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Die Krise als Chance


Branchen INFO

Verbraucher schichten mehr und mehr in Sachwerte um. Mitten in der Staatsschuldenkrise sitzt das Geld vieler Verbraucher wieder locker. Keine Spur von „Angst-Sparen“, Teile des Geldvermögens werden vielmehr in Sachwerte umgeschichtet. Wie lange hält dieser Trend an? Und wie kann die Branche davon profitieren? Antworten gibt die nachfolgende FZ-Analyse.

 

Er war einer der führenden Ökonomen im 20. Jahrhundert, beriet die österreichische Regierung in Wirtschaftsfragen, arbeitete eng mit dem legendären Friedrich August von Hayek zusammen und gründete das heutige Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) in Wien: Ludwig von Mises (1881-1973) gilt bis heute als einer der wichtigsten Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. 
 
Er analysierte schon frühzeitig ein bemerkenswertes und im ersten Moment paradox klingendes Phänomen: In bestimmten Krisenzeiten sitzt das Geld der Verbraucher besonders locker. Sie sparen weniger und schichten in solide Sachwerte um. In der Wirtschaftswissenschaft wird dieser Effekt als Crack up-Boom bezeichnet. Er entsteht dann, wenn die Menschen um die Stabilität ihres Geldes fürchten und das Vertrauen in Regierungen und Banken mehr und mehr verlieren.
 
 
Schmuck und Uhren im Trend
 
Einiges spricht dafür, dass gerade in den wohlhabenden Ländern Europas ein solcher Crack up-Boom eingetreten ist. Die Verbraucher suchen die „wahren Werte“ in der Realwirtschaft. Für Juweliere, Schmuck- und Uhrenhändler eine gute Nachricht, denn Schmuck und Uhren, Gold und Edelsteine werden als alternative Investments zunehmend geschätzt. „Die Leute werden immer vorsichtiger, den Banken ihr sauer verdientes Geld anzuvertrauen“, weiß Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). „Uhren und Schmuck lagen schon in den vergangenen Monaten im Trend“, berichtet der Handelsverband Deutschland. Auch in Österreich verzeichneten manche Juweliere und Händler Umsatzzuwächse im Weihnachtsgeschäft von über 20 Prozent. 
 
Wie lange wird dieser Trend anhalten? Noch ist kein Ende der Euro- und Schuldenkrise abzusehen. Nachdem sich die Situation über die Feiertage und den Jahreswechsel kurzzeitig etwas beruhigt hatte, kamen schon Anfang Januar neue Hiobsbotschaften aus Griechenland und Ungarn. Experten rechnen für die nächsten Jahre mit jährlichen Inflationsraten von sechs Prozent. Das ist zwar weit entfernt von einer Hyperinflation, wie sie üblicherweise Währungsreformen vorausgeht, dennoch nagt sie erheblich an den Ersparnissen der Menschen. Wer 10.000 Euro sein Eigen nennt, müsste nach zehn Jahren mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von sechs Prozent p.a. knapp 18.000 Euro auf dem Konto haben, um nur die Kaufkraft von heute zu sichern. Ein solcher Zuwachs ist mit den aktuellen Zinssätzen für sichere Anlagen nicht zu erzielen – zumal auch der Fiskus an den Erträgen beteiligt werden will.
 
 
Inflationsängste bremsen „Angst-Sparen“
 
Wenn aber die Verbraucher den Eindruck gewinnen, dass heute kein Bankberater mehr die Kaufkraft des Geldes garantieren kann, macht für viele das „Angst-Sparen“ keinen Sinn mehr. Sie schichten zum einen um in klassische Sachwerte wie Immobilien und Edelmetalle, zum anderen aber auch in Preziosen mit emotionaler Rendite. Dazu gehören Uhren, Schmuck und Edelsteine. Nicht von ungefähr übertrifft die Performance von Diamanten sogar die des Goldes. 
 
