Goldschmiedeforum
Sie befinden sich im Benutzerbereich unseres Forums.

Oval ausfassen

 
Christian Koch
PostRank 9 / 11
Avatar
Beiträge: 443
Dabei seit: 06 / 2009

Christian Koch

 ·  #1
Ich hoffe ihr seid alle gut über Weihnachten gekommen :P

Anbei ein kurzes Video:

Verschnitt Verlauf

GraverMax
microblock mit dem Quick-Change-System von JURA
Leica A60S
Hartmetallstichel und Hartmetallfräser.
Edenta Ceragloss Diamant-Räder


Guten Rutsch !
tatze-1
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 21106
Dabei seit: 01 / 2009

tatze-1

 ·  #2
hübsch. Mal ne andere Frage, kriegst du das auch ohne Drucklufthilfe so schön geschnitten?
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #3
Das Resultat würde ohne GraverMax etc. gleich ausfallen wenn ich ein Mikroskop verwende, allerdings wäre es um einiges umständlicher.
Mit den Diamanträdchen aufpolierten Sticheln läst sich ein perfekter Glanzschnitt machen. Das pneumatische System kennt nur eine Richtung, das Handstück liegt entspannt in der Hannd und wird geführt. Würde ich einen Hartmetallstichel ohen pneumtisches System verwenden würde die Spitze oder eine Kante mit großer Sicherheit öfter ausbrechen. Es müsste viel mehr Druck ausgeübt werden ohne diese Untersützung des GraverMax etc. Nie könnt ich so viel Material auf einmal bewegen. Um es kurz zu sagen es erspart einfach extrem viel Zeit & vereinfacht den Prozess, weil man alles sieht. Man versteht die Abläufe deutlich schneller. Ohne es von Hand zu können, würde es aber mit pneumatischer Unterstüzung aber nicht einfach so funktionieren. Es sind so viele Faktoren wie Stichelführung, Schliff, Radius bei Kurven, Freiwinkel ( Danke Mario :D ) uvm. die einen guten Schnitt ausmachen. Das Fräsen usw. bleibt dasselbe.


Mich erinnert es an die vielen Gespräche vor allem auch auf der Inhorgenta.
Das Problem is die Überzeugung, dass es eine Maschine macht. Warum bohren oder fräsen wir heut nicht mit einem Dreul sondern mit einem Hängebohrmoter mit Welle oder Micromotor? Warum schnitzen vermehrt frühere Verfechter der 3D Technik ihre einfachsten Rohlinge nicht mehr von Hand, sondern lassen es aufbauen? Warum gießen nur noch sehr wenige einen Siegelring Mithilfe des Rückenschulps eines Tintenfisches? Warum verwenden wir keine Schusterkugeln mehr etc. ,etc.
Zeit ist DAS wertvollste, das wir Menschen haben. Seit jeher sucht der Mensch nach neuen Lösungen welche eine bestimmte Aufgabe vereinfachen oder das Leben grundsätzlich einfacher macht. Ob dieser Fortschritt ein Segen ist würde ich ohne viele Ausnahmen nicht unterschreiben.

Bei einem Hängebohrmotor hinerfragen wir nicht die Technik weil die meisten es nur so kennen.
Ist oder war deshalb jemand, der nicht mit einem Dreul umgehen konnte ein Banause?
Die junge Generation hinterfragt aber eben auch den GraverMax oder den Einsatz eines pneumatischen System nicht.
Für Sie ist es ganz normal eine einfache Zargenfassung unter dem Mikroskop auszuführen.
"Aber es hat doch nicht jeder einen Gravermax" heißt es dann oft. Dieses Argument wäre früher dasselbe gewesen mit dem Haängebohrmotor. Jeder der viel mit einem GraverMax arbeitet, bzw. unter dem Mikroskop weiß wie viel Zeit man sich erspart.
Durch zusätzliche Hilfsmitte wie Thermo-Loc ist die Herangehensweise eine andere.

