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Der »Katalog-Kunde »

 
Gainsbourg
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Gainsbourg

 ·  #1
Kennt ihr das Problem auch? Ein Kunde kommt mit einem Schmuckkatalog der unteren Preisklasse und Omas hauchdünnem Trauring . Dann zeigt er, was er sich so vorgestellt hat. Ein Ringlein wie die Abbildung soll’s werden. Genau wie der! Beispiel: 08/15 Karmoisierung; Rubinoval facettiert und 8/8 Diams. Gewicht: 2,5 gr. Katalogpreis :198 Euro.
So, nun hat er ja schon die halbe Miete: das Altgold. Also müsste der geforderte Ring doch billiger werden als der aus dem Katalog, gell?
Die üblichen Argumente, dass es sich ja nun um eine Einzelanfertigung handelt, keine Massenware aus Fernost, Steinqualiät. ..bla, bla.. sieht er absolut nicht ein. Dass die gelieferten 1,3 Gramm Gold den Kohl dabei auch nicht fett machen ignoriert er bestenfalls. Schlimmstenfalls verlässt er den Tatort und schmollt.
Meistens handelt es sich bei diesen Spezies eh’ um Leute, die ab und zu mal ein Kettchen zu löten haben oder gerne den Service der Schmuckreinigung (gratis) in Anspruch nehmen, sonst nichts.
Wenn so jemand mit Katalog “Maty „ anrauscht, weiss ich immer schon im Voraus , dass ich jetzt ca. eine Stunde meiner Zeit verschwenden werde. Es geht dabei rein um Schadensbegrenzung. Aus dem Auftrag wird sowieso nichts. Aber wenigstens kapieren soll er doch, warum...und mir darob nicht gram sein.
Ist das nun eine landestypische „Spezialität“, oder gibt’s das bei Euch auch?
Dazu muss ich noch erwähnen, das auch der Normalfranzose schon mal locker 400 Euro für ein Abendessen ‚raushaut; beim Schmuck aber extrem „preisbewusst“ ist.
stefan
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stefan

 ·  #2
hallo gainsbourg,
ich kenne das auch. nur das problem bei meinem beispiel war nicht die katalogware, sondern internetangebote einer firma die in china herstellen lässt.(werbepins in siebdrucktechnik) ich habe für die händel- geselschaft in halle einen entwurf für einige hundert nadeln umsetzen sollen. natürlich habe ich mein angebot abgegeben . als antwort bekam ich aber zu hören, dass ich den auftrag bekomme, wenn ich einen vorgegebenen preis (nach chinesischer rechnung) unterbieten könnte. tja nix war`s...

ich habe noch ein passenderes beispiel : vor jahren kam ein guter kunde zu uns in die galerie und brachte einen entwurf mit, von seiner frau auf einen notizzetel gekritzelt. ob wir das für ihn bauen könnten??? ein paar ohrhänger, ca. 100 kleine brillanten und weißgold sollte es werden. (ich muß dazu sagen, wir arbeiten normalerweise kaum nach kundenvorstellungen) wir haben uns bedenkzeit erbeten, aber weder die formensprache noch die art der aufhängung waren mit unseren vorstellungen von schmuck vereinbar. nach langem mühen haben wir ihn davon abgebracht und ihm einen entwurf von uns mit ca 2 ct brillis in gelbgold verkauft. zu einem für uns guten preis.
etwa zwei jahre später laufe ich durch die theatinerstrasse in münchen und sehe im schaufenster vom juwelier stern die aufgemalten Ohrringe in weißgold mit brillanten.
ich war vielleicht froh, dass wir damals so stur geblieben sind.
wir wissen nicht was für geschmacklosigkeiten in den köpfen der kunden manchmal herumschwiren und woher sie ihre massstäbe und preisvorstellungen herzaubern. dagegen anzukämpfen ist mühsam. die meisten geschäftsmodelle gehen an der vergleichbarkeit ihre waren zu grunde.
stefan
Gainsbourg
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Gainsbourg

