Edelsteine & Perlen
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Edelstein/Schleifer versus Fasser/Goldschmied

 
Yvonne Sterly
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Yvonne Sterly

 ·  #31
stoanarrischer uhu, ich baue die Fassungen halt so, dass der Stein nicht rausschaut... Und wenn der zu hoch ist, ist er halt für den Ring nicht geeignet. Facettenreihe flacher schleifen klingt nicht gut....

Aber wie stehts mit Reparaturen? Jeder Goldschmied/Fasser macht doch mal was kaputt beim Fassen. Hast du Spaß daran, Verletzte, die es wert sind zu retten? Wiederbelebung quasi? Oder nervt sowas eher?
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #32
Reparaturen ansich sind in Ordnung. Kritisch wird es nur, wenn der Kunde am Telefon erzählt, wie der Stein aussieht und den Namen des Schliffes nicht weiß. Da dann meist noch der Kostenvoranschlag zuerst erbeten wird, bevor der Stein eingeschickt wird, hilft halt mal wieder das gute alte Internet mit seiner positiven Mailfunktion, wo man dann schnell mal ein Bild hin- und herschicken kann.

Wir selber haben eine gutsortierte Datenbank von Schliffen und wenn es dann auch mal ein Sonder-Sonderschliff sein soll, dann kann mal schnell mal die Abbildung des Oberteils dieses Steins nehmen und die Abbildung des Unterteil jenes Steines nehmen und dann kann der Kunde auch entscheiden, ob ihm die Schliffart gefällt und er das dann wegen der Höhe besser Fassen kann.

Wiederbelebungen lohnen sich nur, wenn es mittelpreisige bis hochpreisige Edelsteine sind und dann meist auch nur, wenn sie entsprechend Körper haben. Mal drüberpolieren, wenn leichte Kratzer drauf sind, ist ja kein Hexenwerk. Neu Facetten anlegen heißt allerdings, in das Material reinschleifen und dann muß geprüft werden, ob der Stein noch in die Fassung paßt oder ob der Goldschmied was Neues drumherumbauen möchte.

Wir sammeln gerne kaputte oder verschliffene Edelsteine und Schmucksteine für die Hobbyschleifer zum Umschleifen.
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #33
Zwergin,
Reparaturen gehen dann in Ordnung, wenn ich mich nicht missbraucht fühle. Das heißt, wenn ich den Glasstein neu schleifen soll, der beim Erweitern eines 50€-Ringes kaputt ging, weil der Goldschmied ihn nicht ausfassen wollte. Alles schon da gewesen...
Wenn der Schaden bis in die Rondiste geht, wird der Stein durch die Reparatur kleiner. Da führt kein Weg dran vorbei, obwohl oft von mir erwartet wird, dass ich Material "dranschleife".
"Es ist nur die eine Facette beschädigt - können Sie die nicht nachschleifen"? Kann ich schon, mach ich nicht - denn das ganze Schliffbild ist hinüber, wenn
e i n e überdimensionierte Facette heraus knallt. Das heißt, ich muß bisweilen die ganze Oberseite (oder Unterseite) des Steines nachschleifen. Das geht übrigens bisweilen schneller und damit billiger, als einzelne Facetten mit Gewalt einigermaßen in das Design zu quetschen.
Sonderschliffe reparieren (oder Kopie machen)oder native cuts: Hier muß jede einzelne Facette aufgesucht und der Index und Winkel bestimmt und notiert werden, damit man sie zum Schleifen und Polieren wieder findet. Das kostet Zeit - viel Zeit.
Jetzt möchtest Du natürlich wissen, was so ein Spass kostet. Noch arbeite ich für 15 € / Stunde, so lange das Finanzamt mitspielt und mich als Gewerbetreibenden anerkennt. Runde Steine gehen schnell - in 1,5 bis 2 Stunden je nach Größe und Material, ovale Steine dauern länger. Steine mit mehr als 60 Facetten oder unbekannte Designs brauchen auch länger. Manchmal muß ich erst ein CAD Design machen, damit ich die Winkel und Indizes bekomme und eine Teilerscheibe für die Maschine. Dann kann schon mal ein Hunderter zusammenkommen. Momentan bin ich ziemlich ausgebucht. Wartezeiten müssen einkalkuliert werden.
Frohes Schaffen!
uhu
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #34
Zitat geschrieben von capcuadrate
....
Herr Buschtal auf den Tip bin ich natürlich hereingefallen und eine Fassung war mit der Behandlung nicht einverstanden.

Gruß
Cap


Der Tip war schon ernst gemeint und keine Falle. Fassungen sollten schon eine leicht konisches Aufweiten vertragen. Tut mir leid wenn da eine gerissen ist. Bei der Nächsten hilft vielleicht zwischenglühen.
capcuadrate
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capcuadrate

 ·  #35
Hallo Herr Buschtal,

gerissen ist nichts aber die Fassung war nach meiner etwas undefinierten schnell mal versuchen Herangehensweise eben unbrauchbar. Learning by doing da zahlt man eben auch mal Lehrgeld.

