Goldschmiedeforum
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Ein extrem schweres Nagelkreuz aus Feingold

 
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Tilli123
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Tilli123

 ·  #1
Hallo!

Ich bin ein Künstler und habe mir einmal gedacht, eine Figur aus Gold zu fertigen und kaufte Gold.

Dazu ist es gar nicht gekommen. Ich habe kurz danach einen Kunstliebhaber gefunden, der wollte etwas ganz anderes haben. Ich verarbeite nur Feingold und Feinsilber, und der Kunde suchte etwas ganz außergewöhnliches aus purem Gold. Nun wo das Stück fertig ist dachte ich an dieses Forum, wo mancher schon seine Werke vorstellte, und dachte, weil das Stück so einmalig schwer, groß und extrem ist, das es eine Veröffentlichung wert sei ebenso wie eine kleine Beschreibung der Herstellung.

Es sollte ein Kreuz aus goldenen Nägeln sein, das unglaublich groß, stark und schwer sein durfte. Dazu sollte es ein Anhänger werden. Ein extrem schwerer Anhänger aus purem Gold. Nun bin ich gar kein Christ, da ich weis dass es gar keinen ewigen Gott gibt, aber die schiere Dimension und die eigentümliche Vorstellung von zwei riesigen Nägeln aus purem Gold welche sich kreuzen sollten reizten mich und forderten mich heraus, denn so etwas ist besonders schwer- faktisch zwei sehr starke Goldbarren miteinander zu verbinden.

Ich musste erst mal die Nägel erfinden, und wie sie zusammengesetzt werden und dachte dabei an einen Nagel, der durch einen anderen Nagel geschlagen wird. Mehr als die Aussage von dem Gekreuzigten mittels der Nägel auszusagen ging ja auch nicht als wenn der eine Nagel durch den anderen getrieben wird, und dadurch die brutale Macht der Aktion mit den Nägeln an einem Kreuz aus zwei gekreuzten Nägeln die auch noch aus purem Gold sind besonders deutlich auszudrücken.

Zuerst habe ich zwei Nägel hergestellt, was eine besondere Herausforderung war, habe ich doch nie so viel Gold auf einen Sitz vergossen. Das Kreuz wiegt nämlich insgesamt 448 Gramm und ist etwa 9x11 Zentimeter messend, dazu teilweise bis so zwei Zentimeter stark im Barrenteil. Der kleinere Nagel wog etwa 153 Gramm, der andere entsprechend mehr: 295 Gramm!

Da ich nur ein Künstler bin habe ich gar keine Küvette gehabt so dass ich zu einem Stahlgroßhändler ging und dort ein über 3 mm starkes 14 Zentimeter langes Rohrstück aus Edelstahl erwarb. Darin bettete ich jeweils die Wachsnägel ein, stellte einen Ofen aus Betonsteinen im Garten zusammen und schmolz das Wachs heraus. Dann erhitzte ich die Form sehr stark etwa 7 Stunden im Brennofen und habe es dann gewagt mit dem Ziegel als Schmelztiegel zu gießen.

Erst habe ich in einem der korkfarbenen Lötziegel von Karl Fischer eine große Grube ausgehoben. Dann stellte ich mir einen etwas perfekteren Ofen aus den Ziegeln auf und arbeitete dann mit zwei Flammen, eine 1650 Grad, eine 2400 Grad oder etwas weniger. Perfekter ist der Ziegel-Ofen, wenn die Decke weiter oben ist, da sonst die Flamme dazu neigt zurück zu schlagen. Die kleinere Flamme ist mit einem weicheren Flammenstrahl als die andere versehen, da ich ein anderes mal bemerkte, das Feingold größerer Menge dann im Zusammenspiel der beiden Flammen viel leichter schmilzt. Der Lötziegelofen muss sehr gut die Hitze halten und beide Flammen müssen störungsfrei arbeiten können so das der Raum ausreichend groß sein muss, in dem die Flammen agieren. Ist die Länge oder die Höhe zu gering, kann es nicht gelingen. Zu dicht an der Grube darf der Ziegel, der die kurze Seite abdeckt nicht sein.


Heraus kamen am Ende zwei goldene Nägel: Einer mit einem Durchlass für den anderen Nagel und einer weiteren Öffnung für ein starkes Lederband, und ein Nagel der durch den ersten gesteckt wird, der mit zwei Vertiefungen versehen war. In diese wollte ich das Gold welches extra dafür auf dem Durchlass lag hineinschmieden.

Es waren zwei sehr starke Stücke, der eine Nagel ist etwa 9, der andere etwa 11 Zentimeter lang entstanden, und beide passten nach nur wenig Nachbearbeiten gut zusammen.

