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Edelsteinpreis 2009 Idar-Oberstein

 
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #16
Andereseits hat ein Unternehmer der Edelsteinbranche aus Kirschweiler, jüngst ein Gerät entwickeln und weltweit patentieren lassen, welches den Rohstein (Farbstein) analysiert, bewertet und den Idealschliff, passend zu den vorgefundenen Gegebenheiten berechnet.

Der vom Gerät gemachte Vorschlag, der sämtliche denkbaren Parameter einbezieht, kann nun vom "menschlichen Partner" akzeptiert, oder verworfen werden. Lässt man den Vorschlag ausführen, dann schleift das Gerät aus 17 simultanen Achsen den Rohstein fix und fertig.

Damit sind erstmals alle denkbaren Schliffe möglich (auch solche, die es noch gar nicht gibt) und es können ganze Linien, praktisch identischer Steine hergestellt werden. Außerdem entfällt das aufwändige Sortieren der Rohsteine. Zudem arbeitet das Gerät wesentlich genauer und zielsicherer, als es ein menschlicher Schleifer jemals könnte. Im Ergebnis, neben sensationell verbesserten Qualitäten der Fertigware, auch noch eine Mehrausbeute aus dem Rohstoff von etwa 30%.

Ein neues Universum im Bereich der Edelsteinschleiferei. Vielleicht aber auch das Ende der manuellen Veredelung von Edelsteinen schlechthin. Das nur mal zum Thema Lochbrett! :-)

http://www.handwerksblatt.de/H…/9001.html
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Guestuser

 ·  #17
Endlich mal innovative Schliffe! Da die Rohsteine immer teurer werden spielt es keine Rolle wenn der Schliff top ist. Im Gegenteil. Leider ist die Branche sehr konservativ und schielt immer nur nach dem letzten Zacken den man aus dem Stein herausholen kann.
Ein 1A Rohstein mit modernem klassischen Topschliff wie beim 2th Preis zu sehen ist, macht ein Objekt unschlagbar.
Heute lassen sich ohnehin nur noch Topsteine gut verkaufen. :D
Topas
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Topas

 ·  #18
Ulrich Wehpke,

Guten Tag Ulrich

Ich bin neu in diesem Forum. Ein Mitglied hat eine Diskussion über den Edelsteinpreis in Idar-Oberstein eröffnet. Dazu einige Bemerkungen:

Ich bin der Hersteller/Schleifer des Steines, der den 2. Preis erhalten hat. Hier einige Angaben zur Geschichte: Zuerst war die Idee; die wellenförmige Rondiste ist meines Wissens ein neues Gestaltungselement. Die Idee wurde mit GemCad zeichnerisch umgesetzt. Dabei ist zu bemerken, dass zu einer Serie Unterteilwinkel genau eine Serie Oberteilwinkel existiert, sonst wird die Rondiste ungleichmässig breit. Die Lichtausbeute wurde mit einem Raytracing-Programm beurteilt und optimiert (GemRay und BOG), anschliessend erfolgte eine fotorealistische Darstellung mit DiamCac. Für den Schliff wurde eine 120er-Indexscheibe verwendet, die Winkel wurden auf 1/10 Grad genau geschliffen. Beim Bewegen des Steines laufen die Lichtreflexe um den Stein herum. Natürlich hätte ich ein anderes Material als den hellen Amethyst verwenden können, aber es stand mir z.B. kein Beryll der entsprechenden Grösse zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen
Felix Kirchhofer
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #19
Hallo Felix,

erst einmal herzlichen Glückwunsch! Habe mir schon gedacht, dass Du einer aus der "elektronisch gerüsteten Philosophen" Deines Handwerks bist. :-)

Damit verfolgen wir beide teilweise die gleiche Strategie. Jedoch scheint es so zu sein, dass anscheinend die Ausländer den neuen Möglichkeiten der Technik wesentlich aufgeschlossener gegenüber stehen, als die meisten unserer deutschen Kollegen.

