Goldschmiedeforum
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Im Laden der Schmuck- und Uhrenfachleute

 
Redaktion
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Redaktion

 ·  #1
Nehmen wir mal an, es gäbe einen Herrn namens "Schmuck- und Uhren-Interessent". Nehmen wir weiterhin an unser "SUI" begäbe sich auf eine Reise quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und würde bei jedem von Euch mal in den Laden oder die Werkstatt reinschauen.

Nehmen wir aber auch an, dass er das zum allerersten Mal macht, weil er vorher Schmuck und Uhren immer nur im Kaufhaus oder per Internet gekauft hat. Er war also noch nie beim Schmuckfachmann und hat die Batterien seiner Uhr oder das Armband auch immer nur im Kaufhaus tauschen lassen.

Zudem hat "SUI" ein ganz schlechtes Gedächtnis, sobald er beim einen Fachmann draußen ist und bei einem anderen Fachmann in den Laden reingeht, hat er alles vergessen und es ist wieder so, als ob es das allererste Mal wäre.

***
Was sieht er also bei Euch? Von der Straße aus? Wenn er reinkommt? Ihr dürft gern Fotos posten, wenn Ihr mögt, könnt aber auch mit Worten Bilder malen.

so, wenn er also bei Euch reinkommt und zum ersten Mal beim Goldschmied ist oder zum allerersten Mal beim Uhrmacher, wie geht Ihr dann damit um? Ihr habt ja sicher genug Erfahrung, um feststellen zu können, ob jemand so was schon öfter gemacht hat. und Ihr kennt sicher auch die entsprechenden Fragen der Neulinge.
Was sind das für Fragen, die da von Neulingen typischerweise kommen?

***
Was kriegt er bei Euch, was er im Internet oder im Kaufhaus nicht findet?

***
Nehmen wir weiterhin an, er möchte für seine zuhause gebliebene Ehefrau ein hübsches Schmuckstück kaufen. Weiß aber nicht genau, was ihr gefallen könnte. Vielleicht eine Kette? Ein Armband? Eine Brosche? Wie erleichtert Ihr ihm den Auswahlprozess? Was fragt Ihr ihn, um rauszufinden, was seine Frau mag und was zu ihr passen würde?

Außerdem gibt es da noch einen Junior, der gern eine Uhr hätte und eine Tochter, die sich über hübsche Ohrringe freuen würde. Welche Fragen stellt Ihr ihm, um herauszufinden, was für diese beiden das passende sein könnte?

Außerdem hätte er gern auch für sich selbst ein Schmuckstück. Sagen wir mal einen Anhänger für eine Kette. Nun stellt sich aber nach eingehender Beratung raus, dass Ihr so was nicht im Angebot habt und es wohl auf eine Anfertigung rausläuft. Was sagt Ihr ihm dann? Wie geht das dann weiter?

***
Welche Fragen stellt Ihr, um diskret herauszubekommen, wie es in Sachen Budget aussieht? Wieviel Geld er für die Geschenke und für seine Anfertigung ausgeben kann/möchte?

Außerdem hat er noch eine gerissende Kette dabei, die sich vielleicht reparieren lässt und noch paar alte Ringe von der Oma, die keiner mehr tragen mag, die aber nur zum Teil ins Altgold gehören.

Und sein Ehering und der von seiner Frau könnten vielleicht mal wieder aufpoliert werden.

***

Viel zu tun also :) Es wird vielleicht nicht so oft ein Kunde mit so einer langen Wunsch- und Aufgabenliste zu Euch kommen. Der Herr "SUI" hat aber deswegen ein so volles Programm, damit eventuelle Leser sich hier leicht reinfinden können (weil für jeden etwas dabei ist) und den Lesern auch die Breite Eures Angebotes und Eurer Dienstleistungen klar wird.

***

ich fänds schön, wenn Ihr hier einfach mal ein wenig aus Eurem Alltag erzählt, um für die User und alle Mitleser ein wenig greifbarer zu werden. Damit die Hemmschwelle für den Besuch bei einem Fachmann vor Ort ein wenig kleiner wird.

Hier im Thread sind Links erlaubt, auch Link zu Eurem "Schaufenster", sofern vorhanden, Fotos von Eurem Laden, Eueren Uhren, Euren Schmuckstücken, Euren Schaufenstern.... Links zu Videos...

