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Designer underwear „on the rocks“

bruno banani

Künstlerisch in Szene gesetzt in russischem Staatsmuseum. Kunstfotograf Olaf Martens schafft Illusionsräume in Eis und Schnee.

Es gibt viele Orte für außergewöhnliche Fotoshootings. Doch nur wenige Orte sind nicht nur außergewöhnlich, sondern einzigartig. Not for everybody, könnte man sagen. An einem solchen Ort sind jetzt die Aufnahmen für die neueste Propaganda des deutschen Designerlabels bruno banani entstanden. Das Chemnitzer Unternehmen erhielt exklusiv die Erlaubnis, seine Underwear-Kollektion im staatlichen Museum für Arktis und Antarktis sowie der Zoologischen Sammlung in St. Petersburg in Szene zu setzen. Designer-Unterwäsche und nackte Haut inmitten unzähliger Ausstellungsstücke, Kunstwerke, Installationen und Präparaten. Klar, dass bei dieser ungewöhnlichen Kulisse nicht irgendjemand den Auslöser betätigt. Das Unternehmen sicherte sich dafür die Dienste des renommierten Kunstfotografen Olaf Martens. Das Ergebnis dieser einmaligen Kombination sind keine gewöhnlichen Produktfotos, sondern wahre Meisterwerke mit künstlerischem Anspruch.

bruno banani ist seit Jahren bekannt für ungewöhnliche PR- und Marketing-Aktionen. Das Shooting in einer der größten russischen Schatzkammern ist ein weiterer Coup in dieser Reihe. Die im Januar erscheinende Propaganda trägt den Titel „on the rocks“ und setzt ganz bewusst auf Extreme: Nacktes Eis und blanke Haut, Vereisung und Verführung, Frost und Feuer, Gefährliche Wildnis und verführerische Erlebnisse, Mann und Frau, Mensch und Tier, Lust und Trieb, Evolution und Revolution – kurz gesagt die gegensätzlichsten Elemente vor dem Hintergrund von Eis und Schnee.

Kein Ort wäre dafür besser geeignet gewesen, als das Arktis und Antarktis Museum und die Zoologische Sammlung – die größte ihrer Art in Europa – in St. Petersburg. Eine künstliche Welt, die realer nicht sein könnte. Tausende Objekte, Installationen, Dioramen und Präparate, Tiere aus der Eiszeit, Versteinerungen und Skelette sowie Dokumentationen und Nachbauten verschiedener Polarexpeditionen boten eine eindrucksvolle und bizarre Kulisse für eine Unterwäsche-Kollektion.

Und noch etwas macht das Museum für Arktis und Antarktis in Russlands zweitgrößter Metropole so besonders: Der Museums-Direktor, der Russe Victor Boyarsky, ist selbst einer der erfahrensten Polarforscher seines Landes. Die Ausstellungsstücke – jedes Funkgerät, jeder Schutzanzug, jedes Zelt – Mitbringsel und Zeitzeuge eine seiner Expeditionen. „Die Sammlung bildet die gesamte Polarforschung der UdSSR ab – und das in einer säkularisierten Kirche“, beschreibt Gerhard Fischbach, Geschäftsführer der brandplatform GmbH, der langjährigen Agentur von bruno banani, die besondere Faszination und Stimmung dieses – vor allem für ein Wäsche-Shooting – ungewöhnlichen Ortes. Auch Victor Boyarsky selbst, der das Vorhaben von Beginn an unterstützte, zeigte sich beeindruckt. Die Idee leicht bekleideter Models in der Arktis und Antarktis sei ebenso ungewöhnlich wie genial, so der Museumsdirektor, der schon bald zu seiner nächsten Expedition ins Eis aufbrechen wird. 

Als Komponist und großer Inszenator ganz eigenständiger Bildwelten sicherte sich bruno banani für die Expedition St. Petersburg die Dienste des Kunstfotografen Olaf Martens. Nicht der erste Einsatz des Künstlers in der zweitgrößten russischen Stadt.  Immer wieder kehrt Olaf Martens nach St. Petersburg zurück. Die prächtige Metropole an der Newa zieht ihn unwiderstehlich an „St. Petersburg als architektonische Einheit weist die Eigenschaft der Übertreibung in jedem einzelnen der vorhandenen Stile auf“, sagt Olaf Martens. Besonders fasziniert ist Martens von der Opulenz und der überrealen Künstlichkeit der Stadt und seiner Gebäude.  „Eine Location wie das Museum für Arktis und Antarktis oder die Zoologische Sammlung findet man in Deutschland einfach nicht“, schwärmt der Fotograf. „Hier scheint die Zeit stehengeblieben“, so Martens.

In seinem Auftrag posierten die Models mit Polarfüchsen, Königspinguinen, Eisbären oder Schneeleoparden. In Kombination mit Kunstschnee und weißen Stoffbahnen entstanden auf diese Weise nicht nur außergewöhnliche Kollektionsbilder, sondern einzigartige Imaginationsräume mit künstlerischer Handschrift. Die fotografischen Werke von Olaf Martens sind Ergebnisse einer bewussten Manipulation des Realen. „Wir wollten ganz bewusst mit analogen Mitteln Illusionsräume schaffen“, sagt brandplatform-Geschäftsführer Lars Hechler. „Der unverkennbare Stil des Künstlers, seine Handschrift, sollte klar erkennbar bleiben“, so Hechler.

Den Künstler selbst erinnern die Motive an den italienischen Manierismus, mit scharfen Licht-Schatten-Gegensätzen, kühlen, hellen Farbgebungen, Längung der Proportionen, weit gehende Aufhebung der Schwerkraft, gezierte und erkünstelt wirkende Gebärden. Und nicht zuletzt sieht Martens in den Bildern auch ein gesellschaftspolitisches Statement. „Die Welt der Mode und die Hochglanzbilder der Magazine haben das Thema Klimawandel bislang doch völlig ausgeklammert. Ich finde es gut, dass sich bruno banani hier wieder einmal gegen den Mainstream stellt“, sagt der Fotograf. Not for everybody eben.   


Weitere Informationen zu Olaf Martens unter www.olafmartens.com

www.brunobanani.de

Archivbeitrag 30.12.2009
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