sich wahrscheinlich vor diesen Gefahren besser zu schützen gewusst, bzw. haben erst gar nicht im offenen Feuer gearbeitet.

Gruß, Ulrich
Edmund
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Edmund

 ·  #14
Hallo Ulrich,

ja, ich kenne auch solche Fälle. Ein Holländer ist z. B. blind geworden, weil er mit seinen Augen zu nahe an den Ofen gegangen ist und das Eiweiß im Auge geronnen ist. Ebenso ist ein US-Künstler, der überwiegend mit offener Flamme gearbeitet hat, erblindet.
Die von mir angeführten Emailkünstler waren zum Teil Fachhochschuldozenten. Dort und auch zu Hause hatten sie wahrscheinlich sichere, mit Abzügen usw. versehene Werkstätten. Allerdings weiß ich aus einer Fachhochschule, daß noch in den 60iger Jahren mit Flußsäure im Freien!!! und ohne Schutzkleidung geätzt wurde. Es stand wohl keine Säureabzug zur Verfügung.
Es gibt aber auch eine Studie aus USA wo die Bleiaufnahme im Körper von Emailleuren untersucht wurde. Dabei stellte sich u. a. heraus, daß in Werkstätten in denen vorschriftsmäßig gearbeitet wurde die Bleiaufnahme nicht höher war als bei Vergleichspersonen die nicht mit Email arbeiteten.
Aber mit Statistiken läßt sich natürlich alles beweisen oder widerlegen. Man muß die Statistik nur im eigenen Sinn interpretieren. Es gibt ja den schönen Spruch: "Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast".
Deinen Wahlspruch "GehtnichGipsnich" finde ich übrigens toll. Ich denke genau so.
Weiter frohes Schaffen
edmund
mayfair2224
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mayfair2224

 ·  #15
Hallo liebes Forum,

kann man Emaille auch kalt auf Silber auftragen? Ich meine, ohne es nachher brennen zu müssen. Ich habe bei jemandem gelesen, das er es bei Raumtemperatur hat trocknen lassen... :roll:
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