Ihr könnt Euren "Bericht" auch gern auf mehrere Postings aufteilen, wenn es für ein Posting zu viel wäre oder wenn Euch die Zeit ausgeht.

***

Lasst einfach mal dem Geschichtenerzähler in Euch freie Bahn.
Wenn der Thread hier gut läuft, wovon ich ausgehe ;), dann markier ich den nachher als "Wichtiges Thema" und pinne den an, so dass er nicht nach hinten rutscht, wenn in diesem Unterforum weitere Beiträge geschrieben werden.


ich bin gespannt!
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Zitat geschrieben von Redaktion
Nehmen wir mal an,....und würde bei jedem von Euch mal in den Laden oder die Werkstatt reinschauen.
So fängt es schon mal an, da reinschauen in meine Räume klappt gar nicht ohne vorab Termin. Entweder ich habe gerade Termine oder ich bin gar nicht da. Selten das ich da wäre und Zeit wäre.

Zitat geschrieben von Redaktion


....
Was sieht er also bei Euch? Von der Straße aus?
Da findet er mich ohne Wegbeschreibung gar nicht.

Zitat geschrieben von Redaktion
Wenn er reinkommt?
Wenn er sich telefonisch angemeldet hat bekommt er eine Wegbeschreibung und findet sich in einer Goldschmeidewerkstatt mit Edelmetallgiesserei und Edelsteinprüflabor wieder.

Zitat geschrieben von Redaktion
...
Was sind das für Fragen, die da von Neulingen typischerweise kommen?
Meist ist ein aktuelles Problem der Grund für sein kommen, entweder braucht er eine Hilfe bei der Bewertung seines Schmuckes, oder er will den Schmuck verkaufen und braucht dazu eine Einschätzung, oder er möchte ein Schmuckstück in Natura ansehen das er im Internet auf unserer Schmuckbörse ausgesucht hat, oder er möchte sich ein neues Schmuckstück anfertigen lassen.

Zitat geschrieben von Redaktion


***
Was kriegt er bei Euch, was er im Internet oder im Kaufhaus nicht findet?

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Nehmen wir weiterhin an, er möchte für seine zuhause gebliebene Ehefrau ein hübsches Schmuckstück kaufen. Weiß aber nicht genau, was ihr gefallen könnte. Vielleicht eine Kette? Ein Armband? Eine Brosche? Wie erleichtert Ihr ihm den Auswahlprozess? Was fragt Ihr ihn, um rauszufinden, was seine Frau mag und was zu ihr passen würde?
Ich versuche, wenn noch gar keine Vorstellungen genannt werden, durch Fragen nach Augenfarbe und Haarfarbe, so wie bevorzugtem Kleidungsstil einzukreisen was hier passend sein könnte. Die Geschmäcker von Ehepaaren können jedoch stark divergieren, weil die Ehemänner manchmal Ihre Frau so sehen wie sie sie gerne sehen würden. Das Selbstbild der Frau kann durchaus anders sein. Das gibt dann Spannungen in der Ehe.

Zitat geschrieben von Redaktion


Außerdem gibt es da noch einen Junior, der gern eine Uhr hätte und eine Tochter, die sich über hübsche Ohrringe freuen würde. Welche Fragen stellt Ihr ihm, um herauszufinden, was für diese beiden das passende sein könnte?
Eigentlich auch wieder wie oben, wobei bei jungen Menschen auch ganz wichtig ist in welchem Beruf und Status sie stehen oder welchen sie anstreben. Da sollte sich der Schmuck als Teil des Gesamteindruckes harmonisch einfügen.

Zitat geschrieben von Redaktion


Außerdem hätte er gern auch für sich selbst ein Schmuckstück. Sagen wir mal einen Anhänger für eine Kette. Nun stellt sich aber nach eingehender Beratung raus, dass Ihr so was nicht im Angebot habt und es wohl auf eine Anfertigung rausläuft. Was sagt Ihr ihm dann? Wie geht das dann weiter?
Heute gibt es ja die Bildersuche im Internet und ein Monitor ist auf dem Besprechungstisch. Aber aus der Zeit vor Google habe ich noch eine Sammlung von über 60.000 Schmuckabbildungen sortiert nach Art und Thema sowie viele Schmuckbücher und Musterbücher.
Hier können wir uns lange beschäftigen oder den Kunden auch mal in Ruhe alleine die Vorlagen durchsehen lassen. Ich schlage ihm vor bei jedem Bild an dem ihm irgendetwas gefällt, ein Lesezeichen ein zu legen.

