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René Kriegbaum: Die kleine Marke für große Individualisten

Wie sollte seine ganz persönliche Lieblings-Uhr aussehen? René Kriegbaum aus Solingen machte sich darüber lange Gedanken. Durch Zufall stieß er auf einen Hygrometer - und der Groschen war gefallen: Das Zifferblatt-Design seines Zeitmesser sollte sich an dieses Instrument anlehnen. Aus der Idee wurde eine kleine, aber feine Uhrenmarke, zumal Kriegbaum das legendäre Schaltradkaliber Valjoux 72 verbauen lässt.

Leidenschaft ist die Mutter der Kreativität. Sie setzt bisweilen die banalen Grenzen der Rationalität außer Kraft und weitet den Horizont. Leidenschaft lässt mitunter verrückte Ideen in den Köpfen entstehen, aus denen rare Meisterwerke werden können. René Kriegbaum aus Solingen spürte diese Leidenschaft schon früh: Er gehört zu jener immer größer werdenden Zahl von mechanikbegeisterten Menschen, für die eine Uhr weitaus mehr ist als ein Instrument zur Zeitmessung. Eigentlich arbeitet Kriegbaum in einer ganz anderen Branche, doch das Entwerfen von außergewöhnlichen und eigenständigen Uhren ist seine "Kür", wie er selbst sagt. Kriegbaum sammelt Armbanduhren, besuchte Uhrenseminare, baute im Laufe der Zeit gute Kontakte zu Spezialisten und Zulieferern auf. Und mittlerweile hat er einen Chronographen der Extraklasse auf den Markt gebracht. Eine Uhr, die seinen Namen auf dem Zifferblatt trägt: René Kriegbaum. Und eine Uhr, die sich an jene Connaisseurs richtet, für die Exklusivität und "innere Werte" mehr zählen als ein großer Markenname oder ein imponierender Protzfaktor.

Wir trafen René Kriegbaum in Bonn - und wollten die ganze Geschichte hören. Wie kommt jemand auf die Idee, nach jahrelangen Vorarbeiten eine Luxus-Armbanduhr zu lancieren und sich damit auf einen hart umkämpften Markt zu begeben, von dem manche sagen, er sei längst ein Haifischbecken? Viel Zeit und Geld hat René Kriegbaum in die Verwirklichung seines Traumes gesteckt. Dafür hätte er sich so manchen außergewöhnlichen Zeitmesser gönnen können. Aber er wollte eben eine Uhr nach eigenem Gusto.

Anmutung eines Präzisionsinstruments

"Im Jahr 2003 habe ich mir überlegt, wie meine ganz individuelle Uhr aussehen würde", erinnert sich Kriegbaum an die Anfänge. Er habe immer Wert auf ein klassisches Design gelegt, weshalb ihm vor allem die Uhren von Chronoswiss besonders zusagen. Zunächst war es also ein Gedankenspiel, doch kreative Ideen entwickeln oft eine Eigendynamik. Als Kriegbaum eines Tages einen alten Hygrometer, also ein Instrument zur Messung der relativen Luftfeuchtigkeit, entdeckte, war ihm klar: So ähnlich sollte das Zifferblatt seiner Uhr aussehen. Kein Firlefanz, sondern ein aufgeräumtes und reduziertes Design - klar, gut ablesbar und mit der Anmutung eines Präzisionsinstruments.

Sehr viel Liebe zum Detail und nicht zuletzt viel Zeit investierte René Kriegbaum in die Gestaltung des Gehäuses. Die Lösung geriet am Ende so anspruchsvoll, dass es einer jahrelangen Suche bedurfte, bis Kriegbaum endlich einen kompetenten Hersteller fand, der entsprechende Qualität garantieren konnte. Zu den technischen Herausforderungen der besonderen Art gehören die invertierte Kannelierung sowie die gebogenen Hörner zur Befestigung des Leder- oder Milannaise-Armbandes. Die Lünette ragt etwas über das bombierte Deckglas hinaus und bietet diesem zusätzlichen Schutz.

Kein 08/15-Chronographenwerk

Da ist es nur folgerichtig, dass Kriegbaum kein 08/15-Chronographenwerk wählte, sondern ein Kaliber, das Uhrengourmets ein Zungenschnalzen abverlangt. Im Inneren der Kriegbaum-Uhr tickt das klassische Schaltradkaliber Valjoux 72, von dem Experten sagen, es sei das vielleicht beste Chronographenwerk aller Zeiten. "Mir ist es gelungen, ein paar unverbaute Exemplare dieses Werkes zu erwerben", berichtet René Kriegbaum. Charakteristisch für das Valjoux 72-Handaufzugswerk ist die Breguet-Spirale. Das Kaliber wurde übrigens vor vielen Jahren vorübergehend einmal in die Navitimer von Breitling eingebaut. Uhren mit diesem seltenen Werk erzielen auf Auktionen immer Top-Preise.

"Natürlich muss das Werk auch entsprechend verziert werden. Ich wollte mich nicht auf den gängigen Genfer Streifenschliff beschränken, sondern orientierte mich an aufwändig verzierten klassischen Taschenuhrwerken", berichtet Kriegbaum. Dazu gehören unter anderem eine vergoldete Grainage, gebrochene und polierte Kanten, schwarz polierte Stahlteile und ein handgravierter Unruhekloben.

Auch wenn sich René Kriegbaum nunmehr also seinen Traum von seiner eigenen Uhr erfüllt hat, bedeutet dies nicht, dass die Kunden diesen Zeitmesser 1:1 so kaufen müssten. Sie können vielmehr unter verschiedenen Gehäuse- und Zifferblattvarianten wählen und sich ganz individuelle Wunschmodelle zusammenstellen. "Bei der konstruktiven und handwerklichen Umsetzung vertraue ich auf erfahrene Top-Profis, die mir und meinen Kunden ein professionelles Produkt garantieren können", sagt der Uhrenliebhaber.

René Kriegbaums Chronograph richtet sich an einen kleinen Kreis von Uhren-Enthusiasten mit Vorliebe für klassisches Design und klassische Werke. Da nur noch wenige Valjoux 72-Werke vorhanden sind, bleibt die Zahl der René Kriegbaum-Uhren sehr überschaubar. Die Chance jedenfalls, dass im Flugzeug der Passagier nebenan die gleiche Uhr trägt (was bei anderen in großen Stückzahlen produzierten Schweizer Marken schon mal vorkommt), tendiert jedenfalls stark gegen Null.

Bei soviel Detail-Liebe und angesichts der Verwendung eines klassischen und seltenen Kalibers relativiert sich der im ersten Moment recht hoch erscheinende Preis zwischen 6950 und 7800 Euro. Es ist eben eine Uhr für Individualisten, die auch bereit sind, in ihre Individualität zu investieren und nicht nur im Mainstream mitschwimmen.

www.renekriegbaum.de

Alle Fotos: René Kriegbaum

Archivbeitrag 01.02.2013
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