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Alte Liebe rostet nicht!


CONSTANTIN WILD

Wiederentdeckt und neu geschätzt: Edeltopas, Peridot und Amethyst

Imperial Topas. Peridot. Granat. Sie sind wieder da, die Edelsteine, die lange „out“ waren, gar als „altmodisch“ oder „Omastein“ betitelt wurden. In diese Reihe gehört auch der Amethyst, auf dessen „Revival“ wir uns schon freuen können.
 
Aus dem Abseits ins Rampenlicht: Der Edeltopas
Schon vor einigen Jahren habe ich von der Renaissance des Edeltopas gesprochen. Jetzt ist der feine Stein, vor allem der brasilianische Imperialtopas, absolut „hot“. Mehr als ein Jahrhundert war er vergessen; nur Kenner liebten und schätzten ihn. In den letzten Jahren erwachte das Interesse neu. Und in kürzester Zeit wurde der schönste, der brasilianische Imperialtopas, sehr sehr selten. 
Hochpoliert blitzen die Facetten eines Imperialtopas mit einem platinfarbenen Schimmer. Seine orange, rot und pink changierenden Farbtöne und sein Funkeln machen ihn unvergleichlich! Dank der hohen Mohshärte 8 ist der Stein unverwüstlich. 
Bekannt ist der Topas seit mindestens 2000 Jahren. Die Herkunft seines Namens ist unklar: Im Sanskrit bedeutet „tapas“ Feuer, im Griechischen ist „topazos“ eine sagenhafte Insel im Roten Meer und „topazion“ ein hellgrüner Stein. Doch die griechische Quelle bezieht sich wahrscheinlich auf den Peridot und seinen Fundort auf der Insel Zeberged im Roten Meer. 
Edeltopase kommen auch farblos sowie in Blau-, Braun- und Grüntönen vor; als besonders wertvoll galten jedoch immer die Rosa- und Rotgold-Töne. „Imperialtopas“ dürfen nur die so wunderbaren wie wertvollen brasilianischen Steine genannt werden. 
Neue Funde – neue Liebe: Der Peridot
Noch länger zurück liegt die Glanzzeit des Peridots: Einst brachten die Kreuzfahrer den in warmen Grüntönen leuchtenden Stein nach Mitteleuropa. Er zierte Kirchen und Sakralgegenstände; eine weitere Blüte erlebte er im Barock. Dann begann der Dornröschenschlaf. 
Mitte der 1990er Jahre wurden im Hochgebirge Pakistans feinste, leuchtend goldgrüne Peridots entdeckt. Die Vorkommen sind groß, doch der Abbau auf mehr als 4000 Meter Höhe ist mühsam und nur im Sommer möglich. Die beispiellose Schönheit des ‚Kaschmir-Peridots’ machte den Stein zunächst zu einem Geheimtipp. Heute zählt er zu den begehrtesten Farbedelsteinen überhaupt. Seine betörenden Grüntöne und seine Klarheit ließen ihn zum starken  Konkurrenten von Turmalin und Smaragd werden. 
Der Peridot ist einer der ganz wenigen Edelsteine, die es in nur einer Farbe gibt. Sein Grün zeigt der Stein des Monats August in allen Tönen des Sommers: Sie reichen von Olivtönen über das berühmte Goldgrün der pakistanischen Steine bis zum klaren Gelbgrün, hellen Lindgrün und dem bläulichen Grün, das typisch ist für die Steine aus Burma. Aus China kommen sehr kleine, doch wunderschöne gelbgrüne Steine. Und das Beste an diesem Edelstein: Seine Farbe schmeichelt der Haut jeder Frau.
 
Von der Revolution verschluckt: Der Demantoid
Sein Name bedeutet „der Diamantähnliche“ - tatsächlich gehört er zur Familie der Granate: Der Demantoid. Einst galt der funkelnde grüne Stein mit den feinen schwarzen Einschlüssen als berühmter Aristokrat. Den Lieblingsstein des großen Petersburger Hofjuweliers Carl Fabergé begehrte ganz Europa. Mit der russischen Revolution verschwand der „Stein des Zaren“ aus dem Handel und dem Sinn. Nach dem Umbruch in Osteuropa tauchte der zauberhafte Kristall, der nur selten größer als ein Karat ist, wieder auf. Inzwischen ist er fast so beliebt und begehrt wie zu „höfischen“ Zeiten. 
 
Amethyst: Eine ganz heiße Farbe!
Als altmodisch belächelt, aber nie wirklich verschwunden: Der Amethyst gehörte hierzulande immer zu den beliebtesten Edelsteinen. Erst als in den 1980er Jahren billige Synthesen aufkamen, geriet er in Verruf: Damals konnte man Fälschungen nicht nachweisen – heute ist das kein Problem mehr. Wer auffällig schöne und wertvolle Steine von zehn Karat und mehr kauft, sollte das Gutachten eines unabhängigen Prüfers fordern. Hier ist beispielsweise die Deutsche Stiftung Edelsteinforschung (DSEF) in Idar-Oberstein eine gute Adresse. Zumal die deutsche Edelsteinhochburg ohnehin eine Reise wert ist: Das Deutsche Edelsteinmuseum in meiner Heimatstadt beherbergt eine der weltweit größten und schönsten Amethyst-Sammlungen. 
Amethyste zeigen alle Schattierungen zwischen zart-hellen Fliedertönen und starkem Violett, meist mit einem bläulichen, selten mit einem rötlichen Ton. Steine in satten, intensiven Farben gelten als die wertvollsten; dunkel sollten sie jedoch nicht sein. Das ist der Grund, dass der Amethyst immer treue Liebhaber fand: Er hat einfach eine ganz heiße Farbe! 
Der Amethyst ist ein faszinierend flexibler Stein. An ihm kann sich der Schleifer „austoben“: Amethyste eignen sich für klassische wie moderne Schliffe und für Fantasieformen jeder Art. Besonders kreative Exemplare entstanden in der Zeit von Jugendstil und Art Déco, in der das violette Farbwunder absolut en vogue war. Auch Goldschmiede begeistern sich für den Amethyst, dem die unterschiedlichsten Metalle und Fassungen „stehen“. Und tatsächlich, wen wundert’s, verträgt er sich mit Jeans und Bürokleidung ebenso gut wie mit großer Abendrobe. Seine Mohshärte 7 macht ihn rundum unempfindlich. 
Amethyste gehören zu den häufiger vorkommenden Steinen. Der Handel bietet viele kleine Exemplare für den Massenmarkt. Zwischen zehn und 100 Karat schwere Stücke sind selten. Die wirklich wertvollen Steine – rein, farbintensiv und groß – sind knapp wie alles Besondere. Doch während Imperialtopas und Peridot in der letzten Zeit extrem teuer geworden sind, ist der Amethyst, der kommende Star, noch relativ günstig. 
 
Moderne Technik für Retro-Chic
Alte Steine – neu entdeckt in der eigenen Schatulle? Wer jetzt Omas alten Schmuck hervorkramt, wird leider oft enttäuscht sein: Unsere heutigen Ansprüche an die Reinheit und Farbe, an den Schliff und die Größe von Farbedelsteinen sind höher als die früherer Generationen. Leider haben die „alten Schätzchen“ kaum die Qualität neuer, mit moderner Technik geschliffener Steine. Es ist fast wie mit der Retro-Mode: Wir sind fasziniert vom Charakter der Mode aus den 60er und 70er Jahren – doch die originalen Stoffe möchte niemand mehr tragen.
 
Archivbeitrag 19.04.2012
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