Reparatur & Pflege von Uhren
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Ersatzteile Mangel

 
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #1
Dass Ersatzteile für Markenuhren...

ein leidiges Thema sind, hat sich mit Sicherheit schon herum gesprochen. Nicht nur, dass es für alte Uhren oft keine Teile mehr gibt, auch für aktuelle Modelle herrscht für die Uhrmachermeister absoluter Notstand.

Dabei wäre es alles so einfach, wenn, ja wenn die Uhrenhersteller die Teile ausliefern würden. Das tun sie aber nicht. Zum Einen bekommen nur Konzessionäre der betreffenden Marke Ersatzteile.Dazu muss man dann meist das gesamte aktuelle Lager der betreffenden Uhrenmarke führen. Eine herbe Geldausgabe.

Doch nicht genug damit, denn Teile gibt es meist nur für "Konzis" mit geschultem Personal. Geschultes Personal? Ist ein Uhrmachermeister denn ungeschult? Anscheinend sehen es die Uhrenhersteller tatsächlich so, denn für jedem Werktyp muss nach ihrem Willen, ein spezieller Lehrgang absolviert werden. Aber nun gibt es doch endlich die Ersatzteile? Weit gefehlt!

Es muss nämlich auch noch eine, den Vorgaben des Uhrenherstellers entsprechende Werkstatt vorhanden sein. Dazu gehören oft sogar Vorschriften, die den Uhrmachermeistern vorschreiben mit welcher Reinigungsmaschine (Typ, Hersteller usw) eine Reinigung der zerlegten Uhr vorgenommen werden muss, mit welchen Messgeräten von welchem Hersteller, mit welcher Drehmaschine von welchem Hersteller (die Reihe lässt sich schier endlos fortsetzen) gearbeitet werden muss.

Nun haben gut sortierte Fachgeschäfte in der Regel mehr als nur eine Uhrenmarke. Selbstverständlich hat jeder der Uhrenhersteller seine eigenen Vorschriften, die sich teilweise widersprechen. Damit nicht genug, es wird mit einer Art Werkspolizei auch noch kontrolliert. Ich beende an dieser Stelle die Beschreibung des Desasters, den Rest mag
der geneigte Leser sich selbst vorstellen.

Vor einem derartigen Hintergrund entstehen naturgemäß Notwendigkeiten. So habe wir nach Wegen gesucht, den Ersazteilnotstand abzumildern, erfolgreich gesucht. Zwar haben wir nicht eine okkulte Ersatzteilquellegefunden, sondern wir haben Mittel und Wege erarbeitet, viele "Totalschäden" an Uhrenbauteilen zu beheben und diese Bauteile, quasi neuwertig, einer weiteren Funktion zuzuführen. Dazu gehörte zu allererst einmal ein haltbares Mikroschweißverfahren für Kohlenstoffstahl, denn dieser Werkstoff findet sich in fast allen Uhrwerken.

Heute können wir in folgenden Problembereichen helfen:
Reparatur und Ergänzen, ganz allgemein, von verschlissenen Bauteilen aus Stahl und Messing. Ausgelaufene Massivanker, eingelaufene Wellen, verschlissene Verzahnungen, gebrochene Federn gehören ebenso dazu, wie der Esatz ganzer Lagerzapfen (AUCH BEI KLEINUHREN), die exakt in den Maßen, hart, poliert auf Wunsch verwendungsfähig in die Werke eingepasst werden. Bei vielen Teile-Reparaturen brauchen Wir allerdings die Platinen und die eingreifenden Nachbarbauteile, da die Funktion nur mit diesen wieder hergestellt werden kann.

Als Beispiel dieses MIDO-Werk, bei welchem "Nur" die Winkelhebelfeder abgebrochen war, eine Kleinigkeit, wenn das Ersatzeteil vorhanden ist. Leider bekommt man nirgendwo mehr solche Federn und so war der Uhr normalerweise nicht mehr zu helfen. Wie es dennoch geht, sieht man auf dem nachfolgenden Foto sehr schön.
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tatze-1
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tatze-1

 ·  #2
Zitat geschrieben von Ulrich Wehpke

Anscheinend sehen es die Uhrenhersteller tatsächlich so, denn für jedem Werktyp muss nach ihrem Willen, ein spezieller Lehrgang absolviert werden. Aber nun gibt es doch endlich die Ersatzteile?

so wie ich es von meinem Uhrmacher weiß, bekommt er von einem bestimmten Hersteller nur für die Werke, die er während des Lehrgangs bearbeitet hat, die Ersatzteile. Macht natürlich keinen Sinn für 2-3 Werke. Um mehr Ersatzteile zu bekommen, muß er einen einwöchigen oder 14tägigen Lehrgang im Stammwerk in der Schweiz absolvieren (längere Dauer -> mehr bearbeitete Werke -> mehr Ersatzteile). Total daneben.
Tilo
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Tilo

