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Allzweckwaffe Rhodium? Vor- und Nachteile rhodinierten Silbers

Vor allem in den Schmuckauslagen der Juweliere und Kaufhäuser glänzt er so schön wie Chrom in der Sonne, der Silberschmuck. In vielen Goldschmieden dagegen kommen die in Silber geschmiedeten Schmuckstücke oft eher gräulich matt bis seidenmatt daher. Der Unterschied: Besonders die Hersteller großer Kollektionen sind dazu übergegangen, Ihre Silberschmuckstücke zu rhodinieren. Das hat Vorteile, birgt aber auch einige Fallstricke.

Vorneweg, ob jetzt fast weiß und hochglänzend oder leicht matt und im puristischen Grauton - was schöner ist, liegt ausschließlich im Auge des Betrachters. Klar ist, rhodiniertes Silber hat - neben der Tatsache, dass es im Schaufenster des Juweliers strahlend und vielleicht auch ein wenig ästhetischer aussieht - viele Vorteile. Der bedeutendste ist der Anlaufschutz. Unbehandeltes Silber korrodiert, reagiert also mit Sauerstoff oder noch schlimmer mit Weichmachern und Klebstoffen in der so geliebten Schmuckschatulle. Oft getragene Stücke verfärben sich ebenfalls gerne - neben der Luft sind hier vor allem natürliche Säuren der Haut Verursacher des Übels. Alles Probleme, die Sie bei rhodinierten Stücken nicht haben - zumindest fast nicht, aber dazu später. Die in der Regel galvanisch auf das Silber aufgebrachte hauchdünne Schicht mit dem Platinnebenmetall Rhodium schützt perfekt vor den eben erwähnten natürlichen Einflüssen. Außerdem ist Rhodium hart und verhindert manche Macke im geliebten Ring. So nebenbei, auch der unliebsame schwarze Abrieb von Silberanhängern gerade auf weißen Kleidungsstücken bleibt aus. Damit scheint das Rhodinieren die Allzweckwaffe für Silberschmuck zu sein.

Nichts für die Ewigkeit

Wie bei allem, wo viel Licht, da ist auch immer Schatten. Zunächst mal, die Rhodiumschicht auf dem Schmuckstück hält nicht ewig. Je nachdem, wie häufig ein Schmuckstück getragen wird und wie eng es an der Haut liegt, kann die rhodinierte Schicht bis zu fünf Jahre halten - manchmal sind es aber auch nur zwei. Noch schneller kann es gehen, wenn Anhänger und Kette (besonders bei glatten Ketten wie Omega- oder Schlangenketten) durch das Tragen regelmäßig aneinander reiben. An den durchgescheuerten Stellen wird der Farbunterschied zum Silber deutlich sichtbar. Klar kann man das gute Stück nachrhodinieren, aber das kann unter Umständen teuer werden. Die abgewetzten Stellen müssen poliert, andersfarbige Teile des Schmuckstücks oder eingearbeitete Steine aufwändig abgedeckt werden. Bedenken sollten Sie auch, dass jede Reparatur, die eine Lötung oder Laserarbeiten erfordert (Ringänderung bspw.) dazu führt, dass das gesamte Schmuckstück komplett rhodiniert werden muss, da die Bearbeitungshitze die alte Rhodiumschicht beschädigt.

Manchmal ist es der Schein, der trügt

Oft ist die Enttäuschung vieler Kunden groß, wenn sie dem Wunsch nach Umarbeitungen oder Reparaturen ihres vermeintlich rhodinierten Silberschmucks in die Goldschmiede oder zum Juwelier kommen und dort erfahren, dass sich unter dem schönen Schein wenig Edles befindet. Vor allem bei Stücken aus dem Ausland oder aus dem Bauchladen von Straßenverkäufern kann es vorkommen, dass sich unter der abgetragen Glanzschicht statt Silber billige Messinglegierungen verbergen. Ein Tipp dazu: Schauen Sie bei jedem rhodinierten Schmuckstück auf jeden Fall nach dem Stempel (in der Regel 925 oder 835) - dann ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Ihnen etwas angedreht wurde. Oft wird das Rhodinieren auch als zuverlässiger Schutz vor nickelhaltigen Legierungen angepriesen. Es gilt jedoch in Fachkreisen als höchst umstritten, dass Rhodium tatsächlich diesen Schutz bietet.

Nichts für Puristen

Ein letzter Punkt, der vor allem für kreative Goldschmiede oft ein Grund ist, auf das Rhodinieren zu verzichten, ist die Einschränkung der handwerklichen Möglichkeiten. Abgesehen davon, dass die Puristen unter den Schmuckschaffenden Silber ungern "verstecken", ist es bei rhodiniertem Schmuck beispielsweise nicht möglich, gewollte Schwärzungen mit Edeloxid oder Goshiba bspw. von Ornamenten oder Schriftzeichen hervorzurufen.

Archivbeitrag 30.01.2012
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