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Ein alter Ring

 
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 ·  #16
Vielen Dank, Herr Butschal.

Wenn man jetzt von der Verarbeitung absieht, lässt sich dann die Formgebung - scheint ja eine Art Schleife zu sein - einer bestimmten Zeit zuordnen? Unabhängig davon, ob der Ring nun auch original aus dieser Zeit stammt?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #17
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 ·  #18
der ring stammt doch sicher aus dem 18. jhd oder ist ein nachzügler aus dem frühen 19. jhd. würde aber eher frühes 18. jhd behaupten. die gesamte verarbeitung ist vorindustriell, auch das design. die schleife ist organisch einer stoffschleife nachgebildet, man war zu der zeit noch nicht darauf gekommen den metallen geometrische 'metallische' formen zu geben, sondern bildete die formen nach vorbildern etc. zu den steinen kann ich nichts sagen, der große ist ja wohl ein diamant, die kleinen weiß ich nicht - schwarze? keine ahnung.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #19
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 ·  #20
nicht nur die fassart der steine sondern die ganze art der anordnung derselben ist sonderbar. darüber in welcher zeit das so gemacht wurde, weiß ich nichts. vielleicht sind die ganzen beigeordneten steine erst später eingesetzt worden. der ring sieht für mich sehr original aus und ist womöglich noch älter als erst angenommen. auf jeden fall ein sehr interessantes stück, ich werde versuchen näheres herauszufinden. leider gibt es wenig belegstücke ab 1800 abwärts.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #21
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 ·  #22
die machart des rings ist insgesamt sehr einfach und grob, er ist sicher kein kronjuwel. der barocke schmuck der hohen leute sah in gestalt und verarbeitung anders aus, da pflichte ich bei. auf den gemälden tragen diese leute zudem vermutlich immer ihr bestes stück. 'einfache' Ringe wie diesen findet man vielleicht gar nicht abgebildet.

ich glaube aber nicht an eine reproduktion, weil es keinen sinn macht, so etwas in dieser art herzustellen. wenn ein schmuckstück schlechte steine hat, ist das immer schon ein guter hinweis, dass sie immerhin echt sind. wer würde schmuddelige imitate verwenden? so ähnlich ist es auch hier - wer würde so eine verbaute und mühsame reproduktion anfertigen, die selbst von fachleuten hinterher nicht einordenbar ist? das hieße eine münze zu fälschen die nirgendwo in umlauf ist.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #23
Dann versuch es einmal anders zu betrachten. Wir leben heute in einer hochindustriellen Überflussgesellschaft in der zumindest in der ersten Welt der durchschnittliche Bürger über so viel Geld verfügt das er und seine Konsumgewohnheiten die große Masse der Produktion und des Handels bestimmt.


Dann gehe mal gedanklich in das 17 und 18 Jahrhundert zurück. Fürsten, Raubritter und der Kaiser bestimmen über Wohl und Wehe. Bauern und Handwerker sind in der Regel so arm das es nur zum knappen Essen und schlafen reicht. Der Besitz von Gold und Silber ist allein dem Adel vorbehalten.

Schon der Besitz von Zinn gilt bei wenigen reichen Bauern als Hoffart und bekommt daher den Namen Bauernsilber.

Wer soll in einer solchen Umwelt das Risiko eingehen einen Ring aus Silber mit einem Diamanten in der Mitte, der allein den Wert mindestens eines Pferdes hat, bei einem Goldschmied zu bestellen?
Es kommt nur ein Auftraggeber in Frage, der über Geldüberschüsse verfügt und sie Kraft seines Standes und seiner Macht auch behalten kann. Solch ein Ring ist dann auch kein Tand sondern hat eine besondere Aufgabe oder ist ein Talisman. Da wird dann auch gestalterischer Hirnschmalz und handwerkliche Feinarbeit reingesteckt, von denen beides hier nicht erkennbar ist.

Dann gehe gedanklich zweihundert Jahre weiter in der Entwicklung zum Ende des 19 Jahrhunderts.

Europa ist durch Napoleon und die Ideen der französischen Revolution neu geordnet und durchgeschüttelt worden, die industrielle Revolution hat neuen Reichtum auch bei nichtadeligen geschaffen, zusätzlich ist eine deutlich breitere Gesellschaftsschicht als je zuvor, der Armut entkommen. Die alleinige Macht des Adels ist erstmalig, wenn auch schleichend, auf dem Rückzug.
Hier ist eine Nachfrage nach Möbeln, Einrichtung, Kleidern und Dekoration aus zusätzlichen, völlig neuen Schichten, entstanden und natürlich wollen sie modern sein, orientieren sich aber auch nach alten Vorbildern. Handwerker, aber auch neu entstandene Fabriken, sogar mit Versandkatalogen versuchen zu moderaten Preisen den Bedarf zu stillen.

Hier passt dann die Herstellung eines solchen Ringes wesentlich besser hin.
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 ·  #24
der soziologische einwand ist mir auch schon in den sinn gekommen, und er wiegt schwer. der ring muss aber nicht einem reichen bauern o. dgl. gehört haben - wurden nicht gerade zu beginn des 18. jhds große zahlen von besitzenden in den adelsstand erhoben? all diese neuen edelleute brauchten eine standesgerechte ausstattung, waren aber nicht unbedingt immer wirklich 'reich'. habe aus dieser zeit schon stücke mit böse verhunzten wappengravuren etc gesehen. ich würde den ring einem solchen niederen neu-adligen zuschreiben.
es fällt mir schwer zu glauben, dass kurz vor 1900 so ein 'schrott' (mit dicken anführungszeichen) angefertigt wurde. man sieht dem ring die mühe und die arbeit an, die seine fertigung gekostet haben muss, und zu dieser schon industrialisierten zeit hatte man bessere möglichkeiten, so einen teuren stein zu verarbeiten und ggf. auch auf 'antik' zu trimmen. sicher hätte fast jede werkstätte um 1900 die möglichkeit gehabt, viel sauberer zu arbeiten und so die ansehnlichkeit des ringes - und damit seinen wert - zu erhöhen. mit so einem teuren stein spielt man ja nicht, und shabby chic war eigentlich noch nicht in.
doch das sind alles weiche argumente. leider besitze ich keine abbildungen von vergleichbarem schmuck.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #25
Zitat geschrieben von Anonymous
der soziologische einwand ist mir auch schon in den sinn gekommen, und er wiegt schwer. der ring muss aber nicht einem reichen bauern o. dgl. gehört haben - wurden nicht gerade zu beginn des 18. jhds große zahlen von besitzenden in den adelsstand erhoben? ...


In großer Zahl passierte das um 1900 herum und fing schleichend Mitte des 19 Jahrhunderts an.
Zu Beginn des 18 Jahrhunderts, also um 1700 herum waren die Standesschranken undurchdringlich. Lediglich als Ritter oder erfolgreicher Feldherr konnte man aufsteigen.
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 ·  #26
ja... und heute ist sogar Mick Jagger adlig. würde mich auch mit ca. 1730 anfreunden können, die zeit von Lessing und Haydn. da war schon mehr möglich. werde mal nach belegen suchen. es würde mich wundern, wenn dieser scheußliche und charaktervolle ring nicht ein vierteljahrtausend alt wäre.
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