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Hobbyschleifer: Ebouchieren

 
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #1
Ist bei dem Hobbyschleifern in unserem Forum das große Sommerloch ausgebrochen? Sitzen alle im kühlen Keller?

Ich würde gerne hier mal das Thema "Ebouchieren" anreißen.

Wer hat bereits Erfahrung in Edelsteine und Schmucksteine auf eine Rohform schleifen? Mögt Ihr Euch hier untereinander etwas Tipps geben?

Nach dem Schneiden der Rohware ist doch das Ebouchieren der nächste Schritt, oder?
Nordlicht
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Nordlicht

 ·  #2
Für mich ist Ebouchieren die Tätigkeit, die am meisten Trauer und Tränen verursacht, weil vom Naturstein (Imitationen und Synthetik kommen mir nicht auf den Tisch!) so viel zerstört wird.

Deshalb überlege ich mir vorher möglichst genau eine Form, die dem Rohstein angemessen ist und möglichst wenig Rohmaterial zerstört. Dann ebouchiere oder gestalte ich es mit dem Multifunktionswerkzeug mit kleinen Diamantscheiben. Eine Schale mit Wasser ist immer dabei. Bei regelmässigen Formen wie Rechtecken oder auch Cabochons wird zwischendurch immer wieder durch die Lupe und mit der Schublehre kontrolliert.

Irgendwann reicht es dann vielleicht auch mal für eine Schleifscheibe. Der nächste Lottogewinn kommt bestimmt – und wenn es erst im nächsten Leben ist … :D
Topas
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Topas

 ·  #3
Hallo Steinfroilein

Ich kann nur sagen, wie ich es handhabe:

Normalerweise schleife ich zuerst die Unterseite. Ich schleife ich beim Rohstein eine Fläche an. Diese Fläche liegt parallel der zukünftigen Rondist-Ebene und der Tafel. Der Stein wird mit dieser Fläche auf das Dopstick gekittet. Ob der Stein zugesägt wurde hängt von der Grösse und Form des Rohlings ab. Dann wird direkt geschliffen, ohne zu ebauchieren.

Felix
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Guestuser

 ·  #4
Mh, man moege mir verzeihen:
erstens, mangelnde franzoesisch Kenntnisse
zweitens, nicht vorhandene Schleifer Kenntnisse

Warum ich mich trotzdem hier einmische:

Ein Ebouche war fuer einen Uhrmacher (vor 100 Jahren) ein Rohwerk in dem die wichtigsten Zahnraeder drin waren. Hemmung und sowas fehlte.

Zwischen Ebouche und Ebouchieren seh ich ziemliche Wortverwandheiten, aber das war es dann auch.

Kann mir da jemand auf die richtige Schiene helfen?

Kann danach gerne aus dem thread entfernt werden.

Karlo
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #5
Karlo, Dein Beitrag gehört hierher. Und bleibt auch!
Das Prinzip ist -denke ich- das gleiche. Bei Dir das Rohwerk, welches dann ergänzt und weiterverarbeitet wird. Das Rohwerk ist der Rohling und statt einbauen und Finissage wird dann geschliffen, poliert, facettiert.
Was meinen die Anderen, habe ich das richtig erklärt?

Nordlicht: mach mir mal meine Synthesen nicht schal. Ich arbeite doch auch lieber mit genuine gemstones als mit lab created ones. 😉 Guck mal die Schleiferwettbewerbe an, da ist manch ein Cubic Zirconia dabei, von dem Du vielleicht meinst, es wäre ein Bergkristall. Zum Üben billiger aber die geschwollene Brust und der das-habe-ich-geschafft-Effekt kommt nur beim Schleifen vom Echten! Hat osirisgems auch in einem anderen Thread mal erwähnt...

P.S. Die Kieler Woche hast ja dieses WE direkt vor der Haustür. Wenn Du Tränen vom Ebouchieren übrig hast, Eimer mitnehmen und reinschütten.

Topas: Sehe ich auch so. Vorteil vom zuerst Unterseite schleifen ist eh, daß man dann nachher bei der Oberseite durch die Tafel sieht, was los ist. Und beim abkitten zum Schluß passiert dann auch nichts, oder?

Uhu und die viele anderen offline?
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #6
Zitat
Was meinen die Anderen, habe ich das richtig erklärt?