Nun musste ich sie aber verbinden. Ich hatte ein Lampenfieber und konnte erst mal nur für ein paar Tage mit dem Boot abhauen, wusste ich doch das ich etwas ganz unmöglich erscheinendes bewältigen wollte....doch dann habe ich es gewagt. Ich steckte beide inzwischen länger geschmiedeten Teile zusammen, und schmiedete erst die beiden 'Goldbuckel' die ich dafür bei dem senkrechten Nagel mit gegossen habe kalt in die Vertiefungen, um die beiden Teile dann wie bei Mokumegane glühend mit einem schweren Hammer zu verschweißen. Da es nicht gelang die Teile endgültig fest miteinander zu verschmieden entschied ich mich, das Stück wiederum in einen Lötziegelofen zu legen und habe mir ein Lot gefertigt, das nur aus Feingold besteht. Dazu habe ich einmal bemerkt, das ein dreieckiger Feingolddraht am günstigsten ist, da die obere Spitze auf der Länge des Drahtes zuerst schmilzt und den Rest des Drahtes leichter mitreißt. Dadurch kann man oft Feingold mit Feingold gut löten - wenn es geht... Also habe ich wiederum die zwei Flammen eingesetzt. Man braucht bei solchen Arbeiten aber unbedingt Handschuhe da große Hitze abstrahlt. Meine schon recht lange Titanlötnadel war viel zu kurz, darum habe ich sie in ein langes Heft gesteckt um überhaupt durch die Hitze an das Stück zu kommen: Es war in ganzer Hammerstiel in die ich die Nadel einsetzte! "Ich hab die längste Titanlötnadel aller Goldschmiede!" dachte ich, '...ein Glück ich hab mir die gebaut!"
Dann musste ich aber vorsichtig sein, denn das Lot schmilzt nur wegen dem oberen spitzen Grad auf dem Dreieckprofil ein wenig schneller als das Stück. Schwer war es deshalb, da das Kreuz ja vier Ecken hat, vier unterschiedlich starke vierkantige abstehende Teile und viele verschiedene Seiten aufweist, die Nagelköpfe auch noch da sind so dass es überall gleichmäßig heiß sein musste ohne irgendwo zu schmelzen. Paste zum Isolieren von Teilen habe ich nicht eingesetzt. Den Durchlass für das Lederband habe ich mit einem Stift aus einem weißen Lötziegel vor der Hitze geschützt indem ich ihn schnitzte und hineinsteckte da ich befürchtete, das das Stück dort einsinken könnte.

Es ist dann gelungen das Stück auf die richtige Temperatur zu bringen, und sogar zu verbinden! Da war ich aber froh und ganz leer hinterher, so groß war die Anspannung.

Ein ganz bisschen ging es doch daneben. Dabei entstand ein kleiner Goldhubbel den ich hätte wegschmieden können und mit dem ich schon gerechnet hatte, weil einfach irgendwo zu viel Hitze entstehen musste bei einer so vielgestaltigen riesigen Form.
Irgendwann wollte das Stück oberhalb der oberen Kreuzungsstelle nämlich doch schmelzen als es gerade zum Lotschmelzen kam. Ich dachte rasend schnell, '"wenn ich das noch etwas mehr zulasse habe ich einen unglaublichen Kopf wenn ich ihn mit der Flamme ziehen kann! Ansonsten ist das Stück hin oder ich kann den Hubbel wegschmieden... zum Glück habe ich die lange Nadel sonst käme ich nie da hin!"
Mit Herzklopfen beobachtete ich wie meine Lötung gelang und gleichzeitig ein Jesuskopf entstand.

Dieser goldene Hubbel, der durch das Anschmelzen der Oberfläche bei dem endgültigen Verbinden entstand wirkt tatsächlich wie ein Jesuskopf, zumal er genau an der richtigen Stelle dafür entstand, - Künstlerglück! - das ich etwas lenkte, aber was dem ganzen den Hut aufsetzte und das Stück so markant macht das es ganz und gar unglaublich wirkt. Der entstandene Kopf macht das ganze vielfach wirkungsvoller als es so schon wäre und wirkt, als wäre es insgesamt eine lebendige Figur, der ganze Jesus oder die ganze Jesus-Tragik-Geschichte in einem Objekt, der lebendige Mensch, das Kreuz, die Nägel und die Kreuzigung mittels zweier goldener Nägel zum Kreuz getrieben dargestellt, und mein Kunde wollte es dann auch unbedingt so haben, was eine richtige Entscheidung war denn es ist Einzigartig geworden.


Ja das Andere war das Polieren, ein Lederband anbringen und das Bewundern von einem ganz extremen Unikat größter Art im Anhängerbereich aus purem Gold, welches eine besondere Aussagekraft hat, die Unsinnigkeit von Gewalt verdeutlicht in ihrer Grausamkeit und dadurch gleichzeitig irgendwie Respekt einflößt ebenso wie durch die Größe und Stärke des Objektes, der Tatsache das es sich um massives, pures Gold handelt, und ein eigentümliches Verstehen verursacht; es ist wie ein eigentümlicher radikaler Protest gegen das Brutale.


Mir fiel auf als ich im Internet unter anderem nach Methoden wie man viel Feingold verbindet oder Schmuck aus Feingold suchte, das es kaum Schmuck oder Gegenstände aus Feingold zu geben scheint und nirgendwo fand ich ein ähnlich großes Stück aus purem Gold das in der Gegenwart entstanden ist, aber ich kenne dabei nur die Internetseiten die man findet. 'Das ist gegenwärtig vielleicht das schwerste Stück aus purem Gold das als Anhänger hergestellt wird!' dachte ich während der Herstellung.

Irgendwie ist das Stück etwas ganz besonderes, weshalb ich es hier Vorstellte. Auf den Bildern kann man etwas nachvollziehen wie groß es ist und auch wie es hergestellt wurde. Es ist wirklich imposant!

Ob man jetzt das Stück tragen kann, ja, bedingt, denn es wiegt immerhin fast 500 Gramm und ist so schwer wie eine schwerere Kamera, die man sich auch umhängen kann ohne das sehr stört. Ansonsten ist es auch ein Raumobjekt der besonderen Art, eine besondere Wertanlage dazu natürlich auch, macht nachdenklich und man versteht die Sinnlosigkeit von Gewalt, was nachdenklich macht...



Nun bin ich für Kritik offen und gespannt, was das Publikum zu dem riesigen Nagelkreuz aus Gold denkt.