 ·  #3
Salut, stefan, ja, das ist die nächste Variante: der "Kreative Kunde"(Besonders liebe ich da die Architekten) Genau, wie Du beschreibst. Mein persönliches Highlight: ein Ring in Pyramidenform, komplett mit Smaragd pavé ausgefasst. Es ging nicht mal um den Preis, aber das Teil wäre untragbar gewesen. (Oder nur in Ruhestellung; die Finger schön gespreizt und mit Waffenschein)Ich habe trotzdem extra ein Wachsmodell machen müssen, bis der Herr es verstanden hatte. Aber da hat man dann wenigstens noch Spielraum; sei es eben auf diese Weise, oder die Wahl,abzulehnen. Ich mache ausschliesslich Unikate auf Kundenwunsch; Lager fast null. Das heisst natürlich; dass man mit seinen Kunden teilweise lange zusammensitzt bis was Optimales für beide Seiten dabei rauskommt. Natürlich soll der Kunde König sein, aber zuweilen muss man ihn vor sich selbst schützen. :mrgreen:
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #4
Hallo Brainsbourg, hallo Stefan,

zu diesem Thema kann ich auch etrwas beisteuern. Bei mir kommen häufig Leute mit ganz bestimmten Vorstellungen vor. Allerdings habe ich mich darauf verlegt, den Kunden ihre Wünsche, wenn möglich, zu erfüllen.

So hatte ich einen Kunden, der ein Paar Trauringe haben wollte, welches aus je vier unterschiedlichen Einzelteilen zusammengesetzt sein sollte. Also etwa folgendermaßen; Von 10-12 Uhr Gelb, von 12 bis 4 Uhr Platin, usw. Zum Einsatz kommen sollte Gelbgold, Platin und rötliches Gold. Rechteckprofil, ganz leicht gespannt und innen leicht abgerundet. Der Damenring mit 6 Brillis besetzt. Seitlich eine umlaufende Gravur tief eingefräst und die Einzelteile durch Vertiefungen voneinander getrennt.

Da tauchen natürlich Haltbarkeitsprobleme auf, vor allem bei den Platinfugen, an die Gold stößt. Wir haben das Problem letztendlich dadurch lösen können, dass wir ähnlich wie die Schreiner früher an ihren Schränken, ineinander greifende Verzapfungen geschaffen haben. Zusätzlich wurden die Teile verlötet.

Ein anderer Kunde wollte einen Damenschuh in Platin, mit Brillanten besetzt! So bleibt man am Schwitzen. Ich betrachte derartige Dinge immer als eine willkommene Herausforderung, der ich mich gern stelle.
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Gainsbourg
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Gainsbourg

 ·  #5
Hallo, Ulrich, klar wollen wir den Kunden ihre Wünsche erfüllen. Dafür sind wir ja da! Technische Probleme sind unser Bier, da geht immer was . Leider habe ich das Modell von der Pyramide nicht mehr; sonst hätte ich es hier gezeigt.... Deine schönen Sachen hier hätte ich gerne gemacht! Wäre ja auch langweilig, wenn es keine Herausforderungren mehr gäbe!
Gruss, gainsbourg
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #6
Hallo Grainsbourg,

freut mich, dass Dir so was gefällt. Im Augenblick hab ich was ganz anderes vor der Brust, wir müssen einen Löwen schnitzen für einen Schlüsselbund. Ganzplastisch mit Mähne, vier Beine und Schwanz. Diesen wird er jedoch, wegen der Hakligkeit, mit der Spitze an einem der Hinterbeine angelegt haben. Das ist nun wieder mal nichts technisches, sondern rein gestalterisch.

Es ist schon erstaunlich, dass unser Kunde sich das Tierchen machen lässt, denn das komplette Modell wird nicht ganz billig und soll zudem nur in Silber(!) gegossen werden. Aber das gewünschte Maß war nirgendwo aufzutreiben, und Vergrößerungen machen genau so viel Arbeit wie eine "Neugeburt". So hat er dann letztendlich, auch bei dem nicht gerade moderaten Preis, genickt.

Vielleicht mach ich ja auch einen "über die Schulter geschaut" draus, dann kann man mal sehen, wie mühsam und feinfühlig so was entsteht.
Gainsbourg
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Gainsbourg

 ·  #7
Hallo, Ulrich, ja , das sind so die Sachen die echt aus dem Rahmen fallen. Ich habe auch mal einen Wohnwagen originalgetreu nachgebaut.... nicht in Originalgrösse(!)
Alles ist machbar... oder das meiste. Der Schuh hätte mich gereizt, mit Schön meine ich die Ausführung, ich mag sie für mich lieber im Original. Wäre aber schön, wenn Du aus dem Anhänger einen Bericht machst; bin schon gespannt!
Gruss, gainsbourg
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #8
kaa
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kaa

 ·  #9
Schön den Ring jetzt ganz zu sehen.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10

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