Ja, ich würde es als grobes vorarbeiten umschreiben.
Der Stein bekommt mit relativ grobem Werkzeug bzw. Schleifrädern seine annähernde Form.
Dafür gab es auch tatsächlich auch mal einen eigene Berufsgruppe, die nur Ebeauchiert hat.
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #7
Ich kenne von früher den Arbeitstitel Eboucheur, finde aber nichts im Internet dazu,... Bei Karlo's Ebouche sind die Grundkomponenten eines mechanischen Uhrwerks oder eines Quarzuhrwerks gemeint, nicht der Berufsstand. Ob die auch Eboucheure hießen?
tatze-1
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tatze-1

 ·  #8
http://www.beyars.com/lexikon/lexikon_335.html

Dürfte vermutlich ein verlorengegangener Fachausdruck sein. Oder man spezialisiert nicht mehr und alles fällt unter die Kategorie Edelsteinschleifer.
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #9
In der Schleifbranche gibt es den Ausdruck immer noch. Wir suchen gerade mitten im Thread die Wortverwandtschaft zum Uhrmachergewerbe.... 😉
tatze-1
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tatze-1

 ·  #10
im Grunde genommen ist das sowohl bei dem Stein und beim Uhrwerk das Herausarbeiten aus einem Rohling. Offiziell mit au geschrieben und nicht mit ou. Das dürfte mal wieder ein hartnäckig übernommener Fehler sein.

http://dict.leo.org/?lp=frde&s…wSingle=on
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #11
Zitat
Ich kenne von früher den Arbeitstitel Eboucheur, finde aber nichts im Internet dazu

Finden kann ich dazu auch nichts.
Ich weiß halt auch nur, dass das früher so war.
Genau so wie sich die kleinen Schleifer auf bestimmte Steinarten spezialisiert hatten. Mein Opa hat nur Nephrit geschliffen. Das ging aber ab den 1970ern alles den Bach runter.
Die heutigen Schleifer machen alle Arbeitsschritte selbst und bearbeiten auch die unterschiedlichsten Steine.
Aber in einigen sehr großen betrieben gibt es bestimmt noch eine Aufteilung der Arbeitsschritte.

Zitat
Oder man spezialisiert nicht mehr und alles fällt unter die Kategorie Edelsteinschleifer.

Genau so sieht das aus:
http://berufenet.arbeitsagentu…tus=B#oben
Das auf den unteren Bildern ist übrigens Jürgen Eckhardt und die Kundin beim Steineaussuchen ist seine Frau 😉
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Guestuser

 ·  #12
Danke fuer die Antworten.

Dann scheint mir das so wie:

Erstmal mit groben Mitteln den Stein soweit von Fehlerstellen zu befreien, dass Schleifewr anfangen koennen.
Das passt dann ja auch zur Uhrengeschichte.

Karlo
Edelstein
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Edelstein

 ·  #13
Ich sag einfach "Vorschleifen" dazu. Je nach Stein erst mal den Dreck wegschleifen, dann die grobe Form herstellen.
Größere Steine bekommen auch schon mal zuallererst ein poliertes ebenes "Fenster" durch das ich mir das Innenleben anschaue bevor ich entscheide, ob und wo gesägt oder vorgeschliffen wird.
Das Fenster ist wichtig, wenn ich z.B. aus einem 20 cm langen Bergkristall eine Skulptur machen will. Würde ich gleich ans grobe Schleifen gehen, könnten eventuell vorher nicht sichtbare Fehlstellen im Kristall zu Bruch führen. Oder man schleift aus Versehen interessante Einschlüsse weg.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #14
Na dann ich auch: ;)

Ebouche ist französisch und heißt so viel wie (etwas) öffnen, sich öffnen. ( Das Maul aufmachen ;) ) Der Ebouchierer vollzog den ersten Schritt des Verarbeitungsprozesses, er "eröffnete" ihn. Das Gleiche finden wir bei den Uhrmachern. De erste Schritt um ein Werk zum Laufen zu bringen, die Funktion zu "öffnen" war das einbringen des Räderwerks, um Eingriffe und Achsenstellungen und was sonst noch damit zusammenhängt zu kontrollieren.

In beiden Bereichen also das "Sich Öffnen" eines grundlegenden und wichtigen Prozesses.

l'ébauche ist ebenfalls französisch und bedeutet so viel wie Rohentwurf, Rohplanung. Auch wenn der Begriff so ausgelegt wird, beziehen sich die hier gemeinten Tätigkeiten auf grundlegende, sehr wichtige Vorarbeiten, ohne die das spätere Produkt nicht entstehen konnte.

Bei den Schleifern war es früher so, dass die Älteren, die nicht mehr richtig sehen konnten, die jedoch über die größte Erfahrung im Umgang mit dem Steinmaterial verfügten, die groben, aber eminent wichtigen Vorschleifarbeiten machten.

