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Schmuck aus ungewöhnlichen Materialien - Teil 2: Schmuck aus Pferdehaar

Was hat man nicht schon alles gehört: Schmuck aus Kohlenstoff, Schmuck aus Holz oder Schmuck aus Plastik. Doch Schmuck aus Pferdehaar dürfte in seiner Skurrilität alles bisher Dagewesene schlagen. Sicherlich handelt es sich dabei nicht um Schmuck für die große Masse, eher für Individualisten mit einem Hang zur Reiterei.

Mittlerweile gibt es mehrere Anbieter in Deutschland und dem angrenzenden Ausland, die aus Pferdehaar individuelle Schmuckstücke anfertigen. Dabei können die Haare entweder vom Kunden selbst angeliefert beziehungsweise eingeschickt werden, oder aber der Schmuckdesigner greift auf vorhandenes Pferdehaar zurück. Jedes so gefertigte Schmuckstück ist ein individuelles Einzelstück, kein Teil gleicht in seinem Design und der Verarbeitungsweise dem anderen.

Schauen wir uns doch einmal an, wie solche Schmuckstücke aus Pferdehaar angefertigt werden und wie sie im Endeffekt aussehen. Da es sich hierbei - wie bereits gesagt - um sehr individuelle Schmuckstücke handelt, liefern die meisten Kunden die Haare ihres eigenen Pferdes an. Dabei handelt es sich in der Regel um Schweifhaare, die besonders lang und von sehr feiner, aber trotzdem stabiler Textur sind. Oftmals werden die Haare dann angeliefert, wenn das Pferd verstorben ist, so dass der Besitzer ein Andenken an das geliebte Tier in Zukunft immer bei sich tragen kann.

Die einzelnen Arbeitsschritte zur Schmuckherstellung

Bevor das Pferdehaar zu einem Schmuckstück verarbeitet werden kann, sind zunächst einige vorbereitende Arbeitsschritte notwendig. Die Haare müssen im ersten Schritt sorgfältig gewaschen werden, so dass darin verbliebene Reste - zum Beispiel von Waschmitteln, Fetten oder Silikon - vollständig herausgelöst werden können. Nach dem Trocknen der Haare werden diese auf eine spezielle Vorrichtung aufgespart und anschließend sorgfältig gekämmt. In diesem Arbeitsgang werden auch besonders dünne Haare entfernt, die später Probleme beim arbeiteten beziehungsweise Flechten der Haare machen könnten und das Schmuckstück im Endeffekt schwächen würden.

Anschließend werden die Haare auf eine gleichmäßige Länge gebracht. Dabei spielt es eine wichtige Rolle, welches Schmuckstück aus dem vorliegenden Haarmaterial entstehen soll. Für Halsketten ist eine Haarlänge von mindestens 60 cm erforderlich, soll die Kette nicht eng am Hals anliegen, darf das Material auch gern noch etwas länger sein. Für ein Armband reicht dagegen eine Haarlänge von circa 50 cm aus. Wer lediglich ein Bündel ganz kurze Haare von seinem geliebten Tier übrig behalten hat, für den besteht immer noch die Möglichkeit, sich daraus einen Fingerring herstellen zu lassen. Wie das genau geht, darauf werden wir später noch im Detail eingehen.

Weiterhin besteht die Möglichkeit, bei vorhandenen Haaren, die für ein bestimmtes Schmuckstück zu kurz sind, dieses in mehreren Einzelsträngen zu fertigen und die Teile anschließend mit dekorativen Elementen aus Gold oder Silber zu verbinden.

Kommen wir zum nächsten Arbeitsschritt. Die Haare müssen nun, nachdem sie sorgfältig gekämmt und auf eine einheitliche Länge gebracht wurden, in mehrere Einzelstränge aufgeteilt werden, die anschließend zum gewünschten Schmuckstück verflochten werden. Wichtig ist dabei, dass die einzelnen Haarstränge genau gleich dick sind. Nur so lässt sich am Ende ein Schmuckstücke herstellen, das eine gleichmäßige und ansprechende Optik bietet. Ein guter Pferdehaarschmuck-Hersteller wird die einzelnen Haare für jeden Strang genau abzählen, so dass kein Strang mehr Haare als ein anderer beinhaltet.

