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Die Geschichte der großen Schmuck- und Uhrenlabels, Teil 4: Breitling

Geht es um Luxusuhren von absolutem Weltrang, fallen immer wieder zwei Namen: Rolex und Breitling. Nachdem wir die interessante Firmenhistorie der Firma Rolex bereits im Rahmen dieser Artikelserie beschrieben haben, wollen wir uns heute dem Uhrenhersteller Breitling SA zuwenden. Ebenso wie der größte Konkurrent stammt Breitling aus der Schweiz und kann auf eine über 100-jährige Tradition zurückblicken.

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1884 durch den damals gerade einmal 24 Jahre alten Léon Breitling, einem jungen Mann aus Saint-Imier in der Berner Jura. Das Unternehmen entwickelt sich von Anfang an gut, setzt seine Prioritäten auf die Fertigung von hochwertigen, technisch fortschrittlichen Zeitmessern und hat damit großen Erfolg.

Zum Vergrößern der eigenen Fertigungskapazitäten wechselt Breitling im Jahr 1892 seinen Standort und firmiert fortan in La Chaux-de-Fonds. In den folgenden Jahren entwickelt sich die Firma prächtig, bis 1914 - kurz vor Ausbruch des ersten Weltkriegs - der Firmengründer Léon Breitling plötzlich und unerwartet verstirbt. Die Nachfolge tritt sein Sohn Gaston an, der die Unternehmensentwicklung mit großer Innovationsfreude vorantreibt. Insbesondere im Bereich der Chronographen gilt Breitling als einer der Vorreiter. Dies zeigt sich schließlich auch im Jahr 1915, als das Unternehmen mit seinen neuen, jungen Chef an der Spitze den Chronograph-Bracelet vorstellt, der über einen Zähler von bis zu 30 Minuten und einen zentralen Chronographenzeiger verfügt.

Dieses neue Uhrenmodell beschert Breitling einen so großen Erfolg, dass die Entwicklung von hochwertigen und technisch herausragenden Chronographen fortan das Hauptgeschäft des Unternehmens bilden. 1923 folgt dann der nächste Höhepunkt in der Produktentwicklung, als Breitling das weltweit erste Chronographenmodell mit unabhängigem Drücker vorstellt. Eine Weltrevolution! Und genau diese sollte sich schon gut 10 Jahre später wiederholen. Diesmal stellt Breitling einen Chronographen mit gleich zwei Drückern vor. Mit dem zweiten Drücker kann die Uhr jederzeit auf Null zurückgestellt werden. Diese Konstruktion ist technisch so fortschrittlich und ausgereift, dass sie noch über 100 Jahre später - nämlich bis heute - verwendet wird.

Während viele Unternehmen durch den zweiten Weltkrieg wirtschaftlich und materiell schwer beschädigt oder gar ganz zerstört wurden, kam Breitling nahezu unbeschadet davon. Der Grund: Man baute Borduhren für die Flugzeuge der Royal Airforce (Englische Luftwaffe) und konnte somit die Produktion trotz knapper Ressourcen nahezu während des gesamten Krieges aufrechterhalten. Doch damit noch nicht genug. Mit der Entwicklung und Vorstellung des neuen Breitling Chronomat erregte man auch in der Airforce der amerikanischen Streitkräfte viel Aufsehen. Schon kurz darauf wurde die Uhr das Standardmodell der US-amerikanischen Bomberpiloten.

Seit diesem Zeitpunkt bilden die Fliegeruhren einen großen Schwerpunkt der Produktpalette von Breitling. Die Konstruktion dieser technischen Meisterwerke gipfelt 1952 im neuen Modell "Navitimer", einer wesentlich weiterentwickelten Fliegeruhr mit verbesserter Lünette, mit der sich auch komplexe Berechnungen über Steig- und Sinkflughöhen, Treibstoffverbrauch und vieles mehr innerhalb kurzer Zeit vornehmen lassen. Dieses Modell wird schließlich absoluter Standard unter den Militärpiloten. Doch nicht nur dort: Auch Privatleute finden zunehmend Gefallen an solchen Uhren, insbesondere ab Ende der sechziger Jahre, als die Navitimer schließlich auch mit automatischem Aufzug eingeführt wird. Das Modell wird zum Dauerbrenner für das Unternehmen Breitling. Bis heute wird es im Handel angeboten, zwischenzeitlich immer wieder modernisiert und weiterentwickelt, z.B. durch den Einbau neuer Komplikationen wie dem ewigen Kalender und vielen mehr.

