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Kettenpolitur ohne Poliertrommel

 
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silberweiß
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silberweiß

 ·  #1
Hallo liebe Forumsgemeinde,
ich bing grad dabei mich an meinen ersten Silberketten zu probieren und stehe vor dem Problem ihnen nach dem Beizen ein gleichmäßiges Finish zu verpassen.
Am Polierbock mit Schwabbelscheibe bekomme ich nur die grad außen liegenden Bereiche glänzend - von den Innenseiten der Glieder ganz zu schweigen.
Gibt es da eine (gern auch altertümliche) Methode ohne Poliertrommel, Glanzgalvanik oder ähnlich aufwändiges?

Der Kontrast zwischen Innen (Sudoberfläche bzw. mäßig geschmirgelte Stellen) und Außen (Hochglanz) ist mir doch etwas zu rustikal/bastelmäßig. :?
Und gelegentliche "Unfälle", wenn die Kette an der Schwabbelscheibe wegrutscht und wild herumgewirbelt wird sind auch nicht erheiternd. Von der fiesen Oberflächenveränderung der Kettenglieder vom herumschlagen mal ganz zu schweigen. :(

Viele Grüße
Daniel
Sparkle
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Sparkle

 ·  #2
Hallo Daniel, ich nehme mal an, es handelt sich nicht um kleingliedrige-feine Ketten? Früher, im Reparaturdienst haben wir Ketten auch ganz normal am Poliermotor aufgearbeitet. Mühsam und zeitraubend, aber nicht anders machbar, mangels Poliertrommel. Am Besten mit den schwarzen, schmalen Bürsten, Kettenstück ganz kurz über den Finger spannen, nächste Glieder beiseite drehen und den Kettenrest in der Faust umschließen. Mit der Bürste kommt man relativ gut an die jeweiligen Innenseiten ran. Und so sich Stück für Stück vorarbeiten. Das reicht auch, danach nur die Außenflächen mit Schwabbel auf Hochglanz zu polieren, der Kontrast zw. Bürstenpolitur und geschwabbelter Außenflächen ist m.E. zu vernachlässigen (vorausgesetzt die Kette ist sauber gearbeitet).

Ich hoffe, ich konnte helfen und wünsche Dir gutes Gelingen ohne Brandblasen an den Fingern!
Gruß,
Nathalie
silberweiß
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silberweiß

 ·  #3
Hallo Nathalie,
Vielen Dank erstmal. Das feinste (noch erfolgreiche) bisher war 3,5 mm Außen- zu 2mm Innendurchmesser pro Kettenglied. Für Feineres bin ich noch zu ungeschickt oder mein Brenner ist dafür zu groß (Steiffließen oder schmoren).
Mit Bürsten hab ich bisher nur selten und dann am Handstück gearbeitet. Hatte immer das Gefühl die Polierpaste wird von der Bürste nicht angenommen, sondern fliegt nur weg. (?)

Ist es eigentlich sinnvoll überschüssiges Lot, innen im Kettenglied zu entfernen - kommt mir manchmal so vor, dass ich mehr Schaden mache - aber habe Bedenken wegen des Farbunterschieds (Bisher keine Langzeiterfahrungen mit eigenen Ketten).

Viele Grüße
Daniel
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Sparkle
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Sparkle

 ·  #5
1. Beim Löten, wenn es irgendwie geht, die Fuge nach außen drehen, den Kettenrest rückwärts, also von der Gliederfuge weg, legen. Das Lot am Besten etwas flacher walzen und die Paille direkt in den Fugenspalt klemmen. Die Größe der Paille ist Übungssache, reicht meist, wenn sie kaum über die Drahtstärke der Öse hinausragt, ordentlich auf Stoß gebogene, knappe Fuge ist das A und O. Kleine scharfe, spitze Flamme, schräg vom weggebogenen Kettenrest her auf die Fuge richten. Wenn Du keine Übung hast, kannst Du die nebenliegenden Kettenglieder auch mit Contex (schwarze Graphit-Flüssigkeit=Antiflußmittel einpinseln). Ich mache mal nachher ein Foto zum Lötaufbau...

Poliermittel an Bürste: Ja man muß ofter den Block dran halten als beim Schwabbeln.

Und natürlich muß eine gelötete Kettenöse ordentlich versäubert werden! Es darf halt nicht mit Lot gekleckert werden. Ich benutze dafür meist einen feinen Diamantflammfräser am Handstück. Danach einen feinen, kleinen kegelförmigen Silikonschleifer/Vorpolierer am Handstück. Danach Bürstenpolitur.

Nachtrag: Wenn innen am Glied zuviel Lot steht, liegen die Glieder nicht mehr vernünftig und die Kette verdreht sich an dieser Stelle.

