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Hilfe bei Bewertung: Goldene Taschenuhr

 
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Guestuser

 ·  #1
Hallo zusammen,

ich bin auf der Suche nach Hilfe für die Bewertung meiner Taschenuhr (Erbstück) auf dieses Forum gestoßen und hoffe auf die ein oder andere Bewertung von euch.

Was ich selbst schon herausgefunden habe:

Amerikanische Uhr, ca 1880-1900
18 karat
22 rubis

Auch die weiteren grundlegenden Informationen kann man aus den Gravuren ablesen, allerdings fällt es mir schwer einzuschätzen ob das jetzt nun eine "normale" Taschenuhr ist oder vielleicht doch ein "kleiner Schatz"?!

Wie hoch liegt der aktuelle Wert? Kann man diesen überhaupt beziffern? Soll ich lieber zeitnahe verkaufen oder steigt diese Uhr im Wert signifikant?

Vielen Dank vorab an alle die sich beteiligen!
VG

He_Fe
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Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Das Werk ist ohne sichtbare Rostspuren. Ein hochwertiges Standardwerk des 19ten Jahrhunderts wie es in der Schweiz, Deutschland und Frankreich gerne hergestellt wurde. Auch der Hinweis "Geneve" bedeutet nicht unbedingt das es aus Genf stammt. Das haben auch andernorts lokalisierte Hersteller als Typbezeichnung verwendet.
Auf dem Zifferblatt sehe ich keine Sprünge im Email, nur kleine Kratzer und Dellen im Uhrendeckel. Auch die Monogrammgravur verschlechtert etwas die Verkaufschancen.

Da derzeit der Markt für solche Uhren recht niedrig ist, würde ich diese Uhr nicht verkaufen. Man kann eigentlich nur gewinnen. Abgesehen davon ist es ein Stück Familiengeschichte durch das Monogramm und aufgrund des guten Zustandes es Wert aufgehoben zu werden.

Die Schrift auf dem Zifferblatt kann ich nicht lesen, wieso denkst Du die Uhr wäre aus Amerika?
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #3
Ich bin im großen und ganzen der gleichen Ansicht wie Heinrich: Gut gemachtes Goldgehäuse mit drei goldenen Deckeln, hochwertiges schweizer Brückenwerk mit Kompensationsunruh und Breguetspirale. Ich nehme an, dass hier 17 Steine (bereits synth. Rubine) verbaut wurden.

Diese Uhr ist offensichtlich sehr fleißig benutzt worden, denn man sieht von der ursprünglichen Guillochierung des vorderen Deckels nur noch ansatzweise Reste. Das deutet auf eine ordentlich bemessene Materialstärke hin, wie auch die Bauweise des Gehäuses sehr solide ist. Anscheinend wurden diese Uhren in nicht allzu großer Stückzahl hergestellt, denn der Innendeckel des Gehäuses trägt sehr reklameträchtig die Aufschrift "Remontior" eine Aufzugart, die zur Herstellungszeit der Uhr eigentlich schon lange Standard war und nicht mehr auffällig herausgestellt wurde. Vergleiche: Incablock-Stißsicherung beri schweizer Armbanduhrwerken. Ab 1960 verschwand die Werbungauf dem Zifferblatt allmählich, weil es zum Standard wurde. Das Uhrwerk selbst, wurde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Schweiz gebaut. Hierbei handelt es sich anscheinend um ein sehr altes Kaliber, welches aber von den Herstellern den jeweiligen Neuerungen angepasst wurde. Das Minutenrad mit langem, sehr dicken Zapfen ist ein Relikt aus der Zeit der Schlüsseluhren. Dazu wurden die Zapfen mit einem Vierkant versehen, auf wwelchen der Schlüssel zum Einstellen der Uhrzeit geteckt werden musste. Der Innendeckel hatte an dieser Stelle ein Loch für den Scjlüssel. Ein anderes zum Aufziehen der Zugfeder, war an anderer Stelle vorhanden. Diese wurden jedoch nur bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut. Aber nicht überall, denn im arabischen Raum ließen sich Uhren mit Kronenaufzug nicht verkaufen. So hat die Fa. Billordes (später Zenith) noch Schlüsseluhren für den arabischen Kulturbereich bis etwa 1917 gebaut, die in großem Umfang von Serkishoff & Cie im damaligen Konstantinopel in die Türkei eingeführt wurden. Dabei jandelte es sich um fast gleichartige Uhrwerke.

Bei dem vorliegenden Werk wurde der Schlüsselaufzug jedoch zugunsten eines Kronenaufzuges (frz. Remontoir) verändert, und etwa ab 1912 wurden die Kronenaufzüge mit einer integrierten Zeigerberstellung versehen, wie sie auch diese Uhr hat. Die Verwendung von Rubinen für Lagerzwecke (Erfindung von A. Verneuil 1902) ist ein weiterer Hinweis auf spätere Entstehungszeit des Uhrwerkes. Deshalb datiere ich sie auf die Zeit um 1910 bis 1915.

Da die Uhr noch gut erhalten daher kommt und keinerlei schlimme Fehler zu entdecken sind (vielleicht sind auch die Bilder nur nicht gut genug) würde auch ich vorschlagen, sier in der Schublade zu belassen und nicht zu veräußern, denn dazu sind momentan die Preise zu kaputt.

Wenn die Uhrensammler erst einmal mitgekriegt haben dass der Altgold-Boom auch jeder Menge schöner, goldener Uhren das Leben gekostet hat, werden die Preise vermutlich explodieren.
diamantenimport
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diamantenimport

 ·  #4
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #5
Wunderbare Erklärung zur Geschichte dieser Uhrengattung. Und wie Ulrich angenommen hat sind normalerweise 17 Lagersteine aus Rubin verbaut worden. Das war eigentlich der Standard. Diese Uhr soll jedoch laut Gravur 22 Rubine als Lagersteine verbaut haben. Das wäre ein zusätzliches Qualitätsmerkmal das werblich auch herausgehoben wurde.
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Guestuser

 ·  #6
Hallo zusammen,

vielen vielen Dank für diese ausführliche Erläuterung, vor allem von dir Ulrich! Ich denke ich werde die Uhr, ganz eurer Empfehlung, aufbewahren und in Ehren halten.

Ich denke das die Uhr aus den USA kommt, Heinrich, da auf dem Ziffernblatt "Pacific Jeweley Co, San. Franc. Cal." zu lesen ist.

VG
He_Fe
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