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Schmuck als Geldanlage: Chance oder Risiko?

Nach dem Platzen der so genannten "Dot-Com-Blase" Ende der neunziger Jahre und Anfang des neuen Jahrtausends, bei dem reihenweise Unternehmen, die der New Economy zugerechnet wurden, pleite gingen, besannen sich viele Anleger wieder zunehmend auf reale und greifbare Werte.

Genau so verhält es sich regelmäßig auf den internationalen Finanzmärkten. In Zeiten hochspekulativer Finanzprodukte siegt die Gier über das Hirn und man verspricht sich den schnellen Reichtum, ohne dafür arbeiten zu müssen. In der Vergangenheit war es jedoch immer so, dass der Anleger nach einer gewissen Zeit wieder unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde.

Das ist also einer der Gründe, warum Kapitalanlagen in physischer Form, zum Beispiel Edelmetalle, Antiquitäten, Devisen und auch Schmuck, in den letzten Jahren so begehrt geworden sind. Experten warnen jedoch davor, insbesondere Schmuck als Kapitalanlage zu nutzen. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die wir nachfolgend einmal etwas näher beleuchten möchten.

Schmuck ist Expertensache

Viele Verbraucher glauben, dass Sie beim Kauf von Schmuck als Kapitalanlage nicht viel falsch machen können. Dieser Gedanke ist jedoch grundfalsch. Es reicht einfach nicht aus, Schmuck lediglich nach seinem Preis oder dem Material auszuwählen. Im Bezug auf die Werthaltigkeit spielen viele weitere Faktoren eine ausschlaggebende Rolle.

Selbst dann, wenn das betreffende Schmuckstück eine Expertise eines anerkannten Goldschmieds besitzt, ist der Besitzer nicht vor Überraschungen gefeit. So kann beispielsweise die Farbe eines Steins großen Einfluss auf den Wert des gesamten Schmuckstücks nehmen. Ist die Farbe z.B. eines Smaragdes nicht perfekt, kann der Wert ruckzuck auf die Hälfte des ehemals angenommenen Betrags sinken. Selbst Goldschmiede und Juweliere können hier nicht immer einen Gemmologen ersetzen. Wird im Anschluss ein Expertengutachten - z. B. aus Idar-Oberstein - angefordert, so ist die Enttäuschung manchmal groß. Zudem muss der Schmuckbesitzer auch noch die Gutachterkosten tragen.

Gleiches gilt, wenn die Farbe zwar in Ordnung ist, die Steine jedoch leichte Qualitätsmängel aufweisen. Dabei kann es sich beispielsweise um Einschlüsse oder auch kleine Absplitterungen handeln. Oft sind diese Mängel nur unter der Lupe sichtbar, trotzdem können sie großen Einfluss auf die Werthaltigkeit des Schmuckstücks nehmen.

Doch auch Schmuck ganz ohne Steine kann sich durchaus als Mogelpackung erweisen. Zwar erkennt man Goldschmuck am entsprechenden Stempel, jedoch ist auch dieser mitunter genauso falsch, wie das ganze Schmuckstück. Vielen ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch der Begriff "Autobahngold" geläufig. Dabei handelt es sich um Schmuckstücke aus angeblichem Gold mit gefälschten Stempeln, die insbesondere in den siebziger und achtziger Jahren auf Autobahnraststätten in ganz Europa verkauft wurden. Der Verkäufer tischte dem ahnungslosen Opfer hierbei eine haarsträubende Geschichte auf, berichtete von angeblichen Notlagen und bot ihm den Schmuck im Anschluss angeblich für einen lächerlichen Bruchteil des eigentlichen Wertes an. Nach Erwerb der "guten Stücke" stellte sich jedoch dann relativ schnell heraus, dass es sich beim betreffenden Schmuck um billige Plagiate aus unedlen Metallen handelt, die lediglich mit einer äußerst dünnen Goldschicht überzogen wurden. Der Verkäufer war zu diesem Zeitpunkt natürlich bereits über alle Berge.

An diesen Beispielen sieht man, dass der Kauf von hochwertigem Schmuck in jedem Fall Expertensache ist und nicht vom unerfahrenen Verbraucher selbst in die Hand genommen werden sollte. Zumindest nicht dann, wenn dieser als Wertanlage gedacht sein soll. Wenn Sie also in Erwägung ziehen, trotz aller Bedenken Schmuckstücke als Kapitalanlage zu erwerben, sollten Sie diese zumindest vor dem Kauf von einem unabhängigen und kompetenten Experten in seinem Wert schätzen lassen.

