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Mühe mit erstem Weißgold..

 
Manuel_M
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Manuel_M

 ·  #1
Hallo ihr Lieben,

ich möchte zwei Ringe aus Weißgold herstellen. Dafür habe ich 20g Au751-Pd160 Gußmaterial. Der Plan war, daraus Blech und "Barren" zu gießen: Blecheinguß mit minimum 3mm zu dünnerem Blech ausschmieden, und "Barren" zu Ringschienen aufdornen (so wie bei fugenlosem tordierten Mokume Gane).

Ring 1 soll einen ovalen Stein bekommen, die Fassung wollte ich als "hohlen Kegelstumpf" aus Blech machen, also ein Chaton (?).

Ring 2 wird einfacher, Ringschiene mit eingeriebenem 3mm Stein.

In naivem Übermut hatte ich vor, die Ringschienen und das Chaton fugenfrei zu machen. Nur eine Lötung um den inneren und äusseren Teil des Chatons (innen als Auflage) zu verlöten, und eine Lötung um das Chaton auf die Ringschiene aufzusetzen. Entsprechend habe ich auch nur eine Sorte Lot mitbestellt..

Jetzt meine Schwierigkeiten:

1) Ich habe generell ein Temperaturproblem. Ich erhitzte den Einguß mit einer starken Lötlampe, trotzdem scheint das nicht zu reichen. Es kommt nur ein Teil unten im Einguß an. Wie heiß muss das denn? Bei der Masse komme ich an meine Grenzen..

2) Beim Guß entsteht unheimlich viel Oxidschicht. Zwei drittel laufen brav in den Einguß, ein drittel bleibt als Oxidbrocken obenauf. Ich schmelze mit Sauerstoff/Propan in einem Ziegel mit viel Borax. Habe ich mir meine Legierung nach drei mal schmelzen und gießen eh schon versaut?

3) Die Legierung ist unerwartet hart und spröde. Erste Versuche aus 3mm Guss-Blech ein dünneres Blech zu schmieden gestalteten sich mühsamer als gedacht. Hart, ok, vielleicht täuscht mich die Dicke und fehlende Vergleichs-Erfahrung. Trotzdem musste ich mehrmals entstehende Risse am Rand aussägen. Meine Legierung hat offenbar nicht mehr viel mit "Feingold, ziehe aus 1g einen kilometerlangen Draht" zu tun?

4) Wie hämmere/stauche ich ein Chaton aus Blech? Mir ist das alles sofort eingerissen. Ich habe eine Kugelanke und eine ovale Stauchmatrize. Die Wandstärke soll 0.5 und 1.0mm werden, auf den inneren 0.5mm teil soll der Stein aufliegen, aus dem äußeren 1mm Teil möchte ich die Krappen/Krallen machen. Der Stein ist 7mm lang, das ist alles also echt eine fummelige Angelegenheit. Ist das fugenlose Fertigen überhaupt sinnvoll möglich? Ich habe mich jetzt schon quasi auf ein Chaton mit Lötfuge besonnen.

5) Generell, glühen und abschrecken: Ich habe etwas von "mehrere Minuten bei Orangeglut halten" gelesen, abschrecken in Wasser. Dann ist der Klotz nicht sonderlich weich und oxidiert. Halb Wasser halb Ethanol sieht zumindest hübscher, also metallisch, aus. Ob das Metall dann wirklich maximal spannungsfrei und weich ist? Ich wüsste nicht, wie ich das abschätzen kann.

6) Generelles zur Blechherstellung ohne Walze: Wenn ich 1mm Blech herstellen möchte, wie gehe ich mit einem Blecheinguß und ausschmieden vor? Direkt als 1mm gießen? Oder dicker gießen, den Rest dann ausschmieden? Oder vor dem Schmieden die Oberflächen abfeilen?

Ich bin von meinen "Fortschritten" etwas, hmm, niedergeschlagen. Sorry für die vielen Fragen. Vielleicht sollte ich kleinere Schritte unternehmen? Bei meiner knappen Zeit haben "zu große Projekte" zumindest mehr Reiz als immer nur einfache Stücke in Silber. Andererseits macht es auch keinen Spaß mehr wenn ein Projekt nach dem Anderen scheitert.
/dasmusstemalraus, danke

Bin für alle Hinweise dankbar!

