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Kennt jemand diese Fassungsart?

 
RWeigel
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RWeigel

 ·  #1
Hallo liebe Goldschmiede und Fasser,

ich bin gestern im Internet über eine Fassungsart gestolpert, die mir neu ist. Im Kommentar zum Video taucht der Begriff "split claw setting" auf.

https://www.youtube.com/watch?v=QFU3fuYvr3A

Ab 1:56 ist das kleine Meißelchen zu sehen, daß die zwei Körner erzeugt und an die Steine drückt.

Kennt jemand diese Fassart und ihren deutschen Namen? Walter Zeiß erwähnt sie in "Das Edelsteinfassen" nicht. Ich habe mir aus einem kaputten Fräser so ein Meißelchen geschliffen und das Ganze ausprobiert, für mich funktioniert es sehr gut.

Im gleichen Video ist ein Tool zum Setzen und Andrücken der Steine zu sehen, daß so etwa wie ein Korneisen aussieht. Kennt das jemand? Ich habe mir (aus einem weiteren kaputten Fräser) was gebaut, das vorne eine Fläche hat, und in der Mitte eine kleine Vertiefung (mit Diamant-Zahnarztbohrer reingefräst und mit einem Fion vertieft) hat, in die ich ein Tröpfchen Kontaktkleber gegeben habe. Bis jetzt (1 Tag seit Herstellung) kann ich damit Steine aufnehmen, in die Fassung setzten, ausrichten und andrücken. Wie lange der Kleber mitmacht, weiß ich noch nicht, aber da jeden Abend wieder etwas Kleber draufzutun wäre kein Problem. Aber vielleicht kennt ja jemand das Originalwerkzeug und die Haftsubstanz...

Ich warte gespannt auf fachkundige Antworten...


Viele Grüße


Ralf
Christian Koch
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Christian Koch

 ·  #2
Hallo Ralf!

Es ist im Endeffekt nichts anderes als eine Körnerfassung.

Ich kann dir nur sagen wie ich/wir das machen:

"klever Ruiz" Sticht zuerst den Glanzrand, bevor er fräst/justiert.
Ich mache es umgekhert, einfach, weill ich dann weniger zum Schneiden habe.
Ist aber wahrscheinlich eine Glaubensfrage ;)

Wenn der Glanzrand geschnitten ist und alles justiert wurde, werden die Körner "freigestochen".
Zu viel Material muss weg, das nich benötigt wird zum Halt des Steins.

Wie ich es gesehen habe sticht er diese Paralell zum Glanzrand Richtung Bohrloch. (1:19).
Auch hier gibt es verschiedene Ansätze; Entweder wie er paralell zum Bohrloch oder mit einem Spitzstichel (Ich verwende einen 75° Stichel) Schräg Richtung Steinloch.
Wenn man Paralell zum Steinloch sticht werden die Körner fast quadratisch, wenn ich sie schräg nach unten schneide mit einem Spitzstichel sechseckig.


Wir verwenden Stinknormale Korneisen zum aufnehmen von den Steinen.
Das Korneisen sollte ein wenig größer als die Tafel des Brillanten haben und wird befeuchtet.
So kann ich den Stein Problemlos aufnehmen, er wird regelrecht angesaugt!
So drücke ich ihn dann in die justierte Vertiefung.

Manchmal passiert es, dass der Stein verkehrt herum auf dem Setzstift hängt.
Dann setze ich den Sein kurz in dem vorjustiertem Loch ab und nehme ihn Richtig herum auf.
Einfach desswegen, weil ich ja unterm Micro genau auf diese Stelle justiert habe.
Sonst müsste man wieder den Stein abstreifen und neu beginnen.

Wenn alle Steine ausgerichtet sitzen werden die Körner gespalten( verwende dazu einen alten Hartmetallfräser den ich mir zuschleife.)
Nun müssen die Körner nur noch über den Stein gerundet werden - fertig.

Danach sticht er noch den Spalt nach, und lässt ihn schön auslaufen.
Auf der Außenseite Sticht oder fräst er das Material zwischen den Stegen für die Körner einfach weg (1:19).
Den eigentlichen Arbeitsschritt sieht man nicht bei seinem Video, aber so wirds gemacht.
Manche fräsen manche Stechen :)
Stechen hat den Vorteil, dass wenn man Hartmetallstichel verwendet nicht mehr nachpoliert werden muss, um eine perfekte Politur zu erreichen!


Ab Besten ist alles mit HM zu stechen dann muss nicht zwischenpoliert werden und zum Schluss huscht man einmal drüber!.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.
Was er genau mit French-cut meint weiß ich nicht, aber da meldet sich sicher noch jemand !
tatze-1
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tatze-1

 ·  #3
Zitat geschrieben von RWeigel
vielleicht kennt ja jemand das Originalwerkzeug und die Haftsubstanz...

Der Juwelenfasser-Codex bezeichnet das als Setzstift und der Kontaktkleber ist Spucke.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #5
... mit einer Heizung für den Stein, um ihn im Modellwachs einzuschmelzen. Steht hier aber weitgehend unbenutzt im Schrank. Aber mir ging es wie Dir: Hatte mir guuut gefallen. :)

Der Christian hat die Details zur Starterfrage aus meiner Sicht recht gut erläutert. Übrigens schneide ich die Rillen mit den Facetten auch VOR dem Bohren der Löcher. Lochseite senkrecht, Außenseite etwa 50°.
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #6
Ich habe die Vorgangsweise vom Uli gelernt. Weil ich es nicht gleich verstanden habe, hab ich es mir rausgezeichnet.

Bild1 Zuerst die Löcher vorbohren.
Bild2 Mit dem Kugelkopffräser den Durchmesser fräßen (ist hier falsch gezeichnet weil ich keine Hohlkugel zeichnen kann.
Bild3 Endstellen aussticheln und mit dem Zylinderfräßer die Längsstege ausfräßen.
Bild4 Die Querstege ausfräßen.

Bild5 das klappt super, wenn man Platz hat. Mit einem feinen Sägeblatt einschneiden und die künftigen Krappen teilen.

Dann nur noch mit dem Korneisen verdrücken.

Wie viel Platz sollte man zwischen den Steinen lassen??
[/i]
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RWeigel
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RWeigel

 ·  #7
Hallo,

erst mal Vielen Dank für die ausführlichen Antworten.

Ich fand bei dem Video besonders interessant, daß Teilen der Körner und Andrücken an die Steine in einem Arbeitsgang passieren. In Silber haben sich bei mir Körner beim Teilen mit einem Messerstichel schon öfters verbogen. Das kann ich hoffentlich mit der Methode vermeiden.

Wegen des Setzstifts mit Vakuum: das ist in der Elektronik (mein Hauptberuf..) üblich, um sehr kleine Bauteile, sogenannte SMD, zu platzieren. Geht auch mit einer Aquarienpumpe... Googelt mal nach SMD und Pipette...

Viele Grüße


Ralf
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