Sobald die Haare in einzelne Stränge aufgeteilt wurden, werden diese Stränge zunächst sorgfältig verzwirnt und dann an beiden Enden durch einen Knoten oder durch den Einsatz einer Metallklammer vor dem Auseinanderfallen gesichert. Durch das Verzwirnen der Haare wird erreicht, dass das spätere Schmuckstück seine Stabilität nicht nur durch die Flechttechnik erhält, sondern die einzelnen Stränge schon vor dem Flechten einen gewissen inneren Halt aufweisen. So verformt sich das Schmuckstück nicht, bleibt dauerhaft schön und ist nahezu unbegrenzt haltbar.

Anschließend folgt der wichtigste Teil zur Herstellung des Schmuckstücks aus Pferdehaar: das Flechten. Hierbei wird jeder Schmuckhersteller beziehungsweise Künstler seine ganz eigene Technik anwenden. Verbreitet ist das so genannte Rundflechten, bei dem acht oder mehr Stränge miteinander verflochten werden. Zur Stabilisierung des Schmuckstücks kann außerdem eine Seele aus verzwirntem, aber nicht geflochtenem Haar eingearbeitet werden. Je nachdem, wie fest und mit welcher Sorgfalt die einzelnen Stränge miteinander verflochten werden, entsteht ein fertiges Band, das entweder einen runden oder einen quadratischen beziehungsweise rechteckigen Querschnitt aufweist.

Das fertige Band wird schließlich auf die gewünschte Länge zurechtgeschnitten. Anschließend werden die Enden sorgfältig mit einer Metallklammer eingefasst, die dann in der Regel den Verschluss für das Schmuckstück bildet. Nach Wunsch können die Enden vor der Einfassung in Metall auch noch mit einem Spezialkleber versiegelt werden, dies gibt dem Schmuckstück nochmals zusätzliche Haltbarkeit.

Die Haare vom Pferd ernten

Wer nun Interesse bekommen hat, sich auch von seinem Pferd ein individuelles Schmuckstück von unvergänglicher Schönheit anfertigen zu lassen, benötigt dafür zunächst eine ausreichende Anzahl von Haaren. Wie bereits erwähnt, werden dafür meist die Schweifhaare verwendet, teilweise eignen sich aber auch Haare der Mähne dafür, sofern sie die erforderliche Festigkeit aufweisen.

Zum „Ernten“ der Haare gibt es verschiedene Möglichkeiten. Insbesondere bei einem Fellwechsel verlieren Pferde auch immer viele Schweifhaare, in dieser Zeit können diese nach und nach gesammelt werden, bis sich eine ausreichende Anzahl gebildet hat. Die Haare sollten dabei aber unbedingt in die gleiche Richtung ausgerichtet werden, das heißt die Haarwurzel jeweils auf einer Seite. Selbstverständlich bietet sich auch die Möglichkeit, die Haare mit einer Schere abzuschneiden. Seien Sie damit jedoch etwas vorsichtig, so dass die Schönheit des Schweifes oder der Mähne auch nach Ihrer Aktion noch erhalten bleibt.

Wichtig ist vor allem, das im „geernteten“ Bündel Haare von Ihrem Pferd genügend lange Exemplare vorhanden sind. Als Faustformel lässt sich sagen: Die Menge der langen Haare sollte mindestens der Dicke eines großen Filzschreibers beziehungsweise Permanent-Markers entsprechen. Nach der „Ernte“ sollten die Haare lediglich mit einem Gummi oder Bindfaden zusammengehalten, aber keinesfalls schon jetzt geflochten oder verknotet werden.

Welche Schmuckstücke lassen sich aus Pferdehaar herstellen?

Die klassischen Pferdehaar-Schmuckstücke sind Halsketten oder Armbänder. Aus ganz kurzen Haaren können allerdings auch Fingerringe oder Ohrringe hergestellt werden. Auch Broschen und Schlüsselanhänger werden in Einzelfällen aus Pferdehaar hergestellt.

Wie empfindlich ist der Schmuck?

Ein in liebevoller Handarbeit und mit großer Sorgfalt hergestelltes Schmuckstück aus Pferdehaar sollte entsprechend vorsichtig behandelt werden - auch wenn es mehr verträgt, als man zunächst annehmen möchte. Insbesondere den Kontakt mit Wasser, Reinigungsmitteln und anderen schädlichen Substanzen sollte man aber unbedingt vermeiden. Auch spitze Kanten von anderen, gleichzeitig getragenen Schmuckstücken oder Uhren können ein Schmuckstück aus Pferdehaar beschädigen. Daher sollten diese Schmuckstücke immer als Einzelteile getragen werden, wodurch sie außerdem einen besonderen Blickfang bilden.

Archivbeitrag 02.02.2011
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