Liebe Grüße,

Manuel

Hafner "751 WG 38"
751Au 160Pd Weißgold
Schmelzbereich 1060..1140°C
Härte 135..230 HV (geglüht/gehärtet)
Tilo
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Tilo

 ·  #2
auch wenn du es wohl nicht hören willst: ohne Walze ist das Krampf
selbst die vergammeltste Walze für 100,- macht besseres 1mm-Blech als durch Hämmerei erzeugt wird.
wie die hier als Beispiel einer eben fix recherchierbaren beendeten Auktion, die einfach nur eine Momentaufnahme und Beispiel ist, ich beobachte das nicht ständig
http://www.ebay.de/itm/GOLDSCH…7675.l2557

zu dem GOld
es macht überhaupt keinen Sinn, zur Verarbeitung durch heftiges Schmieden ein Material zu kaufen, das auf einmal gießen=fertig-und-möglichst-strapazierfähig optimiert ist
die anderen Sorten wären vermutlich besser geeignet gewesen

und da man hier nicht weiß, was da als Gußoptimierungsbestandteile zugefügt wurde und was während der mehrfachen Schmelzungen sich davon negativ verändert hat und vielleicht noch unpassendes Tiegelmaterial diffundiert ist, kann man die aktuelle Eignung für weitere Versuche schlecht einschätzen

ich hoffe, daß du das nicht als meckern auslegst, sondern als konstruktive Kritik

ich sehe eh nicht so den Sinn in einer fugenlosen Schiene, wenn da ein Chaton aufgesetzt wird
der Chaton könnte doch prima eingelötet statt aufgelötet werden

muß jetzt unterbrechen, Kundschaft
Manuel_M
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Manuel_M

 ·  #3
Autsch.. das ist ganz und gar nicht "meckern", sondern so offensichtlich, dass ich den Wald vor Bäumen nicht gesehen habe.
Ja, na klar, die Legierungszusätze! Ich bin, ohne viel darüber nachzudenken, von Cu oder Ag als letztem Legierungsteil ausgegangen, und dass sich die Verkaufsformen "Draht", "Blech" und "Guß" nur in ihrer Form unterscheiden. Gleiche Legierungsbezeichnung und so..

Ja, eine Walze werde ich mir zulegen. Jetzt, für dieses Weißgoldprojekt, muss ich aber definitiv auf eine Walze (Zuhause) verzichten. Da würde ich eher neues, geeigneteres Weißgold verwenden, und das jetzige für später zurücklegen.

Chaton einlöten? Ja, gute Idee, danke! Sollte hübscher und auch stabiler werden!

Manuel
Manuel_M
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Manuel_M

 ·  #4
Mit auf 1mm ausgeschmiedetem Blech und dem (äußeren Teil des) Chaton mit Lötfuge klappt es deutlich besser! Das ovale Staucheisen wirkt wahre Wunder.

Muss ich mir um mein Schmelzen Gedanken machen? Also Pd-Weißgold in einem Ziegel mit viel Borax, mit Propan/Sauerstoff-Flamme?
Jetzt ist es ja eh zu spät, aber vielleicht kann ich bei den nächsten Malen das Oxidieren verringern? Bei so hohen Schmelz/Gießverlusten müsste ich mir mehr Material nachbestellen, die sind so dramatisch nicht eingerechnet..

Manuel
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Raustland
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Raustland

 ·  #5
Also meiner Meinung nach ist das durchaus so schmelzbar wie du es beschrieben hast, vielleicht solltest du nicht zuviel Borax verwenden. Das abgebildete Stück sieht so aus als wenn du nur den Einguss nicht ganz getroffen hast.
Manuel_M
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Manuel_M

 ·  #6
Das klingt beruhigend! Ich hatte zumindest immer ein Temperaturproblem.. Vielleicht klärt sich alles beim Gießen, wenn ich die Kokille ordentlich auf Temperatur bringe! :-)
..Und die Schmelze an sich kann wohl auch noch ein gaar Grad mehr abbekommen..

Manuel
tatze-1
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tatze-1

 ·  #7
die Kokille nicht auf Temperatur bringen, die wird von alleine warm. Meine Erfahrung ist, wenn die Kokille warm ist, wird der Guß nix mehr.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #8
Die Kokille, wenn sie aus Eisen ist sollte um Explosionen durch Schwitzwasser zu vermeiden einmal auf deutlich über 100 Grad erhitzt worden sein um dann abgekühlt. zu werden. Danach den Bereich der mit dem Gold Kontakt. bekommt, leicht einrussen oder dünn einölen.
Das ist wichtig. weil das Gold dann auf einem Dampffilm in die Form läuft. Sonst stockt es, egal wie heisst Du es machst.
Manuel_M
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Manuel_M

 ·  #9
Großartige Idee! So werde ich es das nächste Mal versuchen!
..und jetzt, wo ich darüber nachdenke: Der erste Guß wurde am besten, und ich glaube ich habe nach dem ersten Guß das ganze Öl endlich mal weggeputzt..

Vielen liebe Dank!
Ich kann es kaum abwarten den nächsten Versuch zu starten!

Manuel
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