Ich grüße alle Leser sehr herzlich
Tilmann :D
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Nagelkreuz Gold in der Mulde.jpg
Titel: Nagelkreuz Gold in der Mulde.jpg
Information: Goldmenge für den ersten Nagel in dem Lötziegelofen. In den Ziegeln kann man besonders gut schmelzen. Ich gieße, indem ich dann den Ziegel hinten greife, nachdem ich die anderen abgelegt habe und durch den Ausguss lässt sich das ganze Gold sehr gut in die
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Titel: Nagelkreuz Wachsnagel.jpg
Information: Wachsnagel mit riesigem Eingusskegel und darauf sitzendem Teil zum Dirigieren des Stückes beim Einfüllen der Einbettmasse. Bei so starken, massiven und einfachen Stücken kann man auf Luftpfeifen auch verzichten, dennoch habe ich aber als die Einbettmasse
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Information: Wachsausbrennen. Der Ofen wird abgedeckt, die Flamme erhitzt ausreichend und der Geruch bleibt draußen - bei 30 Grad im Schatten Wachsausbrennen...
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Information: Das war knapp - gerade genug Gold, so dass der Nagel voll gelungen ist und nicht mehr von einem Gusskopf abgesägt werden musste und nicht offen blieb...so viel Glück! Man kann auch besser rechnen, aber wie berechnet man so einen Wachsnagel... Der Eingu
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Titel: Nagelkreuz 1. Nagel.jpg
Information: Der erst Nagel hat Vertiefungen die anderen markanten Stellen sind gewollt da der Nagel auch kleine Kerben und Strukturen aufweisen sollte.
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Information: Gerade aus der Küvette: der senkrechte Nagel aus Feingold mit Durchlass und Loch für ein Lederband vor dem Schmieden. Man sieht die seitlich höheren Buckel, die ich in die Vertiefung des anderen Nagels der dann durchsteckt schlug und eine Reserve vor dem
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Information: Meine Gravur 'Til' und den Stempel 999 habe ich auf der Rückseite auf der Kreuzung angebracht. Dieses ließ sich leider kaum günstig fotografieren.
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Information: Beim eingespannten Stück habe ich zuletzt immer Baumwollsamt den ich auch zum Polieren gerne nehme mit eingespannt, als ich die Lötstellen etwas bearbeitet und Polituren von Hand ausführte habe. Samt poliert Gold übrigens auf Hochglanz, wenn man das Gold
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Titel: Nagelkreuz am Lederband.jpg
Information: Das fertige Nagelkreuz - das unglaublichste Stück, das ich je hervorbrachte. Gold 999, 448 Gramm, 2014. Künstler: Tilmann Turnage
Tilo
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Tilo

 ·  #2
wow
Respekt, das Teil mit der Flamme zu schweißen
löten (mit niedriger fließendem Metall/Legierung) hätte ja das Feingoldverunreinigt, obwohl vieeeel einfacher

bei diesen zu schmelzenden Mengen würde ich dir mit meinem heutigen Wissen zu nem ab-350,--euro-Elektroschmelzofen raten
völlig unspektakulär, ohne Sauerstoffflaschentauscherei, Ofen bauen usw
Metall in Tiegel, ne halbe Stunde was anderes machen
ausgießen
nicht so archaisch, aber das ergebnis zählt, ist ja keine Mittelalterdarstellung ;-)

wie hast du poliert? Feingold schmiert doch heftig
hast du mal Endgewicht plus Späne dem Anfangsgewicht gegenübergerechnet(Verarbeitungsverlust)?

tolles Teil!

und das nächste Objekt dann in Feinplatin?


Achtung!
da brauchts doch "etwas" mehr Temp. und Energie
und andere sehr spezielle Tiegel
Kornelia Sch
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Kornelia Sch

 ·  #3
Hallo Tillman,

vielen Dank für die Fotos und diese ausführliche Dokumentation.

Ich finde es beeindruckend, dass Du Dich an so ein Projekt rangetraut hast.

Darf ich fragen, wo für Dich der Unterschied zwischen Feingold und purem Gold ist und wie Du Lot gefertigt hast, das nur aus Feingold besteht?
Tilo
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Tilo

 ·  #4
ach komm, das doch wie: worin besteht der Unterschied zwischen einem Vogel: beide Beine sind gleichlang, besonders das rechte

ich werf mal eine 3.gleichwertige Bezeichnung dazu: reines Gold

wie ich schon schrieb: er hat geschweißt
und nennt es irrtümlich löten,. weil er sich mit den theoretischen Grundlagen und korrekten Bezeichnungen nicht beschäftigt
er macht halt
und das mit erstaunlichem Ergebnis
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #5
:respekt:
Wow, Tilmann, vielen Dank für die ausführliche Beschreibung und die Fotos!
Abgesehen von den Kosten hätte sich da auch nicht jeder Goldschmied drangetraut.
Ebenso wie die Schweißung des Mittelteils - du hättest die Enden schon in Tonmasse packen können und die Hitze auf die Mitte konzentrieren, aber Respekt, echt.
Zur Vorausberechnung des Gewichtes kannst du über die spezifischen Gewichte des Wachses und des Gussmaterials rechnen.
Tilli123
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Tilli123

 ·  #6
Hallo!
Danke sehr für die Fragen und Hinweise.

.


Ja Tilo kann offenbar Wahrsagen der Kunde will tasächlich bald auch etwas
aus Platin haben aber erst in ein paar Monaten. Da rate ich auch noch, aber man ist ja doch ein Künstler und der muss alles hin kriegen... mal sehen wie ich das mache. Jedenfalls mit meinen Mitteln geht es noch nicht, das weis ich aber sowieso.
Der angesprochene Ofen ist allerdings untauglich, ich habe ja so einen Efco, sogar ein Modell das heißer wird als die meisten Efco-Öfen, für Feingold taugt es dennoch nichts, Legierung würde vielleicht gehen. Zwar wird er so 1260 Grad heiß aber im Tiegel ist es dann nicht ganz so warm...daher habe ich ihn nur zum Ausbrennen der Küvette.

