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Goldschmied - Teil 4. Finale: Das müssen Goldschmiede alles können

Zu Beginn der Lehre wird normalerweise die Inbetriebnahme von Maschinen gelehrt. Die Pflege von Werkzeugen, Geräten und Maschinen und das Warten von Betriebsmitteln ist ein wichtiger Teil der Ausbildung. Der junge Goldschmied sollte auch in der Auswahl, Vorbereitung, Handhabung und Lagerung von Werk- und Hilfsstoffen geschult werden.

Auch das selbständige Planen von Arbeitsabläufen ist als Goldschmied ein wesentliche Tätigkeit im täglichen Arbeitsgeschehen. Es müssen die Umsetzung von vorgegebenen Entwürfen geplant, Arbeitsschritte festgelegt und Maße und Gewichte eingeteilt werden. Die Umsetzung eigener Entwürfe fördert die Selbständigkeit und Kreativität des Lehrlings. Ein weiterer Schwerpunkt der Ausbildung ist das Messen und Kennzeichnen, sowie das Kontrollieren von Arbeitsergebnissen. Dazu gehört unter anderem das Anreißen, Körnen, Messen und Wiegen des Werkstückes. Auch das Stempeln von Edelmetallen ist ein Bestandteil dieses Ausbildungspunktes. Als nächstes sollte das Gestalten und Darstellen von Schmuck genannt werden. Ein Lehrling sollte in der Lage sein eine Skizze oder Zeichnung (perspektivisch und in mehreren Ansichten) zu lesen oder selbst anzufertigen. Die Anfertigung einer Abwicklung gehört ebenfalls in den Aufgabenbereich eines Goldschmieds. 

Verbinden, Umformen, Abtragen und Trennen...

Einer der wichtigsten Ausbildungsbereiche ist das Umformen von Metall. Im beruflichen Alltag wird man täglich damit konfrontiert. Dazu gehören Aufgaben wie Bleche und Profile walzen, Drähte und Bleche schmieden und richten, Drähte und Rohre anfertigen, ziehen und frei Hand unter Verwendung von Hilfsmitteln biegen. Auch Hohlformen aufziehen, Werkstücke schmieden und Schmuckteile auftiefen, aufziehen und einziehen gehört in jede Ausbildung zum Goldschmied. Genauso, wie das Trennen und Abtragen. Dazu gehört z.B., das plan, winklige, form- und paßgenaue Feilen der Werkstücke, sowie das Bohren, Fräsen, Entgraten von Werkstücken und Schneiden von Gewinden. Ein weiterer Bereich in der Ausbildung zum Goldschmied ist das Fügen. Es beinhaltet das Schweißen, Hart- und Weichlöten von Metallen, Stiftverbindungen, das Verschrauben und Vernieten der Werkstücke und das Kleben. Auch das Legieren und Schmelzen sollten in den Ausbildungsjahren behandelt werden, genauso wie das Anfertigen von Kleinwerkzeugen und die Herstellung von Ketten (z.B. Ankerketten, Panzerketten...). Der nächste Punkt in der Goldschmiedelehre ist die Herstellung von Schmuck mit Funktionsteilen. Damit sind bewegliche Verbindungen, insbesondere Scharnier- und Ösenverbindungen gemeint, sowie Broschierungen (Zugsicherung), Manschettenknopf-Mechaniken, Ohrschmuck-Mechaniken (Clip-Mechaniken) und Verschlüsse. Bei den Verschlüssen unterscheidet man unter anderem Schnapp-, Dreh- und Leiterverschlüsse.

Fassungen, Oberflächenbehandlung, Galvanik...

Das Anfertigen und Montieren von Zargen und Fassungen gehört ebenso in die Ausbildung zum Goldschmied. Es werden Zargen aus Abwicklungen gefertigt und montiert, Fassungen hergestellt, insbesondere Chaton-, Krappen-, zylindrische und konische Fassungen und diese gegebenenfalls montiert. Dabei ist nie das Gestalterische aus den Augen zu lassen. Nun kommen wir zur Behandlung von Oberflächen. Einige Beispiele wären das Verdichten und Strukturieren der Oberflächen durch Bürsten, das Abziehen von Flächen, das Schmirgeln, Schleifen, Polieren und Mattieren. Auch galvanische Überzüge und das Färben von Metallen durch chemische Hilfsmitteln gehören dazu. Der nächste Bestandteil einer Ausbildung sollte die Erkennung, Zuordnung und Handhabung von Edelsteinen und Organischen Stoffen sein. Außerdem sollte man die Wertverhältnisse einschätzen können und die Sorgfaltspflichten beim Umgang mit diesen Stoffen beachten. Diese Ausbildungspunkte sollten in den ersten zwei Jahren der Goldschmiedelehre den Auszubildenden vermittelt werden.

Da sich ab dem dritten Lehrjahr der Beruf in drei Fachrichtungen aufteilt, werden die Schwerpunkte der Ausbildung ab diesen Zeitpunkt verteilt. Die wesentlichen Unterschiede der jeweiligen Richtung wurden schon in Kapitel 2 erläutert.

Die Goldschmiedelehre - Übersicht des 4-Teilers von Bettina Votz

Hier noch die Links zu den vorangegangenen Teilen:

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Buch-Empfehlung für angehende Goldschmiedinnen und Goldschmiede

Ein empfehlenswertes Fachbuch: "Verordnung über die Berufsbildung zum Goldschmied / zur Goldschmiedin" vom W. Bertelsmann Verlag KG. Fast schon ein MUSS für einen Goldschmied ist aber "Theorie und Praxis des Goldschmieds" von Prof. Dr. Erhard Brepohl, Hanser Verlag Technik.
Falls weiteres Interesse an Fachliteratur zur Ausbildung zum Goldschmied besteht, kann ich noch "Die Goldschmiedelehre" vom Rühle-Diebener-Verlag, Stuttgart weiter empfehlen.

Fachchinesisch? Platz für ihre Fragen und Erfahrungen:

In unserem Goldschmiede Forum haben wir einen Thread eingerichtet, in dem Sie alle Ihre Fragen, Erfahrungen und Meinungen zum Thema einbringen können: Diskussions-Faden im Goldschmiedeforum
Dort ist selbstverständlich auch Platz, um verwendete Fachwörter aus dem Goldschmiede-Vokabular zu erörtern.

Archivbeitrag 19.07.2011
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