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Die Geschichte der großen Schmuck- und Uhrenlabels, Teil 2 - Fabergé: Der legendäre Hofjuwelier des Zaren

Ob der St. Petersburger Carl Peter Fabergé (1846-1920) jemals ahnte, wie unsterblich sein Name einst werden würde? Vielleicht - zumindest wurde dem Sohn des Juweliers Gustave Fabergé das Talent wohl buchstäblich in die Wiege gelegt. Nachdem Carl Peter Fabergé eine Ausbildung als Kaufmann absolvierte und sich zudem in verschiedenen kunsthandwerklichen Bereichen ausprobiert hatte, übernahm er 1872 die Leitung des Familienunternehmens. Schon bald erarbeitete er sich den Rang des Hofgoldschmieds.

Obgleich der Name des Hauses Fabergé heute eine feste Größe am Schmuckolymp ist, machte Fabergé vor allem durch seine einzigartige Goldschmiedekunst von sich Reden, die er in Gestalt von prächtigen Dekorationsobjekten zum Ausdruck brachte. Charakteristisch für die Handschrift Fabergés sind emaillierte und aus Gold gefertigte Elemente, wohingegen Juwelen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielen. Nahezu unsterblich wurde Fabergé jedoch erst mit einem luxuriösen Osterei, welches unter der klangvollen Bezeichnung „Fabergé-Ei“ Weltruhm erlangte.

Das Ei des Fabergé

Das 1885 erschaffene Fabergé-Ei gilt als Inbegriff für eine der weltgrößten Kostbarkeiten. Damals trat Zar Alexander III. mit der Bitte, ein ganz besonderes Ostergeschenk für seine Frau zu gestalten, an seinen Hofjuwelier heran. Fabergé fertigte ein kunstvolles Kleinod, welches - inspiriert von den hölzernen Matrjoschkas - ein raffiniertes Innenleben aus einem goldenen Eidotter und einer goldenen Henne besaß. Offensichtlich traf der Goldschmied genau den Geschmack der Zarin: Fortan gab der Zar jährlich ein neues Ei für seine Frau in Auftrag - und ein weiteres für seine Mutter. Die Raffinesse der Fabergé-Eier wuchs zusehends, sodass das „Hennen-Ei“ heute sogar vergleichsweise schlicht erscheint.

Das Fabergé-Ei zeigt eindrucksvoll, was meisterliche Goldschmiedekunst zu schaffen vermag. Wer die opulente Gestaltung und das filigrane, doch zugleich so ausgefeilte Innenleben der luxuriösen Eier bestaunt, kommt nicht umhin, den innovativen Schöpfungen Fabergés höchsten Respekt zu zollen. Abrupt beendet wurde der Siegeszug der Fabergé-Eier von der Oktoberrevolution im Jahr 1917. Bolschewisten beschlagnahmten die Kostbarkeiten und verkauften sie an Interessenten außerhalb Russlands. Insgesamt 50 der legendären Kunstwerke kreierte Fabergé bis zu diesem Zeitpunkt - als geklärt gilt jedoch lediglich der Verbleib von 42 Eiern.

Luxuriöse Kunst oder dekadente Spielerei?

Ein Fabergé-Ei symbolisiert höchsten Luxus und so sind die kostbaren Kunstwerke für Normalsterbliche unerschwinglich. Das „Hennen-Ei“ war - angesichts der 40.000 Rubel (ca. 40.000 Dollar), die der Zar damals dafür bezahlt haben soll - fast ein Schnäppchen. Zum Vergleich: Das „Winter-Ei“ wechselte 2002 im Rahmen einer Auktion im Londoner Auktionshaus Christie’s für 9,5 Millionen Doller den Besitzer. Das „Rothschild-Ei“ - gefertigt für die gleichnamige Bankiersfamilie - ging für 12,5 Millionen Euro in die Sammlung des russischen Oligarchen Alexander Ivanov über. Spitzenreiter ist derzeit jedoch das 1897 gefertigte „Krönungs-Ei“, dessen Wert auf unglaubliche 24 Millionen Dollar geschätzt wird. Stolzer Besitzer ist Viktor Vekselberg.

Um die legendären Fabergé-Eier ist mittlerweile ein erbitterter Kampf entbrannt - gleiches gilt für die Rechte an der Marke „Fabergé“. Die Reichsten der Reichen, unter ihnen Finanzinvestor Pallinghurst und die Oligarchen Alexander Ivanov oder Viktor Vekselberg, scheuen weder Kosten noch Mühe, um in den Besitz der kostbaren Eier zu gelangen oder sich mit dem klangvollen Namen des Hauses Fabergé zu schmücken. Die anderen Besitzer der Fabergé-Eier dürfte das rege Interesse freuen - so sie sich denn eines Tages zu einem Verkauf entschließen sollten.

Ein Besuch im Märchenland

Lust, einmal auf den Spuren Fabergés zu wandeln? Keine Sorge - dafür muss keine sechsstellige Summe den Besitzer wechseln. In der Sophienstraße 30 in Baden-Baden öffnen sich für einen regulären Eintrittspreis von derzeit 12 Euro die Pforten des ersten Fabergé-Museums. Die Museumseröffnung wurde, wie sollte es anders sein, von einem Rechtsstreit um die Verwendung des Namens „Fabergé“ flankiert. Im Raum stand der Vorwurf der Markenrechtsverletzung, der jedoch am 14.01.2010 vom OLG Frankfurt abgewiesen wurde.

Unbeeindruckt von den Querelen zeigt Investor Alexander Ivanov im Inneren des historischen Museumsbaus faszinierende Exponate aus den verschiedenen Schaffensperioden Fabergés. Bewundert werden können etwa luxuriöse Zigarettenetuis, die in keinem anderen Museum in so großer Zahl zusammengetragen wurden. Ebenfalls zu bestaunen sind kostbare Schmuckstücke und prunkvolle Uhren oder Dekorationsobjekte, die ein Geschenk an den Zarenhof waren. Natürlich dürfen in diesem Museum die legendären Fabergé-Eier, unter ihnen das von Ivanov erworbene „Rothschild-Ei“, nicht fehlen. Denn mit einem Ei fing schließlich alles an - wie es jedoch endet, entzieht sich dem Einfluss Fabergés…

Archivbeitrag 08.09.2011
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