Zu Beginn meiner Lehrzeit hatten wir kein Mikroskop oder GraverMax.
Alles wurde auf Holz aufgekittet und in einer schwereren Gravierkugel eingespannt.
Gefasst wurde mit Hammer und Punze. Ich habe den direkten Vergleich.
Der Mensch kommt ab einer bestimmten Kleinheit an seine Grenze, bzw. das Auge.
Unter dem Mikroskop kann ich sichergehen, dass der Stein regelmäßig aufliegt, ich sehe wie viel Material noch über den Stein MUSS, dass er hält. Ein Nebeneffekt des pneumatischen Systems ist, dass alles vibriert. Dies ist aber auch ein unglaublicher Vorteil. Wird Material niedergeschlagen wird der Stein so lange wackeln/vibrieren bis die Fasskante Kontakt mit dem Stein hat. Jeder weitere Schlag wäre logischerweise ein Risiko das der Edelstein schaden nimmt. Dieses Risiko ist nicht unbedeutend und für mich einer der Gründe, warum das pneumatische System ein großer Fortschritt ist. Früher was es das Gefühl und Routine irgendwann nach 100 gleichen Fassungen. Irgendwann wusste man wie viel Schläge mit dem Hammer noch notwenig sind. Doch sichergehen konnte man nicht. Ein paar gute Freunde aus der Goldschmiedeschule und Ich haben darüber öfters gesprochen. Fast alle Fasser benutzen ein pneumatisches System für die Ausführung ihrer Arbeiten. Darunter viele, welche Jahrzehnte ohne dieses Gerät auskamen.

Egal wie klein eine Goldschmiede ist - Sobald regelmäßig Steine gefasst werden rentiert sich die Kombination von Mikroskop und GraverMax wenn man seine Sachen nicht außer Haus geben möchte.
In den meisten Fällen ist es aber doch auch die Neugier, die Begeisterung für Neues und der Ehrgeiz sich eine neue Fertigkeit anzueignen, die vor allem junge Goldschmiede so reizt an dieser Herangehensweise.

Wenn es jemand liebt mit einem Dreul zu arbeiten,seine Steine ohne Hilfe von einem pneumatischen System zu fassen oder eines von beiden, dann ist das doch wunderbar. Es gibt unterschiedliche Zugänge.
Für uns war es damals wie heute die logische Konsequenz ( dasselbe gilt auch für die 3D Technik.)
Die neuen Möglichkeiten die der GraverMax bietet, vor allem auch im Bereich der Gravur sind enorm.
Im Bereich des Micropavé ist es möglich kleinste Edelsteine in einer Präzision zu fassen, die vorher, ohne den Einsatz von Mikroskopen nicht möglich war. Seit wir unser Mikroskop haben ergaben sich viele neue Verwendungsmöglichkeiten welche die Arbeit erleichtert. :)
steinfrosch
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 645
Dabei seit: 07 / 2012

steinfrosch

 ·  #4
Hallo,
schön so etwas mal von "ganz nah" sehen zu dürfen! Super Ausführung.
Und zu modernen Werkzeugen: Als Schleifer bin ich auch ganz froh, nicht mehr auf dem Bauch liegend vor dem Sandsteinrad liegen zu müssen. 😀
GlückAuf und guten Rutsch!
Gerd
Mario Sarto
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 2155
Dabei seit: 10 / 2006

Mario Sarto

 ·  #5
Zitat geschrieben von tatze-1

..., kriegst du das auch ohne Drucklufthilfe so schön geschnitten?


Kurz und knapp - die Kombination Druckluftstichel und Mikroskop ist der herkömmlichen Art des Fassens in jeder Hinsicht überlegen.

Wer sein Geld damit verdienen will/muss, kann es sich nicht leisten, darauf zu verzichten.
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #6
:) sehe ich genauso !

Danke - Euch allen einen guten Rutsch !
Christian Koch
PostRank 9 / 11
Avatar
Beiträge: 443
Dabei seit: 06 / 2009

Christian Koch

 ·  #7
ups - der letzte Eintrag war von mir :P
tatze-1
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 21106
Dabei seit: 01 / 2009

tatze-1

 ·  #8
Ich habe nichts gegen diese Maschinchen und ihren Gebrauch, auch wenn mir die Ignoranz des Fortschritts immer unterstellt wird. Es hat alles irgendwo seine Berechtigung.