 ·  #3
es ist ja viel schlimmer:
jeder Hersteller schreibt andere Zeitwaagen, Reinigungsgeräte usw vor
und dann müssen natürlich auch für die seltensten Uhren spezielle Gehäuseöffner usw usf vorgehalten werden, sonst gibts halt nichtmal ein Ersatzband oder -krone
Guestuser
 
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Guestuser

 ·  #4
Bei Jaeger ist es noch laecherlicher.
Ich war ja bereit, den Lehrgang fuer die Atmos zu machen/bezahlen.
Reicht aber nicht.
Verkaufen muss ich die auch.
Zum Lehrgang kann ich dann sogar wahrscheinlich eine 1€ Kraft der Putzkolonne schicken.

Karlo
tatze-1
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tatze-1

 ·  #5
Ich weiß nicht, wie das seit der Auflösung der Egana ist, aber damals war es noch beim Servicebereich so, wenn man die Besatzswarowskis- oder Markasite von E s p r i t, J o o p etc. nicht nur für die Uhren, sondern sogar für den Schmuck direkt von der Egana bekommen wollte, mußte man offizieller Konzessionär sein. Seitdem ist die ZMT mein Freund. Halloooo? Das sind nur ein paar Glasklunker und kein Betriebsgeheimnis. Und den Kunden isses wurscht, wo sie mit ihren Reparaturen hingehen.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #6
Das Allertöllste ist, dass auch wenn die Lehrgänge alle absolviert wurden, alles an Werkzeugen und Vorrichtungen vorhanden ist, die Lager von Ware schier überquellen, Meistertitel vorhanden ist - wat willste noch? - dass von vielen Firmen trotzdem manche Arbeiten ausschließlich IM HERSTELLERWERK aus geführt werden dürfen.

Die ganzen Lehrgänge und Vorschriften sind also reine Makulatur, reine Beutelschneiderei. Das Preisniveau soll unter allen Umständen exorbitant hoch gehalten werden, basta. Im Schweizer Fernsehen hat sich eine ganze Sendung mit diesen Dingen beschäftigt. Das war ein Kunde, der einen teuren Sportchrono, auf dem Zifferblatt steht unter anderem ein B, gekauft bei einem Konzi in der Bahnhofstraße in Z. Bei dieser Uhr war nun eine kleine Feder am Verschluss kaputt, die Öffnungstasten konnten nicht mehr richtig bedient werden. Der Kunde bringt die Uhr also zum Händler seines Vertrauens und der gibt die Uhr dem Hersteller. Von dort kam ein KVA zurück mit einer Preisangabe von knapp 2000 Schweizer Franken. Beinhaltete die Generalüberholung der gerade frisch überholten Uhr, sowie die Reparatur/Austausch des Bandes. Bandreparaturen werden grundsätzlich nur in Verbindung mit einer Vollrevision ausgeführt.

Verärgert hat der Kunde die Uhr wieder mitgenommen und ist zu einem freien Uhrmacher gegangen. Der hat zwei Schrauben gelöst, den Einsatz herausgenommen, die kaputten Federreste entfernt, das Teil gereinigt, ein Stück Spiralfeder ersetzt, etwas Fett drangegeben und zwei Schrauben angezogen. Dafür hat er dann 20 Fränkli genommen und die Uhr war einwandfrei in Ordnung.

Dieser Fernsehbeitrag zeigt sehr schön, wie das Spiel läuft. Mit ganz ähnlichen Beschwerden kommen andauernd Kunden aus ganz Deutschland zu uns, denen wir bislang sämtlich haben helfen können.

So hat eine Bandreparatur einer Piaget Herrenuhr statt der geforderten 1900 Euro, bei und ganze 240 gekostet. Das war vor vier Jahren. Und die unsäglichen Schäden an den Seamastergehäusen, wo immer die Bandanstöße verschleißen, sind bei uns auch kein Thema. Und zwar ganz egal ob Titan oder Edelstahl.

Mir kommt es bald so vor, als ob ein Kunde, wenn er sich eine gute Uhr gekauft hat, eine Art von Dauerverpflichtung eingegangen ist, die ihm das Tragen seiner Uhr zu einer ganz teuren Angelegenheit macht. Und zwar so lange, wie er die Uhr sein Eigen nennt. Oder er trägt sie gar nicht erst! :mrgreen:
Adrian Weber
 
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Adrian Weber

 ·  #7
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