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Peter Verburg – Silberschmied


Kunsthandwerk- BKV

Galerie für Angewandte Kunst in München vom 11. Juni bis 23. Juli 2011.

Eröffnung: Freitag, 10. Juni 2011, 18.30 bis 20.30 Uhr

Begrüssung: Prof. Dr. Thomas Raff, Vorsitzender des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins e.V. Einführung: Prof. Dr. Florian Hufnagl, Leitender Sammlungsdirektor Die Neue Sammlung - The International Design Museum Munic

 

Peter Verburg kommt vom Handwerk – das ist ihm wichtig; dies teilt er, einem Bekenntnis gleich, dem Gegenüber mit. Mit Kunst hat er nichts zu tun – sagt er, aber viel mit dem Deutschen Werkbund, obwohl er dort nicht Mitglied ist. Dessen Forderungen nach Materialgerechtigkeit, nach „form follows function“, nach der Ehrlichkeit der Dinge, auch im Sinne ihres Gebrauches, sind die Eckpunkte seines Schaffens.

 

Peter Verburg hat eine klare Vorstellung, wie die Dinge sein sollten, auch wenn die ihn umgebende Welt anders ist, oder besser gesagt: anders geworden ist. Kein Wunder, dass Peter Verburg Dinge schafft, die sich zu leisten, kaum jemand mehr bereit ist. Leider, muss man sagen, denn die Arbeiten von Peter Verburg sind gut, schlicht, durchdacht und funktionieren, und mit Sicherheit dienen sie länger, als ein Menschenleben dauert – seltene Beispiele von Nachhaltigkeit in einer immer schnelllebigeren Produktwelt, der sich ein Peter Verburg bewusst widersetzt, und dies mit voller Konsequenz seit seinem Studium.

 

Sein Handwerk hat er von der Pike auf gelernt. Geboren 1947 in Bielefeld, absolvierte er eine Silberschmiedelehre an der Berufsfachschule in Neugablonz, der sich ab 1968 ein sechsjähriges Studium an der Akademie der bildenden Künste in München bei Franz Rickert und Hermann Jünger (ab 1971) anschloss. Damit sind auch die Pole genannt, zwischen denen sich das Werk von Peter Verburg bewegt: Handwerk und Akademie, Meisterprüfung als Silberschmied 1973, Diplom 1974 und die unterschiedlichen gestalterischen Ansätze von Franz Rickert und Hermann Jünger. Auf der einen Seite das englische Vorbild, die Konstanz der Form, die radikale Vereinfachung, die Ablesbarkeit der Funktion, dem auf der anderen Seite die Freiheit des Spielerischen und der Atem des Ideenreichtums gegenüberstehen.

 

Peter Verburg steht dazwischen, versucht, die Brücke zu schlagen, und dies gelingt ihm auch, da er die handwerklichen Notwendigkeiten meisterhaft beherrscht und bei aller Strenge und Disziplin sich die Freiheit nimmt, an die Grenzen des formal Vertretbaren zu gehen, ja, sie auszuloten, durchzuspielen, aber eben nicht spielerisch, sondern bestimmt von Reflektion und Reduktion. Es ist die Kanne aus Sterlingsilber, die ihm hierfür als Ausdrucksmittel dient. Teures Material, eine fast unendlich erscheinende Anzahl von Stunden der Bearbeitung und eine durch die Wahl des Gegenstandes zwangsläufig vorgegebene Beschränkung der formalen Möglichkeiten: Stand, Gefäßkörper, Deckel, Tülle, Henkel, Scharniere. Und die Silberkanne ist es auch, die zum „Markenzeichen“ von Peter Verburg geworden ist, unverkennbar durch die Prägnanz ihrer Erscheinung, durch ihre Rigorosität und die Entschiedenheit im Einsatz weniger, aber prägender Mittel, durch spannungsreiches Gegeneinandersetzen einzelner Elemente, die sich dennoch dem übergeordneten Ganzen einfügen, sei es konvex oder konklav, kantig oder rund, sei es das Verhältnis von Fuß und Volumen des Gefäßkörpers oder das Spiel zwischen Tülle, Henkel und Knauf, die zwangsläufig aus der erratischen Geschlossenheit des Gefäßkörpers hervortreten, ihn umspielen, dadurch aber auch gleichzeitig erst seine disziplinierte Form betonen und den Blick auf ihre Bedeutung lenken. Es hat seinen guten Grund, dass Peter Verburg seit langem, seit 1985 mit seinem Atelier in Obergangkofen ist, fern dem Getriebe der Stadt, ein Ort der Ruhe und Stille. Man muss Zeit haben und bereit sein, sich auf die von Peter Verburg gestalteten Dinge einzulassen. Das ist die Schwierigkeit bei seinen Arbeiten, darin liegt Anspruch, aber auch Bereicherung, denn man muss sehen können; und an seinen Kannen lässt sich durch Sehen, durch den unausgesprochenen Appell zu schauen: das Sehen lernen. Und hierin liegt nicht nur die Qualität, sondern auch der Reiz der Silberarbeiten eines Peter Verburg. Prof. Dr. Florian Hufnagl Leitender Sammlungsdirektor, Die Neue Sammlung – The International Design Museum Munich

www.kunsthandwerk-bkv.de

Archivbeitrag 10.06.2011
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