Für die meisten Goldschmiede ist immer nnoch der der Größte, wer allein mit einem verrosteten Nagel, einem Hammer und einer alten Feile ausgerüstet, die tollsten Kunstwerke schafft. Davon, dass einem die neue Technik ungeahnte Möglichkeiten des Designs und der Präzision eröffnet, wollen bei uns im Gewerk die Meisten immer noch nichts wissen.

Was mir auffällt bei Deiner Historie des Steines: Fast die ganze Arbeit liegt im Vorfeld des eigentlichen Schliffs, bei unseren Sachen ist es genau so. Wenn erst einmal die Werkzeugwege stehen, dann ist der Rest eigentlich nicht mehr so schlimm. Und das ist für mich ein Teil der Faszination: Ich habe das Ergebnis in optischer Form bereits vorher in der Hand und weiß daher schon im Vorfeld genau, wie das fertige Teil aussehen wird, ich kann es verändern wie ich will. Die Fertigstellung bleibt somit ohne Risiko für das Ergebnis. Mich schlägt das immer noch in seinen Bann, obwohl es bei uns eigentlich schon ein alter Hut ist.

Es freut mich, dass "einer vom Club" so erfolgreich sein konnte!
Topas
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Topas

 ·  #20
Hallo Ulrich

Die Nutzung der Gestaltungsmöglichkeiten am PC ist nicht auf das Ausland beschränkt, ich kenne in Deutschland etliche Schleifer, die sie nutzen. Interessanterweise kommen die aber fast ausschliesslich aus dem Lager der Amateurschleifer.

Die Vorteile der Nutzung der elektronischen Hilfsmittel und einer genauen Schleifmaschine liegen auf der Hand: Schliffe können an das jeweilige Material angepasst werden, Schliffe können so optimiert werden, dass das Licht nicht mehr durchfällt, es ist möglich, identische Steine herzustellen (wichtig bei Paaren!), es sind aufwändige Schliffe möglich, die mit dem Lochbrett nicht herzustellen wären.

Bei der Schliff-Entwicklung muss aber trotz dem Einsatz des PC's viel Gedankenarbeit geleistet werden. Das Programme dienen nur der zeichnerischen Umsetzung der einmal angedachten Idee. Der Vorteil liegt aber insbesonders darin, dass man nicht Musterschliffe erstellen muss, sondern dass der erste Schliff bereits hinhaut. Man kann dabei die Schliffe bezüglich Reflexbild, Lichtausbeute und Dispersion optimieren.l

Ich muss noch einen Schreibfehler korrigieren: das Programm das ich zur Visualisierung benutze heisst "DiamCalc".
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #21
Das ist da das was ich schon meinte: Die Arbeit liegt in der Vorarbeit. Die Nutzung von Computern und CNC-gesteuerten Maschinen ist auch bei uns Goldschmieden von Branchenangehörigen nur mäßig. Aber das wird sich noch ändern, wobei es dann allerdings für viele zu spät sein dürfte. Auch dieser Bereich wird einmal gesättigt sein. Wer dann nicht dabei ist, kommt bestimmt zu spät.

Bei uns ist es so, dass die "Alten" sich immer noch vor Rechnern und allem was damit im Zusammenhang steht, fürchten. Die Jungen sollen es richten. Dabei haben sie aber übersehen, dass es schon ein paar Euro kostet, wenn die Jungen es richten sollen. Der erfolgreiche Weg ist der: Programme kaufen, Programme lernen, Maschinen erwerben und beherrschen lernen und mit alledem dann kreativ arbeiten.

Bei uns hat sich dieses anfängliche Hobby zu einem regelrechten Betriebszweig entwickelt. Wir machen Schmuck CAD`s, plotten Wachsmodelle, Fräsen solche, belichten STL`s, gießen die Modelle in hoher Präzision und sind auf diese Weise eigentlich vollkommen autark geworden.

Als Ergänzung gibt mein Sohn Wolfram, auch Goldschmiedemeister, Schulungskurse auf den DELCAM Programmen ArtCam und Designer, berät in allen anstehenden Fragen im Bereich CAD Schmuckprototyping und Schmuckguss.

