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Diese Meldung ließ aufhorchen: Der australische Bergbaukonzern Rio Tinto trennt sich von seiner Diamantensparte.


Michael Brückner: Vorsicht Währungsform! Wenn die staatliche Schuldenblase platzt

Diamanten gewinnen auch als Kapitalanlage an Bedeutung

Das Geschäft mit den funkelnden Steinen sei im Vergleich mit Eisenerz, Kupfer und Uran nicht mehr profitabel.

 

Dabei hatten Diamanten doch gerade mit einer bemerkenswerten Performance überrascht und sogar Gold als strahlenden Anlageklassiker in den Schatten gestellt. In der Periode zwischen 1992 und 2008 habe ein 5-Karat-Diamant (entspricht einem Gramm) eine bessere Wertentwicklung erzielt als das gelbe Edelmetall, stellt das Institut für schweizerisches Bankwesen in seiner Untersuchung „Diamanten als Kapitalanlage“ fest. Doch die europäische Schuldenkrise bremste zunächst auch den Höhenflug der Diamantpreise. Aktuell liegt der Kurs um mehr als zehn Prozent unter dem Spitzenwert von 2011. Anleger und Freunde von hochwertigem Edelsteinschmuck hielten auf dem Höhepunkt der Euro-Krise offenbar ihr Geld zusammen.
 
 
 
Branchenkenner gehen aber davon aus, dass die Preise in den nächsten Jahren wieder deutlich anziehen könnten. Grund ist vor allem die starke Nachfrage aus China. Das Land der Mitte könnte schon Ende 2015 die USA als größten Diamanten-Konsummarkt ablösen, prognostiziert Ari Epstein, Chef des World Diamond Center in Antwerpen. Während aber im Fernen Osten in erster Linie edle Geschmeide aus Diamanten begehrt sind, gewinnen nicht zuletzt in Europa Diamanten als Sachwert-Investment an Beliebtheit. Allerdings: Als Geldanlage eignen sich nur Steine von höchster Qualität – und die sind ebenso rar wie teuer. Ein Diamant ist der mobilste Sachwert. Ein solcher Edelstein lässt sich mühelos in ein Schmuckstück einarbeiten, das man ständig am Körper tragen kann. Ein 500-Gramm-Goldbarren wäre da eher lästig.  
 
Aus 4-C wurden 6-C
Über den Wert eines Diamanten entscheiden die bekannten „vier C“. Sie stehen für Colour (Farbe), Clarity (Reinheit), Carat (Gewicht) und Cut (Schliff). Wer freilich Diamanten als Kapitalanlage erwerben möchte, muss noch tiefer in die Materie einsteigen. Wichtig ist die internationale Fungibilität des Edelsteins. Heißt im Klartext: Der Diamant sollte sich auf den wichtigsten Märkten problemlos verkaufen lassen. Exotische Fantasieschliffe können sich da als Nachteil erweisen. Dazu gehören zum Beispiel der 88-Facetten-Schliff, der Briolette-Schliff, der Rosen-Schliff und die Diamantperle. Der Anleger sollte sich für eine gängige Schliffform entscheiden, zum Beispiel den Brillant-, Navette-, Tropfen-, Princess-, Oval- oder Smaragd-Schliff.  
 
Der Wert des Diamanten steigt naturgemäß mit dessen Schönheit und Brillanz. Durch eine besonders hochwertige Facettierung des Diamanten werden die einfallenden Lichtstrahlen optimal reflektiert. Das heißt, mit der Schliffform allein ist es nicht getan. Wichtig ist zudem die Schliffausführung, die im Diamant-Zertifikat unter dem Stichwort „Finish“ beschrieben wird. Investmentdiamanten sollten nach Möglichkeit die höchste Schliff-Graduierung („Excellent“) aufweisen. 
 
