Goldschmiedeforum
Sie befinden sich im Benutzerbereich unseres Forums.

3d Drucker für Goldschmiede - incl. Fallstudie

 
...
 
Avatar
 

...

 ·  #31
Habe diesen interessanten Thread mal als Laie überflogen, kann es soweit kommen dass man bald keine Goldschmiedelehre mehr braucht, der Grossteil wird maschinell gefertigt.

Kann man das Schmuckergebnis dann noch als Goldschmiedehandwerk bezeichnen?
K-Heinz
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 664
Dabei seit: 06 / 2014

K-Heinz

 ·  #32
Ich fürchte fast, dass es so kommen kann.
Auf jeden Fall wird sich der Beruf wohl wandeln. Wenn du dir die Qualität von Saschas Arbeiten ansiehst, da könnte dem begnadeten Goldschmied schon Angst werden. Ganz ohne Montagen, ganz ohne diese auch noch zu löten, platisch wie es ein Blech nicht zu Wege bringt.

Jetzt mal abgesehen das auch der Guß eine Kunst zu sein scheint ist es unschwer sich auszumalen, dass "gute" 3D-Drucker früher oder später auch in den Haushalt finden werden.
Ich könnte mir sogar denken, dass es einen Markt geben wird, der fertiges Design als Computerfile anbieten wird.
Dann kann man sich wohl ein Wahnsinnsstück vom net herunterladen, druckt es sich selbst aus und geht damit zu einer Gießerei.

traurig, was?
Unikumschmuck
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 804
Dabei seit: 05 / 2013

Unikumschmuck

 ·  #33
Naja, ganz so schwarz würde ich das nicht sehen.

Die alte Definition von Handarbeit bzw. Handwerk, in der eine Arbeit gänzlich von Hand gearbeitet wird, greift hier sicherlich nicht mehr. Ganz streng genommen dürften dann auch Teile die gegossen werden ebenfalls nicht mehr als Handarbeit durchgehen. Die Gussmaschine erledigt ja den Job.


Auf der anderen Seite:
Was soll es sonst sein, als Handwerk oder Handarbeit?
Für mich besteht Handarbeit bzw. Handwerk darin, das dahinter eine Person steht,
die ein Stück erschaffen hat. Die Fantasie, oder der Gedanke der den Erschaffer antreibt, kann kein noch so gutes PC-Programm ersetzen. Ebenso wenig gibt es in einem Programm ein Eingabefenster das es mir erlaubt, ein Objekt zu beschreiben und per Enter-Taste dann generiert wird.

Am Beispiel der Elefanten: Diese sind "gezeichnet", nur eben am PC. Ich hocke hier am PC und male auf dem Monitor herum. Ziehe, drücke, knete wie mit Fimo. Selbstverständlich eröffnet so etwas viel mehr Möglichkeiten als das Pendant in Wachs zu fräsen. Variationen sind wesentlich einfacher. Ich will hier jetzt nicht von Programmkenntnissen reden. Diese sind zweitrangig. Es geht um das Gesamtwerk. Die Idee dazu, die Posen der Tiere, die Details und das Arrangement der Figuren entstammt meiner Fantasie. Und nicht aus einem Computerprogramm.

Nächster Punkt: Bezahlbarkeit der Arbeit.
Zweifellos ist es einem guten Goldschmied möglich, einen Orchidee wie meine aus einem Wachsblock zu fräsen. Nur wird er ein vielfaches der Zeit benötigen. Bei dem Schnörkelring hört es aber dann auch auf. Da müsste jeder Schnörkel zurecht geschnitten und gebogen werden. Die 100 Bausteine dann zusammen gelötet. Ergebnis: Unbezahlbar.

Es ist leider nicht mehr so, das viele Kunden für eine Arbeit bereit sind, Tausende von Euro hin zu legen.

Sicherlich teilt nicht jeder meine dargelegte Meinung. Das macht aber auch nichts. Viel wichtiger ist es den Kunden mit seinen Wünschen bedienen zu können. Egal welche das auch sind. Ob Ihr das nun noch Handarbeit oder Maschinenarbeit nennt, spielt für mich keine Rolle.