Wenn er mich wieder ruft, gehen wir gemeinsam die Lesezeichen durch und er kann mir erzählen was Ihm jeweils aufgefallen ist.

Aus der Summe erstelle ich dann ein paar Entwürfe in Form von Schnellskizzen.
Wenn eines davon in die engere Wahl kommt, dann kalkuliere ich den Preis.

Meist wird dann noch etwas Bedenkzeit benötigt, und der Kunde geht mit den Skizzen erst einmal nach Hause.

Beim nächsten Besuch werden dann die Skizzen noch einmal präzisiert und meist ein Schmuckstück bestellt.

Zitat geschrieben von Redaktion


***
Welche Fragen stellt Ihr, um diskret herauszubekommen, wie es in Sachen Budget aussieht? Wieviel Geld er für die Geschenke und für seine Anfertigung ausgeben kann/möchte?
Ich frage ganz einfach, das ist unproblematisch. Nur wenn der/die zu beschenkende dabei ist frage ich in deren Abwesenheit diskret.

Zitat geschrieben von Redaktion


Außerdem hat er noch eine gerissene Kette dabei, die sich vielleicht reparieren lässt und noch paar alte Ringe von der Oma, die keiner mehr tragen mag, die aber nur zum Teil ins Altgold gehören.
Gerissene Ketten reissen, mal abgesehen von Unfällen, nur dann wenn Ihre Lebenszeit abgelaufen ist. Ich teste das Alte der Kette vor dem Kunden und wenn sie zu alt ist, empfehle ich hier auch den Altgoldankauf. Schließlich ist das günstiger als beim nächsten reißen die Kett ganz zu verlieren.

Zitat geschrieben von Redaktion


Und sein Ehering und der von seiner Frau könnten vielleicht mal wieder aufpoliert werden.
Klar das kann ein Mitarbeiter parallel gleich machen, reinigen ist aber oft mehr nötig als polieren.

Zitat geschrieben von Redaktion

...

Lasst einfach mal dem Geschichtenerzähler in Euch freie Bahn.....


Habe ich probiert. :-)
Marcus
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Marcus

 ·  #3
Zitat geschrieben von Redaktion
Was sieht er also bei Euch? Von der Straße aus? Wenn er reinkommt?


Da ich kein Ladenlokal habe, sieht er mich von der Strasse nicht. Nach einer Terminvereinbarung und Wegbeschreibung findet er mich aber dann am Rande von Winterthur.

Wenn er in meine Werkstatt kommt, sieht er eine Grosse Werkbank mit 4 Sitzplätzen, einen50 Jahre alten Baumstamm mit Amboss, diverse Abform und Gissanlagen, elektrische Walzen, Drehbank, Galvaniken.

Wenn er länger bleibt, erschrickt er sich fast zu tode, weil alle 20 Minuten der Kompressor anspringt, um den Druck in der Leitung zu halten.

Gegenüber anderen Goldschmiedewerkstätten ein Unübliches Bild. 70 Quadratmeter voller Maschinen und Werkzeug. Es ist halt keine Schauwerkstatt. Die werkzeuge werden benutzt und es wirkt für den ersten Augenblick vieleicht etwas kaotisch.

Hier ein Bild meiner Werkstatt:
http://einfachschmuck.ch/werkstatt/werkstatt3.html

Zitat geschrieben von Redaktion
Was sind das für Fragen, die da von Neulingen typischerweise kommen?


Typischer wollen sie wissen, wo ich herkomme. Das ich kein Schwiizerdütsch spreche, fällt ihnen sofort auf. Kurioser weise wissen nahezu alle etwas mit Görlitz anzufangen :)

Die zweite frage ist dann meist, ob der Schmuck hier alles Handgemacht ist. Diese Frage kann ich mit Stolz mit Ja beantworten und füge dann meist noch hinzu, dass ich Handwerker bin und keinen Industriellen Schmuck verkaufe.