Lediglich besonders hochwertiger Schmuck eignet sich (bedingt) als Kapitalanlage

Eine weitere These anerkannter Experten aus dem Kapitalanlage- und Schmuckbereich ist, das sich - wenn überhaupt - ausschließlich sehr hochwertiger Schmuck als Kapitalanlagemodell eignet. Als Mindesteinstiegswert wird dabei ein mittlerer fünfstelligen Betrag empfohlen. Vom Kauf von preiswerteren Schmuckstücken als Kapitalanlage wird strikt abgeraten, da deren Materialqualität in der Regel nicht hoch genug ist, um einen dauerhaften Werterhalt zu gewährleisten und plötzliche Preisstürze zu vermeiden.

Gerade bei diesen besonders hochwertigen Schmuckstücken ist es immens wichtig, einen weiteren Experten beim Kauf zurate zu ziehen. Das gilt natürlich noch verstärkt, wenn der Schmuck nicht bei einem einheimischen Juwelier oder Goldschmied erworben wird. Relativ sicher kann sich der Käufer sein, wenn er seinen Schmuck im Rahmen einer Auktion bei einem der namhaften Offline-Auktionshäusern erwirbt. Hier werden in der Regel zunächst Gutachten von anerkannten Sachverständigen angefertigt, bevor ein besonders teures Schmuckstück zur Versteigerung kommt. Grundsätzlich: Kaufen Sie nur von Händlern, die bekannt sind und einen Ruf zu verlieren haben!

Apropos Versteigerung: Sie sind im Schmuckbereich zumeist für Käufer ein echter Segen, für Verkäufer dagegen oft eine Enttäuschung. Der Kapitalanleger könnte nun annehmen, hier als Käufer in einer besonders günstigen Position zu sein und günstige Schmuckstücke für seine Kapitalanlage erwerben zu können. Dabei muss er sich jedoch immer darüber im Klaren sein, dass die Rollen genau vertauscht sind, wenn er seine Anlage in der Zukunft einmal wieder zu Geld machen will. Er muss dann selbst als Verkäufer tätig werden und kann seinen Schmuck unter Umständen nur mit Verlust verkaufen. Er wird aber kaum eine andere Wahl haben, da sich Schmuck heutzutage fast nur über Auktionen verkaufen lässt - mit Ausnahme des Goldschmucks, der aufgrund des momentanen Gold-Booms allerorten wie verrückt angekauft wird. Hier wiederum aber auch nur zum Schmelzgoldpreis mit entsprechendem Verlust.

Sonderfall Diamanten und Gold

Im Gegensatz zu Schmuckstücken ansich empfehlen Experten den Kauf von Diamanten als Kapitalanlage durchaus. Jedoch muss auch hierbei darauf geachtet werden, dass die Steine aus seriöser Quelle kommen und 100%ig echt sind. Darüber hinaus sollten nur gängige Größen und Schliffe erworben werden, damit sich die Steine im Bedarfsfall schnell wieder zu einem guten Preis verkaufen lassen.

Der Experte rät: Kaufen Sie als Kapitalanlage möglichst lupenreine Einkaräter von sehr hoher Farbgüte. Diese sollten im gesamten Edelstein-Portfolio etwa 80 Prozent ausmachen, die rechtlichen 20 Prozent können als Farbedelsteine hinzugefügt werden. Doch auch diese Farbedelsteine sollten der Top-Kategorie entsprechen, also beispielsweise Smaragde, Saphire oder Rubine sein. Nur so lässt sich eine dauerhafte Werthaltigkeit erzielen.

Unverarbeitets Gold ansich liegt auch als eine vielversprechende Wertanlage auf der Hand. Experten erwarten trotz aller bisherigen Rekordstände sogar weitere Steigerungen. Hier nun alle Faktoren rund um die Zukunft des Goldes abzuwägen würde jedoch den Rahmen dieses Beitrages sprengen.

Fazit

Wer kein absoluter Experte im Schmuckbereich ist und einen hohen Kapitalbetrag investieren möchte, sollte tunlichst die Finger von Schmuck als Kapitalanlage lassen und diesen so verwenden, wie er eigentlich vorgesehen ist - als dekoratives Element am eigenen Körper oder in Form eines edlen Geschenks für die Liebste bzw. den Liebsten.

Archivbeitrag 27.01.2011
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