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kaukasischer Brautgürtel

 
Pflasterbach
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Pflasterbach

 ·  #1
„Wer kennt nachstehend beschriebene Silberpunze: Sie befindet sich auf einem „Brautgürtel“ aus schwerem Silber („Tribal Art aus dem Kaukasus“). Ein gleicher Gürtel wird hier angeboten: https://www.dorotheum.com/aukt…uckel.html
Außer "84" gibt es keine Beschriftung. Rechts neben der Zahl befindet sich die eigentliche Punze. Sie ähnelt auf den ersten Blick der "Petersburg-Punze mit den zwei gekreuzten Ankern“. Das Gebilde sieht aus wie ein "Strichmännchen", das beide Arme nach oben streckt. Der Körper des „Strichmännchens“ wird durch ein griechisch-orthodoxes Kreuz gebildet, wobei der Querbalken den Kopf und der schräge Balken die Körpermitte bildet. Das Fußende des Kreuzes ist gespalten, bzw. ruht der Längsbalken auf einer kleinen offenen Halbkugel.
Eine zweite Punze hat die gleiche Größe. Es handelt sich um ein liegendes, aus drei Feldern bestehendes Rechteck. Am linken Feld weist eine Pfeilspitze nach rechts. Im Mittelfeld befindet sich ein kugelförmiges Gebilde, das aus einzelnen kleinen Punkten gebildet wird. Das rechte Feld ist leer.
Besten Dank im Voraus – Otto Pflasterbacher
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MaJa
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MaJa

 ·  #2
Hallo,

eines vorneweg: altes/älteres russisches Silber wird gerne gefälscht. Die alten Punzzeichen waren/sind vielfach noch vorhanden bzw. wurden nachgraviert und kamen auch zum Einsatz. Oft passen die Punzen nicht zusammen.
Die erste Fuhre an Fälschungen/Inspirationen kam in der Anfangszeit der UdSSR in den Westen um an Devisen zu kommen. Die zweite Fuhre dann ab Mitte/Ende der 1980er als sich die Grenzen öffneten, insbesondere ab Mitte der 1990er Jahre. Die handwerkliche Qualität der Werke, oft in Polen, Baltikum oder der Ukraine hergestellt, aus dieser Zeit ist auch überschaubar und passt nicht zur Arbeit von vor 1917. Man sieht, dass das meist dahin gerotzt wurde um schnell Kohle zu machen.
Für die Einortung der Wertigkeit ist es daher wichtig die Provenienz zu kennen.

Zum Gürtel:
Die Punzen sind beide verschlagen. Die erste ist noch gut identifizierbar: St. Petersburg, verwendet 1882-1899. Die zweite Punze ist extrem verschlagen. Auf den ersten Blick habe ich ein "I K" vermutet, jedoch gab es diese Punze wohl nie, damit bliebe noch "Г K" oder "Г. K." und hier wird man fündig. Es gibt mindestens 23 Gold-/Silberschmiede die diese Initialien verwendeten. Alles was nicht St. Petersburg ist, habe ich aussortiert sowie diejenigen, die nur als Goldschmiede erwähnt werden. Bleiben immer noch drei bzw. vier Stück. Am wahrscheinlichsten dürfte sein:

KADAN, Godeya erwähnt 1894 in St. Petersburg, Juwelier (Handel von Gold und Silberwaren)

Nicht ausschließen möchte ich:
CARLSON, Heinrich Carlovich, Silberschmied, hat "ГK" und auch "ГKK" punziert, erwähnt 1894 und 1900

Ferner wäre auch möglich, aber wohl primär Goldschmied:
KOROLEV, Grigory Vasilievich, Goldschmied, Gold- und Silberhandel, hat "ГK" und "ГBK" punziert, erwähnt 1894 und 1895


Dann rein der Vollständigkeit halber gab es noch KLINGERDT/KLINGARDT, Gustav Gustavovich; das von ihm gegründete Unternehmen war aktiv 1865-1916/17 und groß (50-60 Angestellte) und hat auch für Faberge gearbeitet. Die obige Arbeit ist allerdings von der Qualität so schlecht, dass Klingerdt ausscheidet.
MaJa
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MaJa

 ·  #3
Hatte eben ganz vergessen dazu zuschreiben, dass da noch eine dritte bzw. wenn man Gehalt und Stadt auseinanderzieht eine vierte Punze da sein müsste, die des Prüfamts. Normalerweise sind die auch alle schön säuberlich nebeneinander
Pflasterbach
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Pflasterbach

 ·  #4
Hallo Maja.
Zitat

Für die Einortung der Wertigkeit ist es daher wichtig die Provenienz zu kennen.