Zitat geschrieben von Redaktion
Was kriegt er bei Euch, was er im Internet oder im Kaufhaus nicht findet?


Das ist ganz klar, Handgefertigten Schmuck, den ER selbst designen kann. Leider wird diese Chance viel zu selten wargenommen. In der Regel kommen die Kunden mit einem Foto von Google oder ebay und wollen soein Schmuckstück. Dabei ist es egal, das es bei mir ein Vielfaches kostet, hauptsache Handarbeit. Das ist meinen Kunden wichtig.

Oder sie überlassen es komplett mir. Das sind mir persönlich die liebsten Kunden.

Aber das ein Kunde mit eigenen Vorstellugnen oder mit einem eigenen entwurf zu mir kommt, das habe ich selten erlebt.

Zitat geschrieben von Redaktion
Nehmen wir weiterhin an, er möchte für seine zuhause gebliebene Ehefrau ein hübsches Schmuckstück kaufen. Weiß aber nicht genau, was ihr gefallen könnte. Wie erleichtert Ihr ihm den Auswahlprozess?


Ich schränke es über den Preis ein. Wenn klar ist, was er ausgeben will, zeige ich ihm die Schmuckstücke, die ich da habe oder spreche mit ihm seine wünsche durch und fertige es an. Ohne eine Preisangabe macht es keinen Sinn.

Zitat geschrieben von Redaktion
Außerdem gibt es da noch einen Junior, der gern eine Uhr hätte und eine Tochter, die sich über hübsche Ohrringe freuen würde.


Für den Sohn hätte ich leider keine Uhr, da ich nicht mir Uhren handel. Ich würde ihn zu meinem Uhrmacher des vertrauens schicken :)

Für die Tochter hätte ich ein reiches angebot an Ohrsteckern da, wo sich der Papa etwas aussuchen kann. Meist mögen mädchen ja Delphine, Pferde, Herzen, sterne, pokemon/hello Kitty.... Alles vorrätig, das weiss der Papa besser...

Sollte ich etwas mal nicht da haben, wird es angefertigt. Ohrstecker sind nicht teuer in der Herstellung. Meist sind die Kunden überrascht, das sie für so wenig Geld handgefertigten Unikatschmuck bekommen. Der ein oder andere hat auch schon zugeschaut, wie sein Schmuckstück entstanden ist. Gerade bei Ohrsteckern liegt das zeitlich absolut drinn.

Zitat geschrieben von Redaktion
Außerdem hätte er gern auch für sich selbst ein Schmuckstück. Sagen wir mal einen Anhänger für eine Kette. Nun stellt sich aber nach eingehender Beratung raus, dass Ihr so was nicht im Angebot habt und es wohl auf eine Anfertigung rausläuft. Was sagt Ihr ihm dann? Wie geht das dann weiter?


Das ist nichts ungewöhnliches. In dem Fall kalkulier ich mit ihm zusammen sie Anfertigung durch und gebe ihm alles schriftlich mit nach Haus. Meist kommt er dann ein oder 2 Tage später wieder und lässt es anfertigen. Wichtig ist Kostentransparenz! Der kunde muss sehen können, soviel ist das Material, soviel der Stein und das ist die Arbeitszeit. Denn nur dann sieht er, das er nicht über den Tisch gezogen wird.

Zitat geschrieben von Redaktion
Welche Fragen stellt Ihr, um diskret herauszubekommen, wie es in Sachen Budget aussieht? Wieviel Geld er für die Geschenke und für seine Anfertigung ausgeben kann/möchte?


Das ist eine der ersten Fragen die ich stelle. Denn nur so kann ich ihn am besten beraten.

Für die Sparsamen Leute habe ich eine auswahl von 800 Gummiformen bzw. Wachsmodellen. Dort können sie sich etwas aussuchen. Hier bezahlen sie ganz Transparent nur die Gusskosten, Material und nacharbeitungszeit. In der regel ist die nicht sehr lang, wenn das Stück komplett poliert sein soll. Dann wird es gegossen, Gusskanal Abgeschnitten, versäubert und wandert in die Poliertrommel.

