Schmuckmuseum PforzheimAusstellung im Schmuckmuseum Pforzheim von 26. Februar bis 24. Mai 2010.
Schmuckstücke von Jens-Rüdiger Lorenzen sind miniaturhafte Skulpturen am Körper. Durch die Kombination von linearen und räumlichen Elementen haben sie eine plastische Wirkung. Zugleich muten sie konstruktivistisch an, was Materialien wie Stahl und Silber noch verstärken. Farbe setzt der Schmuckkünstler sehr pointiert ein. So gewinnt er den Werkstoffen selbst eine erstaunliche Farbigkeit ab, beispielsweise wenn er Silber mit Papier kaschiert. Er hat unverwechselbare Ausdrucksformen gefunden, die sowohl in der Tradition bildhauerischer Tendenzen des 20. Jahrhunderts und insbesondere der des Konstruktivismus stehen. Die formale Reduktion ist auch Zeugnis für seine langjährige Beschäftigung mit japanischer Gartenarchitektur und der Schriftsprache japanischer Zen-Mönche. In der Ausstellung, einer Retrospektive, sind rund 80 Objekte, darunter auch ganz aktuelle Arbeiten, sowie Arbeitsskizzen zu sehen.
Neben Schmuckskulpturen spricht Jens-Rüdiger Lorenzen von seinem Schmuck auch als Seelenzeichen. Schmuck ist immer eine Art von Zeichen, sei es magisch im Sinne eines Amuletts oder als Distinktionsmittel. Darüber hinaus aber ist Schmuck zeichenhaft sowohl in Bezug auf den Träger als auch mit Blick auf den Schmuckkünstler, bringt er doch ein Stück seiner selbst zum Ausdruck. Als Objekte in sich sind die Ringe, Broschen oder der Halsschmuck von Lorenzen gleichsam zeichenhaft für seine Auseinandersetzung mit der Bildhauerei. Bogen, Linien und geometrische Formen werden dreidimensional und spielen mit dem Raum. Gleichzeitig lässt das zartgliedrig Grafische, kontemplativ Anmutende seiner Arbeiten an japanische Einflüsse denken; nicht zuletzt die in jüngster Zeit entstandenen Stücke mit Pergament, die in ihrer Transparenz vergänglich und fragil erscheinen. Den Reiz an der Gartenarchitektur oder den Schriftzeichen des Fernen Ostens, so sagt er selbst, macht für ihn die Abstraktion einer ziemlich realen Vorstellung aus, die als Ergebnis Stille und Klarheit hat. Auch Farbe setzt der Schmuckkünstler nur sehr reduziert ein und konzentriert sich hier ebenfalls auf das Wesentliche. Ausgehend von Zeichnungen, entstehen dabei unendlich feine Abstufungen und Variationen der Oberflächenstrukturen und Farbnuancen.
1942 in Westfalen geboren, hat Jens-Rüdiger Lorenzen an der Kunst+Werkschule (heute Hochschule Pforzheim) studiert, an die er 1985 als Dozent berufen und von der er 2008 emeritiert wurde. Von 1974 bis 1985 war er Lehrer an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau. Seit 1968 hatte er zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, nicht zuletzt in Japan. Arbeiten von ihm befinden sich unter anderem in der Neuen Sammlung in München, dem MAK Wien, dem Victoria & Albert Museum in London oder dem Museum of Modern Art in Kyoto.
Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim
Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester) • Eintritt in die Dauerausstellung 3,00 €, ermäßigt 1,50 €, bis 14 Jahre und mit Oberrheinischem Museumspass frei • Gruppenführungen auf Anfrage • Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung sonntags 15 Uhr, 5 €, ermäßigt 3,50 € • Partner von Kulturland Baden-Württemberg • Medienpartner des Schmuckmuseums sind Pforzheimer Zeitung und der SWR2 RadioClub • Weitere Informationen unter
www.schmuckmuseum.de
Archivbeitrag 30.11.2009