So bekam der Fassettierer einen roh zugeschliffenen Stein, bei dem die Form bereits stimmte, die Farbe am richtigen Fleck saß, in die Finger, so konnte dann ohne weiteren Zeitverlust sofort damit begonnen werden, die Steine zu fassettieren.

Dies geschah meist aus der freien Hand, aufgekittet wurde nur beim Polieren. Der Fassettierer drückte den durchsichtigen Stein auf den umlaufenden, großen Stein, dabei entstand trotz des Wassers mit dem der Vorgang betrieben wurde, an der Kontaktstelle des Kristalls mit dem Schleifstein. ein Funkenbild, was die genaue Form der gerade geschliffenen Fassette anzeigte. Dieses Funkenfeld beobachtete der Schleifer von der Rückseite, durch den Stein hindurch. War eine Fassette richtig platziert und groß genug, wurde der Stein einfach in einem anderen Winkel an den Stein gedrückt und weiter ging es.

Ich habe Leute gesehen, die brauchten für einen ganzen Stein keine drei Minuten um ihn zu fassettieren. Poliert wurden die Steine dann meist von jungen Frauen. Dazu wurde eine ebenfalls vertikal laufende, große Zinn-Bleischeibe verwendet. Die Steine wurden mit dem jeweiligen Polierpulver an die feuchte Scheibe gedrückt, wie an einem Polierfilz eines Goldschmieds und wurden, ohne dass die zu polierende Fassette beobachtet werden konnte, weil der Stein ja aufgekittet war, Fläche für Fläche poliert. Dabei zog man den Stein aus dem feuchten Bereich der Scheibe axial in den trockenen hinüber, denn an nasser Scheibe werden die Flächen fein geschmirgelt, wird es trockener, dann zieht der Glanz auf.

Dabei gab es Spezialisten, deren Qualitäten denen eines Lapidärs in keiner Weise nachstanden! Einfach unglaublich. Wer sich einmal an so etwas versucht hat, der weiß wovon ich rede! Mit den heutigen Methoden hat das überhaupt nichts mehr zu tun. Da ja sogar das Lochbrett mittlerweile zu den absolut antiquierten Arbeitsvorrichtungen zählt, werden diese Werkzeuge auch immer seltener. Lediglich im Reparaturbereich haben diese Dinge noch ihren festen Platz, weil die Flexibilität einfach unschlagbar ist. Allerdings ist es schon heute abzusehen, wann der letzte Lochbrett-Lapidär den Schalter das letzte Mal umlegt. Diese Kunst ist eigentlich bereits ausgestorben. Weiter vermittelt wird sie meines Wissens nach auch nicht mehr.

Noch etwas fällt auf. Bei aller Präzision deren heutige Maschinen und Anlagen fähig sind: Wenn ein guter Eboucheur ein guter Faassettierer, ein gutes Kittmädel und eine gute Poliseuse zusammen ein Team bildeten, konnten sie Mengen an einem Tag verarbeiten, von denen man sich kaum eine Vorstellung machen kann. Und wenn einmal ein Stein kaputt ging, dann war es ein rabenschwarzer Tag, denn kaputt gab es normalerweise nicht.

Aber seit die Automaten zig Steine auf einem einzigen Kamm bearbeiten können, hat auch der genialste Handwerker keine Chance mehr. Und so ist eine ganze Industrie klamm und heimlich "entmenscht" worden. Überlebt haben nur die, die mit der Zeit gegangen sind, die sich rechtzeitig auf den Wandel umstellen konnten.

Und eine neue, ganz andere Generation von Schleifern hat sich entwickelt. Leute, deren Hobby es ist Steine zu schleifen. Und sie tun es mit den heutigen Möglichkeiten in einer Präzision und Kreativität, mit einer Fantasie, zu der frühere Schleifer weder Zeit, noch Gelegenheit hatten.

Das Rad dreht sich weiter, nichts ist endgültig!
tatze-1
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tatze-1

 ·  #15
Zitat geschrieben von Ulrich Wehpke
Ebouche ist französisch und heißt so viel wie (etwas) öffnen, sich öffnen. ( Das Maul aufmachen ;) )

liebster Uli, wegen Dir habe ich jetzt meinen Bücherschrank umgegraben und in meinen 3 Französisch-Langenscheids nachgesehen. Das Wort ébouche gibt es nicht. Es gibt ébauche, wie Du selber richtig schriebst und ich einige Posts vorher auch. Es wäre sehr nett, wenn Du mir mal zeigen könntest, wo das mit dem ébouche steht bitte.
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