Heinrich hat recht, wenn ordentlich gelötet wurde, muß man viel weniger Aufwand betreiben und Nasskratzen ist dann schon eigentlich ausreichend. Davon geht auch die Sudschicht vom Beizen weg.
Tilo
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Tilo

 ·  #6
wobei Kratzen auch wieder ein gewisses Hängenbleibenrisiko hat
bei mir weniger, denn ich kratze nicht am Motor, sondern habe einen Antrieb, der wie bei den Nähmaschinen vor 150 jahren ist ;-)
und das kann ich mit dem Fuß auch sofort anhalten

gibts eigentlich stationäre (Polier-/Kratz)Motore mit Motorstop wie bei Bohrschraubern?
wäre in Verbindung mit Fußschalter schon sinnvoll
tatze-1
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tatze-1

 ·  #7
bei großen Ösen eine Innenpolitur mit z.B. Schnürsenkeln, die mit Polierrot eingerieben sind. Verwende ich auch und funktioniert 1A. Ansonsten gibts Polierlederstreifen und Polierfäden, wird beides auch von den Politeusen in der Schmuckindustrie verwendet.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #8
Sparkle
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Sparkle

 ·  #9
So, ich hoffe, man kann es erkennen, hier eine Ankerkette 1,7 mm, Lötaufbau, Paille so klein, da brauchts außer Kratzen keine Nacharbeit.
Bei solch einem Aufbau die Flamme von schräg oben links her auf die Fuge richten oder scharf die Flammspitze senkrecht von oben. Die Lötverbindung der nebenliegenden Ösen vorher wegdrehen.

Stramm und kurz über den Finger gespannt geht bei so kleinen Ketten auch das nasse Messingrädchen fürs Handstück, ganz geringe Drehzahl um etwa 1000. Überhängende Kettenstücke IMMER mit der Festhaltehand umschließen!
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Tilo
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Tilo

 ·  #10
OT: warum macht man sowas in Silber in Handarbeit?
und wer bezahlt diesen Aufwand?

oder ist das am Beispiel einer Reparatur?
normal würde ich bei der Kette eher Gleid für Glied löten, direkt nach dem Einhängen
oder auf mehrere Stücken verteilt je an beiden Enden und zum Shcluß 4 oder 5 solche kritischeren Lötungen, wo es so eng zugeht
Sparkle
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Sparkle

 ·  #11
Tilo, meinst Du mich?

Wenn ja, das ist ein Bsp. einer Reparatur, die Kettenöse ist nicht offen, diente nur der Veranschaulichung bei der kleinsten Kette, die vorhanden war.
In sonstigen Punkten stimme ich Dir völlig zu, sowas macht nur im Bereich Reparatur Sinn oder nur bei Sonderkettenmustern für sich selbst, just for fun, wenns nicht um Geld geht und den Lerneffekt.
Tilo
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Tilo

 ·  #12
vor 26 Jahren hab ich kleinserienmäßig 333erKettchen gemacht mit -,40er Draht auf Riegel 1* -,5mm
dort allerdings immer 2 Ösen zusammengelötet, damit auf einen Rutsch immer 11cm gelötet werden konnten
da ist dann auch keine Nacharbeit an den Lötfugen notwendig
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #13
Zu Tatze hätte ich auch eine Anregung, die super funktioniert.

Habe mir einige Meter weiße Baumwolle, wie sie zum Stricken verwendet wird, angeschafft. Ca. 20Stk. Davon zu ca. 60cm, in der Mitte verknotet, gibt dann 40 Fäden und einfach an einer Öse am Werktisch eingehackt.
Die dünnen Fäden kann man dann auch für kleine Ösen einzeln nehmen, oder mehrere wenn mehr Platz ist. Einige mit Polierrot einstreichen, andere sauber lassen.
Auch mit feinen Messingbürsten rotierend kommt man weit.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #14
das mit den Fäden ist das, was ich als Polierfäden bei Kai verlinkt hatte. Nur hat der die im Bündel schön zu einem Zopf geflochten. Zusammenknoten kann man die Fäden ja immer noch und zu mehreren gleichzeitig verwenden.

*offtopic klugscheißmodus on*
einhacken und einhaken sind zwei grundverschiedene Dinge
*offtopic klugscheißmodus off*
silberweiß
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silberweiß

 ·  #15
Hallo und Danke an Alle,
ist ja toll was hier alles so passiert, wenn man mal ein par Stunden nicht privat am Rechner ist.
Also vielen Dank für die vielen Tipps, besonders an Nathalie/sparkle. Das mit der Lagerung ist sehr gut dargestellt - hatte bisher die zu lötende Öse immer nach oben in der Lötpinzette, weshalb scheinbar manchmal die angrenzenden Ösen schneller heiß wurden als die zu lötende. Und das Lot in der Fuge werd ich auch probieren - hatte ich bisher immer draufgelegt und wegen der schwierig gleichmäßig zu erhitzenden Öse ist es mir gelegentlich von der Fuge "geflüchtet".
Und ich werde wohl meinen Crème-Brûlée-Brenner reaktivieren müssen - hat einfach kleinere Flamme.

Wegen der anderen Tipps muss ich teils wohl erstmal einkaufen.
Gekratzt habe ich bisher nur mit Hand unter Wasserhahn aber da kommt mann scheinbar nicht überall richtig an.
Vor allem nicht wenn man mit ner Königskette anfängt - aber youtube setzt einem manchmal so Flausen in den Kopf...

@Tilo: natürlich zahlt sowas keiner - aber ist ja glücklicherweise Hobby, persönliche Herausforderung, prima Lötübung und Anfängerfehler sind in Silber auch billiger 😉
Und Danke nochmal für die Walzen-Vermittlung - hat die Drahtherstellung erst ermöglicht - 6mm-Draht ziehen statt zu walzen ist ... auch ne Herausforderung :lol:

Viel Grüße an Alle
Daniel
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