Ja ich habe es gewagt. Das traut sich tatsächlich nicht jeder Goldschmied. Danke für das Lob, und ein befreundeter Goldschmied hat mich mit tausend Fragezeichen angesehen -- die kennen nur Legierungen und vor allem kleine feine Sachen die man oft mit einer Lupe ansehen muss um sie zu fertigen... Es ist aber dann in meinen Augen nie Gold, sondern immer etwas anderes, nur Gold trägt auch die echte Farbe des Goldes und nichts ist so schön wie Feingold. Ich stamme ja aus der Druckindustrie, da ist man sehr farbsensibel und unterscheidet jede Farbnuance, jede Verunreinigung. Darum sehe ich sozusagen kein Gold wenn ich sagen wir 750er Gold ansehe sondern das Kupfer und Silber darin, es ist immer schwärzicher als Gold aber nie genau Gold würde ich sagen. Leider ist Feingold so weich, so das man es nur für stabile Sachen nutzen kann, wie etwa den riesigen Anhänger oder meine Klopperringe.

Mhorgain fragte nach dem Lot, ich nenne es nur so weil der dreieckige Draht etwas schneller schmilzt. Herausgefunden habe ich das, als ich mal meine Walze kaufte, und die ausprobierte. Dabei sind Drahtriefen auch für halbrunden Draht - nur als er mal etwas daneben lief wurde der Draht sehr dreieckig, es war ein recht dünner Draht. Den nahm ich dann zu Löten und erstaunlich war, das er so viel vor dem Schmelzen von dem Stück schmolz. Ansonsten hat Tilo recht, es ist eher verschweißen zu nennen. wenn ich solchen Draht brauche walze ich ihn so lange herunter bis er dünn genug ist um damit löten zu können, oder schweißen.

Dann habe ich mal Ringe aus Feingold herstellen wollen. Zum Verbinden kann man klarerweise 900er Lot oder so nehmen, es ist dann aber eine Legierung. Ich habe als Lot den dreieckigen Draht entdeckt, als ich davon ein Stück auf die Lotfuge legte schmolz es einfach schön und rann in die Fuge. Dabei erhitzt sich scheinbar der obere Grat vom Dreieck-Draht etwas schneller weil er da so dünn ist und reißt den Rest mit. Man kann so dreieckigen Draht auch mit einem Zieheisen herstellen, wenn man ein dreieckiges hat. Scheinbar geht es auch mit halbrunden Draht gut zu löten, ob es ebenso gut geht weis ich nicht denn man muss dem Gold schon gut erklären, das nur der kleine Fitzel Draht schmelzen soll und nicht der Ring.

Silberfrau meinte mit Ton abdecken nimmt man einfach nur Ton als Abdeckmasse? Naja, das kenne ich nicht...
Immerhin ist es gelungen ohne Abdecken. Einmal habe ich einen sehr schweren Armreifen hergestellt, bei dem dachte ich auch das man den Rest abdeckt und dann geht es. Also habe ich mir Hitzestop geholt. Allerdings sagt der Name schon Hitzestop, die Hitze floss scheinbar unter der Paste trotzdem weg und so zog sie immer fort bis ich aufgab und es ohne die Paste wagte. Dann erst wurde es gleichmäßig warm was entscheidend ist, und konnte das Stück zusammenlöten. Immerhin ist es ja auch Feingold das wird viel heißer als Legierungen, dann ist die Hitzepaste schon verbrannt.

Das Polieren geht eigentlich ich habe eine Poliermaschine die zwar nicht so viel Kraft hat, aber es geht ganz gut. Meist poliere ich dabei mit einer Art hartem Jeansrad welches offenbar besser poliert als ein Wollrad, zumindest hatte ich den Eindruck. Meinst du mit Schmieren beim Feingold, das die Paste drauf bleibt und nicht mehr 'runter will? Wie kommt der Effekt eigentlich zustande? Das Problem kenne ich auch vom Silber... allerdings geht es, man darf nicht zu viel Polierpaste nehmen und das Stück muss ganz heiß werden, so dass man es nur mit Handschuhen anfassen kann. Man poliert glaube ich schneller wenn man das Stück sozusagen 'vorheizt' was weniger Abrieb bringt und faktisch gleich Glanz erzeugt, ohne das die Polierräder erst das Stück aufheizen müssen. Das Geheimnis beim Polieren scheint zu sein, das regelrechte Hitze dabei den Glanz erzeugt. Wo die Paste etwa bei vertieft liegenden Stellen schmierend verbleibt nehme ich hinterher eine Zahnbürste und Wasser. Dort wo das passiert ist aber vielleicht nur die Oberfläche nicht verschlossen. Danach reibe ich gerne die Sachen, dazu wird ein Samt-Tuch auf ein Holz oder auch ein sehr strenges Polster gespannt und das Stück darauf besonders stark gerieben, was zu einem schönen Hochglanz führt. Allerdings müssen die Sachen dabei stabil sein, filigrane kleine Dinge sind ungeeignet. Den Samt winde ich auch um einen Riegel und klebe den Samt mit doppelseitigem Klebeband fest, dann kommt er auf den Dorn der Poliermaschine und man kann damit trocken ohne Paste mittels festem Druck einige Teile besonders gut hochglanz-reiben, sage ich mal....bei so etwas geht es das Stück mit dem Klebeband zu ärgern weshalb man den Samt so aufbringen muss das kein Kleberest rauskuckt und der Samt etwas darüberlappt - aber nur Millimeterchen, da er sonst bei dem Poliervorgang flattert...Künstlerpolitur eben.