Für die Leute, die etwas mehr ausgeben wollen, fertige ich entwürfe auf auf meinem iPad an. Sketchbook eignet sich dazu hervorragend! Dort kann der Kunde dann auch all seine Ideen mit einfliessen lassen.

Zitat geschrieben von Redaktion
Außerdem hat er noch eine gerissende Kette dabei


Das ist kein Problem und der Kunde kann gleich darauf warten. Als ersten reinigen im Ultraschallbad, danach löte ich sie mit meinem Hydromat. danach wird gebeizt und vergoldet. eine sache von 5 - 10 Minuten.

Zitat geschrieben von Redaktion
noch paar alte Ringe von der Oma, die keiner mehr tragen mag, die aber nur zum Teil ins Altgold gehören.


Altgold ist ein schwieriges Thema! Meist haben die Kunden zu hohe vorstellungen und denken sie werden über den Tisch gezogen. Je nach Situation sage ich Ihm, das ich die Ringe leider nicht gebrauchen kann und nenne ihm adressen, wo er seine Ringe verkaufen kann. Kommt immer auf den Kunden an. Hatte schon Situationen, wo der Kunde seinen auftrag wieder storniert hat, weil ihm der Preis für sein altgold zu niedrig vorkam.

Mir ist eine Anfertigung wichtiger als die paar Rappen, die ich durchs Altgold verdiehne...

Zitat geschrieben von Redaktion
Und sein Ehering und der von seiner Frau könnten vielleicht mal wieder aufpoliert werden.


Auch kein Problem. Das macht meine Frau, wärend ich mit ihm seinen Anhängerentwurf bespreche.

Zitat geschrieben von Redaktion
Lasst einfach mal dem Geschichtenerzähler in Euch freie Bahn.


Oh, ich hab Geschichten erlebt in meinem Leben... Ein anderes mal vieleicht :)
Adrian Weber
 
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Adrian Weber

 ·  #4
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Unikumschmuck
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Unikumschmuck

 ·  #5
Hallo,

die Tage hier hab ich eine PN bekommen mit dem Hinweis, ich soll doch mal hier was Posten.
Mach ich doch glatt.

Zuerst muss ich sagen, das ich eigentlich ein reiner Online-Händler und Hersteller bin.
Bis auf Ketten, die ich ohnehin nicht viel verkaufe, wird also alles selbst hergestellt was in den Shops ist.
Ich achte darauf, das ich nichts von der Stange anbiete, und so sucht man auch verschiedene "Klassiker" bei mir vergebens.
Weder will, noch kann ich mit Stangenware konkurrieren. Dieses Angebot ist viel zu reichhaltig, und die Möglichkeit sich mit bekannten
Marken im niedrig preis Segment am Leben zu halten erachte ich als gering für mich. Übers Internet geht nur, was a) billiger ist als sonst wo - nicht mein Ding
oder b) etwas, das der Kunde sonst nirgendwo bekommt. Das ist mein Ansatzpunkt. Normal gibt es schon genug.

Das Standartgeschäft übers Internet macht eigentlich nicht viel Arbeit im Sinne von Beratung. Es kommen mal fragen zu Objektgrößen, Gewicht und ob es tatsächlich richtiges Silber oder Gold ist was ich da verkaufe. Ob man hier und da mal was anpassen kann, was durch die Handarbeit eh keine "große" Sache ist. Das es im Internet jemanden gibt, der Handmade in Deutschland zu vernünftigen Preisen anbietet, wird von vielen Kunden geschätzt habe ich das Gefühl.

Das Andere sind anfragen für die Herstellung von Einzelstücken nach Kundenwunsch, auf das ich eigentlich auch mehr Augenmerk lege. Obwohl ich wie gesagt rein im Internet vertreten bin, habe ich auch Kundenbesuch. Was der Kunde von aussen sehen kann? Nix, und das ist gut so. Hier im Haus ist nur das Büro, ein 25 qm Raum mit 2 Pc und nem Lappi, großer Schreibtisch und ne Roland JWX-30. Und ein paar Vitrinen mit ausgewählten Stücken, aber ausschließlich nur in Silber. Um dem Kunden das virtuelle Stück zeigen zu können, und im Anschluss ihn selbst den Vergleich zw. dem auf dem PC gezeigten Stück und dem Real-Objekt ziehen zu lassen.

