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Bernstein

Eines der faszinierendsten und seit Jahrhunderten verbreitetsten Materialien für die Herstellung von Schmuck ist Bernstein. Obwohl das Element "Stein" im Namen vorhanden ist, handelt es sich bei diesem Material nicht um einen (Edel-)Stein, sondern um fossiles - also versteinertes - Harz. Nichtsdestotrotz wird Bernstein in fast jedem Lexikon für Edelsteine aufgeführt und auch von Experten häufig als "Stein" bezeichnet.

Was ist also dran an diesem Material, das noch nicht einmal alle Kriterien für einen Edelstein erfüllt und trotzdem von so vielen Menschen geliebt wird?

Ist es die höchst unterschiedliche Farbgebung, der goldgelbe, in unzähligen Facetten schimmernde Glanz? Oder die für einen "Stein" völlig unübliche Haptik - ein Bernstein ist vergleichsweise leicht und fühlt sich viel wärmer als andere Materialien an. Daher empfinden die Menschen Bernstein als angenehm, sie wollen ihn anfassen und auf ihrer Haut tragen.

Wahrscheinlich ist es von all dem etwas, was die Faszination des Bernsteins ausmacht. Hinzu kommt, dass man diesem Material eine schmerzstillende und beruhigende Wirkung zuspricht. Aber das soll hier nicht unser Thema sein. Wir betrachten den Bernstein als Blickfang für wunderschöne Schmuckstücke und wollen ergründen, wie das Material entsteht und welche Vor- und evtl. Nachteile es gegenüber anderen Schmuckmaterialien bietet.

Wie entsteht Bernstein?

Der erste Bernstein entstand bereits vor mehr als 300 Millionen Jahren aus dem Harz der damals vorhandenen Bäume, das als kristalline Substanz übrig geblieben ist. Nimmt man es ganz genau, so wird bis heute nur eine einzige Harzart mit dem wissenschaftlichen Namen Succinit als Bernstein bezeichnet, alle anderen Harzarten müssen folgerichtig mit dem Zusatz "Bernstein im weiteren Sinne" belegt werden. In der Praxis tut das aber fast keiner.

Die weltweit größten Vorkommen an Bernstein liegen im südöstlichen Ostseeraum, im heutigen Baltikum. Grundsätzlich kann Bernstein nur dort gefunden werden, wo zu früheren Zeiten ein Waldgebiet vorhanden war. Allerdings sind die Vorkommen von Bernstein recht beschränkt, da das fossile Succinit im Waldboden nur wenige Tausend Jahre überdauern kann. Der Bernstein muss also quasi zum richtigen Zeitpunkt gefunden werden, andernfalls sind die Vorkommen für immer verloren.

Geschichte des Bernsteinschmucks

In allen Zeitepochen und Dynastien galt Bernstein als wertvolles, schönes und geheimnisvolles Material. Er wurde daher bereits vor Tausenden von Jahren zu Schmuckstücken verarbeitet. Funde in antiken Gräbern zeigen Schmuckstücke von teilweise unschätzbarem Wert, die den Toten beigegeben wurden, um die Götter gnädig zu stimmen und ihnen einen möglichst komfortablem Übergang ins Jenseits zu ermöglichen.

Der beste Beweis dafür ist das Ingolstädter Bernsteincollier, welches vor etwa 3000 Jahren - in der Bronzezeit - in ein Urnengrab beigebeben wurde. Das Collier besteht aus rund 3000 Perlen aus Bernstein und wurde in einem Tonkrug als Grabbeigabe gefunden. Historiker sprechen diesem Collier einen unschätzbaren Wert zu, der heute kaum beziffert werden kann.

In der Folgezeit nahm das Interesse an Bernstein als Schmuckmaterial etwas ab, was insbesondere durch die damals neu entwickelten Verfahren zur Bearbeitung von Metall (z. B. Gießen, Schmieden, Legieren etc.) bedingt war. Als Tausch- bzw. Zahlungsmittel war Bernstein jedoch auch in der ausgehenden Bronzezeit immer noch sehr geläufig, zusammen mit Salz und diversen Metallen bildete er das am meisten genutzte Zahlungsmittel überhaupt.

