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Komisches Verhalten von Sterlingsilber

 
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #1
Eine Frage an die, die gut Chemie und Physik erklären können.
Also: Wenn ich dünne Silberdrähte brauche, dann mach ich mir die normalerweise aus den übriggebliebenen Ziehspitzen von dickeren Drähten und Profilen, die ich wiederum aus Walzprofil herstelle.
Manchmal reichen die Ziehspitzen aber nicht und ich nehme gleich dünnen Draht aus der Scheideanstalt. Kost ja auch nicht mehr.
ABER: die runtergezogenen Ziehspitzen haben, ohne jemals eine Beize erblickt zu haben eine relativ helle Oberfläche nach dem letzten Glühen. Und jetzt sagt bitte nicht, dass ich die Kupferoxyde ja vorher schon alle an den Fingern hängen hatte, ein paar sicher, aber soviel auch nicht.
Der gekaufte Draht ist natürlich nach Bearbeitung und 1 maligem Ausglühen kohlschwarz.
OK, beizen. Das gibt aber eine unbeliebte Sudschicht. Und tatsächlich, manchmal verkrümelt sich das Lot über die Sudschicht,- ich vermute zumindest, das es sich bei diesen Teilen un die gebeizten handelt - selbst wenn die Fuge gefrischt ist. Verwende ich sie aber schwarz, reduziert sich das Kupferoxyd unter dem Flussmittel zu unschönen roten Flecken, die einen weiteren Glüh- und Beizvorgang notwendig machen.
Gut, daran ist noch keiner gestorben.
Ich würde aber mal einfach gerne wissen: Wieso bleiben Ziehspitzen in der weiteren Verarbeitung weiß im gegensatz zu jeglichem gekauften Silber?
Ich bitte um Nachsicht, wenn manche chemischen Ausdrücke falsch angewendet wurden.
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Guestuser

 ·  #2
Silberfrau, ich kann Dir leider keine Erklärung bieten, aber warum bürstest Du die Sudschicht nicht einfach mit der Messingbürste ab?
Dann sollte das Lot keinen "Fluchtweg" haben.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #3
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #4
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Hinwies: Die Spitzen haben keines gebildet deshalb lassen sie sich auch so gut löten.
Ja, genau. Soweit bin ich auch gekommen.
Zitat geschrieben von Gast

Silberfrau, ich kann Dir leider keine Erklärung bieten, aber warum bürstest Du die Sudschicht nicht einfach mit der Messingbürste ab?
Dann sollte das Lot keinen "Fluchtweg" haben.
ob das reicht? Mal schaun. Es ist dann zwar glatt, aber in dem Moment wo ich es heiß mache steht es doch wieder auf?
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Freak

 ·  #5
Hallo Silberfrau,

ich kann Deine Frage überhaupt nicht beantworten, habe vielmehr eine Gegenfrage.
Du schreibst, Deine Ziehspitzen haben nie Beize gesehen. Heißt das, Du hast das Walzprofil, aus dem Du dickere Drähte etc. gemacht hast, nie geglüht? Oder nur nie abgebeizt und samt der Oxydschicht durchs Zieheisen gezogen?

Ansonsten erinnert mich das an das Verhalten von Silberblech, wenn ich eine Struktur eingewalzt habe. Das erscheint mir danach auch wesentlich strapazfähiger, trotz Löten, Beizen..

LG Sylvia
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #6
Nicht abgebeizt.
Mir kommt aber so langsam die Vermutung, dass es eine Frage des Lieferanten ist.
Zentnersäcke Kartoffeln kauf ich wo anders als die gemischte Gemüsekiste.
Kann sein, dass das Walzprofil herstellerseitig einmal abgebeizt wurde? Das wird generell beim Glühen nicht so dunkel. aber hält das von 5,3 bis 1mm?
Der andere Hersteller arbeitet dagegen im Vakuum und muss nicht abbeizen?
Wäre doch eine Erklärung?
Früher hab ich tw 935 genommen, aber seit das Ag so teuer ist, auch wieder nur 925.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #7
da haste doch dann auch schon wieder 10 Teile mehr an Kupfer drin im 925er.

Irgendwie meine ich mich daran zu erinnern, daß man Silber nach dem Glühen immer abbeizen und kratzen sollte ;-)
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #8
Zitat geschrieben von tatze-1
Irgendwie meine ich mich daran zu erinnern, daß man Silber nach dem Glühen immer abbeizen und kratzen sollte ;-)
Gottes Willen, dann hast du doch die Sudschicht.
Und die lötet sich ganz schlecht. Kratzen entfernt sie nicht, da musst du schon schleifen.
Es geht nicht um das Schmuckstück sondern die Materialzurichtung.
Gebeizt wird nur nach dem Löten. Und auch dann kochen manche nur in Wasser ab. Bis auf am Ende.