Zeichnungen für Modelle und deren Umsetzung auf Fräsmaschinen , Plotter oder Stl.- Belichter, bieten wir auch als Dienstleistung an. Daneben auch noch der ganze andere Kram, da kriegt man den Tag schnell um. ;-)
Topas
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Topas

 ·  #22
Bei der Entwicklung neuer Schliffe ist es meistens nicht so, dass man eine grandiose Idee hat und die dann der grosse Wurf ist. Sondern man zeichnet das Design, verändert es anhand der neuen Idee, überprüft und korrigiert, baut neue Ideen ein, und am Ende ist man vielleicht zu gar keinem befriedigenden Resultat gekommen und muss einen neuen Ansatz suchen. Auf diese Weise entstehen jeweils ganze Familien neuer Schliffe. So hat etwa die "Welle" auch noch 2- und 4-zählige "Brüder" in den verschiedensten Varianten und Ausprägungen. Geschliffen werden dann nur die erfolgversprechendsten.

Gruss, Felix
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #23
Eben,eben!

Auch in unserem Bereich bemerken wir immer wieder (mal), dass sich die Leute überhaupt keine Vorstellung machen können, wie so was über die Bühne geht. Nie vergessen werde ich folgendes: Ein Kunde meinte mal zu mir: Aber das kommt doch aus dem Computer, das ist doch viel einfacher als mit der Hand gemacht... :-)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #24
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #25
Nicht zu vergessen, dass die Investitionskosten für
CAD-Software sowie Fräsen und Plotter auch schnell sehr hoch sind. Zumindest im Goldschmiedebereich.
Bei den Schleifmaschinen ist das aber auch nicht anders.

Gaaaanz anders als beim Lochbrett :mrgreen:
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Guestuser

 ·  #26
darf ich das so verstehen,? ein Amateurschleifer- also ein Privatmann ! irgendwo in seinem Kämmerlein sitzend verfügt über das equipment Rohsteine zu berechnen neue Schliffe zu entwickeln diese zu schleifen und zwar so,- das sie absolut perfekt sind und eine Brillanz zeigen die seinesgleichen sucht? Ich meine das war ja "nur" ein Amethyst. Und hier Diskutiert man über Investitionskosten einer Schleifmaschine?Schade das solche Leute nicht über wertvolles Rohmaterial verfügen.
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #27
Die Software GemCad gibts sogar für weniger als 100$ als Shareware. Als DOS-Version sogar umsonst.
Dann fehlt halt nur noch die kleine Mehrachsige Schleifmaschine im Kämmerchen.
Das Rohmaterial gibts auch Problemlos.
Was hindert dich denn selbst Loszulegen, ist doch ganz einfach.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #28
Das ist oft zu beobachten und nicht nur bei den Schleifern. Auch bei den Goldschmieden ist es so, dass Innovationen sehr sehr oft privat stattfinden, weil sich die "Profis" einerseits fürchten, keine Zeit haben, das Geld zu schade finden, zu träge sind, oder ganz schlicht die Notwendigkeit nicht erkennen. :mrgreen:
Topas
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Topas

 ·  #29
Gerade in den USA existiert eine lebendige "Schleiferszene", die zu beobachten sich lohnt. So gibt etwa ein Diskussionsforum der USFG (UnitedStates Faceters Guild), an dem sich Berufsschleifer und Amateure beteiligen, mit knapp 50'000 Beiträgen. So etwas gibt es meines Wissens in Europa nicht. Hier werkelt jeder in seinem "Kämmerlein" und redet nicht mit dem andern (es mag ja Ausnahmen geben).

Gruss
Felix
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #30
Zitat geschrieben von Topas
Gerade in den USA .... mit knapp 50'000 Beiträgen. So etwas gibt es meines Wissens in Europa nicht. Hier werkelt jeder in seinem "Kämmerlein" und redet nicht mit dem andern (es mag ja Ausnahmen geben).

Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Ich führe das zum Teil auf die Art und Weise, wie hier und dort Berufe erlernt werden, zurück.
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