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Oberflächengestaltung von Schmuck - Teil 1

Die Oberfläche eines Schmuckstückes wirkt sich direkt auf seinen gestalterischen Ausdruck und auf seine Wirkung aus. Neben den bekannten Polierungen und Mattierungen von industriell hergestelltem Schmuck, auf die hier auch kurz eingegangen wird, hat man in der individuellen Anfertigung vielfältige weitere Möglichkeiten. Alle hier vorgestellten Techniken sind in einer gut ausgestatteten Hobbywerkstatt nach zu arbeiten, es werden neben Brettwerkzeug und Brenner nur Polier- oder Mikromotor und ein Walze benötigt.

1. Mechanische Oberflächengestaltung

1.1 Finish Oberflächen

Diese werden am fertigen Schmuckstück ausgeführt und geben ihm seinen endgültigen Charakter.

Polierung: Durch Vorschliff und Glanzschliff mit verschiedenen Polierpasten am Poliermotor wird eine hoch glänzende Oberfläche erreicht. Je nach Metall werden andere Pasten und Bürsten benötigt. (Genaue Auskunft gibt es auf Werkblättern der Hersteller). Durch den starken metallischen Glanz strahlen die Schmuckstücke Härte aus, die nicht bei jeder Form passend wirkt.

Bürsten: Nach der Politur wird das Schmuckstück unter fließend Wasser mit einer Stahl- oder Messingbürste bearbeitet. Durch die feinen Linien die dadurch in der Oberfläche entstehen, erhält das Schmuckstück einen leicht glänzenden Schimmer, ähnlich dem von Seide.

Verschleifen: Entweder wird die Oberflächenbearbeitung hier nach sehr gutem Vorschliff beendet oder von Hand oder mit dem Poliermotor mit einem Scotch in beliebiger Härte bearbeitet. Die Oberfläche weist dann parallele Linien auf, die dem Schmuck eine Mattierung geben, bei der die ursprüngliche Metallfarbe sehr gut zur Geltung kommt.

Kratzen: Diese Mattierung wird in der Fachwelt meist als eismatt oder geeist bezeichnet, um den Kunden nicht zu erschrecken. Aber es ist in der Tat so, das die Oberfläche des Schmuckstückes nach Vorschliff oder Politur mit grobem Schmiergelleinen (40er - 80er) zerkratzt wird. Es entstehen dabei kreisförmige Rillen, die selbst glänzen. Die Oberfläche erinnert an eine von vielen Schlittschuhen zerkratzte Eisfläche, daher der Handelsname. Die Wirkung zeigt sich optimal auf großflächigen, schlichten Schmuckstücken, die durch die Oberfläche einen sehr lebhaften Ausdruck bekommen.

Mattschlagen: Mit einer speziellen Bürste bzw. einem Aufsatz für das Handstück, der Mattschlagbürste, kann man diesen Effekt erzielen. Durch rotierende Stahlnadeln (je nach Bürste unterschiedlich stark) werden kleine Vertiefungen in das Metall geschlagen (Achtung: unbedingt Schutzbrille tragen!) die einen matten Schimmer ergeben. Eine gute Alternative zum Sandstrahlen.

1.2 gehämmerte und gewalzte Texturen

Ein wunderbar weites Feld, bei dem man nach Herzenslust experimentieren kann. Hier werden nur einige Beispiele erläutert, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe, aber nur Mut und selbst ausprobieren. Nach meiner Erfahrung ist noch kein Schmuckstück verdorben gewesen, es sah nur nicht immer so aus wie in meiner Vorstellung.

Durch den starken Druck der Walzenrollen strukturieren auch feine Materialien wie Stoffe, Vliese und Bänder die Metalle in ausreichendem Maß, was beim Schmieden nicht immer gewährleistet ist.

Grundsätzlich gilt: Vor dem Strukturwalzen bzw. -schmieden muss das Schmuckstück unbedingt ausgeglüht werden, damit es weich genug ist um die Musterung aufzunehmen.

Gewalzte Strukturen werden regelmäßiger, da durch die Walzenrollen der Druck gleichmäßiger verteilt wird. Beim Einwalzen von harten Teilen am besten eine Lage Papier über das Werkstück legen, um die Walzen nicht zu schädigen.

Egal welches Material eingewalzt wird, diese Methode eignet sich für flächige Stücke, die nicht mehr viel Nachbearbeitung benötigen, da sonst die Strukturen beschädigt werden können. Wenig geeignet für Bandringe, da hier eine Fuge sichtbar wird.

Durch den starken Druck der Walzenrollen strukturieren auch feine Materialien wie Stoffe, Vliese und Bänder die Metalle in ausreichendem Maß, was beim Schmieden nicht immer gewährleistet ist.

Gehämmerte Strukturen werden unregelmäßiger, da die Druckverteilung nicht gleichmäßig erfolgt.

Bei geschmiedeten Stücken kann die Strukturierung im letzten Arbeitsgang erfolgen und auch bei Bandringen angewandt werden, ohne das die Fuge sichtbar sind.

Musterbeispiele

Die hier vorgestellten Prägematerialien sind nur beispielhaft zu sehen, es gibt noch viele andere Möglichkeiten, die nur darauf warten, ausprobiert zu werden. Nur Mut und viel Spaß beim Experimentieren!

Geknüllte/gebogene Drähte:

Hiermit werden vertiefte Muster erzeugt, je nach Härte des Drahtes und der Dicke variiert die Stärke und Tiefe des Abdrucks. Man kann gezielte Muster erstellen, oder sich einfach überraschen lassen, was der Zufall ergibt.

Papiere:

Papiere sind vor allem zum Walzen geeignet, hierbei ergeben sich feine Strukturen, gerade Aquarellpapier eignet sich sehr gut, aber auch handgeschöpfte Papiere oder Strohseide ergeben interessante Muster. Walzt man die Papiere, werden die Muster gleichmäßig und ergeben einen edlen Effekt, beim Hämmern kann man vor allem mit Faltenwurf bei feinsten Papieren experimentieren.

Schmirgelpapier:

Sowohl zum Walzen als auch zum Schmieden geeignet. Feine Körnungen ergeben einen dem Sandstrahlen ähnlichen Effekt, grobe Körnung eine Art Kristallstruktur.

Stoffe/Leder:

Je nach gewünschtem Effekt muss man sich zwischen Walzen und Schmieden entscheiden. Beim Walzen entstehen gleichmäßige Strukturen, die die Prägung des Leders bzw. das Webmuster des Stoffes abbilden. Beim Schmieden kann man die besten Effekte mit dem Abbilden des Faltenwurfs erzielen.

Faservlies, Lochbänder:

Diese Materialien eignen sich nur zum Walzen, da die feine Stoffstruktur nicht vom Hammerschlag auf das Metall übertragen werden kann. Ergibt aber je nach Band neuartige und außergewöhnliche Muster.

Archivbeitrag 21.02.2011
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