Experten raten darüber hinaus, die Qualitätskriterien für investmenttaugliche Edelsteine um zwei weitere „C“ zu ergänzen. Sie stehen für Certificate (Zertifikat oder Expertise) und Conflictfree (keine „Blutdiamanten“). Investoren sollten auf Zertifikate international anerkannter gemmologischer Institute achten. Dazu gehören GIA (Gemological Institute of America), HRD (Hoge Raad voor Diamant) und IGI (International Gemological Institute). Zwar gibt es zahlreiche weitere seriöse gemmologische Institute, doch die haben in der Regel nur nationale Bedeutung. Gute Preise erzielen daher meist nur Diamanten, die über ein Zertifikat von einem der genannten weltweit angesehenen Institute verfügen. Jedes Zertifikat ist nummeriert. Seit einigen Jahren wird diese Nummer von IGI, GIA und HRD zudem per Laser in die Rundiste des Diamanten graviert, also in die Kante, welche die obere von der unteren Hälfte des Edelsteins trennt. Diamantzertifikate sind außerdem mit Sicherheitsmerkmalen ausgestattet, die man vom Personalausweis oder Reisepass kennt. 
 
Hohe Preisabschläge bei Konfliktdiamanten
Das sechste C („Conflictfree“) soll sicherstellen, dass es sich bei dem Edelstein nicht um einen so genannten „Blutdiamanten“ handelt, mit deren Verkaufserlösen afrikanische Diktatoren Kriege führen. Seit der Umsetzung des Kimberley-Zertifizierungssystems dürfen in die Europäische Union nur noch Diamanten aus Staaten eingeführt werden, die sich verpflichten, keine Konfliktdiamanten zu exportieren. Dennoch sind sich Experten sicher: Schlupflöcher gibt es nach wie vor. Diamanten aus Konfliktregionen sind alles andere als ein gutes Investment. Bei einem Verkauf drohen erhebliche Preisabschläge.
 
Buchtipp: 
 
Mit Sachwerten dem Währungscrash trotzen
 
Das neueste Buch des Mainzer Wirtschaftsjournalisten Michael Brückner trägt den plakativen Titel „Vorsicht Währungsreform!“. Handelt es sich um eine realistische Zustandsbeschreibung oder um reißerische Panikmache? Wer die Nachrichten aus den europäischen Krisenstaaten verfolgt, dürfte dem ersten Urteil zuneigen. Der Autor bereitet die Thematik fundiert und spannend geschrieben auf, ohne fragwürdige Verschwörungstheorien in den Raum zu stellen. Im ersten Teil dieser brisanten Recherche erfährt der Leser, welche Dimensionen die weltweite Finanzkrise mittlerweile angenommen hat. Das Volumen aller von Staaten, Banken und Unternehmen weltweit ausgegebenen Anleihen machte bereits im vergangenen Jahr 100 Billionen US-Dollar aus. Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Schuldenblase platzt. In einem kurzen historischen Teil schildert Brückner, wie Währungsreformen in der Vergangenheit abliefen und wie sich Geschichte wiederholen könnte.
 
Richtig spannend wird das Buch im zweiten Teil, wo der Autor konkrete Tipps gibt, wie man sein Vermögen krisensicher machen kann. Natürlich empfiehlt auch er vor allem Gold, selbstgenutzte Immobilien und ausgesuchte Aktien, aber auch exotische Anlageformen wie Diamanten, Farbedelsteine und Perlen. Und genau das macht das Buch für Juweliere sowie Uhren- und Schmuckhändler interessant. Sie erhalten eine Fülle von Argumenten für das Verkaufsgespräch mit Kunden, denen sie nicht nur die Schönheit, sondern überdies die Sicherheit eines solchen Investments vor Augen führen können.
 
Michael Brückner: Vorsicht Währungsreform! Wenn die staatliche Schuldenblase platzt. 205 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Kopp-Verlag, Rottenburg 2012, 19,95 Euro, erhältlich in allen (Internet-)Buchhandlungen.
Archivbeitrag 19.06.2012
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