Ich danke für Deine Erläuterungen, über welche ich mich sehr freue. Bezüglich der Geschichte des Brautgürtels: Ich habe neun Jahre meines Berufslebens in der UdSSR verbracht. Den Gürtel habe ich in Moskau, in einem sog. "Komissionnyj Magazin" (eine Art Pfandhaus) erstanden. Weitere Punzen kann ich nicht erkennen. die zwei dargestellten befinden sich auf jedem einzelnen Glied. Vielleicht erlauben Dir weitere Bilder eine noch präzisere Expertise.
Mit freundlichen Grüßen - Otto
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 ·  #5
Welche Taillenmaße sollte die Dame hier haben und wieviel hast Du dafür bezahlt?


Sie besten antiken Wertanlagen in Silber ist dies 875 und das 950, wird weit über dem Altsilberpreis gehandelt.
Pflasterbach
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Pflasterbach

 ·  #6
Servus Michael.
Bezahlt habe ich 665,00 sowjetische Rubel (siehe Foto oben). Die Länge des Gürtels ist dergestalt, dass ihn nur eine sehr jugendliche Braut tragen könnte, solche gab es vornehmlich im Kaukasus, wo man halbe Kinder (zwangs)-verheiratet hat. Verkaufen will ich den Gürtel ohnehin nicht, mich interessiert lediglich die Herkunft und das begleitende Fachwissen. Dies hat aber ohnehin "Maja" schon vortrefflich dargestellt. Kannst Du dahingehend auch noch etwas beisteuern?
Gruß - Otto
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #7
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #8
Aktuell wird ein sehr ähnlicher Gürtel bei etsy angeboten:

https://www.etsy.com/de/listin…tPEALw_wcB

Leider ist die Beschreibung sehr dürftig und wird dir kaum weiterhelfen;-(
MaJa
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MaJa

 ·  #9
Guten Abend Otto,

danke für die zusätzlichen Informationen. Was mich etwas wundert, ist, dass die Herstellerpunze auf allen Gliedern gleichermaßen verschlagen zu sein scheint. Es ist üblich, dass Einzelteile/Bestandteile alle separat gepunzt werden, dabei wird die ein oder andere Punze auch mal verschlagen. Aber alle wundert mich schon etwas, zumal alle an den mittleren Rändern am undeutlichsten sind. Verschlagene Punzen kenne ich eher so, dass schräg angesetzt wurde bzw. der Hammer das Punziereisen nicht mittig getroffen hat und die Punze daher an einer Seite nicht deutlich ins Metall geschlagen wird. Auch kann eine Punze durch Putzen/Tragen mit der Zeit verrieben werden. Aber alle Punzen an der gleichen Stelle, auch wenn sie unterschiedlich auf den Gliedern sitzen, kann ich mir nicht richtig erklären. Vielleicht war das Punziereisen auch einfach durch.
Auch würde ich wie gesagt eine Prüfpunze erwarten.

Vielleicht noch eine allgemeine Information: solche typisch russischen Stücke wurden eher in Moskau und Kiew, allgemein in der russischen Provinz, hergestellt. Der Geschmack und auch das Publikum/die Kundschaft in St. Petersburg waren westlich orientierter. Das sieht man u.a. ganz gut bei Fabergé: die Waren aus Moskau waren oft "russischer" im Design, z.B. Kowsch aus Silber und Emaille, als die aus St. Petersburg.

Was die Länge angeht: früher waren die Menschen kleiner, d.h. der Hüftumfang war auch geringer. Auch sieht es so aus, als ob man den Gürtel in der Größe ändern kann, wenn man Glieder hinzufügt/entfernt.

Ich bin jetzt kein Experte für kaukasische Hochzeitsgürtel/kaukasische Silberkunst. Vielleicht kannst Du auch im Dorotheum nachfragen, bzw. Herrn Melchardt kontaktieren. Frag ihn, ob Du ihm Fotos mailen kannst. Ich würde u.a. Fotos der Schließe schicken, da über solche Details schon viel Informationen kommen.
Auktionshäuser bisweilen auch entsprechende Museen helfen oft bei diesen Fragen weiter.

Falls Du von dort weitere Informationen erhältst, wäre es schön, wenn wir hier eine Rückmeldung bekämen. Man lernt immer gerne was dazu.
MaJa
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MaJa

 ·  #10
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal

Die Feinheitsangaben werden wohl nicht das entscheidende Wert-Kriterium für antikes Silber sein.


Nein, idR geht es um den Silberschmied, das Alter, das Design, der Erhaltungszustand, die Provenienz, die Verarbeitung eines Stücks (z.B. doppelwandig-getriebene Kannen vs. einfache aus Silberblech gestanzte), die Rarität/Ausgefallenheit des Stücks aber auch das Gewicht bestimmen den Wert.

