Edelsteine & Perlen
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Blutdiamanten

 
Nieraucher
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Nieraucher

 ·  #1
Hallo,

ich versuche derzeit einen Juwelier von den Vorzügen zertifizierter Edelsteine zu überzeugen. Also Edelsteine oder auch Edelmetalle, die nachweislich nicht durch Kinderarbeit oder Warlords gefördert wurden. Leider traut er sich noch nicht an diese Thematik heran und ich suche nun nach neuen Argumenten.

Meine Frage an euch:
Wer von euch hat schon Erfahrungen mit der Zertifizierungen gemacht? Besonders interessiert mich der Aufwand der Zertifizierung, das bestehende Angebot zertifizierter Zwischenhändler und natürlich die Kundenressonanz. Ich bin über jeden Erfahrungsbericht dankbar.
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #2
Hallo Nieraucher,

willkommen im Forum.

Du hast Dir eine interessante Thematik ausgesucht....

Das Responsible Jewellery Council ist noch recht jung und mit seinen ca. 500 Mitgliedern erst in der Startphase. Im Diamantbereich selber kenne ich noch keinen zertifizierten Händler, aber vielleicht wissen da ein oder zwei andere Fornmitglieder, die eher im Diamanthandel und Diamantverkauf beschäftigt sind, mehr dazu.

Wir hatten bei uns im Betrieb bislang nie eine Anfrage bezüglich Fair Trade Edelsteine. Und wir arbeiten schon 27 Jahren in diesem Bereich. Wer selber schon in Minen gearbeitet hat, bzw. von dort kauft, weiß, wie es in der Realität aussieht. Zum Thema Blutdiamanten fällt mit spontan der Film Blood Diamonds ein. Welcher Blutdiamant wurde nicht durch Schmuggler und Manipulationen "reingewaschen"?

Ich bin gegen Blutdiamanten aber Realist genug um zu wissen, wie es tatsächlich aussieht bzw. zumindest bisher aussah. Es mag sich vielleicht noch manches ändern, aber die Zertifizierung wird meiner Meinung nach ein weiteres Hemmnis sein.

Fair-Trade-Gold ist auch erst seit wenigen Jahren ein Thema, hier versucht man, Fair-Trade-Lieferketten aufzustellen, die zertifiziert sind. Soviel ich weiß, haben sich Pforzheimer Scheideanstalten auch schon mit diesem Thema befasst. Wenn es Dich interessiert, kannst Du hier mehr darüber nachlesen: http://www.agosi.de/news_detai…&tx_ttnews[tt_news]=94&cHash=c9f7f0585dafcb308fd506259fc0cf2b
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #3
Mal im Ernst, Du kannst doch Deinen Juwelier nur dadurch motivieren mehr oder minder teure und sinnlose Zertifizierungen zu machen wenn Du bei Ihm so viel und teurer einkaufst das es sich für Ihn wiederum lohnt.
Das mit den Blutdiamanten ist ebenfalls ein Marketinggag. Kein einziger Rohdiamant bleibt dadurch unverkauft an eine Schleiferei. Nur die Kosten für den Rohsteinverkäufer steigen weil er ein Kimberly Zertifikat kaufen muss.
Nach dem Schleifen gibt es sowieso keine Blutdiamanten mehr. Der Begriff bezieht sich nur auf Rohdiamanten aus Minen die auf einer schwarzen Liste stehen.

Und ob ein Diamant roh oder geschliffen ist erkennt man mit dem freien Auge, dazu braucht es kein Zertifikat.
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #4
Zum einen sehe ich die tatsächliche Nachvollziehbarkeit der "Fairen" Edelmetall und Edelstein Zertifikate sehr kritisch.
Zum anderen ist der Markt für diese Stücke sehr dünn. Welcher Kunde ist schon bereit, wesentliche Mehrkosten für diese Zertifizierungen zu bezahlen ?
Wenn, dann kann das ganze doch nur in einem sehr kleinen und Hochpreisigen Nischenmarkt einigermaßen funktionieren.
Noch nicht mal beim wesentlich besser strukturierten Lebensmittel und Textil- Handel funktioniert der Faire Handel zuverlässig. Die, die dabei den wirklichen Gewinn machen, sind doch im Endeffekt die Organisationen, die die Zertifikate verteilen.
...
 