Ich füge später noch einen Link für das Video vom Elefanten ein. Da kann man (wenn man will) sehen wie das Stück am PC entsteht, wie es im Composer behandelt wird.
Unikumschmuck
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 804
Dabei seit: 05 / 2013

Unikumschmuck

 ·  #34
Ulrich Wehpke
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 8090
Dabei seit: 08 / 2006

Ulrich Wehpke

 ·  #35
Jetzt fehlen nur noch Fotos vom Rohgus der Elefanten. Das interessiert mich wahnsinnig. Einfach mit 50 my Glaskugeln abstrahlen ohne Politur, so sieht man am Besten wie das fertige Produkt aussieht. Der Gedanke die Gräser als Supports zu "missbrauchen" ist gut. Das erspart eine Menge Nacharbeit.

Die Ansicht dass es keine echte Goldschmiedearbeit ist, wenn die Schmuckstücke zeitgemäß hergestellt werden, teile ich in keiner Weise. Es ist nicht so, dass die Dinge VON einem Computer hergestellt werden, sondern MIT Hilfe eines solchen. Zudem sind die Ergebnisse auch besser, sie haben keine Fugen und sind auch erheblich belastbarer, wenn es richtig gemacht wird. Ich mache zum Beispiel Ringe mit komplizierten Relieffs, die können um etwa 6 Nummern gedehnt werden. Man sieht nicht das Geringste. Welche Handmontage könnte da mithalten? Foto 1 und 2

Btw: Soeben fällt mir ein, dass ich von meinem Kissenanhänger ein solches Foto habe (Rückseite), daran ist fast nichts verändert, nur abgestrahlt. Lediglich einige ganz wenige Bereiche (z.B. Kader und Aufhängeösen) sind leicht anpoliert worden, da kann man gut sehen wie der Guss geworden ist.
Die anderen beiden Fotos zeigen die Rückseite des beschriebenen Anhängers.

Dieses Teil wurde ebenfalls auf einer ASIGA hergestellt, wie schon weiter oben erwähnt.
Anhänge an diesem Beitrag
Stadtring.jpg
Titel: Stadtring.jpg
Flecht1.jpg
Titel: Flecht1.jpg
Anhg1.jpg
Titel: Anhg1.jpg
Anhg2.jpg
Titel: Anhg2.jpg
Unikumschmuck
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 804
Dabei seit: 05 / 2013

Unikumschmuck

 ·  #36
Also die Elefanten waren jetzt ehrlich gesagt nicht gedacht um die noch in Edelmetall herzustellen.
Ich glaub das käuft auch keiner. Das war mehr ne Fingerübung.

Der Stadtring gefällt mir!

Jetzt hast Du aber immer noch nicht aus dem Nähkästchen geplaudert....ich weiß Du wirst gern gefragt, deshalb:

Wie machst Du's ?

LG
Ulrich Wehpke
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 8090
Dabei seit: 08 / 2006

Ulrich Wehpke

 ·  #37
Unikumschmuck
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 804
Dabei seit: 05 / 2013

Unikumschmuck

 ·  #38
Ok wenn Du es nicht unbedingt hier öffentlich schreiben willst, kann ich das verstehen, habe im ersten Moment aber nicht daran gedacht!

Dennoch brennt die Neugierde auf Dein Verfahren!
Wenn Du magst, schreib doch per PN.
Auch würde mich interessieren ob es Euch wie Du geschrieben und nochmal versuchen wolltest, mit gipsgebundener Einbettmasse gelungen ist das Material auszubrennen.
Ulrich Wehpke
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 8090
Dabei seit: 08 / 2006

Ulrich Wehpke

 ·  #39
Das hat mit öffentlich eigentlich weniger zu tun, denn diese ganze Thematik ist weltweit noch brandheiß. Ich kenne z.B. heute noch niemand, der mit Voransage bei diesen Resin-Modellen gute Güsse liefern kann. Und es wäre ja gar nicht schlecht, wenn das noch eine Zeitlang so bliebe. Ein durchaus passabler Weg bietet sich im Umkopieren und anschließendm Ausspritzen an, wenn auch mit Qualitätsabstrichen und Mehrarbeit verbunden.

Gips, - da bin ich noch nicht zu reproduzierbaren Ergebnissen gekommen. Ich habe zwar nach dem Silberanhänger unter gleichen Parametern noch mal versucht, aber es will partout noch nicht. Aber mit der Phosphatmasse haben wir jahrelang versucht. Allerdings waren da mehr zufriedenstellende Ergebnisse dabei, als mit Gips. Allerdings bin ich noch nicht am Ende, vielleicht platzt der Knoten ja noch irgendwie.