Vor diesem Hintergrund verspricht das Jahr 2012 für die Schmuck- und Uhrenbranche äußerst attraktiv zu werden. Es gilt freilich, den aktuellen Trend im Marketing aufzufangen und neben dem Mode- und Lifestyle-Charakter auch den Aspekt der inflationsgeschützten Sachwertanlage zu betonen. Dann tritt neben die Freude, ein schönes Stück erworben zu haben, das beruhigende Gefühl eines Sachwertinvestments. Und für die Schmuck- und Uhrenbranche wird die Krise zur Chance.
 
 
Goldpreis: Weiter aufwärts mit starken Schwankungen
 
Wie entwickelt sich der Goldpreis im neuen Jahr? Diese Frage erscheint angesichts der Berg- und Talfahrt in den zurückliegenden Wochen von besonderer Brisanz. An Prognosen mangelt es nicht. Die meisten Auguren gehen von wieder deutlich steigenden Goldpreisen aus. Die Taurus-Edelmetall-Gruppe erwartet schon im Sommer ein Niveau von rund 2100 US-Dollar pro Feinunze. „Allerdings bei zunehmender Schwankungsintensität“, sagt Wolfgang Weber, Director Europe der Taurus-Gruppe. 
 
Auch unabhängige Analysten gehen von steigenden Goldpreisen aus. Die Voraussagen bewegen sich zwischen 1900 und 2400 US-Dollar. Hartnäckig halten sich am Markt Gerüchte, die markanten Preisrückgänge bei Gold und Silber im Herbst und kurz vor Jahresende 2011 seien auf gezielte Marktinterventionen der Notenbanken zurückzuführen. Banken und Regierungen, so heißt es, hätten kein Interesse an einer anhaltenden Flucht der Anleger in Edelmetalle. Allerdings dürften die Notenbanken dauerhaft wohl ebenfalls nicht an sinkenden Goldpreisen interessiert sein, immerhin haben einige von ihnen in den zurückliegenden Jahren ihre Goldreserven zum Teil beträchtlich aufgestockt.
Deutlich zulegen wird nach Überzeugung Webers auch der Silberpreis: Er rechnet mit 40 bis 60 US-Dollar pro Feinunze im Sommer. Der Silberexperte Thorsten Schulte schreibt in seinem neuen Buch „Vermögen retten – in Silber investieren“, Silber, das in der Realwirtschaft gebraucht werde, habe weit größere Chancen auf das Entstehen einer physischen Knappheit als Gold. Gerade daraus ließen sich unglaubliche Preissteigerungen ableiten.
 
 
Brillante Aussichten: Preise für Diamanten steigen weiter
 
Diamanten machen Gold beim Wertzuwachs zunehmend Konkurrenz. Allein im vergangenen Jahr legten die Preise für Diamanten von hervorragender Qualität um gut 35 Prozent zu. Der Diamond Price Index stieg seit Januar 2006 sogar um gut 80 Prozent. Nur im Zeichen der Finanzkrise gaben die Preise vorübergehend deutlich nach und notierten im Jahr 2009 um 30 Prozent unter den in den Jahren zuvor erzielten Höchstpreisen. Vermutlich war dies eine günstige Einstiegsgelegenheit, denn schon 2010 erreichten die Diamantpreise wieder das Vorkrisenniveau.
 
Nach einer Studie von Bain & Company könnte sich das Marktvolumen für Diamanten im kommenden Jahrzehnt gut verdoppeln. Die Analysten von BNP Paribas sagen ein Marktwachstum von elf Prozent pro Jahr voraus. Schon 2011 lag die Nachfrage nach Diamanten rund eine Million Karat über dem Angebot. Bis 2016 könnte die Differenz bis auf sieben Millionen Karat steigen. Für das laufende Jahr erwarten Analysten einen Anstieg der Preise für qualitativ hochwertige Diamanten von neun Prozent.
Archivbeitrag 02.02.2012
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