Gruß
Cap
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #36
Tilo
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Tilo

 ·  #37
ich lese das heut erst:
einem Turmalin ist es nicht egal, ob er 20..21 Grad (ist ja selbst im Winter als normal zu sehn) oder 28 Grad Temp. hat (mehr als 28 Grad wird doch wohl inRäumen nicht erreicht bzw kann man dann eh nicht mehr konzentriert arbeiten)?
wenn die wenigen Grad entscheidend sind, könnte man doch den Stein etwas kühlen/kühl lagern(Keller oder so, fals Kühlschrank schon zu kalt) und das Kühlwasser kann man doch auch entsprechend vorhalten

überseh ich jetzt mangels Kenntnissen etwas?
Silberschweif
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Silberschweif

 ·  #38
@capcuadrate
vieleicht hilft dir dieses Tutorial auch weiter. ist sowieso schöner als facettierte Steine in Zargen zu fassen und recht anschaulich erklärt wie ich finde
http://www.meevis.com/jewelery…collet.htm
lg
chris
Yvonne Sterly
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Yvonne Sterly

 ·  #39
stoanarrischer uhu, ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass Reparaturen nicht so gerne gemacht werden. Kommt für mich eh nur bei tollen Steinen in Frage, wo der Nach- oder Umschliff als Ergebnis wieder einen tollen Stein bringt. Sonst lohnt der ganze Aufwand ja gar nicht...
Momentan habe ich gar keinen Patienten hier liegen. Aber bei Bedarf komme ich gerne mal auf dich zu. Übrigens hast du einen äußerst günstigen Stundensatz!
Ich habe eben mal auf deiner Homepage gestöbert, dein Schleiferwerdegang ist ja sehr sympathisch beschrieben. Und deine Schliffe gefallen mir auch.
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #40
@ Tilo: Der Turmalin ist äußerst wärmeempfindlich (er lädt sich auch gerne elektrisch auf) und da er oftmals auch innere Spannungen aufweist, kann er beim Bearbeiten leicht springen. Der erfahrene Schleifer kennt die komplexe Struktur des Turmalins und hält der Unerfahrene ihn versehentlich in die falsche Richtung an die Schleif, hat er binnen weniger Sekunden einen zerrissenen Stein vor sich.

Daher der Wink mit dem Zaunpfahl, den Schleifer mitten im Hochsommer nicht zu drängeln, man brauche den Reparaturstein schnell und dringend wieder zurück, sondern ihm Zeit zu geben, bis die entsprechende Betriebstemperatur wieder auf Normalmaß gesunken ist. Ob man den Turmalin überlisten kann (Keller, Kühlschrank, Kühlwasser), könnte klappen, aber da halte ich nicht meine Hand dafür ins Feuer.

Vielleicht haben die anderen Schleifer hierzu auch Ihre Erfahrungen?
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #41
Ich frag mich nur immer, wer diese freiform Steine eigentlich kauft.
Und sich stundenlang hinsetzt und eine Freiform Fassung bastelt.
Und vor allem: tatsächlich noch einen Kunden findet, der diesen Gigantoaufwand auch noch angemessen honoriert!
tatze-1
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tatze-1

 ·  #42
Zitat geschrieben von Silberfrau
Ich frag mich nur immer, wer diese freiform Steine eigentlich kauft.

ich hab Dir doch meine Steine gezeigt :P

Zitat
Und sich stundenlang hinsetzt und eine Freiform Fassung bastelt

Du hast Dich geweigert ;-)

Daß Turmaline Temperaturzicken sind, habe ich noch nie gehört. Haben wir auch im Edelsteinkundeunterricht nicht gelernt. Beim Verarbeiten hatte ich bislang auch keine Probleme. Vielleicht fühlen die Burschen sich bei mir wohl und bereiten mir deswegen keine Probleme.

Nee, um zum eigentlichen Thema zurückzukommen. Es ist mir eigentlich egal, in welche Form die Steine geschliffen werden, da man ja eigentlich eh für jeden Stein eine eigene Fassung bauen muß (in die Standardfassungen, die es zu kaufen gibt, passen doch eh nur auf den Punkt geschliffene kalibrierte Steine rein). Solang sie folgende Kriterien einhalten, können von mir aus alle Formen geschliffen werden:

- die Rundisten sollen nicht unendlich breit sein und auch nicht, weils nicht besser geht, mal dick mal dünn wie eine eiernde Linie. Wellenlinien gehen gar nicht. Die Fassungen dürft Ihr dann für mich bauen. Auch noch mal angefast, damit die Rundiste dünner wird, ist suboptimal. Das habe ich vor kurzem beim Fassen gehabt. Da hab ich Blut und Wasser geschwitzt, weil ich Angst hatte, daß mir die Rundiste abplatzt.