Sobald ich Land sehe, melde ich das an dieser Stelle. Gipsgebundene Einbettmasse wäre schon toll, denn das Phosphatzeug ist ja nicht nur teuer, sondern man kommt dabei auch nicht um das Abstrahlen herum und reißen tut das Mistzeug auch immer wieder ohne Voransage.
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 33419
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #40
Dann probiere doch mal den Tipp von mir weiter oben, aus kurzen Wachsstangen Abtropfbereiche an das Harzmodell anzuhängen.
Vorher muss natürlich das Harz komplett durchbelichtet und ausgehärtet sein, notfalls nachbelichten. Sonst entstehen Oberflächen die an Krakelee erinnern weil beim Ausbrennen das Harz ausschwitzt und den Gips angreift. Es dürfen keine klebrigen Bereiche übrig bleiben, gegen diese helfen auch keine Sacklöcher.
Unikumschmuck
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 804
Dabei seit: 05 / 2013

Unikumschmuck

 ·  #41
Das es zur Zeit noch nicht allzu viele gibt, die diese Modelle vergießen stimmt schon.
So kenne ich z.B. keine Lohngießerei die diese Teile gut vergießen kann.
Liegt jedoch meiner Meinung nach nicht am Können, sondern am Wollen.

Bei Asiga, und so "dicht" wie ich da dran bin, wird viel über dieses Thema geredet. Meine Bemühungen eine Lohngießerei zu finden waren bislang leider um sonst, so dass noch alle Lohngießarbeiten die bei Asiga Deutschland angefragt werden über mich laufen. Was weder mein Bestreben noch eine dauerhafte Lösung für mich ist. Deshalb halte ich jetzt nicht unbedingt was von Geheimniskrämerei.

Zur Zeit gibt es verschiedene Lösungsansätze:
Von den von Heinrich beschriebenen Wachsstangen in die nicht veraschte Rückstände fließen sollen, über Ausblasen der Muffel bis hin zu dem nachträglichen Härten der Objekte unter Wasser.

Hr. Cser von der Fa. Ti-Research der mit im Boot ist, hat sich der Sache einmal angenommen und Versuche mit dem Asiga-"Wachs" gestartet. Die Kennziffern, wann genau was mit dem Resin geschieht stehen in der Studie. Dort ist dann auch zu sehen, das eben dieses Resin nicht bei den in den Lohngießereien üblichen Temperaturen rückstandslos verbrennt. Sondern einfach wesentlich höhere Temperaturen benötigt. Temperaturen die gipsgebundene Einbettmasse nicht verträgt.
Die Öfen werden durch die höhere Temperatur mehr belastet, und wie Uli schreibt muss nach dem Guss gestrahlt werden. Mehrbelastung der Öfen, sowie Mehraufwand nach dem Guss führen zu höheren Gusspreisen. Kalkuliert für einen einzelnen Ring in etwa 40 Euro. Nicht gerade lukrativ für Lohngießereien und deshalb nicht sehr beliebt.

Zu den von Uli beschriebenen Problemen der Einbettmasse:

Ich setze voraus, das wir über Invest CP reden. Ich weiß von Wolfram das ihr die nutzt. Und da gibt es eigentlich kein "ohne Voransage", sondern solche Dinge wie Risse in der Muffel haben einen nachvollziehbaren Grund, der im Ausschlussverfahren eingegrenzt werden kann:

Zunächst einmal besteht die Einbettmasse aus Liquid und Pulver.
Dieses Liquid ist eine zu fast 100 % gesättigte Lösung.
Der chemische Prozess des Abbindens löst eine thermische Reaktion von Liquid und Pulver aus.

Was genau bedeutet es nun, wenn ich mit thermisch reagierender Einbettmasse arbeite:

Je nach dem welchen Temperaturen das Liquid nun ausgesetzt wird, hat dies Einfluss auf die Abbindezeit. In der kalten Jahreszeit kann nun aus 15 min leicht 20 min werden bis die Muffel in den Ofen kann. Im Sommer bei Temperaturen um die 20°-30° bindet die Masse wesentlich schneller ab.
Ein zu frühes Einstellen in den Ofen führt zur Störung des chemischen Prozesses. Das im Liquid befindliche Wasser ist noch nicht gänzlich verbraucht. (Die Muffel dampft noch) Dieses Wasser wird nun in einen glühenden Ofen gestellt. Ergebnis ist klar.