Der Hintergrund meiner Frage war eigentlich dieser ganz harmlose:

Wenn dem GraverMach und/oder dem Druckluftgerät aus irgendwelchen technischen Gründen mal die Puste ausgehen sollte und noch Aufträge fertig werden müßten, kriegst du das mechanisch autark mit Muskelkraft mit der Stichelführung genauso schön hin?
Heinrich Butschal
Moderator
Avatar
Beiträge: 33407
Dabei seit: 07 / 2005

Heinrich Butschal

 ·  #9
Die Gefahr, wenn dem Stichel zu viel Widerstand gesetzt wird, dass man mit mehr Kraft überschießt und eine Macke gegenüber einschlägt ist ohne GraverMach, bei mir, viel größer. Ich würde es ohne nicht so schön hinbekommen wie mit.
Andere, die intensiver gravieren, könnten es wohl besser als ich ohne aber bestimmt auch leichter mit.
Carla
PostRank 2 / 11
Avatar
Beiträge: 18
Dabei seit: 06 / 2018

Carla

 ·  #10
Das Video ist super-interessant!
Zitat geschrieben von Guestuser

Egal wie klein eine Goldschmiede ist - Sobald regelmäßig Steine gefasst werden rentiert sich die Kombination von Mikroskop und GraverMax wenn man seine Sachen nicht außer Haus geben möchte.
In den meisten Fällen ist es aber doch auch die Neugier, die Begeisterung für Neues und der Ehrgeiz sich eine neue Fertigkeit anzueignen, die vor allem junge Goldschmiede so reizt an dieser Herangehensweise.

Das glaube ich Dir gern!
Allerdings finde ich es als reine Hobbygoldschmiedin faszinierend, dass man "alles" (nun ja, mit Einschränkungen) auch mit einfachen Handwerkzeugen machen kann. Mit dem Dreul bohren, Drähte selber von Hand ziehen, Fassen mit Hammer und Punze, die Verwendung von Feilen und Schmirgellatten anstelle von Fräsern und Poliergummirädchen - ich bin froh, dass ich das gelernt habe.
Wenn ich in einem Museum uralten Schmuck sehe, kann ich mir vorstellen, wie der gemacht wurde und bewundere die Kunst der damaligen Goldschmiede.
Christian Koch
PostRank 9 / 11
Avatar
Beiträge: 443
Dabei seit: 06 / 2009

Christian Koch

 ·  #11
Zitat geschrieben von Carla

Das Video ist super-interessant!
Zitat geschrieben von Guestuser

Egal wie klein eine Goldschmiede ist - Sobald regelmäßig Steine gefasst werden rentiert sich die Kombination von Mikroskop und GraverMax wenn man seine Sachen nicht außer Haus geben möchte.
In den meisten Fällen ist es aber doch auch die Neugier, die Begeisterung für Neues und der Ehrgeiz sich eine neue Fertigkeit anzueignen, die vor allem junge Goldschmiede so reizt an dieser Herangehensweise.

Das glaube ich Dir gern!
Allerdings finde ich es als reine Hobbygoldschmiedin faszinierend, dass man "alles" (nun ja, mit Einschränkungen) auch mit einfachen Handwerkzeugen machen kann. Mit dem Dreul bohren, Drähte selber von Hand ziehen, Fassen mit Hammer und Punze, die Verwendung von Feilen und Schmirgellatten anstelle von Fräsern und Poliergummirädchen - ich bin froh, dass ich das gelernt habe.
Wenn ich in einem Museum uralten Schmuck sehe, kann ich mir vorstellen, wie der gemacht wurde und bewundere die Kunst der damaligen Goldschmiede.




