Artikel Übersicht
Sie befinden sich im Benutzerbereich unseres Archivs.

Römische Schmuckkunst und ihre Goldschmiedetechniken

Seit jeher hat Schmuck in den unterschiedlichsten Kulturen einen hohen Stellenwert. Das war im alten Rom nicht anders. Die römische Schmuckkunst ist geprägt von den verschiedensten Einflüssen. So fließen Elemente des orientalischen, etruskischen sowie griechischen Schmuckes zusammen. Durch die Eingliederung etruskischer Stadtstaaten wird deren kulturelles Erbe nach Rom gebracht. Somit wird Griechenland sozusagen zur römischen Provinz und der griechische Luxus ist maßgeblich für die künstlerische wie auch kulturelle Prägung Roms verantwortlich.

Mehr und mehr kommt hellenistischer Schmuck in Mode. Zu dieser Entwicklung schrieb einst der Dichter Horaz: " Hellas, im Kampf bezwungen, brachte dem bäuerlichen Latium die Künste". Der Schmuckstil der römischen Goldschmiede zeichnet sich durch schlichte Größe und die Betonung von Edelsteinen aus.

Die Schmuckentwürfe konzentrieren sich auf flache, unbearbeitete Oberflächen. Wenn eine Oberflächen-gestaltung gewünscht war, so wurde diese ziseliert.

Eine neue Ziertechnik, die unbedingt erwähnt werden sollte, ist das sogenannte "opus interrasile (Durchbruchsarbeit)".

Bei dieser Technik meißelt der Goldschmied ein filigranartiges Muster aus dem Goldblech heraus. Von den Byzantinern später perfektioniert, werden hierbei meist Halsbänder, Armbänder und besonders Medaillons verziert.

Damit die malerische Wirkung der Schmuckgestaltung im Vordergrund stand, verzichtete der römische Goldschmied auf plastische Formen. Gold dient lediglich als Rahmen oder zum Fassen der Steine, Gemmen, aber auch von Glaspasten. Die Wirkung der Farben sollte hierbei im Vordergrund stehen. Schöne Steine sollen zur vollen Wirkung kommen.

Großer Beliebtheit erfreuen sich auch Kameen (Gemmen mit erhaben geschnittenen Bildern), wie auch Itaglios (Gemmen mit vertieften Bildern). Diese Kunst wird von den Römern äußerst gekonnt und formvollendet angewandt. Die Damen trugen bevorzugt Ohrringe und Ohrgehänge, Halsketten, Armbänder und Armreife, Fingerringe, golddurchwirkte Haarbänder, Knöchelreife, Hüftketten und sogar Schenkelspangen. Sehr gebräuchlich sind Ketten mit, aber auch ohne Anhänger . Des weiteren bevorzugten die römischen Damen Armbänder unter verschiedener Benennung:

  • - am rechten Handgelenk ein schlichter Reif aus Gold (dextrale oder dextrocherium)
  • - zwischen Ellenbogen und Schulter eine elastische Spirale (spinther)
  • - links am Handgelenk trug man verschiedene Anhängsel, die durch ein Kettchen befestigt waren (spathalium)

 

Das Haupt schmückten auch Diademe, Kronen und Nadeln, deren Kopf meistens hohl war und somit als ein ideales Behältnis zur Aufnahme von Parfum vorgesehen war.

Oftmals in Gebrauch sind auch verschiedenartige Fibeln, welche angelehnt an den etruskischen Typus sind. Wer es sich leisten konnte, trug echtes Gold, Perlen und Edelsteine.

Für weniger wohlhabende Frauen gab es wie heute auch Schmuck aus preiswerteren Materialien.

Als einer der wichtigsten Bestandteile römischer Schmuckkunst steht der Ring.

Starke italogriechische sowie etruskische Einflüsse sind in der Gestaltung römischer Ringe zu erkennen.

Man neigte zu massigem und zu überladenem Fingerschmuck. In dieser Beziehung charakteristische Stücke, die man erwähnen sollte, sind Ringe, deren Schienen in der hinteren Hälfte einfach, in der vorderen Hälfte dreifach hintereinander angeordnet sind. Häufig sind die drei Schienen der Vorderseite mit je einem Stein besetzt.

Bei einigen Ringen besteht der vordere Teil des Ringes sogar aus fünf hintereinander liegenden Schienen, was gestalterisch nicht unbedingt von Vorteil ist.

Oft wird auch anstatt eines Steines ein Knoten (ein sogenannter Heraklesknoten) angebracht.

Ein weiteres beliebtes Gestaltungselement sind Schlangen, wobei hier der Ring offen bleibt und in den Schlangenköpfen ausläuft.

Gerne werden von Frauen wie auch Männern mehrere Ringe zusammen an der Hand getragen. Zum Zeichen ihrer Liebe und Zusammengehörigkeit wechseln Brautpaare erstmals Ringe. Verlobungsringe bestehen aus zwei Ringschienen, welche jede einen Stein als Aufsatz trägt.

Freundschaftsringe erkennt man anhand von zwei Schienen, welche in nestelartiger Verschnürung durch einen Golddraht verbunden sind.

So fand man auch Schmuck mit kleinen Goldscheiben und Diademe aus langen ovalen Plättchen, die mit Rosetten besetzt waren. Vom 3. Jahrhundert n. Chr. an benutzten die Römer Hals- und Armketten, die mit Goldmünzen verziert waren.

Es wird sozusagen zum Brauch, Münzen zu Schmuckzwecken einzusetzen und mit den gerne verwendeten Steinen dieser Zeit (u.a. Beryll, Smaragd und Granat) zu kombinieren.