Die "heiligen Hallen" also meine Werkstatt ist ausgelagert in einem anderen Gebäude.
Ich muss zwar dann immer hin und her pendeln, aber das macht ja nix. Zugang zu der Werkstatt haben nur sehr wenige. Dort steht eigentlich alles was
ich so brauche. Da ich nicht im klassischen Sinne schmiede, schauts vielleicht etwas anders aus als bei manchem Kollegen. In der Werkstatt dreht sich
fast alles nur um den Guss und die Nachbehandlung. Im Büro gehts nur um Design. Walzen und Ziehbänke sucht man bei mir vergebens. Dafür findet man eine Vakuum Einbettanlage mit Rüttler, Brennöfen, Gussgeräte, Trommel und Magnetpolierer, Schmelzvorrichtungen und alles was so zu einer normalen Werkbank gehört. Genau so wie Drehbänke und Vorrichtungen um die Wachse herzustellen. Verstreut auf ca. 80qm.

Wie gesagt, mein Standartsortiment ist nicht sehr beratungsintensiv, bei den Anfertigungen schaut das schon anders aus. Ob man es nun glaubt oder nicht, es gibt Kunden die Einzelanfertigungen bei mir "übers Internet" bestellen, komplett in Vorkasse gehen und mich noch nie gesehen, geschweige denn mit mir telefoniert haben. Im üblichen Sinn schaut es so
aus, das der Kunde via Mail Kontakt aufnimmt, und seine Fragen stellt: Können Sie dieses oder jenes Herstellen, was wird es in etwa kosten, wie lange brauchen Sie, wie läuft denn
das überhaupt ab? Bleibt das dann ein Einzelstück? Wie wird hergestellt usw.

Es handelt sich oft um Geschäftsleute, die zeitlich angespannt sind und die Kommunikation über Mail bevorzugen. Natürlich habe ich aber auch Kunden, mit denen ich regelmäßig bei Anfertigungen
telefoniere. Der Kunde hat die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung teil zu nehmen. Er kommt mit einer Idee, hat vielleicht schon ein Bild im Kopf. Das teilt er mir mit und in regelmäßigen Abständen bekommt er Bilder via Mail. Dann kann er sagen: Hier noch so, und dort noch mehr xy....Somit stelle ich sicher, das die Ware für die er sein Geld ausgibt, auch genau das ist, was er möchte. Es gibt auch die Fälle, die dann öfter bei mir Kunde waren und nur noch schreiben: Ich will "das und das" für meine Frau, mach mal.

Die zweite Alternative ist, das ICH zum Kunden fahre. Ich denke ich brauche nicht zu erwähnen, das ich das nicht beim Standartsortiment machen kann. Es handelt sich dann um Anfertigungen die schon etwas mehr kosten. Wenn der Kunde dies also wünscht, packe ich meine 7 Sachen und mache mich auf den Weg zu Ihm, um vor Ort mit ihm gemeinsam den Schmuck zu erstellen. Ausgeliefert werden diese Teile dann natürlich auch persönlich.


Ich denke, gerade der Onlinehandel beruht auf Vertrauen. Vertrauen das der Kunde vorschießen muss. Man hat ja schon alles Mögliche an Betrügereien übers Netz gehört, und so ist das Leben als Onlinehändler nicht gerade leichter geworden. Vieles was die Red. gefragt hat, ist durch den Unterschied zw. Online und Laden für mich nicht verantwortbar. Ich habe so gut wie überhaupt keine Reparaturen, der Kunde käuft nur neu.

Ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Übersicht wie's bei mir abläuft vermitteln.

LG
Sascha
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #6
Klasse, super Idee mit dem Thread und super die bisherigen Vorstellungen. Der SUI hat ja kein Interesse an edlen Steinchen :oops: aber ich stell mir schon mal vor, ich selbst wäre der SUI und steh mit dem ForumsNavi bereit, auf die Pirsch zu gehen 😉

Wer lotst noch wo hin?
Redaktion
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Redaktion

 ·  #7
@Ingrid
doch hat er wohl, der SUI :)
der mag auch Steine, hat aber nicht so viel Ahnung davon.

@Sascha
hast Du fein gemacht :)
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