Einen neuerlichen Aufschwung erlebte der Bernstein dann bei den Phöniziern, Griechen und Ägyptern. Diese verehrten das Material als "Tränen der Sonne" oder auch "Tränen bzw. Harn der Götter". Den größten Schub erfuhr Bernstein unter Kaiser Nero, der das Material liebte und zu vielfältigen Repräsentationszwecken einsetzte. Fortan breitete sich Bernstein soweit aus, dass im Rom der Kaiserzeit auch das gemeine Volk damit in verschwenderischer Weise seinen Wohlstand dokumentierte.

Im Mittelalter schließlich wurde die Gewinnung und Verarbeitung von Bernstein von den Feudalherren stark reglementiert, die normale Bevölkerung durfte ihn nicht mehr in Eigenregie sammeln oder gar damit handeln. Lediglich in Form von religiösen Gegenständen - z. B. Rosenkränzen - kam das Volk noch mit Bernstein in Berührung.

Bernsteinschmuck heute

An der Tradition der Fertigung von Schmuckstücken aus Bernstein hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert. Es gibt Ketten, Armbänder, Ringe, Ohrringe und vieles mehr aus bzw. mit dem Werkstoff Bernstein. Durch seine teilweise wunderschönen und seltenen Einschlüsse - zum Beispiel in Form von Pflanzenteilen oder Insekten - lässt sich Bernstein sehr schön zu großflächigen Anhängern für Halsketten verarbeiten.

Der weitaus größte Teil des weltweit geförderten Bernsteins kommt heute aus dem Baltikum. Das Rohmaterial ist dort zu Preisen von rund 250.- Euro für ein Stück mit 2,5 - 5 g Gewicht zu haben, größere Stücke mit einem Gewicht zwischen 50 und 100 Gramm kosten etwa 500-600.- Euro. Das Rohmaterial wird vor Ort aber nur sehr selten verkauft, meist wird der Bernstein gleich vor Ort weiter verarbeitet, z. B. in Form von Schmuckstücken. Auch in Polen und Litauen sitzen unzählige Betriebe, die sich mit der Verarbeitung des begehrten Materials beschäftigen. Die absolute Zahl beeindruckt: Jedes Jahr wird in den baltischen Staaten Bernsteinschmuck im Wert von ca. 400 Millionen Euro verkauft, ein Teil davon geht natürlich auch nach Deutschland.

Um Bernstein zu Schmuckstücken verarbeiten zu können, muss dieser zunächst recht aufwändig behandelt werden. Von Natur aus verfügt das Material über eine so genannte Schmutz- oder Verwitterungskruste, die entfernt werden muss, damit die Schönheit des Stoffes in voller Pracht zum Vorschein kommt. Dazu verwendet man ein Nass-Schleifpapier oder eine Feile in der Körnung 80-120. Anschließend wird das Material in die gewünschte Form gebracht und die Oberfläche poliert, wobei die Körnung in mehreren Schritten bis auf einen Wert von 1000 gesteigert wird.

Vorsicht Fälschungen!

Heute gibt es weltweit eine große Zahl von Fälschungen echten Bernsteins. Dies liegt vor allem daran, dass Bernstein relativ einfach zu imitieren ist. Die meisten Fälschungen bestehen aus einer Mischung verschiedener Kunstharze, die heute so detailliert gearbeitet werden, dass nur Experten sie vom Originalmaterial unterscheiden können.

Ein besonderes Augenmerk ist vor allem auf die Einschlüsse zu legen, welche den Wert eines Bernsteinstückes durchaus vervielfachen können. Auch dies wurde bereits früh erkannt, so dass man schon im Mittelalter versuchte, Tiere oder Pflanzenreste nachträglich in den Bernstein einzufügen. Teilweise ist dies heute noch Praxis - dabei wird also echter Bernstein verwendet, dieser aber (unter teils abenteuerlichen Vorgehensweisen) mit falschen Einschlüssen versehen. Als relativ weiches Material kann Bernstein auch gepresst oder aus Staub bzw. Bruchstücken verschmolzen werden. In den baltischen Ländern ist es üblich und auch gesetzlich zulässig, solche Stücke als echten Bernstein zu verkaufen.

Archivbeitrag 23.04.2013
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