@ Sylvia: was meinst du mit "strapazierfähig"?
tatze-1
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tatze-1

 ·  #9
Zitat geschrieben von Silberfrau
Gottes Willen, dann hast du doch die Sudschicht.
Und die lötet sich ganz schlecht.

häh? Ich hab nach dem Kratzen nie Problem mit der Löterei gehabt. Ohne Kratzen schon eher.

Genauso bei der Materialzurichtung. Wird bei mir immer automatisch nach dem Glühen gebeizt und dann gekratzt. Dann geht auch beim Drahtziehen der Draht wieder fluffiger durch die Löcher als mit der weißen Sudschicht drauf.
philomena
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philomena

 ·  #10
Das "kratzen" ist das was ich mit bearbeiten mit der Messingbürste meinte.
So habe ich es auch gelernt. Glühen, beizen, Sudschicht entfernen.
Dann lötet sich das ohne Probleme,

Gruß
Kathirn
Tilo
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Tilo

 ·  #11
da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich ;-) (nach Glühen löten ohne beizen/Kratzen)
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Freak

 ·  #12
ad strapazierfähig:

ich habe den Eindruck es läuft weniger leicht an (jetzt mal an der in meiner Wohngegend ziemlich schwefelhaltigen Luft) und oxidiert weniger beim Löten.
Und auch angenehm: kriegt nicht schon feine Kratzer vom auch nur schief Anschauen, obwohl durchs Löten doch eigentlich weich geglüht.

Ist mir eingefallen weil Deine Ziehspitzen auch schon einiges an Druck mitgemacht haben müssen bevor Du sie zu Draht ziehst.
--
Auch ich habe gelernt die Oxidschicht zu entfernen bevor ich mich wieder mit Werkzeuge dranmache.

LG Sylvia
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #13
Zitat geschrieben von Tilo
da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich ;-) (nach Glühen löten ohne beizen/Kratzen)
Nach dem Glühen hast du noch keine Sudschicht, ok, nur ggf. Oxyde.
So, die löst aber ein passendes Flussmittel zuverlässig und das Lot geht eine direkte Verbindung mit dem "Untergrund" also der Ag-Cu Legierung ein. Im Allgemeinen werden die zukünftigen Verbindungsstellen aber vor dem Glühen mit Flussmittel abgedeckt.
Beim Beizen und Kratzen wird entgegen euren Annahmen die Sudschicht nicht entfernt sondern nur oberflächlich verdichtet. Entfernt wird nur das Kupferoxyd, zurück bleibt der Schweizer Käse. Um wieder auf das Fleisch, die Legierung zu kommen muss man frischen oder schleifen.

Materialzurichten: Für die Zeitersparnis und die nicht gelöcherten Klamotten etc... kann ich mir locker alle 20 Jahre ein neues Zieheisen leisten, sollte das Oxyd einen Einfluss haben, was ich bisher nicht feststellen konnte.
Tilo
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Tilo

 ·  #14
hmm, ich habe gerade überlegt,
widerlegen kann ich das nicht
meine Lötstellen werden meist gefrischt bzw sind eh grad frisch abgesägt/gefeilt/abgezogen

und bei Draht beize ich auch meist erstmals nach dem letzten glühen, aber vorm löten

das Flußmittel H (Brazetech) löst tatsächlich Oxid, hatte ich nie probiert
aber wie gesagt; ich schmirgele oder mach sonstwas vor jeder Lötung

bin gespannt, ob Heinrich oder Ulrich da was beitragen können/wollen
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #15
Wenn ich Sterlingsilber glühe verwandelt sich das oberflächliche Silber in Dikupferoxid Cu2O und bläht die Oberfläche auf weil es sich Platz schafft und aus dem Kristallgitter austritt.

Ätze ich das dann mit Schwefelsäure ab, erhalte ich eine poröse, milchigweisse Oberflächenschicht aus Feinsilber, darunter ein graue Schicht zerlegter und teiloxdierter Silber-Kupferkristalle und darunter den Kernbereich gut durchkristallisierter Silber-Kupferkristalle.

Die Zwischenschicht nennt der Goldschmied Blausilber.

Durch Nasskratzen wird die poröse und butterweiche Feinsilberschicht verdichtet und seidenmatt glänzend.

Das kann man dann so stehen lassen oder großflächig belöten, aber die Haltbarkeit ist durch die Schichtung etwas geringer.

Wenn man richtig feste Verbindungen will muss man durch die Blausilberschicht durchschmirgeln auch wenn man Hochglanzpolitur haben will.

Die Industrie löst das, in sie noch einmal eine glänzende Feinversilberung galvanisch aufbringt.

Der Goldschmied der das nicht will muss entweder schmirgeln oder nie an der Luft glühen sondern immer komplett das Silber in Borax einpacken.
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