Parallel dazu entwickelt Breitling auch in anderen Bereichen moderne und innovative Zeitmesser von höchster Qualität. Im Jahr 1958 beispielsweise wird die "Superocean" vorgestellt, ein speziell für Taucher entwickelter Chronograph mit vielen technischen Neuerungen und Zusatzfunktionen.

Jedoch konnten weder die außerordentliche Innovationsfreude noch das ausgeprägte Trendgespür des Hauses Breitling den Niedergang des Unternehmens Ende der siebziger Jahre verhindern. Man geriet in die so genannte "Quarzkrise". Soll heißen: Aus Fernost überschwemmten zur damaligen Zeit unzählige Billighersteller den Uhrenmarkt mit den neuen Quarzuhren. Sie gingen genauer als die traditionellen Uhrenmodelle und waren zudem wesentlich günstiger herzustellen. Für Traditionshersteller, die sich diesem Trend nicht frühzeitig genug angeschlossen hatten, bedeuteten die neuen Quarzuhren eine unmittelbare Existenzbedrohung. So auch für Breitling. Das Unternehmen konnte seinem Schicksal nicht mehr entgehen und musste schließlich 1979 wegen völliger Unrentabilität schließen.

Die Namens- und Markenrechte behielt jedoch zunächst Firmenchef Willy Breitling für sich, verkaufte sie dann aber kurze Zeit später - nachdem es gesundheitlich mit ihm immer weiter bergab ging - an den befreundeten Unternehmen und ehemaligen Piloten Ernest Schneider. Dieser gründet drei Jahre nach dem Niedergang des Traditionsunternehmens die Firma Breitling Montres S.A. und kurbelt die Produktion von hochwertigen Uhren wieder an. Der Durchbruch gelingt ihm dann schon zwei Jahre später - mit der Lancierung des Modells "Chronomat". Dieser völlig neu entwickelte Chronograph wird von der Zielgruppe von Anfang an begeistert aufgenommen und bildet noch heute sozusagen das Rückrat des Unternehmens.

Ein weiterer Meilenstein gelingt Breitling im Jahr 1995 mit der Einführung des Modells "Emergency" - einem völligen neuen Typ der Fliegeruhr, die beispielsweise einen voreingestellten Notrufsender und vieles mehr enthält. Weiterhin beinhaltet diese Uhr erstmals Elemente aus der Quarztechnologie. Experten bezweifelten zunächst, dass sich diese, gar nicht mehr so neue Technik mit der Herstellung hochwertiger mechanischer Uhrwerke vereinen lässt, dem Unternehmen Breitling gelang dies jedoch eindrucksvoll.

Um sich im Markt der Luxushuren zu behaupten, legt Breitling seit den 90er-Jahren zunehmend Wert auf eine nochmals verbesserte Qualität, die zudem durch ständige Kontrollen unabhängiger Institutionen gesichert werden soll. So durchläuft seit 1999 jedes mechanische Uhrwerk vor Auslieferung die äußerst strenge Qualitätskontrolle der COSC. Im Jahr 2001 wird beschlossen, zukünftig auch alle elektronischen Uhrwerke dieser Prüfung zu unterziehen.

Heute werden Breitling-Uhren zu einem großen Teil wieder in La Chaux-de-Fonds hergestellt, wo sich die Produktion schon im Jahr 1892 befand. Durch die zunehmende Besinnung auf bleibende Wert und dem damit verbundenen Streben nach Luxus großer Bevölkerungsschichten steht das Unternehmen glänzend da. Man ruht sich jedoch nicht auf seinen Lorbeeren aus und entwickelt in alter Tradition ständig neue, innovative Features und Uhrenmodelle. Trotzdem bleibt es im Kern bei der guten alten mechanischen Uhr, die sich heute wieder großer Beliebtheit erfreut. Vor einem Jahr feierte das Unternehmen schließlich seinen 125-jährigen Geburtstag und stellte zu diesem Anlass ein neues Inhouse-Chronographenwerk vor, welches höchsten technischen und qualitativen Ansprüchen genügt.

Archivbeitrag 08.09.2011
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