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Interview mit dem Uhrenexperten und Auktionator Stefan Muser

„Deutscher Markt wieder sehr attraktiv“
Wie entwickelt sich der Sammlermarkt für Uhren nach dem Einbruch infolge der Wirtschaftskrise? Michael Brückner sprach darüber mit Stefan Muser, Inhaber des führenden deutschen Uhren-Auktionshauses Dr. Crott in Mannheim.

Herr Muser, die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise waren naturgemäß auch auf den Uhrenmärkten spürbar. Geht es nun wieder aufwärts?

Die Marktentwicklung stellt sich sehr differenziert dar. Ältere Armbanduhren, also die so genannten Vintage-Modelle, erzielen inzwischen wieder recht gute Preise, sofern es sich um gesuchte Zeitmesser von bekannten Marken handelt. Der Markt für neue Uhren ist derzeit noch etwas schwierig. Dafür verzeichnen wir bei den Taschenuhren einen regelrechten Boom.

Sie sprechen die Marken an. Welche verheißen aus Ihrer Sicht Wertsteigerungspotenzial?

Auch in den Krisenmonaten blieben die Armbanduhren von Patek Philippe natürlich sehr begehrt. Gleiches gilt für bestimmte Vintage-Modelle von Rolex. Bei A. Lange & Söhne kommt es wirklich auf das Modell an. Limitierte Zeitmesser in weißen Edelmetallen entwickeln sich ganz erfreulich.

Sie meinen also Gehäuse aus Platin und Weißgold. Sind Uhren aus Rosé- und Gelbgold nicht gefragt – trotz des stark gestiegenen Goldpreises?

Uhren aus Rosé- oder Geldgold werden nicht so stark nachgefragt, zumindest bei uns in Europa. Vor allem Zeitmesser in gelbgoldenen Gehäusen waren, wenn Sie eine Analogie zur Börse bemühen wollen, ausgesprochene Underperformer. Gerade deshalb könnten solche Modelle für antizyklische Investoren unter den Uhrenfreunden interessant sein, denn auf dem asiatischen Markt, der für unsere Branche eine immer wichtigere Rolle spielt, werden Rosé- und Gelbgold durchaus geschätzt.

Sie hatten im vergangenen November ihre große Auktion in Frankfurt. Wie ist sie gelaufen?

Wir sind ausgesprochen zufrieden. Die Ergebnisse spiegeln übrigens sehr deutlich die Marktentwicklung wider. Rund 50 Prozent der zugeschlagenen Uhren gingen nach China. Dort besteht eine anhaltend hohe Nachfrage nach Luxusuhren.

Verraten Sie uns auch, welches die Highlights dieser Auktion waren?

Für 341.000 Euro haben wir eine goldene Taschenuhr von Union Glashütte verauktioniert. Es handelte sich um eine bedeutende astronomische Savonnette Grand Complication, etwa aus dem Jahr 1896. Mit einem Gewicht von rund 400 Gramm ist diese Uhr die schwerste jemals in Glashütte produzierte Taschenuhr. Unser Highlight im Bereich der Armbanduhren war eine Patek Philippe Ref. 3970E aus dem Jahr 1997. Diese extrem seltene, astronomische Uhr in einem feinen Platingehäuse wechselte bei einem Zuschlagspreis von 45.000 Euro ihren Besitzer.

In China geht also regelrecht die Post ab. Wie haben sich die wichtigsten europäischen Märkte entwickelt?

Italien – insgesamt ein wichtiger Uhrenmarkt – erscheint mit aktuell noch etwas träge. Hier in Deutschland entwickelt sich die Nachfrage hingegen sehr positiv.

Bild: Dr. Crott / www.uhren-muser.de

Archivbeitrag 08.02.2011
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