Ach ja der Goldverlust ist ja immer gegeben. Egal bei welchem Schritt, ob glühen oder schleifen oder polieren, man nimmt ja immer Gold ab. Daher muss man immer so rechnen, das man den Goldverust mit einplant. Ich habe aber bei Feingold viel weniger Verlust als bei Legierungen, die immer wenn sie erhitzt werden schwarz werden und daher immer wieder blank werden müssen wodurch immerzu Verluste entstehen, ebenso wie beim Legieren selber. Ich arbeite auch möglichst ohne Säge wenn es geht, oft schneide ich das Gold so lange bis es durch ist mit einem Messer. Außerdem kann man sozusagen Meißeln, aber nur wenn der Meißel keinen Grat hinterlässt da man sonst so viel feilen muss. Das mit dem Messer ist oft unbekannt; nimmt man ein stabiles scharfes Messer, kann man damit ja schnell einen Kratzer erzeugen. Man kann damit auch in das Metall schneiden. Daher kann man auch den Schnitt immer wieder ausführen bis das Metall durch ist. Bei diesem Stück habe ich aber gar nicht gesägt, und nur ganz wenig gefeilt, da der absolute Vorgang ja nur mit Wachs, genauem arbeiten und dem Zusammenbringen ist, wobei wenig abfiel, nur beim Schmelzen und Giessen selber war es etwas mehr und beim Zusammensetzen, da das Gold so lange glühen muss.

So nun habe ich noch einen Ring den ich euch zeige, der wurde so wie oben beschrieben hergestellt, und sieht doch toll aus, oder? Das liegt aber daran, das er ja aus echtem Gold ist, und nicht aus einer Legierung.

Viel Spaß immer mit dem Gold wünscht euch
Til
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Josefring reifring 010.JPG
Titel: Josefring reifring 010.JPG
Information: Dieser schöne Ring ist von mir aus Feingold hergestellt worden, mit Feingold in dreieckiger Drahtform gelötet worden, poliert auf einem Jeansrad und einem Filzkegel, und anschließend mit Samt auf den hohen Glanz gebracht worden.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #7
>>Ton als Abdeckmasse<<
Ich benutze normalerweise "Luvos-Heilerde" aus der Apotheke, die ist sehr fein und reicht dem Goldschmied 20-30 Jahre pro Packung 😉
In deinem anderen Thread von letztem Jahr ist die Rede davon, die Teile zum Verbinden in ein "Bett" zu legen, darum geht es.
Ton, Luvos oder Hitzestop stoppen nicht wirklich die Hitze, denn wie du weißt bleibt Energie erhalten, sie kann nicht einfach weggezaubert werden. Nur in dem Moment wo Metall oder Lot beginnen, flüssig zu werden, können sie nicht weg, das ist alles. Das zu erhitzende Zentrum bleibt natürlich frei.

Als Schmelzofen ist kein Efco Laborofen gemeint, sondern ein richtiger, ausschließlich zum Schmelzen konstruierter Ofen, das ist schon klar, oder?

Um Durchbrüche zu polieren kannst du auch Polierfäden, oder bei deinen Dimensionen eher Stoffstreifen / Samtstreifen nehmen, die du an einem Ende irgendwo anknotest, durchziehst mit / ohne Poliermittel, am anderen Ende straff ziehst und das Stück entlangrubbelst.

Ja, Feingold hat schon einen ganz eigenen Zauber.
Tilo
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Tilo

 ·  #8
>r wird er so 1260 Grad heiß aber im Tiegel ist es dann nicht ganz so warm...daher habe ich ihn nur zum Ausbrennen der Küvette.


ok, ich meinte zwar die echten von oben zu bestückenden Schmelzöfen mit einem hohen runden Grafittiegel drin, aber auch da könnte es mit Feingold knapp werden, weil nicht allzuviel heißer als die Schmelztemperatur



>Dann habe ich mal Ringe aus Feingold herstellen wollen.

bei allem Respekt für deine Leistung mit dem Kreuz:
solch Ringe kann man sinnvollerweise irgendwie im Stück gießen und muß dazu nicht ein Band löten/schweißen
notfalls sogar einen runden Klumpen gießen, Loch bohren und dann aufschmieden und hat da den großen Vorteil, daß das Feingold ein wenig gehärtet wurde und nicht zum Schluß durchs verbinden wieder weichgeglüht ist



>Das Geheimnis beim Polieren scheint zu sein,

diese Vorgänge sind komplex
und das Ergebnis zählt, ob da neben Abtrag auch Verschiebung/microverschweißung passiert?,

> hinterher eine Zahnbürste und Wasser.

genau, lauwarmes Seifenwasser

>Man kann damit auch in das Metall schneiden.

ich hatte mal eine Kundin, die hat nach 3 Jahren täglichem Tragen ihres Traurings allen Ernstes reklamiert, daß der Hochglanz nicht mehr vorhanden war
was will ich da mit Feingold? auch wenn es sich schön spanlos wie Butter mitm Messer schneiden läßt
und "das Volk" bei der Feingoldfarbe an feinvergoldeten Modeschmuck denkt
;-)

mit dem Ring kannst du mich nicht beeindrucken, habe ich in etwas schmaler schon gemacht und meine, meiner ist besser, weil fugenlos und geschmiedet ;-)
(war Kundschaft, die hier übers Forum gekommen ist, hier am Ort wird das nicht nachgefragt)

bei Platin brauchst du einen Männerbenner und besondere Tiegel
und Augenschutz, das Zeug blendet wie verrückt!
Tilli123
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Tilli123

 ·  #9
Hallo!

Ich sag mal wieso Feingold, es ist unsagbar schön. Ich habe auch 900er Gold verarbeitet aber dann daneben einen Feingoldring gehabt. Da fragte ich mich ob ich mein Gold mittels der Legierung vergeudete weil es so weit von der echten Goldfarbe entfernt war. Es ist aber meine persönliche Ansicht. Ich finde man verunreinigt ja das Gold weshalb es schon keines mehr ist und auch nicht mehr so aussieht, sondern eben eine Legierung ist. Die Leute sind mir egal, kaum einer kauft Feingold, es gibt aber Liebhaber für die lohnt es sich so tolle Sachen aus Feingold zu machen.