Von wenig Originalität zeugt der römische Ohrschmuck. Ein häufig verwendetes Gestaltungsprinzip besteht aus einem Mittelstein oder einer mittigen Perle, kombiniert mit einem mehrfachen Gehänge aus Perlen oder Glasfluss. Äußerst üppig werden Steine und Perlen verwendet, oft abweichend von antiken Traditionen.

Und nun noch einige prägnante Techniken der römischen Goldschmiede, die unbedingt zu erwähnen sind:

Steinschneidetechnik

Die Steinschneidetechnik war bereits seit ca. 1.700 v. Chr. in den Mittelmeerländern verbreitet. Höchstwahrscheinlich wurden hierfür Diamantsplitter verwendet.

Man vermutet, dass die Steine seit griechischer Zeit nicht nur mit einfachen, in freier Hand geführten Werkzeugen aus Eisen geschnitten, sondern auch mit Bohrern bearbeitet wurden. Hierzu wurde eine Spindel verwendet, auf die ein aus relativ weichem Eisen bestehender Bohrkopf, der Zeiger, gesteckt wurde. Damit der harte Stein damit bearbeitet werden konnte, musste man den Zeigerkopf mit hartem "Staub" bedecken. Dafür verwendete man Öl, Fett oder Bocksblut, um den Zeigerkopf zu bestreichen.

Korund oder Diamantsplitter hafteten in diesen Bindemitteln und wurden vor dem eigentlichen Arbeitsvorgang (dem Steinschnitt) bei langsamen Umdrehungen in das Eisen eingedrückt. Zusätzlich war es notwendig, den Zeiger mit Hilfe eines Fiedelbogens in schnelle Rotation zu bringen, um den Stein wirksam zu bearbeiten.

Durch schnelles Hin- und Herbewegen drehte sich der Bohrer, dies geschah nicht kontinuierlich, sondern schubweise.

Zu Beginn des 16.Jahrhunderts verwendete man ein Tretrad, um den Bohrer anzutreiben - was einen enormen Fortschritt mit sich brachte.

Feuervergoldung

Um Gegenstände zu vergolden nutzen die römischen Goldschmiede die sogenannte Feuervergoldung. Hierzu wurde Goldstaub in erwärmtem Quecksilber verrieben, wodurch ein breiartiges Amalgam entstand.

Dieser Brei wurde mittels eines Pinsels auf das zu vergoldende Objekt aufgetragen, welches üblicher weise aus Silber, Kupfer oder Messing bestand. Die Metalloberflächen mussten zuvor unbedingt gründlichst gereinigt und entfettet werden.

Nachdem man den zu vergoldenden Gegenstand erhitzt hatte, verdampfte das Quecksilber und die Oberfläche wurde matt - weiß. Sobald sie schließlich stumpf gelb geworden war, so hatte sich der gewünschte Feingoldüberzug gebildet. Man erzielte damit zwar sehr dicke und haltbare Überzüge, jedoch waren die entstehenden Quecksilberdämpfe so schädlich, dass trotz aller Vorsicht der Vergolder nach jahrelanger Ausübung seiner Tätigkeit ernsthafte Gesundheitsschäden erlitt. Es ist bekannt, dass die Ägypter anstatt des Quecksilbers noch Blei verwendeten.

Färben von Steinen

Damit Steine eine intensivere Farbe erhielten wurden sie von den römischen Goldschmieden eingefärbt. Man spricht hierbei von der "Schwarzfärbung des Achats". Diese Technik beruht darauf, dass man den Achat mit konzentrierter Zuckerlösung tränkte und anschließend den Zucker durch die Verwendung von Schwefelsäure verkohlte. Deshalb legten die Römer ihre Achate meistens in Honig.

Braune oder rote Gemmen, die aus der Antike vorliegen, sind aus natürlichen, braunen oder rötlichen Lagen des Achats geschnitten und durch Hitzeeinwirkung farblich aufgewertet worden. Diese Brenntechnik der Steine genoss daher nicht umsonst hohes Ansehen als eine große Kunst und handwerkliche Höchstleistung.

Niellieren

Eine weitere, äußerst beliebte Technik des Verzierens war die Niellotechnik. Die hier erzielten schwarzen Muster hoben sich wirkungsvoll von den glänzenden Metallflächen ab und sorgten für einen einzigartigen gestalterischen Effekt.

Die Grundlage des Niellierens besteht darin, dass eine schwarze Silber-Kupfer-Blei-Schwefelmischung in die Vertiefungen eines Grundmetalls eingeschmolzen wird. So entsteht ein flächiger Farbkontrast.

Nielliert werden vorzugsweise Silberlegierungen, da hierbei der größte Farbkontrast erzielt wird. Hinzu kommt, dass sich Niello darauf am einfachsten schmelzen lässt. Gelegentlich wird aber natürlich auch Gold als Grundmetall verwendet.

Niello ist jedoch nicht auf allen Materialien anzuwenden. Beispielsweise bindet Niello nicht auf Kupfer und Messing - es wird krümelig und platzt ab.

Damit ein schönes Ergebnis erzielt werden kann, müssen im Grundmetall flache Gruben und Vertiefungen eingelassen sein, die mindestens eine Tiefe von 0,3 mm haben.

Die Gruben und Vertiefungen sollten möglichst fettfrei und metallisch blank sein, damit ein problemloses Niellieren stattfinden kann.

Durch das Erglühen des Werkstückes erweicht das schwarze Metallpulver, zerfließt, füllt als zähe Schmelze die Vertiefungen aus und bedeckt den Gegenstand.

Archivbeitrag 17.08.2011
Aus unserem Shop


Empfohlen von Kathrin
Schmuck
Uhren