- das Oberteil möge bitte parallel zur Rundiste laufen und nicht schräg sein, sonst hakt's bei mir beim Fassungsbauen aus und meine Laune sinkt in den Keller und der Kunde muß es mit Euros bezahlen, weil man Stunden länger am Werkstück sitzt (hat ja Heinrich schon erwähnt)

- Steinunterseiten, die unglaublich riesig sind, sind auch nicht gerade der Hit, weil sie Schmuckstücke in der Konsequenz haben, die irre wuchtig werden.

- und wieso Cabouchons - vor allem opake Steine - doppelgemuggelt sein müssen, werde ich nie begreifen.

Bei dem Aquamarin hier, kamen Punkt 1-3 zusammen (sieht man am besten in der Seitenansicht). Unregelmäßig dicke und noch irgendwie seltsam gebogene Rundiste (von schmalem Strich bis wenigsten 1mm Breite oder mehr), dadurch komisch verschobenes Oberteil bzw. Unterteil und ein riesiger Unterbau, obwohl das bei so einem transluzenten Stein vermutlich gar nicht notwendig gewesen wäre (meine laienhafte Meinung). Ok, war ein Kundenstein, aber irgendjemand hat den ja auch mal geschliffen, gell.
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stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #43
tatze-1,
es gibt Turmaline, die - warum auch immer - Spannungen haben, so dass sie schon beim Aufkitten oder Vorschleifen zwischen den Fingern zerbrechen. Die bearbeitet der Schleifer nicht weiter und daher hast Du sie auch noch nicht in die Hand bekommen.
Baguettes zu schleifen mit gleichdicker Rondiste in einer Ebene ist eine Kunst, die nicht immer gelingt.
Steine mit dickem Unterkörper sind meist native cuts, wobei man versucht, möglichst viel Gewicht zu erhalten, weil dieses und nicht der Schliff bezahlt wird. Auch um die Farbe bei blassen Steinen zu verbessern, werden auf der Unterseite mehrere Facettenreihen angelegt - und die brauchen Platz. Wellenförmige und ungleich dicke Rondisten ergeben sich oft bei Ovalen und Tropfen, wenn die Form nicht symmetrisch ist oder gleiche Facetten nicht mit dem gleichen Winkel geschliffen wurden. Das findet man häufig bei Lochbrettschliffen, oder wenn man versuchte, einen Steinfehler oder Schleiffehler zu kaschieren. Deshalb schleifen viele die Rondiste facettiert, weil es dabei leichter ist, per Augenmaß eine gleichmäßige Rondiste hin zu bekommen. Natürlich könnte der Schleifer die Rondiste noch abrunden, wobei die Gefahr besteht, dass die Rondiste zu breit wird.
Mit anderen Worten: es ist nicht so einfach, von Hand einen (nahezu) perfekten Stein zu schleifen und einen angemessenen Schleiferlohn zu erzielen.
Durch die Automatenschliffe sind die Goldschmiede etwas verwöhnt und durch den Kostendruck seitens der Kunden möchten sie natürlich leicht zu verarbeitende Schliffe haben. Das alles auf einen Nenner zu bringen, ist auch eine Kunst...
uhu
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #44
Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass große Facettensteine einen großen Unterkörper haben m ü s s en, wenn man nicht mit einem Fischauge zufrieden sein will.
uhu
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #45
Mir fällt noch ein, daß man aus einer Verneuilsynthesenbirne keine 22 mm Steinchen rausschleifen kann. Da muß dann dem Kunden erklärt werden, daß die Birnen nur in bestimmtem Durchmesser gezüchtet werden. Das Maximale, was wir bislang aus einem syn. Spinell aqua rausgebracht haben, sind rd. fac. 21 und Carre 21x21 mm.

Letztens war eine Anfrage nach einem Cubic Zirconia, größer als 100 mm. Da mußten wir absagen, weil die dicksten Rohkristalle nicht mehr hergeben als einen 80mm Stein. Im Zirconiablautopasbereich ist da oftmals schon bei 30mm Schluß. Nicht jeder Zirconiakristall wächst gleich, die verschiedenen Farbzusätze (Metalloxide) beeinflußen oft negativ das Wachstum in Zeit, Menge und Kristallgröße.

Zum Turmalin fällt mir noch ein Schleiferkollege aus IO ein, welcher mal sagte, bei Vollmond rühre er keinen Turmalin an. Warum, weiß ich nicht, vielleicht hängt es mit der elektrischen Ladung auf (wenn es diese zur Vollmondzeit gibt...). Vergeßt das schnell wieder, ich kann nicht mehr rückfragen und weiß nicht, ob er mich nicht damals nur veräppeln wollte. 😉
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