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...

 ·  #5
Ganz einfach gesagt, Händler und Endkunden wollen gut und vor allem preiswert kaufen, Herkunft der Diamanten interessieren dabei nicht oder nur am Rande.
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #6
Was da noch zu erwähnen wäre…
Früher oder später wird jede noch so „gute“ Idee von den Mächtigen Konzernen für ihre eigenen Zwecke missbraucht.

Ich habe mal für die Tochter eines Freundes eine Verfilmung Ihrer Matura-Teamarbeit gemacht. Im Zuge dieses Projektes habe ich einen Universitätsprofessor kennen gelernt, der sein ganzes Leben dem Gedanken des Fairtrade gewidmet hat.

In winzigen Schritten hat er über Jahrzehnte diesen edlen Gedanken geholfen in die Tat umzusetzen. Ein Lebenswerk, kann man sagen.

Heute haben längst die großen Konzerne diesen Gedanken aufgegriffen und zu ihrem Werkzeug gemacht.
Die Menschen die eigentlich davon profitieren sollten können sich die Lizenzen nicht mehr leisten und flüchten sich in andere Vertriebsformen.

Ich denke mit den Diamanten wird es nicht anders sein. Zahlen würden wir und jene die profitieren sollten, werden leer ausgehen.

So sind die Menschen eben!
:(
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Guestuser

 ·  #7
Das Hemmnis liegt, ganz allgemein bei Steinen und Metallen, in der mangelnden Nachfrage seitens der Kunden und dadurch bedingt auch wenig Angebot an Rohstoffen. Soweit jedenfalls mein Kenntnisstand. Es ist zu bekommen, aber teils weiß man nicht, wieviel und wann. Wie es mit Diamanten aussieht, weiß ich gar nicht, da ich bislang nur Farbsteine verarbeite. Eigentlich sollte mit Transfair ein Siegel eingeführt werden. Aber, als ich mal dort mal vor gut einem Jahr auf deren webseite Infos suchte, war die Bedingung: Am Anfang noch ein kleiner Teil und nach und nach, waren es 3 oder 5 Jahre?, eine Umstellung des Sortiments auf 100% fair gehandelte Rohstoffe. Ich müßte es nochmal nachlesen. Ich schreib nur aus der Erinnerung. Der Absatz von Schmuck ist sowieso schon schwer für die Goldschmiede. Wie soll das funktionieren mit noch höheren Metallkosten? Dafür gibt es, wie gesagt eine zu kleine Zielgruppe. Da lohnt keine teure Lizenz zum Siegel führen. Und darum ist das transfair Siegel beim Schmuck heute in Deutschland noch nicht am Markt. Meines Wissens nach.
Man kann es natürlich anbieten, fair gehandelte und auch ökologisch gewonnene Edelmetalle zu verarbeiten und zu verarbeiten/vermarkten. Aber dann ohne offizielles Siegel von etablierten Siegelmarken. Und mit dem Begriff Marke fängt das Dilemma dann an. Die Chose funktioniert nur, wenn ehrliche, engagierte Idealisten (nicht negativ gemeint!) sich dem widmen. Da brauchts nur ein schwarzes Schaf und bringt die ganze tolle Idee wieder in Verruf und das Vertrauen ist hin. Wie K-Heinz schon richtig erwähnt hat. Und da Schmuckanfertigung sowieso nur im Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Goldschmied ideal funktioniert, muß sich dieses Vertrauen in faire Lieferketten erst recht noch dazu verdient werden. Das ist schwierig, andererseits eine Nischenmöglichkeit für Goldschmiede die ehrlich und erfolgreich mit ihren Kunden kommunizieren. Ich wäre sofort dabei und würde schon versuchen, einen Wunsch nach z.B. Fairgold zu erfüllen. Bislang hat noch keiner mich danach gefragt. Die wenigen Quellen, die z.B. faire Edelmetalle anbieten, arbeiten bislang mit Vertrauensvorschuss und eigenen Zertifikaten, was im Kleinen anscheinend funktioniert. Im Großen, hätte keine Lust, wiederum mich vertraglich für teures Geld an einen Zertifizierer zu binden. Und nachprüfen kann ich auch nicht, da mir das Geld fehlt, in die Herkunftsländer zu reisen um mir das anzuschauen und so geht es vielen Goldschmieden.