Zu spätes Einstellen in den Ofen: Die Hitze des Ofens greift nicht in die Spitze der thermischen Reaktion. Ergebnis das selbe.

Wenn die Einbettmasse nicht richtig gelagert wird, z.B. im 20 kg Sack: Kann sich Feuchtigkeit in die Einbettmasse schleichen. Somit stimmt das Verhältnis zw. Wasser & Liquid nicht mehr. Ergebnis: wie Oben.
Das Liquid wurde zu kalt, z.B. auf dem Transport: Bestandteile kristallisieren aus und sammeln sich am Boden der Flasche. Das Mischungsverhältnis stimmt also nicht mehr.

Das Liquid wird mit Wasser verdünnt: Es wird mehr Wasser beigefügt als es benötigt: ebenfalls kein schöner Guss

Und das sind mal nur ein paar Möglichkeiten.
Ich gehe davon aus, das Du die Mischung richtig machst, Dein Liquid neu ist und Du die Einbettmasse richtig lagerst. Risse in der Einbettmasse ist, kann ich Dir versichern, bei Invest CP nicht normal.
Für meinen Teil würde ich Dir folgendes Raten:

Liquid pur nehmen, ohne Verdünnung
Zeitpunkt zu dem die Muffel in den Ofen kommt genau abpassen.

Ich kann aber auch mal noch gern Hr. Cser fragen, ob er sich an dieser Stelle einklinken möchten.

LG
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #42
Lieber Unikumschmuck,

danke für Deinen ausführlichen Erfahrungsbericht.

und auch Danke an all die beteiligten Forumteilnehmer dieses Threads.

Nun habe ich zwei Fragen:
die Erste ist: wo bekomme ich diese hier erwähnten kleinen Fräser, bisher habe ich nur 0.2er mit 3mm Schaft im Einsatz.

und benötige ich für den erwähnter 3-D Drucker weiteres Zubehör ?
Ich bin nach diesem Thread kurz davor den Kauf button auf http://www.imakr.com
zu drücken.
5190.- Euro scheint mir für 3D-Druck in Schmuckqualität ganz gut.

viele liebe Grüße

Andreas
Ulrich Wehpke
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 8090
Dabei seit: 08 / 2006

Ulrich Wehpke

 ·  #43
Unikumschmuck
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 804
Dabei seit: 05 / 2013

Unikumschmuck

 ·  #44
Hallo Andreas,

nun das freut mich das Dir der Thread gut gefällt.
Zunächst mal zu den Fräsern: Da wendest Du Dich an Ulrich Wehpke, der hier den Beitrag unter Dir geschrieben hat. Der kann Dir solche Fräser verkaufen.

Zum Drucker:
Was dazu kommt, wäre ein Kalibration-Kit sowie ein Pico-Flash zu nachträglichen Härten des Resins!
Ich möchte Dich jedoch darauf Aufmerksam machen, das dieser Shop in Pfund und nicht in Euro rechnet. Zudem kommt dann noch der Zoll dazu, und dann kann es Dir geschehen, das Dich der Drucker teurer kommt als wenn Du Ihn gleich von mir beziehst. Zudem kann ich Dir (und Hr. Dr. Weiß) auch deutschen Support anbieten in allen Belangen. Wenn Du also wirklich Interesse an dem Drucker hast, melde Dich einfach bei mir. Ich kann Dir auch gerne Testdrucke zuschicken, damit Du Dir erst mal anschauen kannst was Sache ist, und das auch stimmt was ich hier gutes übers Gerät schreibe.

An Uli:
Wenn noch Fragen sind, raus damit!
Ansonsten kannst Du Dich auch auf der Inhorgenta noch mit Hr. Cser zusammen setzen.
Der Mann strotzt nur so vor Wissen, und wenn ich mal nicht mehr weiter weiß......frag ich ihn!

LG
Unikumschmuck
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 804
Dabei seit: 05 / 2013

Unikumschmuck

 ·  #45
Tilo hat mir grad gesagt, das aus GB kein Zoll anfällt, da hat er natürlich Recht!
Sorry, mein Fehler!

Rechnet man die Pfund in Euro um, sowie das Zubehör noch dabei, sind die Preise identisch mit unseren hier, nur eben ohne unseren Support :bounce:
Aus unserem Shop


Empfohlen von Kathrin
Schmuck
Uhren
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0