Ein (verspätetes und leicht getrübtes) Weihnachtswunder

Ziemlich lang hat es gedauert, aber ich konnte tatsächlich noch dieses Jahr solo durchstarten und meinen ersten Stein komplett selbst schleifen. Vielleicht hat der eine oder die andere ja schon bezweifelt, dass es überhaupt noch passiert.
Das Gefühl ist ein ganz anderes wenn man keine Hilfestellung bekommt und einem keine der kritischen Arbeiten abgenommen werden. Ohne die Gewissheit, dass ein weiser Waldvogel mir zur Seite steht, musste ich also alles allein schaffen. Zuerst war die Schellacklösung so dünn, dass sie quasi keine Schicht auf dem Stein hinterließ - Die nächste war dann so dick, dass sie ewig zum trocknen gebraucht hätte. Nach stundenlangen Umdoppversuchen und einem Tag Frustrationspause wurde mir außerdem klar, dass der geschmolzene Schellack zwar immer noch flüssig war, an der Oberfläche aber schon eine hauchdünne, feste Schicht gebildet hatte und deshalb nicht vernünftig haftete. So kam ich auf die glorreiche Idee, den Dopp im Jig eingespannt nochmal zu erwärmen um Zeit zu sparen. Wie es halt jeder macht.
Es waren ziemlich viele neue Parameter für mich, Scheibengeschwindigkeiten, Ceroxid-Menge, Tröpfchenrate, Temperaturen, erstes Mal vollständig selbst umdoppen und auch meine erste eigene Tafel. Auf letztere bin ich vielleicht auch etwas stolz. Nicht so stolz bin ich auf die Tatsache, dass ich den Stein einmal mit Schmackes auf die Gusseisen-Spritzwanne gehauen habe. Das Resultat ist leicht zu sehen und trübt die Freude leider um ein wirklich ordentliches Stück. Dafür habe ich schon eine Idee, wie ich in Zukunft die Facetten der Rondiste genauer als ohne Arretierung per Augenmaß anbringen kann. Dann werden die auch poliert.
Ich freue mich trotzdem sehr, den Einstieg geschafft zu haben, ab jetzt wird es nur noch leichter. Mit dem Ceroxid richtig umzugehen werde ich auch noch lernen

Citrin, 11mm, 3,4ct. Anbei noch ein Bild des Rohsteins, für den Flex.
Ich wünsche euch allen ein tolles neues Jahr 2024. Mein größter Dank geht selbstverständlich an dich, Uhu, weil du mir so viele Grundlagen und Techniken im letzten Jahr so gut und geduldig beigebracht hast.

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Du schaffst das , Shardana

@ Shardana,

ist doch ein schönes Ergebnis !
Also mit viel Mut und Elan in das neue Schleiferjahr 2024 !
Prosit !
Kristaller

mir scheint, ihr versteht alle den Kummer nicht
klar ist der Stein gut geschliffen, aber er hat halt unnötigerweise einen nennenswerten Rondistenschaden bekommen
schade
für den privaten Gebrauch in er umlaufenden Zargenfassung versteckbar oder breite/Doppelkrappen genau an der Stelle

Hallo Shardana,
Dein erster Facettenstein ist doch erfreulich gut gelungen. Wenn sich die Aufregung erst mal gelegt hat, passieren solche "Unfälle" auch nicht mehr.( Dafür andere). So weit ich sehen kann, sind die Meetpoints gut getroffen, die Spitze ist eine Spitze und die Politur in Ordnung. Was will man mehr. Du weißt, worauf es ankommt, der Rest ist Übungssache und Geduld. Weiter so!
uhu

Danke für den ganzen lieben Zuspruch - Ich bin sehr gespannt, wo die Reise hingehen wird.

@Uhu ich war tatsächlich teilweise ziemlich aufgeregt, denn 'wenn das so auch nicht klappt, was mache ich dann' . Ich weiß, dass ich noch manches hätte erfragen können, aber so langsam wollte ich auch zeigen, dass ich es kann.
@Ben für das CeO habe ich die Darkside genommen, vorbereitet mit der gesinterten 3000. Den Pavillon habe ich vorher noch mit 800 Sinter in Form gebracht. Das ging bei etwas Drehzahl so schnell, dass ich zuerst Angst hatte ob es nicht Glas sein könnte. Ich weiß nicht mal, ob bei mir überhaupt die Not für eine gröbere Scheibe aufkommt. Vielleicht ja bei härteren Steinen.

So habe ich es am Ende auch gemacht. Die Scheibe muss wirklich nicht geflutet werden. Und dass ich vorher zu viel Oxid genommen habe, überrascht wahrscheinlich niemanden. Dass man die alte Schmiere so früh runterholen muss, wusste ich zuerst auch nicht, aber wenn du das Selbe beschreibst, habe ich es wohl richtig gemacht. Einige Facetten waren so kleinflächig und haben so wenig Materialabnahme erfordert, dass ich mich mit der 3000 unwohl gefühlt habe. Sie mit der Politur anzubringen, dauerte aber ewig, geht das mit Oxid generell so schlecht? Auch das Verschieben von Facetten war ziemlich mühselig verglichen mit Diamant, deshalb habe ich bei der Oberseite dann alles möglichst korrekt geschliffen und bei der Politur nur noch die Oberflächen geglättet.
Was die Geschwindigkeit und den Druck angeht probiere ich natürlich noch herum, was sind deine Präferenzen da?

GemBen hat das Wichtigste schon gesagt. Wenig Wasser, wenig Oxid, niedrige Drehzahl, richtige Richtung. Vieles muss man ausprobieren und keine Regel ohne Ausnahme. Mit den amerikanischen Composit und Ceramic Scheiben kenne ich mich nicht aus. Bevor bei mir das polycristalline Diamantzeitalter ausgebrochen ist, habe ich mit Oxiden meist auf Zinnblei poliert. Die Oxide hatte ich in einer Mischung aus Brennspiritus, Wasser und PEG400 in einer Sprühflasche. Zusammensetzung und Anwendung ist hier irgendwo im Archiv zu finden.