Vielen Dank für den Tipp mit der Heilerde, liebe Silberfrau. Darüber freue ich mich sehr und werde es auf jeden Fall probieren. Auch die Polierfäden kannte ich gar nicht. Ich hatte aber überwiegend das Problem mit einem Schleifrädchen einen Grat in der Ecke wo die Nägel zusammengefügt waren zu beseitigen, eine Feile war ungeeignet, so machte ich mir eine großen Schleifteller aus einem starken Plastikdeckel aus einer Sprühdose und einem Mandrel und klebte Schleifpapier mit doppelseitigem Klebeband auf. Der Teller musste einige Zentimeter Radius haben damit der Schliff in die Ecke kam und nicht der Nagelkopf da oben vom Bohrfutter zerstört wird.

Das glaube ich, Tilo, das dein Ring besser ist. Herzlichen Glückwunsch! Es stimmt, dann ist der Ring ganz geschmiedet und besonders toll.

Wenn man sowieso Goldschmied ist, dann fragt man sich bestimmt warum macht er das so, und versucht den Ring zu löten?
Ich bin aber ein Autodidakt, der schaut sich das an und macht dann einfach, was er denkt. Also, erst den Barren abschlagen, in die Länge schmieden, zusammenschweißen, schmieden, schleifen Hammerschlag dann poliert - toll! Der Ring ist übrigens 50 Gramm schwer und so drei mm stark gewesen glaube ich.
Dabei ist der Ring entstanden als ich noch gar keine Küvette etc. hatte. Ich hatte ein abgeschlagenes Barrenstück Feingold in die Länge geschmiedet, um einen Armreifen zu fertigen. Dazu habe ich aber mehr Gold genommen um gut anfassen zu können und dazu noch die Länge zum Anfassen für einen Ring ausreichen konnte. Dann habe ich die Länge abgeschnitten, den Reifen zusammengeschweißt und zu Ende geschmiedet, denn sonst ist er ja quatschig weich. Ring und Armreif gehörten übrigens zusammen.

Danach nahm ich den Abschnitt und schmiedete den Ring daraus, lötete ihn mit Feingold und schmiedete ihn zu Ende, versah ihn auch mit einem Hammerschlag. Das Besondere dabei: Es entsteht ein faktisch ebenso fugenloser Ring da die Verbindung ja aus Feingold ist und nicht mehr zu entdecken ist und auch nie - schwarz oder sichtbar wird.
Einen Nachteil habe ich dabei nicht gefunden, da die Lötung problemlos und schnell ausgeführt werden konnte. Nachteile hat jedoch dann so ein gegossener Ring: Zum Einen braucht man erst ein Wachsmodell, dann viel Zeit zum Ausbrennen des Wachses, und im Ausbrennofen für die Küvette vergehen viele Stunden. Anschließend muss man dann auch das überschüssige Gold abnehmen und die Stellen von den Luftpfeifen und dem Gusskopf beseitigen, da habe ich lieber den zusammengesetzten Ring der ökonomischer ist. Ringe gießen werde ich aber auch, die Küvette habe ich ja erst seit kurzem. Allerdings schmiede ich dann den Ring noch da er sonst immer zu weich ist.

Die Methode mit dem Loch in der Mitte habe ich mir auch schon mal gedacht. Dazu einen Klumpen zu gießen den ich durchbohre wäre mir aber nicht eingefallen, ich bohre ja keinen Klumpen Gold! Wie lange soll ich da bohren und den Spänen zusehen, die immerfort entstehen. Sondern da würde ich mir einen Ausgangsrohling gießen wenn ich sowieso schon gieße, der schon ein Loch in der Mitte aufweist durch den der Ringriegel passt. So ein großes Loch bohrt man doch nicht...
Dabei habe ich gleich Lust bekommen das auszuprobieren, und mache mal einen Ring aus Feinsilber um zu sehen wie das so geht.

Ach so den Brennofen habe ich noch nicht erwähnt. Wenn ich mir einen anderen Ofen kaufe wird es sicher kein zu billiger werden können. Ich dachte, ich würde dann einen Induktionsofen kaufen, in dem man auch eine größere Menge Platin schmelzen kann. Es soll nämlich auch ein Armreifen werden, und mit den Problemen habe ich mich schon beschäftigt. Dabei will ich aber gleich einen Reifen gießen, den ich dann auf die richtige Größe schmiede. Dazu vielen Dank für den Hinweis, das Platin blendet wenn man es schmilzt. Das - wusste ich nicht und freue mich sehr über den Hinweis wie über jeden anderen dazu auch...danke sehr! :roll:
Den Platinreifen kann ich aber auch bei einem Goldschmiedefreund gießen. Dann schmiede ich ihn hier zu Ende.

Eine Frage habe ich auch, was ist ein Männerbrenner:?:

So nun habe ich immer den Armreifen aus Gold erwähnt so das ich ihn hier auf einem Schnappschuss aus meiner Werkstatt zeige.