Bestimmte Silberwaren gehen aber auch zum Silberwert/Materialwert plus kleinem Aufschlag weg wie normale Löffel aus dem 19. Jhd. - hier gibt es einfach tausende - oder Gebrauchssilber aus dem Historismus - entspricht nicht mehr dem heutigen Geschmack.
MaJa
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MaJa

 ·  #11
Zitat geschrieben von Michael Ronet

Sie besten antiken Wertanlagen in Silber ist dies 875 und das 950, wird weit über dem Altsilberpreis gehandelt.


In den unterschiedlichen europäischen Ländern gab es früher unterschiedliche Legierungen. Heute ist Sterling (925) der Standard.

Im deutschsprachigen Raum bzw. Skandinavien waren die Legierungen niedriger, z.B. in Deutschland bis ca. 1885 umgerechnet 750 bzw. 813, später dann 800 und 830/835, in Skandinavien bis mindestens in die 1960er 830.
In Russland war ab ca. 1800 875 der Stand, davor auch 625 und 750. In Frankreich war 950 der normale Standard, in Großbritannien erst 958, später dann 925 (Sterling).

Der Feingehalt ist nur ein - oft unbedeutendes - Merkmal der Preisbestimmung
Pflasterbach
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Pflasterbach

 ·  #12
Sehr geehrte Forumsbenutzer "Heinrich Butschal", "Maja", "Michael Ronet" und "pontikaki2310".
Ich danke höflich für Eure Bemühungen und ich erlaube mir mein Anliegen zur Bestimmung der ursprünglichen Herkunft des besagten Brautgürtels hier noch einmal zu präzisieren. Es handelt sich bei meinem Forumsbeitrag lediglich um ein Interessensprofil, welches sich im Zuge der Festschreibung meines Vermächtnisses ergeben hat. Der zu erzielende Preis bei allfälliger Veräußerung des Brautgürtels ist somit für mich eigentlich von sekundärer Bedeutung.
Mit Eurer Hilfe ergibt sich derzeit folgender Wissensstand: Der Brautgürtel wurde im zaristischen Russland erzeugt. Die Punzen werden in der Fachwelt als "russisch" eingestuft, wenngleich es sich um eine kaukasische (armenische, georgische, grusinische) Arbeit handeln könnte. Ich hoffe, beiliegende Fotoserie ist der weiteren Bestimmung der Silberpunzen dienlich. Mit bestem Dank im Voraus - Otto.
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pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #13
Zitat geschrieben von MaJa

Was mich etwas wundert, ist, dass die Herstellerpunze auf allen Gliedern gleichermaßen verschlagen zu sein scheint. Es ist üblich, dass Einzelteile/Bestandteile alle separat gepunzt werden, dabei wird die ein oder andere Punze auch mal verschlagen. Aber alle wundert mich schon etwas, zumal alle an den mittleren Rändern am undeutlichsten sind. Verschlagene Punzen kenne ich eher so, dass schräg angesetzt wurde bzw. der Hammer das Punziereisen nicht mittig getroffen hat und die Punze daher an einer Seite nicht deutlich ins Metall geschlagen wird. Auch kann eine Punze durch Putzen/Tragen mit der Zeit verrieben werden. Aber alle Punzen an der gleichen Stelle, auch wenn sie unterschiedlich auf den Gliedern sitzen, kann ich mir nicht richtig erklären. Vielleicht war das Punziereisen auch einfach durch.


Nach den neuen Fotos der Gürtelrückseite würde ich doch sagen, daß alle
Stempel von Hand eingeschlagen wurden und meist gut gezielt wurde.
Keinenfalls sind sie - wie bei "Massenproduktionen" - gleich in's Gußmodell
miteingearbeitet.
@ Otto
Ich habe versucht herauszufinden welcher Umrechnungskurs für
655,- sow.Rubel um 1986 zur Anwendung kommen könnte - ist mir
aber nicht gelungen. Wäre für mich interessant zu wissen. Hast Du
da einen "Anhaltspunkt"?
Tilo
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Tilo

 ·  #14
jetzt fängst du auch noch an, auf dem Materiellen rumzureiten ;-)
wobei es bei dem damaligen Kurs noch darum gehn sollte, ob Otto damals BRD oder DDR-Bürger war
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #15
Zitat geschrieben von Tilo

jetzt fängst du auch noch an, auf dem Materiellen rumzureiten ;-)



NEIIIIIN - ganz bestimmt nicht - hatte schon befürchtet, es könnte so
verstanden werden;-((.
Mein Interesse kommt eher aus der Ecke: Wert Antiquitäten und
Wert-steigerung/abfall über Jahre gesehen.
Hab da selber so'n paar "Leichen im Keller" :(
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