Ich glaube die meisten haben es so gelernt.
Es treten im Alltag Probleme auf, die im laufe der Jahrzehnte einfach perfekt gelöst wurden.
Wir legieren jede unserer Legierung selbst, kaufen keine Drähte etc. zu.
Es ist eine einfache wirtschaftliche Vorgehensweise. Glücklich ist natürlich der, der sich das alles antun / lernen will.
Ich denke jeder staunt, wenn er die Faberge-Eier sieht, die ägyptischen Schmuckstücke oder die alten Granulationen.
Was ich damit einfach sagen wollte; jeder Kultur egal aus welcher Zeit, hat die besten, in der Zeit zur Verfügung stehenden Mittel genutzt. Das eine schließt das andere ja nicht aus. :) Speziell im Fasserbereich schafft ein pneumatisches System die Grundvoraussetzung. Wie Mario es schon gut schrieb.

Diese Diskussionen führten doch alle sehr intensiv die letzten 10 Jahre.
Ulrich kann davon ein Lied singen sowie viele andere auch.

@Tatze:

War keinesfalls eine Unterstellung, nur wie oben bereits geschrieben werden diese Diskussionen immer noch geführt. :)

Als unser alter Kompressor einging das letzte mal hatte ich schon Schweißperlen auf der Stirn.
Aber ging auch - nützt in so einer Situation eh nichts.
RWeigel
PostRank 9 / 11
Avatar
Beiträge: 369
Dabei seit: 05 / 2014

RWeigel

 ·  #12
Hallo Christian,

Sehr schönes Lehrvideo, Vielen Dank! Werde ich mir noch öfters ansehen.

Du bist der zweite, bei dem ich die mit dem kleinen Meißel gespaltenen Körner sehe. Ich glaube, es heißt bei YouTube „split claw setting“, den deutschen Namen kenne ich nicht. Mein Meißelchen für diesen Zweck ist aus Werkzeugstahl (war mal ein Fräser) und neigt leider sehr zum Ausbrechen. Verwendest Du da auch Hartmetall, wie für die Stichel?

Wie schafft man es, beim Polieren der Stichel mit dem Diamantrad die kleine Facette vorne nicht rund zu schleifen? Ich verwende HSS Stichel, die ich früher auf Hartholz mit Polierpaste poliert habe. Die Erbegnisse waren sehr variabel. Jetzt nehme ich 0.5 um Diamantpaste auf Flachstahl, und die Stichel schneiden deutlich besser und reproduzierbarer. Ich arbeite nach den Schärfanweisungen von Steve Lindsay, Schablonen nach seinen Winkelangaben selbst konstruiert.

Viele Grüße

Ralf
Christian Koch
PostRank 9 / 11
Avatar
Beiträge: 443
Dabei seit: 06 / 2009

Christian Koch

 ·  #13
Hey Ralf :)

Danke, ich selbst hatte viele Menschen die mir geholfen haben, dass ich heute recht zufrieden mit meinen Ergebnissen bin.

Ich verwende dafür einen alten HM-Fräser.
Beim Werkzeugstahl auf Hochglanz poliert, sieht man spätestens beim 5 gespaltenen Korn Abnutzungen.
Hartmetall bricht leichter aus, aber geht der Druck sauber senkrecht nach unten hat man selten Probleme.
Schau dir die "Edenta Ceragloss-Rädchen" an. Gibt es von grün ( grob ) über blau ( fein ) bis gelb ( superfein - hochglanz). Jura verkauft das blaue und gelbe zusammen mit einem anderen Groben Diamantrad zu einem fairen Preis im Set. Am Micromotor bei ca. 20000U/min. kannst du damit wirklich (fast) perfekte Flächen, bzw Kanten schleifen. Ich schleife die Kappe vorne nur mit dem Blauen, die beiden Wangen des Stichels auch mit dem Gelben. Beim "prong splitter" oder ich sage kleines Spalteisen, beide Seiten zuletzt mit wenig Druck auf Hochglanz polieren. Unter dem Mikroskop sieht man gut ob man plan aufliegt und wohin die Reise geht :)

Fall du einen Link brauchst schreib mir einfach eine PN
Alles Liebe :)
Aus unserem Shop


Empfohlen von Kathrin
Schmuck
Uhren
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0