Vielen Dank auch immer für die schönen Tipps, und immer viel Spaß im Forum wünscht euch herzlich grüßend
Til :D
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Werkstatt Josef 004.JPG
Titel: Werkstatt Josef 004.JPG
Information: Armreifen, Gold 999, etwa 195 Gramm, 2014.
Tilo
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Tilo

 ·  #10
> Feingold, es ist unsagbar schön.

da sind wir uns einig

> Ich habe auch 900er

ja, das hat schon nicht mehr die reine Farbe, finde ich aber auch noch ganz schön
und ist nicht so weich



>Vielen Dank für den Tipp mit der Heilerde,

bei deinen massiven Stücken darfst du aber keine Wunder erwarten
die Wärmeleitfähigkeit von Gold ist nunmal höher als die von Stahl oder Platin und ist eben deshalb eigentlich schlecht geeignet zum Schweißen
und bei deinen massiven Stücken sowieso
daß du es trotzdem hinbekommst, ist eine gute Leistung

> Grat in der Ecke

da war deine Bastellösung schon eine gute
die Polierfäden sind nur zum Polieren, nicht zum Wegschleifen von Graten
evtl. wäre eine der feinen (geraden) Goldschmiedesägeblättchen rangekommen?(Laubsägemäßig)
oder Stichel



>Zum Einen braucht man erst ein Wachsmodell, dann viel Zeit zum Ausbrennen des Wachses, und im Ausbrennofen für die Küvette vergehen viele Stunden.

es gibt noch andere Gußverfahren, die teils aber ähnliche Nachteile haben: Sandguß erfordert auch einen Gußkopf und ein Modell für den Hohlraum

und dann gibt es ein "Geheim"verfahren, dessen Einrichtung man NICHT kaufen kann!
ich gieße in eine rotierende Stahlkokille und brauche kein Mehrgewicht für Trichter und Luftkanäle und auch keine Vorbereitungszeit und auch kein Modell
ich stelle die Wunschbreite an der verstellbaren Kokille ein und gieße da rein
fertig ist der Rohling (ok, fast, innen sollte man minimal geradefeilen, aber die Späne sind ja kein Verlust)

> Wie lange soll ich da bohren und den Spänen zusehen, die immerfort entstehen.

einmal vorbohren mit 3..4mm
und dann mit 12mm fertigbohren
dauert doch nicht lange ;-)

>mache mal einen Ring aus Feinsilber um zu sehen wie das so geht.

ich habe keinen Unterschied zu Gold bemerkt, als ich das mal ausprobiert habe
ich habe nämlich einen dünnen Feinsilberring aus nem Klotz gemacht, in den ich ein 4mm-Loch gebohrt habe
es gibt so kleine konische Riegel, sodaß ich da den Ring rausgeschmiedet habe

>Ich dachte, ich würde dann einen Induktionsofen kaufen, in dem man auch eine größere Menge Platin schmelzen kann.

ja, das ist die Edelversion
wenn man den Kunden hat, der einem solch Werkzeug finanziert......


>das Platin blendet wenn man es schmilzt.

ich denke, daß die Induktionsöfen ein geschlossenes System darstellen, wo du die Form reinstellst und mit dem heißen Zeug nichtmal Sichtkontakt hast, oder allenfalls durch eine eh getönte Scheibe?
kenn mich leider nicht aus

>
Den Platinreifen kann ich aber auch bei einem Goldschmiedefreund gießen. Dann schmiede ich ihn hier zu Ende.

echt?
der hat die Möglichkeit?
ich hab mich grad die Tage mit Platin rumgeärgert, wo die Menge für die Ringe zu klein war für den Tiegel 8x8cm
und die kleinen Tiegel vertragen die Hitze nicht und schmelzen schneller weg als das Platin heiß genug ist(obwohl das mit 6,4kW Brennerleistung nicht lange dauert)
und wenn das dann vielleicht sogar schädlichen Einfluß aufs Platin hat (so wie es Grafittiegel haben sollen)......

>Eine Frage habe ich auch, was ist ein Männerbrenner:?:

na halt die maximale Brennergröße für dein Propan-Sauerstoffhandgriff
mit 14kW Leistung (oder noch mehr)
meiner hat nur 6,4kW
aber mit Induktionsofen ist das ja obsolet

da Platin normal schon mit 95% verarbeitet wird und die Farbe (besser: Farblosigkeit) da nicht beeinträchtigt ist , ist das Feinplatin dann aber längst nicht so besonders wie deine Feingoldobjekte
obwohl du viel mehr dafür investieren mußt (wenn du selber schmelzen willst)
Tilli123
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Tilli123

 ·  #11
Danke für die vielen Antworten.



>bei deinen massiven Stücken darfst du aber keine Wunder erwarten
die Wärmeleitfähigkeit von Gold ist nunmal höher als die von Stahl oder Platin und ist eben deshalb eigentlich schlecht geeignet zum Schweißen
und bei deinen massiven Stücken sowieso
dass du es trotzdem hinbekommst, ist eine gute Leistung

Da danke das war mir sowieso klar, und so etwas zu schaffen war ja die Herausforderung schlechthin. Ich habe aber auch etwas Erfahrung mit riesigen Sachen aus Silber gewonnen so das mir die Probleme sowieso schon fast alle bekannt waren, nur hat Gold ja so einen hohen Schmelzwert. Das Nagelkreuz wäre aber aus 900 Gold ehrlich gesagt stark herabgesetzt worden. Es ist ja eher ein außergewöhnliches Sammlerstück und dürfte auch selten getragen werden so dass es am Besten aus reinem Gold ist, schon weil es immer so schön bleibt und nie dunkler wird, anläuft gar oder den dem Gold anheim seienden Glanz verliert.

>Da war deine Bastellösung schon eine gute
die Polierfäden sind nur zum Polieren, nicht zum Wegschleifen von Graten
evtl. wäre eine der feinen (geraden) Goldschmiedesägeblättchen rangekommen?(Laubsägemäßig)
oder Stichel

Nein dann hätte man die Stelle ebenso schleifen müssen es waren nur so Gratreste ein paar Unebenheiten und die schleift man dann kann man sie mitpolieren. Mir fällt auch ein das die Stelle ja etwa 2 Zentimeter breit ist und daher eine Säge immer an den Kanten aufkäme. Normalerweise kommt man auch gut an solche Stellen ran mit einem Rädchen, aber hier nicht weil die Rädchen zu wenig Durchmesser haben wodurch der Nagelkopf, der ja 4 Zentimeter weiter oben drüber ragt störte weil das Bohrfutter im Weg war. Aber das ging mit den großen Schleifrädchen ganz gut. Bei den Mandrelrädchen stört auch die Schraube da man damit gegen den aufragenden Nagel stößt und nicht ganz an die Fuge kommt.