Ich erinnere mich noch an eine Doku auf arte, wo Daniel Rappaport einen fairen Diamantenhandelsweg etablieren wollte. Was daraus geworden ist? Keine Ahnung. Ist kein einfaches Thema, interessieren tut es mich schon aber es ist noch viel Theorie mit wenigen Praktikern am Markt.
Nieraucher
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Nieraucher

 ·  #8
Danke für die bisherigen Antworten und Informationen.

Mir ist bewußt, dass die Königsklasse (ein zertifizierter Schmuckladen mit 100 % fair gehandelten Produkten im Angebot) einen hohen Aufwand erfordert. Aber daneben gibt es auch noch Abstufungen, über die man wirklich nachdenken kann.

Der Endhändler braucht kein eigenes Zertifikat und kann sogar eine Mischung aus herkömmlichen und fair gehandelten Produkten anbieten. Bestes Beispiel hierfür sind die Supermärkte, die dieses Konzept bereits bei Tee und Kaffee umsetzen.

Das Fair-Trade-Prinzipt erlaubt sogar die Vermischung von herkömmlichen und fair gehandelten Rohstoffen, so lange die Endprodukte im gleichen Verhältnis verkauft werden. Dieses Prinzip wird als "Mengenausgleich" bezeichnet und in einigen Bereichen ist es unumgänglich. Inwieweit dies auf Edelmetalle bzw. Goldschmiede Anwendung findet, müsste man noch abklären.

Der Aussage "sobald der Diamant geschliffen ist, ist er kein Blutdiamant mehr" möchte ich heftigst widersprechen. Das ist ein sehr naives Weltbild. Natürlich können gewiefte Schleifer die Herkunft des Diamanten verschleiern, aber das hat für mich den gleichen Stellenwert wie Geldwäsche.

Und zur fehlenden Kundennachfrage hätte ich eine kleine Anektode: Als Apple sein iPhone auf den Markt brachte, gab es noch keine Nachfrage nach Smartphones. Sie haben es trotzdem getan ;)

Ein Händler führt ständig neue Produkte ein, ohne vorher konkret zu wissen, ob es dafür eine Nachfrage gibt. Gerade bei den kreativen Produkten wie Schmuck oder Mode ist nicht vorhersehbar, wie die Kunden auf eine neue Kollektion reagieren.

Beim fairen Handel gibt es dagegen eine belegbare Nachfrage. Laut einer aktuellen Meldung der Tagesschau ist der Umsatz in Deutschland zuletzt um 21 Prozent gestiegen:
http://www.tagesschau.de/fairer-handel-100.html
Diese Umsatzsteigerung dürfte sicher auch darauf beruhen, dass es für die Kunden auch mehr Angebote gibt.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #9
Tja, wenn einer den Vorreiter mit einem passenden Marketing macht und damit Erfolg hat werden ihm sicherlich viele folgen.

Bis dahin verkaufe ich in meiner Schmuckbörse Schmuck und Diamanten die garantiert keine Blutdiamanten sind, weil sie aus Erbschaften stammen und schon im Schnitt mindestens 30 Jahre alt sind. Nebenbei ist das ökologisch, mit fast 0 footprint und voll bio weil es 100 % recycelt ist.
Silberschweif
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Silberschweif

 ·  #10
Ich hab mal für einen Kunden einen fair gehandelten Diamanten besorgen sollen. Ich hab dann sogar einen Händler aus Berlin gefunden der die Steine angeboten hat. Nachdem der Kunde den Preis gehört hat wollte er dann doch lieber Ringe mit CZ.
...
 
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...

 ·  #11
Christoph hat natürlich recht, ich habe es ja schon oben geschrieben, der Einkaufspreis alleinde ist hier entscheidend, auch wenn man seitenlange Befürworter dafür finden will, es interessiert derzeit so gut wie keinen Käufer.
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