>und dann gibt es ein "Geheim"verfahren, dessen Einrichtung man NICHT kaufen kann!
ich gieße in eine rotierende Stahlkokille und brauche kein Mehrgewicht für Trichter und Luftkanäle und auch keine Vorbereitungszeit und auch kein Modell
ich stelle die Wunschbreite an der verstellbaren Kokille ein und gieße da rein
fertig ist der Rohling (ok, fast, innen sollte man minimal geradefeilen, aber die Späne sind ja kein Verlust)

Da werde ich aber neugierig. Wie sehr würde ich mich freuen ohne Gußkanal gießen zu können. Darum frage ich mal, ob du nicht ein kleines Video von dem Vorgang hast. das wäre toll! Oder Bilder. Das Verfahren ist mir unbekannt und interessiert mich sehr. Naja man muss erst so eine Kokille haben, fertigst du die dir selber? So eine Form muss ich unbedingt mal sehen. Wie schnell dreht sich die Kokille?

>einmal vorbohren mit 3..4mm
und dann mit 12mm fertigbohren
dauert doch nicht lange Wink

Ich würde wenn 22 mm Ringweite entstehen soll 10 oder 12 mm Durchmesser nehmen, aber einen runden, starken Rohling in Sand gießen mit so einer Öffnung und dann schmieden. Aber bohren würde ich nie denn wenn ich das Ausgangsstück gieße kann ich gleich ein Loch reinbingen wodurch ja das viele Span-Gold dem Stück zur Verfügung steht und nicht im Brettfell liegt. Aber alle Achtung, aus einem Klotz einen Ring zu schmieden ist ebenso Anspruchsvoll und erzeugt bestimmt ganz besondere Ringe.

>ja, das ist die Edelversion
wenn man den Kunden hat, der einem solch Werkzeug finanziert......

Naja hab vorhin mal gekuckt, so 10000 Euro oder mehr also ist es etwas viel...Ich dachte eher so 3000 Euro.

>da Platin normal schon mit 95% verarbeitet wird und die Farbe (besser: Farblosigkeit) da nicht beeinträchtigt ist, ist das Feinplatin dann aber längst nicht so besonders wie deine Feingoldobjekte
obwohl du viel mehr dafür investieren mußt (wenn du selber schmelzen willst)

Das sehe ich anders da jede Zutat zu einer anderen Färbung führt. allerdings ist bei Platin sowieso alles teuer.
Mein Kunde würde aber auch wieder keine Legierung erhalten wollen. Ich habe aber mal überlegt, das man auch einen offenen Armreif machen könnte und dazu einen Barren Platin von 250 Gramm nimmt und ihn zu einem Armreifen schmieden kann, denn Platin kann man schmieden. Dabei frage ich mich aber, wie weit man das Ganze immer ausreichend glühen kann, vielleicht mit so einem Männerbrenner - immerhin ist es ja wieder viel Masse. "Was für eine Arbeit!" dachte ich eben und würde gleich anfangen wollen diese Schmiedearbeit zu bewältigen.

Jetzt danke noch mal für die Mühe, so umfangreich zu antworten und grüße herzlich
Til
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Titel: Werkstatt Josefkreuz Kastenkreuze 007.JPG
Information: Für das Kreuz habe ich aus Schiffssperrholz zwei Formen ausgesägt und mit Samt bezogen, so dass das Nagelkreuz hineingelegt werden konnte und das ober Teil das Kreuz dann abdeckte. Das Kreuz konnte nicht mehr in dem Kasten verrücken beim Transport.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #12
Wobei Platin wiederum zum Schweißen prädestiniert ist, da niedrige Wärmeleitfähigkeit.
Sofern du es bei deinen Dimensionen heiß bekommst
(Acetylen- Sauerstoff, keine Ahnung ob das dann noch reicht?)(sollte aber)
Glühen solltre mit deinem Equippment kein Problem darstellen.
Adrian Weber
 
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Adrian Weber

 ·  #13
...
Tilo
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Tilo

 ·  #14
hier mal das Ringrohlinggußdingens
man braucht einen Motor mit etwa 8000 rpm (Küchenmaschinengrundgerät, Flex)
auf die Achse kommt das teil links unten
darauf verschiebbar rechts daneben die Hülse mit Deckel und Loch drin, die (mittels Abstandshalter) so weit oben mit der kleinen Klemmschraube fixiert wird, wie breit man den Rohling haben will
darüber die Haube (wegen doch mal umherfliegenden Kügelchen) mit dem Eingußtrichter
weil freihändig auskippend in das kleine Loch zu treffen ist echt schwer
bei dem größeren Trichter kann man notfalls sogar den Tiegel anlegen beim ausgießen
man muß halt ausrechnen, wie viel Material reinpaßt (man kann dazu z.B. den Rohlingsgewichtsrechner der Agosi benutzen)

den Ptreif aus nem handelsüblichen barren zu schmieden, ist gar nicht so verkehrt
denn selbst die 10.000€Induktionsöfen schaffen zwar kilos, aber nicht zwangsläufig die Temp. von Pt
hatte vorhin beim Blättern einen für 13k€ gesehn, der nur 1500 Grad schafft
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Michael Pfister
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Michael Pfister

 ·  #15
Zitat geschrieben von Adrian Weber
HAMMER!!!!!!


Da schließe ich mich an!
Ein Mega-cooles Teil!!

Für mich gehört die unorthodoxe, "archaische" Fertigung auch irgendwie zum Gesamtkunstwerk.
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